Arthrose und Übergewicht

Arthrose ist ein weit verbreitetes Krankheitsbild, bei dem es zu einer degenerativen Schädigung des Knorpels kommt. Übergewicht gilt als Risikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten dieser Erkrankung.

Arthrose und Übergewicht

Definition

Die Arthrose beschreibt einen degenerativen Gelenkverschleiß. Der Knorpel, der im gesunden Gelenk die beiden kommunizierenden Gelenkflächen bedeckt, ist bei einer Arthrose abgenutzt oder beschädigt. 
Daher ist der Knochen flächenhaft oder punktuell nicht mehr von Knorpel bedeckt und wird geschädigt, oder andere Strukturen im Gelenk werden geschädigt.

Eine Arthrose ist sehr häufig altersbedingt. Andere Ursachen können Trauma sein, die Veränderungen und Verletzungen der Gelenkflächen bewirken, zum Beispiel Bruchspalten, die in das Gelenk ziehen. Weitere Ursachen können Entzündungen oder auch Übergewicht sein.

Lesen Sie mehr zu Arthrose allgemein unter: ArthroseTherapie der Arthrose

Welchen Einfluss hat Übergewicht auf die Entstehung / Voranschreiten einer Arthrose?

Bei langjährig bestehendem Übergewicht ist das Risiko der Entwicklung einer Arthrose in den Hüft-, Knie- und Sprunggelenken im Vergleich zu Personen, die kein Übergewicht haben, erhöht.

Das hat mehrere Gründe. Zum einen liegt durch das erhöhte Gewicht eine viel größere Last auf den Gelenken und den beteiligten Strukturen. So wird der Knorpel in einem Maße belastet für das er nicht geschaffen ist. Dies führt dazu, dass er sich frühzeitig abnutzt wird und geschädigt. Folge davon ist die Entstehung einer Arthrose in den Kniegelenken.

Zum anderen findet sich tendenziell das Problem, dass sich übergewichtige Menschen nicht mehr ausreichend bewegen. Dies führt dazu, dass die Muskulatur in den Beinen nicht mehr entsprechend trainiert wird und verkümmert. Das Problem daran ist, dass die Muskulatur eigentlich das Gelenk schützt, dadurch das sie das Gelenk stabil hält und es vor äußeren Schäden schützt.

Außerdem werden bei Übergewicht durch die stark vermehrten Fettzellen verschiedene Hormone ausgeschüttet (Zytokine), die das Potential haben einen Entzündungsprozess in den Gelenken hervorzurufen. Dies ist laut heutigem Forschungsstand nicht zu vernachlässigen. Dem chronischen Entzündungsprozess den das Übergewicht hervorruft wird eine immer größere Bedeutung zugesprochen. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum bei Übergewicht vermehrte Arthrosen in den Handgelenken zu finden sind, die ja eigentlich nicht von erhöhten mechanische Belastungen betroffen sind.

Lesen Sie dazu auch den Artikel: Handgelenksarthrose

Kurzfristige Gewichtszunahmen, die nicht über Jahre bestehen bleiben, sondern durch Sport und Bewegung angegangen werden, verursachen eher keine Arthrose. Bei starkem Übergewicht können auch schon kleinere Gewichtsabnahmen helfen das Voranschreiten zu verlangsamen. Mittel- bis langfristig ist eine Normalisierung des Gewichtes anzustreben. Hilfreich kann dabei die Zusammenarbeit mit dem Hausarzt sein, der durch Verschreibung von Physiotherapie und Ernährungstherapie oder auch anti-entzündlichen Medikamenten, unterstützenden wirken kann.  

Lesen Sie mehr dazu unter: Folgen von ÜbergewichtTipps zum AbnehmenAbnehmen mit Sport

 

Auswirkung von Übergewicht auf eine Kniearthrose

Zwischen der Entstehung und dem Fortschreiten einer Kniearthrose (Gonarthrose) bei bestehendem Übergewicht konnte in verschiedenen Studien über die letzten Jahre ein Zusammenhang dargestellt werden. Es konnte in diesen Studien gezeigt werden, dass bei Vorliegen von Übergewicht mehr Arthrosen im Knie entstanden als in Vergleichsgruppen, in denen die Mitglieder nicht übergewichtig waren. Weiterhin konnte nicht nur gezeigt werden, dass Übergewicht eine Arthrose entstehen lässt, sondern dass das Fortschreiten der Arthrose abhängig vom Ausmaß des Übergewichtes ist. Je stärker eine Person übergewichtig ist, desto schneller schreitet die Arthrose voran, heißt desto schneller werden die Schäden im Kniegelenk größer.

