Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft entsteht durch Bakterien die in die Harnröhre gelangen. Typische Symptome sind häufiger Harndrang und brennen beim Wasserlassen. In der Schwangerschaft muss jede Blasenentzündung behandelt werden, jedoch muss man bei den Medikamenten vorsichtig sein da man nicht alle gängigen Antibiotika in der Schwangerschaft einnehmen darf.

Eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Definition

Eine Blasenentzündung zählt zur Gruppe der unteren Harnwegsinfekte. In jungen Jahren und im mittleren Lebensalter kommt sie bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern. Das liegt daran, dass die Harnröhre von Frauen deutlich kürzer ist und die Bakterien so einfacher von außen bis in die Blase gelangen können. Für schwangere Frauen ist das Risiko an einer Blasenentzündung zu erkranken noch höher als bei nicht Schwangeren. 4-7% der Frauen leiden während der Schwangerschaft mindestens ein Mal an einer Blasenentzündung. Während der Schwangerschaft gelten bei der medikamentösen Behandlung andere Regeln als bei nicht schwangeren Frauen da unbehandelte Blasenentzündungen Risiken für das ungeborene Kind bergen können.

Ursachen

Eine Blasenentzündung entsteht durch Bakterien, die von außen über die Harnröhre bis in die Harnblase gelangen. Dort lösen sie dann eine Entzündungsreaktion aus. Bei Frauen geschieht dies deutlich häufiger als bei Männern, weil die Harnröhre der Frau nur etwa 5 cm lang ist. Die Bakterien gelangen also auf kürzerem Weg in die Blase als bei Männern. Der Grund für die Häufung während der Schwangerschaft ist anatomischer Natur: In der Schwangerschaft kommt es durch hormonelle Veränderungen zu einer verminderten Peristaltik (Bewegung der Muskulatur) der Harnleiter. Außerdem wird gerade der rechte Harnleiter durch die Gebärmutter, die zunehmend größer wird, komprimiert, also ein Stück weit zusammengedrückt. Beides führt zu einer leichten Verminderung des Urinflusses, die Bakterien können weniger gut ausgespült werden und es kommt schneller zu einer Entzündungsreaktion.

Die Erreger, die eine Blasenentzündung auslösen, stammen in einem Großteil der Fälle aus der Darmflora. Ursachen für eine Infektion finden sich vor allem in einer falschen Intimhygiene. Wird beispielsweise nach dem Toilettengang nicht von vorne nach hinten sondern von hinten nach vorne gewischt, gelangen Keime aus dem Afterbereich zur Scheide und können dort über die Harnröhre bis zur Blase gelangen. Auch wenn ein Waschlappen für die Säuberung von Scheide und After benutzt wird, kann dies zu Verunreinigungen führen.

Weitere Ursachen für die Entstehung einer Blasenentzündung sind bestimmte Sexualpraktiken, beispielsweise Analverkehr der direkt vor dem Vaginalverkehr durchgeführt wird. Manche Frauen reagieren auch sehr empfindlich auf Geschlechtsverkehr mit einem neuen Partner und entwickeln kurz darauf eine Blasenentzündung. Man spricht hierbei von einer Honeymoon-Zystitis. Risikofaktoren für das Auftreten einer Blasenentzündung sind neben der Schwangerschaft Nierensteine, ein Diabetes mellitus sowie Dauerblasenkatheter.  

Lesen Sie auch unseren Artikel: Was sind die typischen Ursachen eines Harnwegsinfekts?

Was sind die ersten Anzeichen einer Blasenentzündung?

Die ersten Anzeichen einer Blasenentzündung unterscheiden sich von Frau zu Frau. Einige Frauen beklagen zunächst, dass sie deutlich häufiger zur Toilette müssen als sonst, es besteht also vermehrter Harndrang. Andere bemerken zuerst ein leichtes Ziehen im Unterbauch das vor allem während des Wasserlassens auftritt. Manchmal kommt es auch zuerst zu einer Rotfärbung des Urins wobei diese bei einer reinen Blasenentzündung eher selten vorkommt. Anzeichen für eine Blasenentzündung können auch leichtes Unwohlsein und Abgeschlagenheit sein.

