Übergewicht in Deutschland nimmt stetig zu und damit auch die Folgeerkrankungen wie Arteriosklerose, Diabetes mellitus und Gelenkschäden.
Die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland und allgemein in den Industrienationen nimmt stetig zu. Nicht nur die Zahl der Übergewichtigen steigt, sondern auch das Maß der Übergewichtigkeit. Von Übergewicht spricht man ab einem Body-Mass-Index (BMI) über 25. Ab einem BMI von über 30 spricht man von sogenannter Adipositas (Fettleibigkeit). Der BMI errechnet sich anhand von Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körperlänge in Metern zum Quadrat.
Die Folgen von Übergewicht sind leider in der Gesellschaft zu wenig bekannt. Jährlich sterben tausende Menschen anhand der Folgen von Übergewicht. Studien belegen, dass die Lebenserwartung bei Menschen mit relevantem Übergewicht eindeutig verkürzt ist. Bei Menschen mit einem BMI von 35 ist das Sterblichkeitsrisiko zum Beispiel um den Faktor 2,5 im Vergleich zu Normalgewichtigen erhöht. Bei 40-jährigen Übergewichtigen ist die Lebenserwartung um drei bis sechs Jahren im Vergleich zu schlanken Personen erniedrigt. Handelt es sich um eine sehr starke Fettleibigkeit kann die Lebenserwartung sogar um bis zu 20 Jahre reduziert sein. Natürlich hat nicht jedes Kilo zu viel gleich so verheerende Auswirkungen, dass es eine Palette von Folgeerkrankungen nach sich zieht. Wenige Kilos zu viel auf den Hüften sind laut Studien sogar besser für den Körper als Untergewicht, allerdings sollte es ein gewisses Maß nicht überschreiten.
Stärkeres Übergewicht bringt meist auch eine geringere körperliche Belastbarkeit mit sich. Es kommt schneller zur Erschöpfung, Atemnot und Schweißausbrüchen. Dies birgt natürlich einen Teufelskreis in sich, da der daraus meist resultierende Mangel an Bewegung nicht gerade dem Übergewicht entgegen wirkt. Übergewichtige Menschen haben ein deutlich erhöhtes Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken und letztlich auch daran zu versterben. Durch das höhere Körpergewicht muss das Herz mehr arbeiten um den gesamten Körper mit ausreichend Blut zu versorgen. Durch die erhöhte Herzbelastung entwickelt sich auf Dauer meist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz), bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper effizient mit Blut zu versorgen.
Durch den erhöhten Fettgehalt der Betroffenen, leiden diese meistens auch an einer Arteriosklerose, bei der es zu einer Verkalkung von Gefäßen kommt, wodurch deren Durchmesser eingeengt wird, sodass der Körper schlechter mit Blut versorgt werden kann. Die Arteriosklerose kommt unter anderem durch einen erhöhten Fettgehalt im Blut zu Stande, vor allem weil die Cholesterin-Werte ansteigen. Das sogenannte schlechte Cholesterin, das LDL-Cholesterin, setzt sich dann in den Gefäßwänden ab. Der erhöhte Cholesterin-Spiegel führt auch zu einer vermehrten Entstehung von Gallensteinen, die unter Umständen sehr unangenehm sein können und das Risiko für Gallenblasenkrebs erhöhen.
Eine fast zwangsläufig auftretende Erkrankung bei Übergewichtigen ist die Zuckererkrankung, Diabetes mellitus Typ 2. Durch die erhöhte Zufuhr an Kohlenhydraten und Zucker produziert die Bauchspeicheldrüse in einem hohen Maße Insulin, welches den Zuckerspiegel natürlicherweise senken soll. Durch den ständig erhöhten Insulinspiegel bildet der Körper irgendwann eine Resistenz gegen das Hormon aus. Das bedeutet, dass die Zellen nicht mehr auf das Hormon reagieren. Dieser Zustand wird bei Übergewichtigen wesentlich früher erreicht, als bei Normalgewichtigen.
