Eine Insulinresistenz, also ein vermindertes Ansprechen der Rezeptoren für das Blutzucker senkende Hormon Insulin, tritt vor allem in Verbindung mit Diabetes mellitus Typ 2 auf. Das bedeutet, es wird Insulin von der Bauchspeicheldrüse gebildet, kann aber von den Organen nicht aus dem Blut aufgenommen werden.

Insulinresistenz

Einleitung

Bei Vorliegen einer Insulinresistenz kann das vom Organismus selbst gebildete Hormon Insulin keinen oder nur einen geringen regulatorischen Einfluss auf Körperzellen ausüben.
Gerade Zellen von

weisen bei Insulinresistenz eine verminderte Ansprechbarkeit auf das Proteohormon auf.

Lesen Sie mehr zu den Aufgaben von Insulin.

Im Allgemeinen betrifft die Insulinresistenz nicht bloß körpereigenes Insulin. Auch von extern substituierte Insulinpräparate können kaum Wirkung entfalten. Definiert wurde die Insulinresistenz als Zustand, bei dem die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zur Aufrechterhaltung der regulatorischen Aufgaben des Hormons, pro Tag ungefähr 200 I.E. produzieren und ausscheiden müssten.

Diese Mengen seien jedoch selbst von einer gesunden Bauchspeicheldrüse nicht synthetisierbar. In Folge dessen kommt es bei den Betroffenen zu einem erhöhten Blutzuckerwert (Blutglukosewert).

Ursachen der Insulinresistenz

Das Auftreten einer Insulinresistenz ist in erster Linie typisch für Diabetes mellitus vom Typ 2. Auch bei den Vorstufen dieser Erkrankung lassen sich teilweise Insulinresistenzen nachweisen, die im Verlauf zunehmen und die Ansprechbarkeit der Insulinrezeptoren schrittweise reduzieren.

Bislang konnte noch nicht abschließend belegt werden auf welche Mechanismen die Insulinresistenz zurückzuführen ist.

1. Übergewicht
Obwohl sowohl Diabetes-Typ 2, als auch deren Vorstufen in einem engen Zusammenhang zu Adipositas (Übergewicht) stehen, können auch schlanke Menschen an dieser Art der Zuckerkrankheit erkranken. Trotzdem gilt Übergewicht als wohl wichtigster Risikofaktor im Zusammenhang mit der Entstehung einer Insulinresistenz.

2. Erbliche Disposition
Darüber hinaus geht man seit längerer Zeit davon aus, dass auch erbliche Komponenten an der Ausbildung einer Insulinresistenz beteiligt sind. Nachweislich besteht bei Kindern von denen ein Elternteil an Diabetes Typ 2 leidet, ein Risiko von ungefähr 50% selbst zuckerkrank zu werden. In jenen Fällen in denen beide Elternteile betroffen sind, steigt diese Wahrscheinlichkeit auf 80% an.

3. Ernährung/Bewegungsausmaß
Eine weitere Ursache für die Ausbildung einer Insulinresistenz stellt das Missverhältnis zwischen Kohlenhydratzufuhr (beziehungsweise Kalorienzufuhr) und körperlicher Betätigung dar. Zu hohe Mengen an Kalorien und ein zu geringes Bewegungsausmaß sorgen für einen Anstieg freier Fettsäuren im Blut.

Dies wiederum drosselt die Zuckerverwertung in Muskel- und Fettzellen. Folge ist auf lange Sicht eine Reduktion der Ansprechbarkeit von Muskel- und Fettzellen auf Insulin (Insulinresistenz). Der Organismus stimuliert daraufhin die B-Zellen der Bauchspeicheldrüse, es kommt zu einer gesteigerten Insulinausschüttung. Das erhöhte Insulinangebot provoziert daraufhin eine Herabregulation der Insulinrezeptoren an den Zellen, die Insulinresistenz nimmt stetig zu.

