Das Trommelfell ist eine flächige dünne Membran, die das äußere Ohr vom Mittelohr trennt. Es dichtet diese beiden Strukturen komplett voneinander ab. Ist die Kontinuität des Trommelfells unterbrochen, spricht man von einem gerissenen Trommelfell.
Das Trommelfell ist eine flächige dünne Membran, die das äußere Ohr vom Mittelohr trennt. Es dichtet diese beiden Strukturen komplett voneinander ab. Ist die Kontinuität des Trommelfells unterbrochen, spricht man von einem gerissenen Trommelfell. Optisch sieht der Arzt bei der Inspektion des Trommelfells dann ein Loch in dieser Struktur.
Die Ursache für ein gerissenes Trommelfell ist immer ein Überstrapazieren seiner Elastizität. Es ist dabei egal, ob es ein Wattestäbchen ist, dass beim Reinigen des Gehörgangs zu fest gegen das Trommelfell gedrückt wird oder ein Schlag auf das Ohr, der eine starke Druckwelle Richtung Mittelohr auslöst. Ist die auf das Trommelfell einwirkende Kraft zu groß, kann es nicht weiter in eine Richtung ausgelenkt werden und reißt.
Beim Fliegen ist es während der Landung der zunehmende Luftdruck in der Kabine, der zu einer Sogwirkung im Mittelohr führt. Beim Tauchunfall ist es der zu rasch abnehmende Umgebungsdruck beim Auftauchen, der zu einer Volumenvergrößerung im Mittelohr führt. Jeder zu große Druck, der nicht rechtzeitig ausgeglichen werden kann, führt dazu, dass die papierdünne Membran aufgrund der Spannung reißt.
Selbst ein Erguss im Mittelohr kann durch das Gewicht der aufgestauten Flüssigkeit zu einer Ruptur führen. Der Riss an sich ist bei einem Erguss als Entlastung zu sehen. Jeder zu große vom Mittelohr ausgehende Druck könnte nämlich Strukturen im Mittelohr zerstören und somit die Hörfähigkeit beeinflussen. Ein Loch im Trommelfell ermöglicht den Ausgleich und somit ein Schonen der Gehörknöchelchen.
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Das Reißen durch einen zu starken Druck von außen, dient als Puffer. Die Luft oder der Fremdkörper soll nicht ungehindert die Ohrstrukturen passieren und womöglich die Gehörknöchelchen in ihrer Verankerung manipulieren. Das Trommelfell fängt also das gröbste ab und dient als Warnfunktion, da sein Reißen einen starken Schmerz auslöst. Spätestens dann sollte der Betroffene merken, dass er den Kopf abwenden oder einen Fremdkörper entfernen sollte.
Die Diagnose eines gerissenen Trommelfells wird durch seine optische Betrachtung gestellt. Dafür guckt der Arzt mit einem Ohrtrichter in den äußeren Gehörgang bis zum Trommelfell und guckt sich dessen Struktur an. Ist ein Riss oder ein Loch zu sehen, können die umgebenden Strukturen Hinweise auf die Ursache geben. Eine starke Sekretion und Rötung würde für eine Mittelohrentzündung mit Ergussbildung sprechen und eine Blutung oder Verletzungsspuren für ein Trauma. Die Anamnese ermöglicht natürlich auch die Klärung der Ursache. Bei Tauchern bestätigt zum Beispiel die Ohrspiegelung oft die Verdachtsdiagnose eines gerissenen Trommelfells.
Die Symptome eines gerissenen Trommelfells sind sehr spezifisch und lassen sich selbst gut feststellen. Initial tut es weh, wenn das Trommelfell reißt. Betroffene spüren einen spitzen kurzen Ohrenschmerz, der ungewöhnlich heftig erscheint. Darauf folgend tritt meistens eine plötzlich einsetzende Hörminderung auf, die je nach Rissgröße unterschiedlich stark sein kann. Die Hörminderung besteht dabei für einen gewissen Zeitraum und ändert sich am ersten Tag nicht in ihrer Intensität. Lediglich mit der Heilung des Trommelfells nimmt sie ab und verschwindet bei kompletter Genesung wieder ganz.
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Bei entzündlich bedingten Rissen kann eine Sekretion aus dem Ohr bemerkt werden, die entweder klar, eitrig oder blutig ist. Das Sekret ist dabei von einer Mittelohrentzündung, die ihren Erguss über das äußere Ohr entlastet. Im Rahmen der Entzündung kann zusätzlich Fieber oder auch nur eine erhöhte Körpertemperatur auftreten.
Ein Schwindelgefühl ist zuletzt auch noch möglich, dass sich durch die Reizung des Innenohres begründet. Der Schwindel ist jedoch für ein eingerissenes Trommelfell nur spezifisch, wenn er mit mindestens einem weiteren bereits genannten Symptom vorliegt. Alleinig bestehender Schwindel weist eher auf andere Ursachen hin.
