Eiter – in der Medizin auch als Pus bezeichnet – kann an jeder bakteriell infizierten Körperstelle auftreten. Im Ohr können sowohl eine Außen-, Mittel- oder Innenohrentzündung als auch infizierte Verletzungen oder Fremdkörper Ursache einer eitrigen Infektion sein.
Eiter – in der Medizin auch als Pus bezeichnet – entsteht vor allem bei bakteriellen Infektionen des Ohres, kann aber natürlich auch an jeder anderen infizierten Körperstelle (wie Haut oder Wunden) auftreten.
Bei manchen Bakterien kommt es zu besonders starker Eiterbildung. Eiter besteht vor allem aus Eiweißen und zerfallenem Gewebe. Der Gewebezerfall wird durch Enzyme der Bakterien und durch die weißen Blutkörperchen wie Granulozyten bewirkt. Die weißen Blutkörperchen und die Bakterien – sowohl lebend als auch abgetötet - befinden sich somit ebenfalls im Eiter. Normalerweise hat Eiter eine weißlich-gelbe Farbe. In manchen Fällen kann ein wenig Blut beigemischt sein.
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Im Ohr können verschiedene Teile infiziert und somit Ursprung des Eiters im Ohr sein.
Die Entzündungen des Ohres, bei denen es zur Eiterbildung kommt, sind in den meisten Fällen durch Bakterien hervorgerufen. Wird die Infektion durch Viren oder Pilze ausgelöst, kommt es eigentlich nur zur Eiterbildung, wenn im Verlauf der Erkrankung eine Superinfektion mit Bakterien hinzukommt.
Eine eitrige Mittelohrentzündung kommt vor allem in den Wintermonaten vor. Sie entsteht meist aus einer aufsteigenden Infektion der oberen Atemwege. Daher sind auch hauptsächlich Kinder betroffen, da die Mund-Ohr-Verbindung (Ohrtrompete oder Tuba auditiva) kürzer ist. Auslöser für die Mittelohrentzündung sind häufig virale und bakterielle Mischinfektionen.
Kommt es zu einer bakteriellen Infektion, kann es auch somit im Mittelohr zur Eiterbildung kommen. Zum Ausfluss des Eiters aus dem Ohr kommt es, wenn das Trommelfell reißt oder sich die Entzündung auf den äußeren Gehörgang ausbreitet. Der Riss im Trommelfell wächst in den meisten Fällen innerhalb von 1-2 Wochen wieder zu.
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Während einer Mittelohrentzündung kann es zu allgemeinen Krankheitssymptomen wie Fieber und Abgeschlagenheit kommen. Oftmals macht sich ein vermindertes Hörvermögen und auch Schwindel bemerkbar. Der Allgemeinzustand ist zudem in den meisten Fällen stark beeinträchtigt. Die häufig auftretenden Schmerzen im Ohr können auch ausstrahlen und Kopfschmerzen verursachen.
Bei einem Einriss des Trommelfells, kann es zur Otorrhoe kommen. Das bedeutet, dass Eiter sichtbar aus dem Ohr fließt. Da eine Mittelohrentzündung häufig durch aufsteigende Infektionen aus dem Hals-, Nasen- und Rachenraum entsteht, können Schluckbeschwerden, Halsschmerzen oder Schnupfen auftreten oder vorausgehen. Bei einer Entzündung des äußeren Gehörgangs kommt es zu einem Druckschmerz auf dem Ohr. Auch hierbei kann es durch die Schwellung des Gehörgangs zu Schwerhörigkeit kommen. Ist ein Fremdkörpern ins Ohr eingedrungen und verstopft den Gehörgang, kann es auf der betroffenen Seite zu Schwerhörigkeit kommen.
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Schmerzen im Ohr oder im Bereich des Ohres sprechen für eine Ohrerkrankung. Vor allem im mittleren und äußeren Bereich ist das Ohr sensibel. Sehr starke und stechende Ohrenschmerzen treten häufig bei einer Mittelohrentzündung auf. Im Erwachsenen- und Jugendalter kommt es häufiger zu einer Entzündung des äußeren Gehörgangs. Die Ursache ist häufig eine zu häufige Reinigung des Gehörgangs mit Ohrenstäbchen. Diese reizen die Schleimhaut des Ohres. Diese Reizung kann neben unangenehmen Schmerzen auch eine Eiterbildung nach sich ziehen.
Weiterhin führt ein Ohrherpes (Zoster oticus) neben einer Bläschenbildung am Ohr oder im Gehörgang zu starken Schmerzen. Hierbei kommt es ebenfalls zu einer Sekretion der Bläschen, die im oder am Ohr sichtbar sein kann. Diese Flüssigkeit ist allerdings kein Eiter sondern eine klare Bläschenflüssigkeit, die allerdings durch Ohrenschmalz gelblich erscheinen und Eiter imitieren kann.
