Herztabletten

Herztabletten

Was versteht man unter Herztabletten?

Unter Herztabletten versteht man im Allgemeinen entweder Medikamente, die eine Wirkung am Herz besitzen oder Medikamente, die bei Herzkrankheiten verschrieben werden können.
Herztabletten können grob eingeteilt folgende Wirkungen besitzen:

  • Sie können Herzrhythmusstörungen verhindern (Antiarrhythmika),
  • die Arbeit, die das Herz leisten muss, verringern (Blutdruckmedikamente, Betablocker, Entwässerungsmedikamente, gefäßerweiternde Medikamente wie Nitrospray),
  • die Durchblutung des Herzens verbessern (Nitrospray, Kalziumantagonisten wie Nifedipin)
  • oder die Schlagkraft des Herzens steigern (Digitalis, Katecholamine).

Lesen Sie mehr zum Thema unterMedikamente gegen Herzrhytmusstörung

Indikationen für Herztabletten

Herztabletten werden bei folgenden Krankheiten eingesetzt.
Die koronare Herzkrankheit, die durch eine Verkalkung der Herzgefäße entsteht, führt zu Leistungseinschränkung, Brustschmerz bei Belastung (Angina Pectoris) und Herzinfarkt.

Die Herzschwäche wird durch Medikamente behandelt, die die Herzarbeit verringern und die Symptome der Herzschwäche beheben. Bei Herzrhythmusstörungen werden überwiegend Medikamente eingesetzt, die lebensbedrohliche Herzrhythmen verhindern sollen.

Andere Medikamente, die bei Herzkrankheiten eingesetzt werden, wirken gegen die Risikofaktoren Bluthochdruck und hohes Cholesterin. Hierunter fallen z.B. ACE Hemmer und Statine.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen

Medikamente bei Herzschwäche

Patienten mit Herzschwäche haben das Problem, dass das Herz nicht genug pumpen kann, um das Blut aus dem Venensystem in die Hauptschlagader zu befördern.
Die Konsequenz ist vor allem ein Zurückstauen des Blutes in den Venen, sodass es zu Austritt von Flüssigkeit in das Gewebe kommt.

Dies macht sich durch Flüssigkeitseinlagerungen vor allem in den Beinen bemerkbar, aber auch in die Lunge und die Leber. Die Einlagerung in die Leber führt zu einer Funktionseinschränkung, die Einlagerung in die Lunge zu einer schlechteren Sauerstoffaufnahme und damit zu Luftnot.

Außerdem ist bei Patienten mit Herzschwäche die Leistungsfähigkeit eingeschränkt, bis hin zur Bettlägerigkeit.
Ein wichtiges Medikament bei Herzschwäche sind Wassertabletten (z.B. Lasix®), sodass das Wasser ausgeschieden werden kann. Außerdem wird auch heute noch Digitalis eingesetzt, das die Herzkraft steigert, allerdings bei Überdosierung sehr gefährlich ist.

Besonders wirkungsvoll, um das Fortschreiten der Herzschwäche aufzuhalten, sind Betablocker, die die Wirkung von Adrenalin auf das Herz verringern. Dies führt zwar anfänglich zu einer weiteren Leistungsabnahme, da Adrenalin die Herzkraft steigert, verhindert aber eine Überstimulation des Herzens, die langfristig die Funktion des Organs weiter verschlechtert. Ebenfalls wichtig sind Blutdruckmedikamente, da ein zu hoher Blutdruck eine hohe Belastung für das Herz ist.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Betablocker

Medikamente bei Herzrhythmusstörungen

Bei Herzrhythmusstörungen können verschiedene Medikamente (Antiarrhythmika) gegeben werden. Bei Vorhofflimmern können sich die Vorhöfe nicht mehr koordiniert bewegen, sodass die Herzleistung sinkt und die Gefahr von Schlaganfällen steigt.

Medikamente, die das Vorhofflimmern beheben können, sind Digitalis und Betablocker.
Bei dauerhaft auftretendem Vorhofflimmern sollten Patienten Blutverdünner nehmen (z.B. Aspirin, Marcumar®), um das Risiko für Schlaganfälle zu senken.

Andere Herzrhythmusstörungen betreffen die Herzkammer und sind daher wesentlich gefährlicher, da der Mensch ohne koordiniert schlagende Herzkammern innerhalb kurzer Zeit stirbt. Vor allem nach Herzinfarkten ist häufig die elektrische Erregung des Herzens gestört, sodass es zu gefährlichen schnellen Herzrhythmusstörungen kommen kann.

Es gibt eine Reihe von Antiarrhythmika, die hierbei eingesetzt werden können. Das wirkungsvollste dieser Medikamente, Amiodaron, hat allerdings eine Reihe von schweren Nebenwirkungen. Daher verbreitet sich immer mehr das Einsetzen von implantierbaren Defibrillatoren, die einen gefährlichen Herzrhythmus erkennen und das Herz durch ein Stromsignal wieder in den normalen Takt bringen.

Herzrhythmusstörungen mit zu langsamen Rhythmus werden meist mit einem Herzschrittmacher therapiert.

Lesen Sie mehr zum Thema: Digitalis

Wie wirken Herztabletten?

Die meisten Herztabletten wirken entweder am Herzen selbst, an den Blutgefäßen oder an der Niere.

  • Die Wirkung von Betablockern beruht auf einer Blockade von Rezeptoren für Adrenalin.Adrenalin ist ein Hormon, das in Stressituationen ausgeschüttet wird und die Herzfrequenz und die Schlagkraft des Herzens erhöht.  Außerdem verursacht ein Übermaß ein Adrenalin Umbauprozesse des Herzens, die langfristig die Herzkraft einschränken. Durch Betablocker wird daher die Herzfrequenz und –kraft gesenkt, sodass das Herz weniger arbeiten muss.
     