Die meisten Übergewichtigen leiden auch unter einem erhöhten Blutdruck, der ebenfalls das Herz-Kreislauf-System belastet und angreift. Dieser sollte unbedingt medikamentös und vor allem auch durch Veränderungen der Lebensweise gesenkt werden. Bei Übergewichtigen verbleibt mehr Wasser und verbleiben mehr Salze im Körper, sodass sich in den Blutgefäßen ein erhöhtes Flüssigkeitsvolumen befindet und den Bluthochdruck bedingt. Ein Bluthochdruck kann sich dauerhaft schädlich auf Augen und Nieren auswirken.
Treten alle bereits genannten Erkrankungen, also die Zuckererkrankung, die Fettstoffwechselstörung und der Bluthochdruck, gemeinsam mit dem Übergewicht auf, bezeichnet man dies als metabolisches Syndrom. Alle diese Erkrankungen tragen auch zur Entstehung der bereits angesprochenen Arteriosklerose bei. Das Risiko für einen Herzinfarkt, sowie einen Schlaganfall ist deutlich erhöht.
Durch eine meist sehr fettreiche Ernährung entwickelt sich in den meisten Fällen auch eine Fettleber. Durch die Fettleber werden andere Erkrankungen der Leber, wie Entzündungen, begünstigt. Teilweise kann sich aus einer Fettleber auch eine Leberzirrhose entwickeln, die mit einem erhöhten Krebsrisiko einher geht und bei der die Arbeit der Leber eingeschränkt ist.
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Ebenso ist die Konzentration der Harnsäure aufgrund der Fehlernährung von Fettleibigen oft erhöht, sodass es zu Gichtanfällen kommen kann.
Auch ein sogenanntes Schlaf-Apnoe-Syndrom tritt bei übergewichtigen Menschen überdurchschnittlich häufig auf. Dabei handelt es sich um kurze Atemaussetzer während des Schlafens. Meist bemerken Betroffene dies nicht selbst. Häufig fällt es den Partner auf, da zum Beispiel das Schnarchen kurz aussetzt. Durch die Atemaussetzer sinkt der Sauerstoffgehalt des Blutes. Die Atemaussetzer setzen den Körper unter Stress, sodass Blutdruck, Puls und Blutzucker ansteigen. Betroffene eines Schlaf-Apnoe-Syndroms sind tagsüber häufig müde, weil der Schlaf nicht erholsam ist. Das Schlaf-Apnoe-Syndrom tritt bei Übergewichtigen häufiger auf, da sich im Rachenbereich mehr Fettpolster befinden, die den Rachenraum beim Einatmen verschließen können.
Auch die Blutgerinnung wird durch das Übergewicht beeinflusst. Bei Übergewichtigen kommt es zu einer verstärkten Blutgerinnung, sodass das Risiko für Thrombosen und die Ausbildung einer Lungenembolie erhöht ist. Dabei handelt es sich um kleine Blutgerinnsel, die Gefäße verstopfen. Besonders gefährlich ist dies, wenn wie bei einer Lungenembolie, ein Blutgerinnsel ein Gefäß der Lunge verstopft.
Ebenfalls ist das Risiko für gewisse Krebsarten erhöht. Dazu zählen bei der Frau Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Dies liegt unter anderem am veränderten Hormonspiegel von übergewichtigen Frauen. Aber auch das Risiko für Darmkrebs und Gallenblasenkrebs ist sowohl beim Mann als auch bei der Frau erhöht.
Natürlich werden durch das erhöhte Körpergewicht auch die Gelenke stärker beansprucht, sodass es schneller zu einem Verschleiß kommt, also einer Arthrose. Häufig wird die erhöhte Gelenkbelastung mit Fehlstellungen der Beine/Füße und Fehlhaltungen des Körpers versucht zu kompensieren, sodass die Schmerzen der Arthrose erst später auftreten. Betroffen sind vor allem das Knie-, Hüft- und Sprunggelenk, sowie die Wirbelsäule.
