Das L4 Syndrom ist meist durch einen Bandscheibenvorfall bedingt. Kann jedoch auch durch eine Verengung des Spinalkanals ausgelöst sein oder ein Hinweis auf einen Tumor sein.
In der Wirbelsäule verläuft das Rückenmark. Aus diesem treten Nervenbahnen an jedem Wirbel in einer sogenannten Nervenwurzel aus. Die weiterführenden Nervenbahnen ziehen dann in alle Teile des Körper und von dort wieder auf dem selben Weg zurück zum Gehirn. So können wir die verschiedenen Teile des Körpers bewusst spüren und die Bewegung der Muskeln beeinflussen. Als L4 Syndrom bezeichnet man eine Reizung der Nervenwurzel, die am vierten Lendenwirbel austritt. Dadurch kann es zu Störungen der betroffenen Nervenbahn kommen, wodurch Bewegungsprobleme oder unangenehme Empfindungen im Bereich, der durch die Nervenbahn versorgt wird, auftreten.
Die Bandscheibe besteht aus einer faserigen Scheibe in der sich ein kleiner wässriger Kern befindet. Sie ist dafür zuständig den Stoß der Wirbel aufeinander abzudämpfen. Bei Fehlhaltung oder Fehlbelastung und durch Verschleißprozesse kann es dazu kommen, dass ein Teil der Bandscheibe nach außen gedrückt wird. Man spricht von einer Protursion. Die Bandscheibe kann bei sehr hohem Druck aufplatzen, wodurch es zu einem Austritt des Materials kommt. Dies wird Bandscheibenprolaps genannt und beschreibt den eigentlichen Bandscheibenvorfall. In beiden Fällen kann die Nervenwurzel, die an dieser Stelle austritt, gereizt, eingedrückt und geschädigt werden. Dies äußert sich dann in Störungen der Bewegung oder der Empfindung in den Bereichen, die von dieser Nervenbahn versorgt werden. So kann man anhand der Beschwerden auf die Stelle des Bandscheibenvorfalls schließen. Sind L4 und L5 betroffen treten besonders Beschwerden im Bereich der Beine auf.
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Tritt ein Bandscheibenvorfall im Bereich des vierten Lendenwirbels auf, kann sich dies zum Beispiel durch eine abgeschwächte Streckung des Knies bemerkbar machen. Zusätzlich können das Beugen der Hüfte und das Anziehen der Beine aneinander erschwert sein. Außerdem können Empfindungsstörungen oder auch Gefühle wie Schmerzen oder ein Kribbeln im Bereich vom unteren Teil des Oberschenkels, bis zur Innenseite des Unterschenkels auftreten. Diese Beschwerden verschlimmern sich bei einem Bandscheibenvorfall bei Belastung. Die anderen Ursachen eines L4 Syndroms weisen die gleichen Symptome auf. Lediglich bei einem Tumor verschlimmern sich die Schmerzen meist nicht bei Belastung, sondern in Ruhe.
Liegt im Gegensatz dazu ein Bandscheibenvorfall im Bereich des fünften Lendenwirbels vor, äußert sich dieser zum einen durch Probleme beim Anheben des Großen Zehs und des Fußes. Zum anderen ziehen sich die Empfindungsstörungen vom hinteren Teil des Oberschenkels seitlich nach vorne bis hin zum Fußrücken und dem großen Zeh.
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Aus dem Rückenmark tritt an jedem Wirbel links und rechts jeweils eine Nervenwurzel aus, die dann in einer Nervenbahn zu allen Teilen des Körpers zieht. Je nachdem ob die linke oder die rechte Nervenwurzel betroffen ist, treten die Beschwerden auf der jeweiligen Seite auf. Die Ursache des L4 Syndroms ist in den meisten Fällen ein Bandscheibenvorfall. Dabei stülpt sich die Bandscheibe meist nur zu einer Seite aus. Sie kann sich jedoch auch nach hinten ausstülpen und so beide Nervenwurzeln reizen und eindrücken. So entstehen auf beiden Seiten Bewegungseinschränkungen und Empfindungsstörungen. Liegt dem L4 Syndrom eine Zyste oder ein Tumor als Ursachen zugrunde, sind die Beschwerden in der Regel auch nur auf eine Seite beschränkt. Bei einer Verengung des Spinalkanals sind häufig die linke und die rechte Seite betroffen.
In den meisten Fällen ist die Ursache eines L4 Syndroms ein Bandscheibenvorfall. Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen. Zunächst verlagert sich ein Teil der Bandscheibe nach außen und drückt auf die Nervenwurzel. In schweren Fällen kann die Bandscheibe aufplatzen und ein Teil tritt aus. Eine weitere Ursachen eines L4 Syndroms kann auch eine Verengung des Spinalkanals, in dem das Rückenmark verläuft, an der Stelle des vierten Lendenwirbels sein. Außerdem können Zysten in diesem Bereich die Nervenwurzel reizen oder komprimieren. In seltenen Fällen können auch gut- oder bösartige Tumore, die an der Stelle auftreten, eine Ursache des L4 Syndroms darstellen.