Lesen Sie hierzu auch Harnwegsinfekt

Symptome

Eine Blasenentzündung geht mit relativ typischen Symptomen einher. Es kommt zu starkem Brennen und Ziehen im Bereich der Harnröhre bei jedem Wasserlassen. Außerdem verspüren die betroffenen Frauen sehr häufigen Harndrang. Wenn sie dann auf Toilette gehen, kommt jedoch kaum Urin. Man spricht im Fachjargon von einer Pollakisurie. Gelegentlich kommt es im Rahmen einer Blasenentzündung auch zu einer Rotfärbung des Urins durch Blutbeimengung (Hämaturie). Man spricht dann von einer hämorrhagischen Zystitis (blutige Blasenentzündung).

Schmerzen

Sehr typisch für eine Blasenentzündung sind die brennenden Schmerzen die während des Wasserlassens auftreten. Zusätzlich kann es auch zu ziehenden Unterbauchschmerzen kommen. Auch diese stehen vornehmlich mit dem Urinieren in Zusammenhang.

Diagnose

Die Diagnose Blasenentzündung wird in erster Linie durch eine Urinuntersuchung gestellt. Der behandelnde Arzt wird jedoch zuvor eine kurze Anamnese durchführen. Er wird hierbei vielleicht fragen, welche Beschwerden bestehen und wann diese erstmalig aufgetreten sind. Er wird fragen, ob es derlei Beschwerden schon einmal während der Schwangerschaft gab. Auch wird er sich nach dem Fortlauf der Schwangerschaft erkundigen und eventuell versuchen herauszufinden, was die Ursache für die Blasenentzündung gewesen sein könnte. Auch zu vorherigen Schwangerschaften können Erkundigungen eingezogen werden.

Anschließend wird eine körperliche Untersuchung erfolgen, der Fokus wird hierbei auf dem Unterbauch liegen. Anschließend erfolgt die Urinuntersuchung. Hierfür muss Mittelstrahlurin abgegeben werden. Das bedeutet, dass zunächst etwas Urin gelassen wird bevor der restliche Urin in einem Behälter aufgefangen wird. Der Urin wird dann entweder mittels Urinstreifentest oder im Labor untersucht. Der Streifentest zeigt grob an, ob eine Entzündungsreaktion im Urin abläuft. Er kann jedoch keine Aussagen dazu machen, wie hoch die Zahl der Entzündungszellen genau ist und um welche Art von Bakterien es sich handelt.

Die Urinuntersuchung im Labor (Urinstatus) kann genauere Aussagen zur Anzahl der Entzündungszellen im Urin (Leukozyten) machen. Bei schwangeren Frauen wird außerdem zusätzlich meistens eine Urinkultur angelegt. Hierbei wird der Urin genauer untersucht, damit die auslösenden Bakterien ausgemacht werden können. Die Auswertung einer solchen Urinkultur dauert jedoch einige Tage.

Wie gefährlich ist eine Blasenentzündung für das Baby?

Eine unbehandelte Blasenentzündung während der Schwangerschaft birgt mehrere Risiken. Das Hauptrisiko für die werdende Mutter ist, dass sich die Blasenentzündung ausweitet. Die Bakterien können bis in die Nieren aufsteigen und hier eine Nierenbeckenentzündung auslösen. Dies ist ein schweres Krankheitsbild das oftmals mit sehr hohem Fieber, Schüttelfrost und deutlich reduziertem Allgemeinzustand einhergeht. Gerade bei schwangeren Frauen kann eine Krankenhausbehandlung notwendig werden. Eine rechtzeitige antibiotische Therapie verhindert in der Regel einen solchen komplikativen Verlauf. Bei einer unbehandelten Blasenentzündung besteht das Hauptrisiko für das Kind darin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt steigt. Die Frühgeburt selbst ist mit zahlreichen Risiken behaftet und bedarf in der Regel einer engmaschigen Betreuung und Behandlung auf einer Spezialstation im Krankenhaus.

Therapie

Eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft unterscheidet sich in den therapeutischen Aspekten etwas von der Blasenentzündung einer nicht schwangeren Frau. Das hat damit zu tun, dass Blasenentzündungen bei schwangeren Frauen immer als kompliziert gelten. Therapeutisch bedeutet das, dass jeder Harnwegsinfekt bei der schwangeren Frau behandelt werden muss. Das gilt auch für die Fälle, in denen in einer Routineuntersuchung ein Harnwegsinfekt auffällt obwohl die betroffene Frau gar keine Beschwerden hat (asymptomatische Bakteriurie). Daher erfolgt laut Richtlinien zu Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft monatlich ein Urinstatus. Wird eine Blasenentzündung festgestellt, so muss eine antibiotische Behandlung eingeleitet werden. Sind die Beschwerden zu Beginn sehr stark, so können zusätzlich leichte Schmerzmittel wie Paracetamol (während der gesamten Schwangerschaft möglich) oder Ibuprofen (nur in den ersten 6 Monaten) verabreicht werden.  