So gut wie jede der aufgezählten Folgen lässt sich durch eine Gewichtsreduktion wieder reduzieren beziehungsweise der Schweregrad der aufgetretenen Krankheit minimieren. Auch die Lebenserwartung steigt nach einer erfolgreichen Gewichtsabnahme wieder an.
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Etwa 15 % aller Kinder in Deutschland sind übergewichtig. Je ausgeprägter das Übergewicht bei Kindern ist sind, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass die Übergewichtigkeit im Erwachsenenalter persistieren wird. Dies ist auch abhängig davon, ob die Eltern ebenfalls von einer Übergewichtigkeit betroffen sind. Übergewichtige Kinder haben schon früh ein deutlich erhöhtes Risiko vor allem an Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckererkrankung) zu erkranken. Umgangssprachlich wird der Diabetes mellitus Typ 2 auch als Alterszucker bezeichnet, weil er meist erst mit einem höheren Lebensalter auftritt. Mittlerweile erkranken allerdings auch schon viele übergewichtige Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ 2. Die Erkrankung kommt zum einen durch das Übergewicht zustande, aber auch durch eine meistens damit einher gehende mangelnde Bewegung. Der Körper spricht bei ihnen nicht mehr ausreichend auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin an. Die Insulinresistenz kann neben der Zuckererkrankung noch zu einem weiteren Effekt führen. Sie kann einen erhöhten Testosteronspiegeln bei Mädchen bewirken, was eine Vermännlichung (Virilisierung) mit sich bringt. Dies kann sich zum Beispiel durch eine tiefere Stimme oder eine verstärkte Behaarung äußern. Des Weiteren kann es zu einem sogenannte polyzystischen Ovarialsyndrom führen, was manchmal in einer Unfruchtbarkeit mündet.
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Da die Geschlechtshormone der Frau, das Östrogen, unter anderem im Fettgewebe gebildet werden, kommt es bei adipösen Mädchen zu einer früher einsetzenden Pubertät. Der frühere Eintritt ist auch dadurch bedingt, dass die Pubertät ab einem gewissen Körpergewicht einsetzt. Dieses Körpergewicht ist logischerweise bei übergewichtigen Kindern früher erreicht, sodass die Pubertät früher beginnt. Aufgrund des veränderten Hormonspiegels im Vergleich zu normalgewichtigen Kindern, kommt es häufig zu Störungen im Zyklus. So tritt die Regelblutung zum Beispiel häufiger unregelmäßig auf oder bleibt auch ganz aus. Östrogen ist nicht nur im weiblichen Körper vorhanden, auch Jungen produzieren Östrogen, genauso wie Mädchen Testosteron besitzen. Somit kommt es bei übergewichtigen Jungen auch zu einer stärkeren Östrogenproduktion im Fettgewebe, wodurch sich ein Brustansatz (Gynäkomastie) ausbilden kann.
Ebenfalls unter anderem im Fettgewebe gebildet, wird das Hormon IGF (Insulin like growth factor), bei dem es sich um ein Wachstumshormon handelt. Bedingt durch die gesteigerte Produktion bei übergewichtigen Kindern, kommt es zu einem schnelleren Längenwachstum sowie einer vorzeitigen Skelettreife. Durch das schnelle Wachsen kommt es zum Reißen von Bindegewebe der Haut, sodass Jugendliche häufig viele sogenannte Dehnungsstreifen besitzen.
Auch im Kindesalter kann es bei stark übergewichtigen Kindern bereits zu einem Verschleiß von Gelenken kommen. Bei übergewichtigen Kindern kommt es häufiger als bei normalgewichtigen Kindern zur Entwicklung von Spreiz- und Senkfüßen, sowie X- oder O-Beinen. Sie entstehen in der Regel als Kompensation des erhöhten Körpergewichtes. Bei übergewichtigen Jugendlichen in einem Alter zwischen 10 und 14 Jahren ist das Risiko für eine Hüftkopferkrankung erhöht, die sogenannte Epiphyseolyisis capitits femoris, bei der es zu einem Abrutschen des Hüftkopfes kommt. Die Erkrankung birgt die Gefahr, dass der Hüftkopf nicht mehr über die Blutgefäße ernährt werden kann und abstirbt.
