Bei dem Bragard-Test handelt es sich um ein klinisches Zeichen, das im Rahmen neurologischer und orthopädischer Untersuchungen geprüft wird. Es ist genauer eine Erweiterung des Lasègue-Zeichens und dient dazu, Schädigungen der Spinalnervenwurzeln L4 bis S1 oder des Nervus ischiadicus zu erkennen. Gleichzeitig ist das Zeichen typischerweise bei einer Hirnhautentzündung positiv.

Bragard-Test

Definition - Was ist ein Bragard-Test?

Bei dem Bragard-Test handelt es sich um ein klinisches Zeichen, das im Rahmen neurologischer und orthopädischer Untersuchungen geprüft wird. Es wurde nach dem deutschen Orthopäden Karl Bragard benannt. Es handelt sich dabei im Prinzip um eine Erweiterung des Lasègue-Zeichens.

Das Bragard-Zeichen dient dazu, Schädigungen der Spinalnervenwurzeln L4 bis S1 oder des Nervus ischiadicus zu detektieren. Gleichzeitig ist das Zeichen typischerweise bei einer Hirnhautentzündung  positiv, sodass es angewendet werden kann, um eine Meningitis auszuschließen.

Wie testet man das Bragard-Zeichen?

Um das Bragard-Zeichen zu untersuchen, führt man zunächst den Lasègue-Test durch, bis der Schmerz einschießt. Das bedeutet, dass der Betroffene in Rückenlage auf einer Liege liegt. Der Untersucher hebt das betroffene Bein gestreckt an. Dabei wird das Bein weiter gestreckt angehoben, sodass passiv eine Beugung im Hüftgelenk entsteht. Bei einem positiven Lasègue-Zeichen schießen die Schmerzen typischerweise bei einer Beugung von 40 – 60° im Hüftgelenk ein.

Nachdem bei dem Lasègue-Test Schmerzen einschießen, wird das Bein so weit abgesenkt, bis der Schmerz gerade verschwunden ist. Diese Position wird vom Untersucher gehalten und der Fuß des betroffenen Beines wird schnell in eine Dorsalextension gebracht. Das bedeutet, dass die Zehen in Richtung Schienbein gebracht werden. Wenn dadurch erneut plötzlich starke Schmerzen in das betroffene Bein einschießen, die sich in das Versorgungsgebiet der betroffenen Nervenwurzel ausbreiten, liegt ein positives Bragard-Zeichen vor.

Es deutet auf ein Wurzelkompressionssyndrom, eine Ischiasreizung  oder eine Reizung der Meningen hin. Bei einem negativen Bragard-Zeichen treten durch die schnelle Dorsalextension des Fußes keine Beschwerden auf.

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Ursachen für einen positiven Bragard-Test

Der Bragard-Test wird mit dem Lasègue-Zeichen durchgeführt, um neurologische Erkrankungen der Spinalnervenwurzeln oder Hirnhäute auszuschließen. Charakteristische Ursachen für ein positiven Bragard-Test sind Entzündungen im Gebiet der Spinalnervenwurzeln L4 bis S1 sowie eine Entzündung oder Irritation des Nervus Ischiadicus.

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Eine weitverbreitete Ursache für entsprechende Entzündungen ist ein Bandscheibenprolaps/Bandscheibenvorfall. Die Nervenwurzel des Nervus ischiadicus ist die Nervenwurzel S1. Diese kann bei einem Bandscheibenvorfall direkt geschädigt werden. Gleichzeitig kann der Nerv ebenfalls in seinem Verlauf gestört werden. Dann spricht man von einer Lumbago, auch Hexenschuss genannt, oder einer Ischialgie/Ischiassyndrom.  

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Eine weitere mögliche Ursache für einen positiven Bragard-Test ist eine Reizung der Meningen, Hirnhäute. Bei einem Verdacht auf eine Meningitis  nutzen die Ärzte deshalb ebenfalls das Lasègue-Zeichen und den Bragard-Test.

Ursachen für einen negativen Bragard-Test

Der Bragard-Test fällt negativ auf, wenn keine Spinalnervenwurzelschädigungen der Spinalnervenwurzeln L4 bis S1, keine Störung des Nervus ischiadicus vorliegt und die Hirnhäute gesund sind. Das Bragard-Zeichen kann negativ sein, wenn der Betroffene komplett gesund ist. Es kann aber auch negativ sein, wenn ein Bandscheibenvorfall vorliegt, bei dem höherliegende Spinalnervenwurzel geschädigt sind, die durch den Test nicht untersucht werden.

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 17.01.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024