4. Medikamente
Die Entstehung einer Insulinresistenz kann auch auf die Einnahme verschiedener Arzneimittel zurückgeführt werden. Vor allem die Anwendung von Cortisol, dem Gegenspieler des Insulins, kann zu einer Verminderung der Insulinwirkung führen. Da es bei verschiedenen Infektionskrankheiten zu einer vermehrten Ausschüttung von Cortisol kommt, gelten auch Infektionen als mögliche Ursache einer Insulinresistenz.

Weitere Gründe für das Auftreten der Insulinresistenz:

  • Stoffwechselstörungen mit hohem Fettgehalt im Blut
  • Erkrankungen, die zu einer Steigerung der Produktion kontrainsulinärer Hormone führen (zum Beispiel: Akromegalie)
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (kurz: PCOS)
  • Lang anhaltende Fehlernährung

Diagnose von Insulinresistenz

Bei vielen von Insulinresistenz Betroffenen lässt sich ein erhöhtes Körpergewicht feststellen. Hier spielt vor allen Dingen das Bauchfett eine wichtige Rolle. Als Maß für die Menge an Bauchfett kann der Bauchumfang bestimmt werden. Auch der sogenannte Body-Mass-Index (kurz: BMI) wird gerne zur Ermittlung des Ernährungszustandes herangezogen.

Darüber hinaus sollte bei Verdacht auf das Vorliegen einer Insulinresistenz die Menge im Blut gelöster Triglyceride (Blutfette) bestimmt werden. Bei Werten, die höher als 2,44 mmol/Liter (215 mg/dl) sind, sollte dringend eine weitere Diagnostik angeschlossen werden.

Des Weiteren gibt eine verminderte Produktion des von Fettzellen gebildeten Hormons Adiponektin einen wichtigen Hinweis auf das Vorliegen einer Insulinresistenz. Weitere Resistenztests sind der sogenannte Zuckerbelastungstest (oraler Glukosetoleranztest, kurz oGTT) und die Messung des Nüchtern-Insulinspiegels.

Erfahren Sie mehr über den Zuckerbelastungstest unter: Glukosetoleranztest - Das sollten Sie wissen!

Therapie von Insulinresistenz

Eine geeignete und umfassende Therapie der Insulinresistenz setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Beim klassischen Typ 2 Diabetiker sollte die Einhaltung einer kalorienreduzierten Ernährung (sogenannte hypokalorische Diät) angestrebt werden.
Dies bedeutet, dass die tägliche Kalorienaufnahme bei Frauen einen Wert von 1400 Kilokalorien nicht überschreiten sollte. Männliche Typ 2 Diabetiker dürfen am Tag ungefähr 1800 Kilokalorien zu sich nehmen.

Neben der Einhaltung einer Diät spielt vor allem die Steigerung der körperlichen Aktivität betroffener Patienten eine große Rolle in der Insulinresistenz-Therapie.

Darüber hinaus gilt die temporäre Steigerung der Insulinzufuhr auf sehr hohe Dosen in kurzen Zeitabständen als Möglichkeit die Insulinresistenz zu durchbrechen. Die Insulin-Gabe kann dabei sowohl subkutan (unter die Haut) oder intravenös (in die Vene) erfolgen. Bei dieser Form der Insulinresistenz-Therapie kommen Normal- und/oder Analog-Insuline als geeignete Präparate in Frage. Nachweislich ist nach den anfangs hohen Dosen bereits nach wenigen Tagen eine Reduktion der applizierten Insulinmenge möglich.

Des Weiteren gibt es verschiedene Arzneimittel, die speziell zur Behandlung der Insulinresistenz angewendet werden. Zu den bekanntesten Medikamenten gehören

All diese Medikamente werden zur Gruppe der sogenannten oralen Antidiabetika gezählt. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen gehört die Gefahr der Entstehung einer Unterzuckerung (Hypoglykämie), die die regelmäßige Blutzuckerkontrolle unter Einnahme der meisten oralen Antidiabetika notwendig macht.