Übergewichtige Kinder leiden psychisch oft mehr als übergewichtige Erwachsene. Ihr Selbstwertgefühl ist häufig geringer und nicht selten entwickelt sich auch eine Depression. Allgemein ist bei übergewichtigen Menschen die Rate an Depressionen und Angststörungen erhöht.
Mit zunehmendem Alter leiden übergewichtige Menschen in der Regel an verschiedenen chronischen Krankheiten. Es handelt sich dann bei ihnen um sogenannte multimorbide Patienten (Menschen mit mehreren Krankheiten) mit einer Palette von Medikamenten, die sie regelmäßig einnehmen müssen. Nicht wenige übergewichtige Menschen leiden sowohl an einer Zuckererkankung, einem Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten (also einem metabolischen Syndrom) und infolgedessen auch an einer Arteriosklerose, also einer Verkalkung der Gefäße. Die Verkalkung der Gefäße am Herzen ist auch Ursache einer Koronaren Herzkrankheit (KHK). Dabei sind die Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen, sodass es richtig arbeiten kann, verengt. Als Folge der Verengung kommt es irgendwann zu Luftnot und teilweise auch zu Brustschmerzen. Man bezeichnet diese Symptomatik, die in der Regel unter körperlicher oder psychischer Belastung auftritt, da der Körper dann mehr Sauerstoff benötigt, als Angina Pectoris. Im Extremfall kann es bei Patienten mit einer starken KHK zu einem Herzinfarkt kommen. Die Arteriosklerose macht sich natürlich nicht nur am Herzen bemerkbar, auch im Gehirn verkalken die Gefäße und können zu einem Schlaganfall führen.
Die Mobilität von übergewichtigen älteren Menschen ist im Vergleich zu altersgleichen normalgewichtigen deutlich eingeschränkt, da die Gelenke wesentlich stärker abgenutzt sind und Schmerzen verursachen. Oft handelt es sich bei dem Knie- und Hüftgelenk auch nicht mehr um das natürliche Gelenk, sondern es wurde bereits aufgrund eines zu starken Verschleißes ein künstliches Gelenk eingesetzt. Dies geschieht bei Übergewichtigen in der Regel früher als bei Normalgewichtigen.
Knapp die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ist übergewichtig. Dies hat in den vergangen Jahren stark zugenommen. Grund dafür sind unter anderem die schnelle Verfügbarkeit von ungesundem Essen in Form von Fast-Food-Restaurants und Tiefkühlgerichten. Wenn man über Folgen von Übergewicht für die Gesellschaft spricht, sind damit vor allem finanzielle Belastungen gemeint. Übergewichtige Menschen müssen aufgrund der entstehende Folgeerkrankungen häufiger zum Arzt gehen und belasten entsprechend das Gesundheitssystem.
Studien eines Hamburger Gesundheitsökonomen Alexander Konnopka haben ergeben, dass jährlich etwa 36.600 Menschen als Folge ihrer Fettleibigkeit versterben. Die Zahl ist ähnlich hoch, wie die Zahl der Raucher, die an Erkrankungen als Folge des Nikotinkonsums sterben. Im Gesundheitssystem verursachen adipöse Menschen in Deutschland Kosten in Höhe von 4,85 Milliarden Euro pro Jahr. Die Bundesregierung ließ verlauten, dass Übergewichtige etwa für ein Drittel der Ausgaben des Gesundheitssystems verantwortlich sind. Des Weiteren muss man noch berücksichtigen, dass Übergewichtige aufgrund ihrer Folgeerkrankungen in der Regel früher aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und entsprechend nicht mehr in Kranken- und Rentenkassen einzahlen. Im Schnitt kostet ein Übergewichtiger Mensch 25% mehr als ein Normalgewichtiger. Allerdings kompensiert sich das teilweise wieder, durch die meist niedrigere Lebenserwartung von einigen Jahren.
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