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Zum einen kann eine Chronische Mittelohrentzündung ohne Schmerzen, aber mit Eiterbildung einhergehen. In manchen Fällen haben sich die Betroffenen auch an den Schmerz „gewöhnt“ und nehmen diesen nicht mehr als solchen wahr. Das Sekret, was aus dem Mittelohr in den äußeren Gehörgang fließt, ist meist rahmig-gelb oder auch schleimig. Es kann übel riechen oder auch geruchslos sein. Die chronische Mittelohrentzündung kann außerdem mit Hörminderung, Schwindelgefühlen und Ohrgeräuschen (Tinnitus) einhergehen.
Zum anderen kann es sich bei Eiterfluss aus dem Ohr ohne Schmerzen um einen Paukenerguss (Seromukotympanon) handeln. Hierbei kommt es durch eine Belüftungsstörung im Ohr zu einer Sekretansammlung in der Paukenhöhle. Kommt es zu einer Infektion und Eiterbildung des Sekrets, kommen häufig Schmerzen dazu. Begleitet wird der Paukenerguss durch Druckgefühl im Ohr und Schwerhörigkeit. Bei Erwachsenen sollte unbedingt eine weitere Diagnostik erfolgen, da neben Schnupfen, Halsinfektionen und Nasennebenhöhlenentzündungen auch Nasenrachenkrebs (Nasopharynx-Karzinom) für die Belüftungsstörung verantwortlich sein kann.
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Eine Rachenentzündung (Pharyngitis) oder Mandelentzündung (Angina tonsillaris) kann sich auch in die Ohren ausbreiten und dort eine Mittelohrentzündung verursachen. Besonders wenn Bakterien wie Streptokokken die Entzündung im Rachen ausgelöst haben, kann eine eitrige Mittelohrentzündung folgen. Eine akute Mandelentzündung kann neben Halsschmerzen auch Schluckschmerzen und – störungen auslösen. Es kann außerdem zu einer kloßigen Sprache und Mundgeruch (Foetor ex ore) kommen. Vor allem Schulkinder sind von einer Angina tonsillaris betroffen. Sie kann aber generell in jedem Lebensalter auftreten.
Eine Entzündung des Ohres kann mit einer Sekretion von Eiter aus dem Ohr (Otorrhoe) einhergehen.
In jedem Fall sollte man bei Eiterausfluss von einem krankhaften Geschehen im Ohr ausgehen. Schmerzen sind hierbei fast immer vorhanden. Sollte eine Otorrhoe festgestellt werden, sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden, welcher der Ursache auf den Grund geht.
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Eiter im Ohrloch tritt oftmals nach dem Stechen eines Ohrlochs für Ohrringe auf. Da es hierbei durch das Durchstechen des Ohrgewebes zu einer „Wunde“ kommt, kann sich diese auch durch das Eindringen von Bakterien infizieren und eitern. Diese können entweder durch ungereinigtes Material während des Stechens oder aber danach in das offene Gewebe gelangen.
Zusätzlich kommt es meist zu Schmerzen, einer Rötung und Schwellung des Ohres. Der Ohrring sollte bei Eiterung des Ohrlochs dringend entfernt werden, um eine weitere Reizung des Ohres zu verhindern. Es sollte dann eine tägliche Reinigung mit Desinfektionslösungen erfolgen. Tritt zusätzlich zum Eiter Fieber auf, sollten Antibiotika in Form von Tabletten eingenommen werden.
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In harmlosen Fällen handelt es sich bei Eiter hinter dem Ohr um einen eitergefüllten oder aufgekratzten Pickel.
Allerdings kann es sich auch um eine Entzündung des hinter dem Ohr befindlichen Warzenfortsatzes (Processus mastoideus) handeln. Hierbei handelt es sich um den spürbaren, hervorstehenden Knochen hinter dem Ohr. Neben der Eiterbildung kann es zu starken Ohrenschmerzen, einer Schwellung, Rötung und Überwärmung des Mastoids kommen. Da es sich hierbei um ein gefährliches Krankheitsbild mit Komplikationen wie Hörverlust, Hirnhautentzündung oder Hirnabszess handelt, sollte die Behandlung im Krankenhaus erfolgen. Neben einer Schmerztherapie, sollte eine intravenöse (direkt in die Vene applizierte) Antibiotikagabe erfolgen. Wenn die Symptome innerhalb der ersten zwei Tage nicht besser werden oder eine große Eiterbeule (Abszess) sichtbar wird, sollte eine chirurgische Behandlung mit Ausräumung oder Entfernung des Mastoids erfolgen.
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Zur Diagnose gelangt der Arzt, indem er am Anfang eine Befragung zu Symptomen und Verlauf stellt. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, wobei in die Mundhöhle und in die Ohren geschaut wird, Lymphknoten abgetastet und Lunge abgehört werden.