Genau in diesem Faktum liegt der große Vorteil des wohl am häufigsten eingesetzten Metformins. Dieses birgt auf Grund seines Wirkungsmechanismus nicht die Gefahr der Hypoglykämie und sorgt somit wesentlich seltener für Stoffwechselentgleisungen.

Ist eine Insulinresistenz heilbar?

Eine Insulinresistenz entwickelt sich in der Regel über einen längeren Zeitraum und hängt neben genetischen Faktoren sehr von der Ernährung sowie der körperlichen Bewegung ab. Eine zu reichliche Kalorienzufuhr und zu geringe körperliche Aktivität führen mit der Zeit zu einer immer weiteren Zunahme der Insulinresistenz, sodass die Heilungsaussichten geringer werden. Bei einer beginnenden Insulinresistenz kann dagegen oftmals noch durch eine bewusste und gesunde Ernährung sowie körperliche Aktivität die Insulinempfindlichkeit wieder erhöht werden, sodass durch diese Maßnahmen die Aussicht auf eine Heilung besteht. Die Einnahme von Tabletten oder gar das Spritzen von Insulin kann dadurch in vielen Fällen vermieden werden. Die genannten Maßnahmen der Lebensstiländerung sind in jedem Fall sinnvoll um zumindest einem weiteren Voranschreiten einer Insulinresistenz entgegen zu wirken.

Was bringt Abnehmen bei einer Insulinresistenz?

Bei der Entwicklung einer Insulinresistenz spielt ein Teufelskreis aus zu kalorienreicher Ernährung und unzureichender Bewegung eine bedeutende Rolle. Durch ein Missverhältnis von aufgenommenen Kalorien und dem Energieverbrauch des Körpers kommt es zu einem Anstieg der Blutfettewerte und des Blutzuckerspiegels. Der Körper versucht diesen durch eine erhöhte Freisetzung von Insulin entgegen zu wirken. Dies hat wiederum eine vermehrte Speicherung der überschüssigen Kalorien in den Fettzellen zur Folge. Dadurch nimmt der Mensch immer weiter zu, was auch die körperliche Aktivität und Leistungsfähigkeit einschränkt. Bei übergewichtigen Menschen mit einer Insulinresistenz ist es deswegen besonders wichtig, Gewicht abzunehmen. Dadurch kann der Teufelskreis oftmals durchbrochen werden. Die Blutzucker- und Blutfettspiegel sinken ab. Zudem steigt die Insulinempfindlichkeit wieder an. Allerdings sind die krankhaften Veränderungen bei der Insulinresistenz nur zu einem gewissen Maß reversibel. Zumindest kann durch die Gewichtsabnahme einer Zunahme der Insulinresistenz entgegengewirkt werden.

Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCO)

Die Insulinresistenz ist ein wesentlicher Bestandteil in der Entwicklung des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCO). Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Stoffwechselstörung bei Frauen, die neben einer Insulinresistenz und Übergewicht oft mit einer Vermännlichung durch einen Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen einhergeht. Zudem können ein ausbleibender Eisprung sowie Zysten in den Eierstöcken ein Teil der Erkrankung bilden. Wie genau der Zusammenhang zwischen der Insulinresistenz und den weiteren möglichen Symptomen bei dem PCO ist, konnte bisher noch nicht sicher festgestellt werden. Betroffene Frauen haben allerdings ein erhöhtes Risiko Diabetes oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden.

Bei Frauen mit PCO und Übergewicht sollte in erster Linie eine Gewichtsreduktion durch gesunde Ernährung und ausreichend körperliche Betätigung angestrebt werden. Durch diese Maßnahmen kann oftmals eine Besserung des Beschwerdebildes einschließlich der Insulinresistenz erzielt werden. Wenn durch natürliche Maßnahmen die Symptome des PCOs nicht gelindert werden können bleibt oftmals nur eine Hormonbehandlung als Therapiemöglichkeit. Die Insulinresistenz muss bei erhöhten Zuckerwerten oftmals ebenfalls medikamentös behandelt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Polyzystisches Ovarialsyndrom

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.03.2014 - Letzte Änderung: 18.09.2024