  • Kalziumantagonisten blockieren elektrische Kanäle für Kalzium. Dadurch wird der Durchmesser von Gefäßen größer und die Erregung und Schlagkraft des Herzens verringert. Daher wirken sie vor allem blutdrucksenkend und herzfrequenzsenkend.
     
  • Entwässerungstabletten verhindern die Resorption von Salz und Wasser aus dem Harn in der Niere und bewirken so eine Ausschwemmung von Flüssigkeit. Sie vermindern so das Volumen im Gewebe und im Blutsystem und senken dadurch den Blutdruck und die Herzarbeit.
     
  • Antiarrhythmika blockieren elektrische Kanäle im Herzen, die Strom durch das Herz leiten. Dadurch wird die Herzerregung langsamer, sodass Herzrhythmusstörungen, die auf zu schneller Erregung beruhen, verhindert werden können.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Herzmedikamente haben zahlreiche Nebenwirkung.

Da die meisten Herzmedikamente Herzkraft und Blutdruck senken, besteht die Gefahr von Kreislaufproblemen, die sich durch Schwindel, Müdigkeit, aber auch gefährliche Blutdruckabfälle mit Bewusstlosigkeit äußern können.
Dies gilt insbesondere für Nitrospray. Nitrospray darf außerdem auf keinen Fall zusammen mit Sildenafil (Viagra) eingenommen werden, da sich die Wirkung verstärkt und zu starkem Blutdruckabfall führt.

Antiarrhythmika können langsame Herzrhythmusstörungen auslösen. Amiodaron kann des Weiteren zu Schilddrüsenstörungen, Lungenfibrose, Ablagerungen in die Haut und Hornhaut mit Sehstörungen sowie zu Erregungszuständen, Kribbeln und Kopfschmerzen führen.

Wassermedikamente können zu Austrocknung und Entgleisungen im Salzhaushalt führen, die ihrerseits Herzrhythmusstörungen auslösen können.

Betablocker haben eine Reihe von Nebenwirkungen wie Bronchienverengung, Kopfschmerz, Durchblutungsstörungen, Kältegefühl in Armen und Beinen und Magen-Darm-Störungen. Außerdem verstärken Betablocker die Wirkung von Insulin und können so zu gefährlichen Unterzuckerungen führen, die erst spät bemerkt werden.

Desweiteren kann es bei gleichzeitiger Einnahme von Kalziumantagonisten zu Herzrhythmusstörungen kommen.

 Wann dürfen Herztabletten nicht gegeben werden?

Betablocker sollen nicht gegeben werden bei:

  • Schwangerschaft,
  • Asthma,
  • Diabetes,
  • Kreislaufschock und akut verschlechterter Herzschwäche.

Die meisten Antiarrhythmika dürfen nicht bei langsamen Herzrhythmusstörung gegeben werden.
Wassermedikamente dürfen nicht bei niedrigem Blutdruck, Salzhaushaltstörungen, Harnwegsobstruktionen und schwerer Leberfunktionsstörung gegeben werden.

Dosierung und Einnahme

Die zahlreichen verschiedenen Herztabletten können in einer Vielzahl von Dosierungen und Therapieschemata verordnet werden.

Bei Blutverdünnern wie Marcumar muss die Dosierung so gewählt werden, dass ein bestimmter Zielbereich für die Blutverdünnung (Quick-Wert oder INR) erreicht wird.

Je nach Grunderkrankung kann dieser Zielbereich unterschiedlich sein, sodass eine unterschiedlich hohe Dosierung notwendig ist.

Betablocker müssen zunächst in niedriger Dosierung gegeben werden und werden im Laufe der Therapie gesteigert, damit sich der Körper an das Medikament gewöhnen kann.

Entwässerungstabletten werden vorzugsweise morgens und nicht abends eingenommen, um nächtliche Toilettengänge zu vermeiden.
Wie bei anderen Medikamenten auch gilt, dass bei vergessener Einnahme die nächste Tablette normal eingenommen wird und keinesfalls verdoppelt, da viele Herzmedikamente bei Überdosierung lebensgefährliche Nebenwirkungen haben können.

Preis

Da Herztabletten verschreibungspflichtig sind und bei entspechender Indikation die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, stellt sich aus Sicht der meisten Patienten die Preisfrage nicht.

Der Preis für Herztabletten bewegt sich in einem großen Spektrum von einfachen, altbekannten Medikamenten wie Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin oder Generika), die wenige Euro pro Monat kosten bis hin zu neuen Antikörper-Medikamenten wie Alirocumab (Praluent), ein Antikörper zur Cholesterinsenkung mit jährlichen Therapiekosten von einigen tausend Euro (Stand 2017).

Herztabletten und Alkohol - Verträgt sich das?

Bei Einnahme von Herztabletten ist grundsätzlich kein Verzicht auf Alkohol notwendig.
Da Herztabletten häufig dauerhaft eingenommen werden müssen und in manchen Studien positive Effekte  von Alkohol im Bezug auf Herzerkrankungen gefunden wurden, gibt es keinen Grund, Alkoholverzicht zu üben.

Alkohol und Herztabletten führen üblicherweise zu keinen Wirkungseinschränkungen oder unerwünschten Nebenwirkungen. Im Einzelfall sollte dennoch der verschreibende Arzt oder ein Apotheker zu möglichen Wechselwirkungen mit Alkohol befragt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.04.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024