Bei der Eizellspende handelt es sich um einen Eingriff der Reproduktionsmedizin. Nach einer Hormonbehandlung werden der Eizellspenderin Eizellen entnommen. Diese können dann in vitro befruchtet werden und einer Empfängerin eingesetzt werden. Eine Eizellspende kann bei unerfülltem Kinderwunsch durchgeführt werden. Die Eizellspende ist in Deutschland verboten (Stand Juli 2017).

Eizellspende

Definition

Bei der Eizellspende handelt es sich um ein Verfahren der Reproduktionsmedizin. Dabei werden der Spenderin Eizellen entnommen, die dann mit dem Samen eines Mannes künstlich befruchtet werden können. Die befruchteten Eizellen können anschließend einer Empfängerin (oder auch der Spenderin selbst) in die Gebärmutter eingesetzt werden. Dort beginnt bei einer erfolgreichen Behandlung der Schwangerschaftsverlauf und der Embryo reift heran. Die befruchtete Eizelle enthält genetisches Material der Eizellspenderin und des Samengebers.

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Indikationen für eine Eizellspende

Es gibt zahlreiche Indikationen für eine Eizellspende. So kann beispielsweise eine Krebserkrankung der Eierstöcke (Ovarialkarzinom) deren Entfernung oder Bestrahlung notwendig gemacht haben. Die Patientinnen besitzen nach einer solchen Behandlung keine eigenen (intakten) Eizellen mehr. Auch im fortgeschrittenen Alter nahe der Wechseljahre oder bei vorzeitiger Menopause durch Östrogenmangel kann die eigene Fruchtbarkeit durch nachlassende Follikelreifung stark reduziert beziehungsweise nicht mehr gegeben sein. Um trotzdem einen Kinderwunsch zu erfüllen, muss auf fremde Eizellen zurückgegriffen werden. Auch können genetische Erkrankungen eine Indikation darstellen, beispielsweise das sogenannte Turner-Syndrom, bei dem keine eigenen funktionsfähigen Eizellen gebildet werden können.

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Eine Eizellspende kann auch dann sinnvoll sein, wenn in der Vergangenheit bereits in vitro Behandlungen mit eigenen Eizellen fehlgeschlagen sind oder wiederholt kranke Embryonen entstanden sind. Darüber hinaus entscheiden sich einige Frauen für die Spende, wenn in ihrer Familie schwere Erkrankungen bekannt sind und sie Sorge haben, diese an ihre Kinder zu vererben.

Einige ältere Frauen greifen auf die Eizellen jüngerer Spenderinnen zurück, da mit steigendem Alter auch das Risiko für die Erkrankung am Down-Syndroms höher ist.

Ablauf

Vor dem eigentlichen Eingriff werden die Menstruationszyklen der meist anonymen Spenderin und der Empfängerin mit Hilfe von Hormonpräparaten synchronisiert. Dies ist notwendig, da beim Einsetzen der befruchteten Spender-Eizellen in der Gebärmutter der Empfängerin optimale Wachstumsbedingungen für den Embryo herrschen müssen, um eine Einnistung zu ermöglichen.

Der Vorgang der eigentlichen Eizellspende wird in zwei Phasen unterteilt. Zunächst erfolgt eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke der Spenderin, um die Eizellproduktion anzuregen. Anschließend werden Follikel des Eierstocks punktiert und die Eizellen über die Scheide abgesaugt.

Der weitere Ablauf gleicht einer In-vitro-Fertilisation. Die durch Masturbation gewonnen Spermien des Mannes werden aufbereitet und mit einer mikroskopisch kleinen Injektionsnadel in die entnommene Eizelle gespritzt. Die befruchteten Eizellen werden für 5 Tage im Labor kultiviert und anschließend in die Gebärmutter der Empfängerin transferiert. Befruchtete Eizellen können außerdem für einen späteren Transfer eingefroren werden. Vor dem Einsetzen der befruchteten Eizellen wird mittels Ultraschall geprüft, wie die Gebärmutterschleimhaut der Empfängerin beschaffen ist. Es wird ein Östrogenpräparat eingenommen, welches die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und auf die Implantation des Embryos vorbereitet. Im Verlauf nimmt die Patientin zusätzlich das Hormon Progesteron ein. Der Empfängerin werden 2-3 Embryonen mittels Katheter über die Scheide und durch den Muttermund in die Gebärmutter eingeführt. Ein erster Schwangerschaftstest zur Erfolgsmessung kann circa 14 Tage nach dem Eingriff erfolgen. Die Hormontherapie wird bis zur 12. Schwangerschaftswoche fortgeführt.

Dauer

Die Eizellspende beinhaltet nicht nur den eigentlichen Eingriff, sondern weitere Schritte. Dazu gehört die hormonelle Stimulation der Empfängerin. Je nach Reproduktionsklinik muss die Patientin gegebenenfalls einen Probezyklus durchlaufen, das heißt einen hormonell unterstützen Menstruationszyklus (28 Tage), um zu prüfen, inwieweit die Gebärmutterschleimhaut im Stande ist sich aufzubauen. Nach dem Probezyklus erfolgt weitere 14 Tage lang eine hormonelle Stimulation, bevor die befruchteten Eizellen eingesetzt werden können. Nachdem die Eizellen der Spenderin entnommen wurden und mit dem Samen befruchtet wurden, folgen 5 Tage Kultivierung. Anschließend werden die Embryonen in einem in der Regel wenige Minuten dauerndem Eingriff in die Gebärmutter der Empfängerin eingeführt.