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Zur Diagnose des L4 Syndroms ist zunächst das Gespräch mit dem Arzt und die genau Beschreibung der Symptome wichtig. Daraufhin werden einige Tests, wie zum Beispiel der Lasegue-Test durchgeführt, die auf eine Reizung der Nervenwurzel hindeuten. Ist somit das L4 Syndrom bestätigt, wird nun nach der Ursache gesucht. Da die häufigste Ursache eines L4 Syndroms ein Bandscheibenvorfall ist, wird dieser mit einer Magnetresonanztomographie (MRT) Untersuchung abgeklärt. Hierbei werden Veränderungen der Bandscheibe und auch eine Ausstülpung der Bandscheibe, die die Nervenwurzel eindrücken kann, sichtbar. Falls eine Magnetresonanztomographie zum Beispiel aufgrund metallischer Prothesen im Körper nicht durchgeführt werden kann, wird eine Computertomographie gemacht.
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Der Laseque-Test soll zeigen, ob eine Reizung der Nervenwurzeln vorliegt. Zur Durchführung des Testes liegt der Patient flach auf dem Rücken. Das gestreckte Bein wird durch eine Beugung im Hüftgelenk angehoben. Tritt bei einem Beugungswinkel von 40-60° ein stechender Schmerz im Bein auf, spricht man von einem positiven Lasegue-Zeichen. Anhand der genauen Schmerzlokalisation kann man darauf schließen, auf welcher Höhe die Nervenwurzelschädigung ist. Bei dem L4 Syndrom wäre der Schmerz am Oberschenkel über der Kniescheibe oder an der Innenseite des Unterschenkels spürbar. Ein positives Lasegue-Zeichen kann jedoch auch bei einer Reizung der Nervenwurzel, die aufgrund einer Entzündung der Hirnhaut auftritt oder einer Reizung der Nerven an einer anderen Stelle der Nervenbahn, auftreten.
Am Rückenmark treten Nervenbahnen in der Nervenwurzel aus und ziehen dann zu den verschiedenen Muskeln des Körpers. Bei einer Aktivierung dieser Nerven zieht sich der Muskel zusammen und führt damit seine Funktion aus. Als Kennmuskeln werden die Muskeln bezeichnet, die ihre Nervenbahnen von einer bestimmten Nervenwurzel erhalten. Ist diese geschädigt, treten an den entsprechenden Muskeln Funktionseinschränkungen auf. Daher kann man von Funktionsstörungen bestimmter Muskeln Rückschlüsse auf geschädigte Nervenwurzeln ziehen. Der wichtigste Kennmuskel des L4 Syndroms ist der Musculus quadriceps femoris, der umgangssprachlich als Quadrizeps bekannt ist. Er verläuft von der Hüftschaufel, am Oberschenkel entlang bis zum Knie. Wird er angespannt führt dies zu einer Beugung in der Hüfte und einer Streckung des Knies. Gibt es bei diesen Bewegungen Probleme, kann dies ein Hinweis auf ein L4 Syndrom sein.
Die Behandlung des L4 Syndroms hängt von der ihm zugrundeliegenden Ursache ab. Bei einem Bandscheibenvorfall sollte eine gute Schulung über Fehlhaltung und Fehlbelastung erfolgen. Es ist mittlerweile bewiesen, dass eine Ruhigstellung oder gar Bettruhe vermieden werden sollte, wohingegen Bewegungstherapie und normale alltägliche Aktivität durchgeführt werden sollte.
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Die Schmerzen können mit Schmerzmedikamenten behandelt werden. Dabei sollte man die Dosierung und die Stärke der Medikamente nur langsam steigern, um noch Luft nach oben zu haben, falls sich die Schmerzen verschlimmern. Meist wird mit Medikamenten wie Ibuprofen und Diclofenac begonnen. Außerdem gibt es die Möglichkeit betäubende und abschwellende Medikamente, unter der Beobachtung im CT, nahe an die Nervenwurzel zu spritzen.
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Helfen all diese Behandlungen nicht weiter, muss in wenigen Fällen eine Operation durchgeführt werden. Dabei wird das Bandscheibenmaterial, das aus der Bandscheibe gedrückt wurde und für das eindrücken der Nervenwurzel verantwortlich ist, entfernt. Auch Zysten und Tumore die als Ursache des L4 Syndroms infrage kommen, sollten durch eine Operation entfernt werden.
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Als PRT wird die periradikuläre Therapie bezeichnet. Das bedeutet, dass eine Behandlung direkt um die Nervenwurzel herum, erfolgt. Dabei werden die Strukturen im Rücken durch eine CT-Untersuchung dargestellt. Danach wird eine Spritze kontrolliert an die Nervenwurzel heran geführt. Unter CT- Aufsicht kann sichergestellt werden, dass keine Teile des Rückenmarks oder der hier verlaufenden Nerven und Blutgefäße geschädigt werden. Nach Heranführen der Spritze wird ein betäubendes Medikament, also ein Lokalanästhetikum und ein entzündungshemmendes Medikament wie zum Beispiel Cortison, durch die Haut gespritzt. Dies soll zur Linderung der Schmerzen des L4 Syndroms führen. Außerdem wirkt Cortison abschwellend auf die gereizte Stelle. Dadurch sinkt der Druck auf die Nervenwurzel und die Ursache der Beschwerden kann zumindest für kurze Zeit verbessert werden.
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Die Dauer des L4 Syndroms hängt von der ihm zugrundeliegenden Ursache ab. Ein leichter Bandscheibenvorfall, bei dem es nur bei Beanspruchung der betroffenen Stelle zur Schwellung und damit zur Einklemmung der Nervenwurzel führt, bringt nur für kurze Zeit Beschwerden mit sich. Ist der Bandscheibenvorfall jedoch sehr stark ausgeprägt, bzw. ist die Bandscheibe schon so stark geschädigt, dass Material aus ihr ausgetreten ist, kann die Dauer deutlich verlängert sein.
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