Der Gewichtsverlust ist bei der Kniearthrose von zentraler Bedeutung. Viele Patienten haben die Vorstellungen, dass eine Knieprothese die Probleme beseitigen kann, ohne dass sie sich anstrengen müssten abzunehmen. Das ist leider nicht der Fall. Wenn eine Knie-TEP (Totalendoprothese) eingebaut werden soll, muss meist deutlich an Gewicht verloren werden. Studien haben gezeigt, dass sich bei übergewichtigen Personen vermehrt Komplikationen nach der OP an der Prothese zeigen. Weiterhin muss unbedingt Muskulatur aufgebaut werden, da das arthrotische oder auch ein künstliches Gelenk unbedingt eine gute und stabile Muskelführung braucht.

Lesen Sie mehr dazu unter: Arthrose im KniegelenkKnieprothese

Auswirkung von Übergewicht auf eine Hüftarthrose

Ähnlich wie bei der Kniearthrose haben klinische Studien gezeigt, dass Übergewicht einen Einfluss auf die Entstehung und das Fortschreiten von Hüftarthrose hat. Bei bestehendem Übergewicht bekommen Menschen 10 Jahre früher eine Arthrose im Hüftgelenk als Menschen die normalgewichtig sind.

Durch das erhöhte Gewicht kommt es durch höhere Druckbelastungen auf den Knorpel zu einem schnelleren Abrieb des Knorpels. Durch die Entzündungsmediatoren (Hormone), die im Fettgewebe gebildet werden, schreitet der Prozess zusätzlich voran. Ein weiterer Faktor bei der Hüftgelenksarthrose ist die mangelnde Bewegung. Nur bei ausreichend Sport und Bewegung der Beine bleibt der Knorpel vital und wird dann gut durchblutet. Schon wenige Minuten am Tag, in denen die Hüfte mit Sportübungen bewegt wird, können helfen das Fortschreiten zu reduzieren. Wie beim Knie gilt auch an der Hüfte, dass eine Hüftprothese nicht die Lösung aller Dinge ist. Eine Prothese bei Hüftarthrose sollte der letzte Schritt sein. Zuvor sollten von Seiten des Patienten alle anderen möglichen Schritte angegangen werden (Gewichtsverlust, Sport, Physiotherapie, Ernährungsumstellung).

Lesen Sie dazu auch: Abnehmen durch Ernährungsumstellung

 

Auswirkung von Übergewicht auf eine Sprunggelenksarthrose

Im vergleich zu der Arthrose in Knien und der Hüfte, findet sich die Arthrose im Sprunggelenk schon bei jüngeren Personen. Mit einer der häufigsten Gründe liegt in Achsfehlstellungen nach Verletzungen am Band- und Knochenapparat, die dann eine Arthrose mit sich ziehen, da die Gelenkflächen nicht mehr ideal miteinander kommunizieren. Doch auch das Übergewicht hat einen Einfluss auf die Entstehung der Arthrose im Sprunggelenk. Auf den Knorpelflächen der Sprunggelenke lastet nahezu das gesamte Körpergewicht. Schon leichte Veränderungen des Gewichtes haben daher einen Einfluss auf den Druck auf diese Knorpelflächen und damit auch die Arthroseentstehung und deren Fortschreiten.

Wie bei den Arthrosen in Knie und Hüfte ist der Gewichtsverlust das zentrale Ansatzmittel. Zum einen sinkt dadurch die Belastung auf das Gelenk und zum anderen wird dadurch die Produktion von Entzündungsmediatoren im Fettgewebe reduziert. Im Sprunggelenk ist eine Prothese ein kompliziertes Unterfangen. Meist wird eher eine Versteifung des Gelenkes (Arthrodese) durchgeführt. Dann ist Fuß in einem festen Winkel am Bein versteift. Diesem Zustand kann dadurch entgegengewirkt werden, indem schon in jungen Jahren einem bestehenden oder entstehenden Übergewicht entgegengewirkt wird.

Lesen Sie mehr dazu unter: Sprunggelenksarthrose

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.10.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024