Ein gerissenes Trommelfell wird normalerweise konservativ behandelt. Es wird also keine Manipulation am Trommelfell vorgenommen oder die Deckung des Defekts versucht. Der Hintergrund dieser oft abwartenden Haltung ist, dass sich das Trommelfell bei kleinen Rissen sehr gut selbst regenerieren kann. Lediglich bei Rissen mit ausgefransten Rändern oder sehr großen Rissen ist eine Schienung des Defekts mit Silikonfolie vonnöten. Reicht diese Methode nicht aus, muss der Defekt mit körpereigenem Material gedeckt werden, was in der Fachsprache als Myringoplastik bezeichnet wird.
Medikamente finden nur bei starken Schmerzen oder einer bakteriell bedingten Mittelohrentzündung ihren Einsatz. Speziell bei bakteriellen Infekten ist die Verschreibung von Antibiotika sinnvoll, um das Wachstum der Bakterien zu hemmen und somit die Wundheilung zu unterstützen. Damit Bakterien erst gar nicht durch ein perforiertes Trommelfell ins Mittelohr hineingelangen, ist es wichtig das Ohr trocken und sauber zu halten. Betroffene müssen daher ihren äußeren Gehörgang mit Watte abdichten und vermeiden das Wasser in das Ohr gelangt. Selbst beim Duschen sollte Watte und ein umsichtiger Umgang mit der Duschbrause das betroffene Ohr vor einem Wassereintritt schützen. Die Feuchtigkeit würde nämlich einen perfekten Nährboden für Bakterien darstellen und die Wundheilung nur verzögern.
Eine OP kommt nur in seltenen Fällen zur Behandlung eines gerissenen Trommelfells in Betracht. Heilt das Trommelfell nicht von selbst aufgrund eines zu großen Defekts oder kommt es übermäßig häufig zu Einrissen, ist die operative Behandlung eine erfolgversprechende Therapiemöglichkeit. Die Operation ist dabei als eher kleiner chirurgischer Eingriff zu sehen, der durchschnittlich unter einer Stunde dauert und mit einer lokalen Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden kann.
Kosmetisch gesehen ist nur ein kleiner Schnitt hinter dem Ohr notwendig, der eine unauffällige kleine Narbe hinterlässt. Das Ziel des Eingriffes ist das Trommelfell zu rekonstruieren. Als Material nutzt man körpereigene Strukturen wie die Faszie des Schläfenmuskels oder eine straffe Schicht aus Bindegewebe aus der Ohrmuschel. Der Vorteil des körpereigenen Materials ist, dass es vom Körper nicht abgestoßen wird, wenn es als Trommelfell im Ohr implantiert wird. Außerdem ist das entnommene Material sehr elastisch und trotzdem straff, sodass es eine gute Funktion gewährleistet.
Während des Eingriffes kann zusätzlich die Funktionsfähigkeit der Gehörknöchelchenkette beurteilt werden und wenn nötig Schäden behoben werden. Je nach Grad der Beeinträchtigung der Gehörknöchelchen wird die Operation in vier Typen eingeteilt. Je nach Typ korrigiert der Operateur mehr oder weniger Anteile der Gehörknöchelchen und verankert sie mit dem neuen Trommelfell. Nach der Operation sind verhältnismäßig wenig Schmerzen zu erwarten. Für die Patienten ist eher das Tamponieren des betroffenen Ohres unangenehm, wodurch die Hörfähigkeit beeinträchtigt wird. Sie ist jedoch für die Wundheilung unerlässlich und muss für etwa drei Wochen in dem Gehörgang bleiben. Immerhin liegt danach die Erfolgsquote für einen erfolgreichen Verschluss des Trommelfells bei 95%.
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Die Dauer, bis ein Trommelfell wieder vollständig verheilt ist, beträgt nur ein paar Tage. Die durch den Riss hervorgerufenen Symptome können allerdings noch länger anhalten, sollten aber ein bis zwei Wochen nicht überschreiten. Sollte eine massive Mittelohrentzündung die Ursache für den Einriss sein, kann die Heilung circa eine Woche dauern. Jeder Riss, der länger besteht, weist auf eine fehlerhafte Heilung hin und sollte weiter ärztlich behandelt werden. Einzig eine Hörminderung aufgrund eines eingerissenen Trommelfells kann bis zu zwei Monate bestehen und ist auf die veränderte Schwingungsfähigkeit aufgrund des neuen Gewebes zurückzuführen.
Kinder erkranken im Verhältnis zu Erwachsenen recht häufig an Mittelohrentzündungen und haben daher ein erhöhtes Risiko auch ein gerissenes Trommelfell zu entwickeln. Der Grund für die erhöhte Infektanfälligkeit liegt vor allem in dem häufigen Kontakt zu den Erregern. Gerade im Kindergarten ist das Immunsystem eines Kindes mit vielen Krankheitserregern konfrontiert, die sein Immunsystem noch nicht kennt. Beim Spielen kommt es leicht zu Übertragungen und es bildet sich nach einer Inkubationszeit die Infektion aus.