Lesen Sie mehr zum Thema: Bakterien im Urin - wie gefährlich ist das?

Welche Antibiotika sind erlaubt?

In der Schwangerschaft gilt besondere Vorsicht, da es bestimmte Medikamente gibt, die die Schwangere nicht einnehmen darf. Das hängt damit zusammen, dass bestimmte Arzneimittel eine schädigende Wirkung auf das ungeborene Kind haben können. Sie werden als teratogen, also fruchtschädigend, bezeichnet. Zahlreiche Antibiotika sollten während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, da sie entweder nicht hinreichend erforscht sind bezüglich ihrer Anwendung in der Schwangerschaft, oder weil es Hinweise auf eine fruchtschädigende Wirkung gibt. Die Antibiotika der Wahl bei einer Blasenentzündung der nicht schwangeren Frau sind Fosfomycin oder Nitrofurantoin. Nitrofurantoin sollte in der Schwangerschaft jedoch nicht eingesetzt werden. Bezüglich Fosfomycin gibt es aktuell keine ganz einheitliche Meinung. Einige Autoren sehe dieses Antibiotikum als Mittel der ersten Wahl, andere nennen es in der Schwangerschaft nur ein Medikament der zweiten Wahl, meinen also es sollte nur dann eingesetzt werden, wenn etwas gegen den Einsatz von Medikamenten der ersten Wahl spricht. Zu den Medikamenten der ersten Wahl zählen: Antibiotika aus der Gruppe der Penicilline wie beispielsweise Amoxicillin oder Ampicillin und Antiboitika aus der Gruppe der Cephalosporine wie zum Beispiel Cefuroxim oder Cefixim.

Lesen Sie mehr zum Thema: Antibiotika in der Schwangerschaft

Hausmittel bei einer Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Es gibt verschiedene Hausmittel, die die Symptome einer Blasenentzündung lindern können. Wichtig ist zunächst vor allem das ausreichende Trinken. Liegt keine Erkrankung vor die dies verbietet, wie beispielsweise eine schwere Herzinsuffizienz (Herzschwäche), sollten während einer Blasenentzündung mindestens zwei Liter am Tag getrunken werden. Es gibt zahlreiche Blasen-und-Nierentees ( wie zum Beispiel der indische Blasen- und Nierentee) denen eine zusätzliche leicht entzündungshemmende Wirkung nachgesagt wird. Diese können ausprobiert werden. Wasser oder andere Tees sollen jedoch ähnlich wirksam sein. Ziel ist das Ausspülen der Erreger aus den Harnwegen. Neben dem ausreichenden Trinken verschafft eine warme Wärmflasche die auf den Unterbauch gelegt wird oder eine Badewanne oftmals Linderung. Ansonsten sollte vor allem für eine ausreichende körperliche Schonung gesorgt werden. Damit ist jedoch nicht eine vollständige Bettruhe gemeint. Ruhige Spaziergänge an der frischen Luft tun dem Körper fast immer gut.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Haumittel bei einer Blasenentzündung

Dauer einer Blasenentzündung

Die Dauer eines Harnwegsinfekt ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Generell dauert ein Harnwegsinfekt etwa 1-2 Wochen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die betroffen Frau über 2 Wochen unter den typischen Beschwerden leidet. Denn nach Beginn einer Antibiotikatherapie werden die Symptome meist schon nach 1-3 Tagen deutlich weniger, nach etwa 1 Woche sollten sie in der Regel spätestens vollständig verschwunden sein. Das bedeutet dann allerdings noch nicht, dass auch alle Erreger aus den Harnwegen eliminiert sind. Blasenentzündungen können übrigens – zum Leidwesen vieler Frauen – immer wieder auftreten, man spricht dann von rezidivierenden Harnwegsinfekten. Es gibt einige Studien die Hinweise darauf geben, dass die regelmäßige Einnahme von Cranberry-Präparaten, beispielsweise in Saft- oder Tablettenform, das Risiko, an rezidivierenden Blasenentzündungen zu erkranken, verringert. Andere Studien konnten jedoch keinen Vorteil von Cranberry gegenüber Placebo belegen, sodass es hierzu bisher keine gültigen Empfehlungen gibt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.08.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024