Risiken

Wie alle medizinischen Eingriffe, birgt auch die Eizellspende sowie auch die resultierende Schwangerschaft Risiken.

Bei der Hormonbehandlung, die vor einer Eizellspende durchgeführt wird, kommt es häufig zu unerwüschten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen. Des Weiteren kann es zur Ausbildung eines sogenannten ovariellen Überstimulationssyndroms kommen. Diese ernstzunehmende Komplikation tritt selten auf, kann in der schlimmen Form allerdings zu EierstockystenBauchwassersucht (Azsites), Luftnot (Dyspnoe), sowie Gerinnungsstörungen führen.

Auch der operative Eingriff birgt die üblichen Risiken für Blutungen, Infektionen und Narkosekomplikationen. 

Die Möglichkeit einer ausbleibenden Schwangerschaft besteht insbesondere bei steigendem Alter der Eizellempfängerin. Da die gespendete Eizelle mit einem anderen genetischen Material ausgestattet ist besteht die Gefahr, dass der Embryo in der Gebärmutter abgestoßen wird und es zu einer Fehlgeburt kommt. Außerdem kann es zu fetalen Fehlbildungen und weiteren Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft kommen. Dazu zählt die nach Eizellspende erhöhte Wahrscheinlichkeit, an einer sogenannten Gestationshypertonie zu erkranken, also einem erhöhten Blutdruck in der Schwangerschaft. Dieser kann im lebensbedrohlichen HELLP-Syndrom mit einhergehenden Krampfanfällen münden und Gefahren für das Kind mit sich bringen.

Viele Patientinnen wollen die Art ihrer Schwangerschaft verheimlichen. Dies kann allerdings dazu führen, dass durch die ärztlichen Weiterbetreuung die Eizellempfängerin nicht als Risikopatientin mit erhöhtem Bedarf an ärztlichen Kontrollen eingestuft wird. Daher ist Ehrlichkeit dem eigenen Frauenarzt gegenüber unabdingbar und für eine adäquate medizinische Versorgung essentiell.

Außerdem steigt bei einer Eizellspende die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft, welche stets komplikationsbehafteter ist als eine Ein-Kind-Schwangerschaft. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Spätfolgen, wie psychosoziale Probleme, welche aufkommen können wenn das Kind über die Art seiner Entstehung aufgeklärt wird und sich der Anonymität seiner Mutter bewusstwerden muss.

Wie hoch ist die Erfolgsquote?

Die Erfolgsquoten einer Schwangerschaftsherbeiführung durch Eizellspende variieren sehr stark. Dabei fließen viele Faktoren, wie zum Beispiel das Alter der Empfängerin, Hormonstörungen oder auch Endometriose mit ein. Jede Reproduktionsklinik hat eigenen Statistiken, in die die genannten Faktoren und viele weitere einfließen. Allgemein werden die Erfolgschancen auf circa 30-40% geschätzt.

Zwillinge

Um die Erfolgschancen einer Eizellspende zu vergrößern, werden in der Regel zwei bis drei Embryonen transferiert, da der Eingriff mit einer ernstzunehmenden Misserfolgsrate behaftet ist. Allerdings können sich auch alle transferierten Embryonen einnisten und heranwachsen. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft nach einer Eizellspende mit anschließender In-Vitro-Befruchtung. Das Auftreten von Zwillingen ist etwa 20 mal häufiger als bei einer herkömmlichen Schwangerschaft.

Wo kann eine Eizellspende durchgeführt werden?

In Deutschland ist die Eizellspende verboten (Stand: Juli 2017), wenngleich darüber aktuell zahlreiche Diskussionen herrschen und zunehmend Stimmen laut werden, die eine Legalisierung der Eizellspende fordern. Derzeit muss man für eine Eizellspende in spezielle Kliniken ins Ausland reisen, weshalb der Begriff ‚Reproduktionstourismus‘ entstand. Offiziell per Gesetz erlaubt ist die Eizellspende beispielsweise in Polen, den NIederlanden, Belgien, Tschechien, der Slowakei, Frankreich, Spanien und England.

Man sollte sich im Vorfeld gut mit der Thematik auseinandersetzen und über die verschiedenen Kinderwunsch-Zentren informieren. Auch sollte einem bewusst sein, dass deutsche Ärzte selbst bei der hormonellen Therapie vor der eigentlichen Eizellspende offiziell nicht ärztlich tätig werden dürfen, wenn klar ist, dass es sich um eine Behandlung im Rahmen der Eizellspende handelt. Daher können ein längerer Auslandsaufenthalt beziehungsweise häufigere Überfahrten ins jeweilige Land nötig sein.

Eine Eizellspende ist mit großem Aufwand und damit auch mit hohen Kosten verbunden. Günstige Preise können zu Lasten der Qualität der medizinischen Versorgung gehen und gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Auch gibt es immer wieder Berichte, dass Eizellspenderinnen finanziell ausgenutzt werden. Gründliche Recherchen und das Zurückgreifen auf Erfahrungsberichte können solche Risiken mindern.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.07.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024