Anatomisch gesehen begünstigt der Körper und in diesem Fall speziell der Rachenbereich des Kindes die Ausbildung einer Infektion im Mittelohrbereich. Die Eustachische Röhre, die den Rachen mit dem Mittelohr verbindet, ist bei Kindern im Wachstumsprozess. Sie verändert sich von einer kurzen nahezu waagerecht zu der Zahnreihe liegenden zu einer längeren eher senkrecht stehenden Röhre. Solange die schräge Lage der Eustachischen Röhre aber nicht erreicht ist, ist der physiologische Reinigungsprozess nicht vollständig ausgereift.
Die Schwerkraft kann nicht optimal genutzt werden, wenn der Winkel zum Abfluss von Sekret und Erregern nicht steil genug zum Rachen ist. Für Erreger bedeutet dies ein leichtes Aufsteigen in Richtung Mittelohr. Die Schleimhaut schwillt reaktiv im Rachen und in der Eustachischen Röhre an und das Mittelohr wird dadurch abgedichtet. Eine feuchte Kammer im Mittelohr bildet nun ein optimales Milieu für die Bakterien. Ihr Wachstum begünstigt eine Entzündungsreaktion, die zu Eiter- und Sekretbildung führt bis sich das Sekret so massiv anstaut, dass der Druck auf das Trommelfell zu groß wird. Da das Sekret über die zugeschwollene Eustachische Röhre nicht abfließen kann, führt es zum Einreißen des Trommelfells.
Die Entlastung des Mittelohres ist dabei physiologisch sinnvoll. Von Eltern kann das Einreißen durch eine Angabe von Ohrenschmerzen vom Kind und später das Austreten von Sekret oder Eiter aus dem Ohr bemerkt werden. Meist lässt der Schmerz mit dem Beginn des Sekretflusses nach. Trotzdem sollte ein Arzt das Ohr untersuchen, um den Schaden am Trommelfell einzuschätzen und wenn möglich eine Therapie einzuleiten.
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Es ist nicht ungewöhnlich, dass Babys unter einem eingerissenen Trommelfell leiden. Gerade in den Wintermonaten erkälten sie sich schnell und der Infekt führt zu einem Anschwellen der Schleimhäute im Rachenbereich und damit auch in der Eustachischen Röhre. Die Eustachische Röhre ist bei allen Menschen eine Verbindung zwischen dem Mittelohr und dem Rachen und dient dem Druckausgleich des Mittelohres.
Bei Babys ist sie besonders kurz und liegt fast waagerecht, sodass Erreger im Rahmen einer Erkältung sehr leicht in Richtung Mittelohr gelangen. Dort finden sie einen optimalen Nährboden, da die geschwollenen Schleimhäute das Mittelohr zum Rachen hin abdichten und ein feuchtes Milieu schaffen. Die Vermehrung der Bakterien und die damit verbundene Entzündungsreaktion löst eine starke Sekretion der Schleimhäute mit Eiterbildung aus. Ist das angestaute Flüssigkeitsvolumen zu groß und übt zu viel Druck auf das Trommelfell aus, entleert es sich über den äußeren Gehörgang durch eine Ruptur des Trommelfells.
Für das Baby ist sowohl die Mittelohrentzündung als auch der Einriss des Trommelfells ein schmerzhafter Prozess. Ein ständiges Wimmern und Handbewegungen Richtung Ohr können somit auf ein eingerissenes Trommelfell hinweisen. Tritt Sekret aus dem Ohr aus, ist dies fast beweisend. Aber auch hohes Fieber mit ständiger Unruhe kann auf eine Mittelohrentzündung hinweisen. Trinkabbrüche lassen ein schmerzhaftes Saugen und Schlucken vermuten. Ein Grund für diese Schmerzen kann ein unzureichender Druckausgleich zwischen Rachen und Mittelohr während des Schluckens sein, der durch die geschwollenen Schleimhäute bedingt sein kann.
Bei jeglichem Verdacht auf ein gerissenes Trommelfell sollte daher ein Kinderarzt aufgesucht werden, um dem Baby unnötige Schmerzen zu ersparen und seine Trinklust nicht zu mindern. Meistens ist ein eingerissenes Trommelfell auch als eher harmlos einzuschätzen. Wird es jedoch nicht durch einen Arzt beurteilt, kann ein großer Defekt übersehen werden, der im schlimmsten Fall die Entwicklung des Hörvermögens beeinträchtigt.
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Es spricht nichts dagegen mit einem gerissenen Trommelfell zu fliegen.
Der Druckausgleich beim Start und bei der Landung kann problemlos mit einem Riss im Trommelfell erfolgen. In der Tat ist der Druckausgleich für das Ohr sogar leichter, da sich die Luft zwischen dem äußeren Ohr und dem Mittelohr frei bewegen kann, ohne dass dafür das Trommelfell unter Spannung ausgelenkt werden müsste. Es sollte einem nur bewusst sein, dass eine Flugreise oft mit Urlaub verbunden ist. Wasser oder Erreger gelangen somit leicht durch das gerissene Trommelfell und können eine Mittelohrentzündung auslösen. Vom Betroffenen fordert dies also eine absolute Vermeidung von Wassersport und dem Schutz des Mittelohres vor Stäuben und Erregern.
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