Die Untersuchung des Ohres erfolgt mittels Otoskop. Mit dem Otoskop kann man den Gehörgang und das Trommelfell beurteilen und somit herausfinden, wo die Infektion herkommt. Handelt es sich um eine Mittelohrentzündung, sieht man häufig ein gerötetes, vorgewölbtes Trommelfell. Wenn es zum Einriss des Trommelfells kommt, können Eitertropfen auf dem Trommelfell zu sehen sein. Bei einer äußeren Gehörgangsentzündung ist Eiter im Gehörgang zu finden.
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Es gibt verschiedene Hausmittel, die bei einer Mittelohrentzündung eingesetzt werden. Zum einen kann eine sogenannte Zwiebelkompresse (kleingehackte Zwiebel im Leinentuch) auf das Ohr gelegt werden. Die Zwiebel hat eine antibakterielle Wirkung. Auch Kamille hat eine antientzündliche Wirkung. Es kann zum Beispiel ein Beutel Kamillentee aufgegossen werden. Der Tee wird getrunken, der Beutel ausgedrückt und auf das betroffene Ohr gelegt. Der Tee kann somit auch bei bakteriellen Entzündungen des äußeren Gehörgangs wirksam sein. Wärme kann den Schmerz einer Mittelohrentzündung lindern und die Heilung unterstützen. Diese kann mittels Rotlichtlampe oder aber zum Beispiel durch warmen Kartoffelstampf im Leinentuch appliziert werden.
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Da Eiter im Ohr meist für eine bakterielle Ursache spricht, sollten hierbei immer Antibiotika angewandt werden. Bei einer äußeren Gehörgangsentzündung wird das Antibiotikum meist direkt in den Gehörgang aufgetragen.
Hat der Betroffene eine starke Schwächung des Immunsystems (zum Beispiel durch eine Erkrankung wie HIV) oder eine vorhandene Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sollte eine Antibiotikatherapie in Tablettenform erfolgen.
Bei einer Mittelohrentzündung – die meist durch Viren verursacht wird – deutet Eiter auch auf ein bakterielles Geschehen hin. Weitere Hinweise auf eine bakterielle Ohrinfektion sind ein starkes Krankheitsgefühl mit hohem Fieber, Eiterausfluss aus dem Ohr und fehlende Besserung der Symptome innerhalb der ersten 2 Tage. Dann sollte eine Antibiotikabehandlung erfolgen.
Welches Antibiotikum eingesetzt wird, richtet sich nach dem Bakterium, das die Infektion verursacht. Der Aufbau der Bakterien unterscheidet sich. So gibt es zum Beispiel Unterschiede im Aufbau der Bakterienwand. Da Antibiotika unterschiedliche Angriffspunkte besitzen, wirken bestimmte Antibiotika nur bei bestimmten Bakterien.
In jedem Fall sollte – besonders, wenn es zu keiner Besserung der Symptome nach Einnahme des Antibiotikums kommt – ein Abstrich des Ohres erfolgen. Hierbei wird das die Infektion auslösende Bakterium sicher bestimmt. Gleichzeitig wird ein sogenanntes Antibiogramm angefertigt, wobei erkennbar wird, welches Antibiotikum gegen das Bakterium wirksam ist.
Da die Bildung von Eiter im Ohr unterschiedliche Ursachen haben kann, ist die Dauer der Erkrankung verschieden. Allerdings sollte es mit der richtigen Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen zu einer Heilung kommen.
Tritt eine Mittelohrentzündung länger auf oder kehrt in gewissen Abständen immer wieder, handelt es sich um eine chronische Entzündung. Hierbei ist meist das Trommelfell beschädigt. Dadurch wird eine Entzündung des Ohres erleichtert. Die Behandlung erfolgt dann mittels Wiederherstellung des Trommelfells (Tympanoplastik). In den meisten Fällen kommt es dann zu einer Heilung. Teilweise sind allerdings trotz Tympanoplastik immer wiederkehrende Entzündungen zu verzeichnen, die immer wieder behandelt werden müssen.
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Im Eiter befinden sich neben toten Bakterien auch lebendige. Daher ist der Eiter im Ohr auch ansteckend.
Die Ansteckung kann zum Beispiel durch Handkontakt mit dem Eiter entstehen. Hierbei muss es allerdings nicht zu einer Infektion des Ohres kommen, sondern kann auch Infektionen des Rachenbereichs, Atemtraktes oder auch der Haut auslösen. Wie viel Bakterien benötigt werden, um eine Infektion auszulösen, hängt wiederum von der Art des Bakteriums und dessen Fähigkeit, eine Erkrankung im Körper auszulösen, (Virulenz) ab. Außerdem spielt die jeweilige Stärke des Immunsystems des Menschen eine Rolle, ob eine Infektion leicht oder schwer entstehen kann.
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