Atemnot beim Baby - wann ist es gefährlich?

Atemnot bei Babys kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein. Dazu zählen besonders Infektionskrankheiten, verschluckte Fremdgegenstände oder Allergien.

Atemnot beim Baby

Definition

Atemnot ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, das viele verschiedene Ursachen haben kann. Dies gilt sowohl für Babys als auch für Erwachsene. Anders als bei Erwachsenen zeigt sich die Atemnot bei Babys jedoch mit anderen Symptomen. Einige Ursachen der Atemnot sind spezifisch für Babys und Kleinkinder und kommen bei älteren Kindern nicht mehr vor.

Die Behandlung einer Atemnot ist meist ein akutes Notfallbild und erfordert oftmals den Rettungsdienst. Vereinzelt ist eine intensivmedizinische Behandlung nötig.

Urachen

Die Ursachen einer Atemnot bei Babys können vielfältig sein. Grundsätzlich handelt es sich um eine Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff.

Der Körper misst stetig den Anteil an Sauerstoff sowie Kohlenstoffdioxid in den Blutgefäßen und löst somit einen Atemreiz aus. Wenn der normale Weg der Sauerstoffaufnahme über die Lunge blockiert ist oder die Regulation der Atmung nicht richtig funktioniert, kommt es zu einer Atemnot.

Häufige Ursachen bei Babys sind das Verschlucken von Fremdkörpern, verlegte Atemwege von außen oder bei Frühgeburten der fehlende Atemanreiz.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Ursachen von Atemnot

Verlegung der Atemwege durch Schleim

Neben von außen eingebrachten Fremdkörpern kann auch der selbstproduzierte Schleim die Atemwege verlegen und eine Atemnot auslösen.

Schleim kann durch verschiedene Krankheitsbilder vermehrt produziert werden: 

Besonders Frühgeborene besitzen oft noch nicht die Muskelkraft der Atemhilfsmuskulatur. Dies erschwert das Abhusten des Schleims oder macht dies sogar unmöglich. Die Atemwege der betroffenen Kinder müssen teilweise abgesaugt und belüftet werden.

Schnupfen

Während Erwachsene durch die Nase und den Mund atmen, sind Säuglinge noch reine Nasenatmer. Ist die Nase durch einen Schnupfen verstopft, können Babys nicht ausreichend Luft über den Mund aufnehmen und der Sauerstoffanteil im Blut sinkt. Dies löst eine Atemnot aus, da die Kinder mehr Sauerstoff benötigen, als sie über die Atmung aufnehmen können.

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Keuchhusten

Keuchhusten ist eine schwere Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Bordetella Pertussis ausgelöst wird.

Im ersten Stadium handelt es sich um normale Erkältungszeichen, wodurch der Keuchhusten häufig nicht frühzeitig erkannt wird.  Im zweiten Stadium kommt es zu krampfartigen Hustenanfällen, bei denen die Kinder zu wenig Sauerstoff aufnehmen können. Im Extremfall kann es zu einem Stimmritzenkrampf kommen, der akut zum Ersticken führt. Die Atemnot bei Keuchhusten kann lebensbedrohlich sein, jedoch kann das Ausbrechen der Krankheit durch eine Impfung verhindert werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Impfung gegen Keuchhusten

Nach Impfung

Schwere Komplikationen bei Impfungen sind sehr selten. In einigen Fällen kann die Impfung jedoch eine grippeähnliche Infektion auslösen und damit wieder die Schleimproduktion erhöhen. Hierbei können Babys Schwierigkeiten mit dem Luftholen bekommen.

In sehr seltenen Fällen kann eine Impfung, aufgrund des Fremdeiweiß, eine allergische Reaktion mit Beteiligung der Atemwege auslösen. Hierbei handelt es sich um einen akuten Notfall. 

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Nebenwirkungen durch Impfungen beim Baby

Wie kann ich die Atemnot erkennen?

Anders als Erwachsene können Babys ihre Atmung nicht vertiefen, weshalb das sonst typische Zeichen einer Atemnot, das tiefe Keuchen, ausbleibt. Eine Atemnot bei Babys äußert sich in verschiedenen Anzeichen:

  • Haut zwischen den Rippen wird eingezogen, wenn Säugling einatmet
  • Blaufärbung um den Mund, an den Händen und Füßen aufgrund des Sauerstoffmangels
  • Babys mit Atemnot schreien nicht, da Kraft und Luft fehlen
  • Fehlende Reaktion auf Ansprache 

Symptome

So vielfältig die Ursachen der Atemnot sind, so vielfältig sind auch die begleitenden Symptome.

Liegt die Ursache der Atemnot in einer Infektionskrankheit, wie Grippe oder Keuchhusten, können die Babys folgende Symptome aufweisen:

  • hohes Fieber
  • gerötete und wunde Nase
  • häufiges Greifen an die Ohren bei Mittelohrentzündung
  • bellender Husten, gerötete Augen bei Keuchhusten

Bei einer allergischen Ursache der Atemnot können andere allergische Symptome auftreten:

  • geschwollene, gerötete Augen 
  • Hautausschläge

​​​​​Bei einer Atemnot aufgrund verschluckter Fremdkörper ist die Atemnot nur durch eingezogene Haut zwischen den Rippen und der Blaufärbung erkennbar.

Bei langanhaltendem Sauerstoffmangel, können die Säuglinge in eine Bewusstlosigkeit sinken. Viele dieser Erkrankungen machen eine akute Behandlung durch einen Arzt notwendig und erfordern in einzelnen Fällen den Rettungsdienst. Bei Atemnot sollten die Eltern nicht zögern diese Hilfe in Anspruch zu nehmen!

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Atemnot.

Eine akute Atemnot mit einer schweren Sauerstoffunterversorgung macht folglich eine Akuttherapie notwendig. Der Rettungsdienst gibt dem Baby direkt Sauerstoff und versucht die Ursache der Atemnot zu umgehen. Bei verlegten Atemwegen kann hierbei eine Intubation, also das Einführen eines Beatmungsschlauchs, nötig sein. Der Notarzt kann weiterhin bestimmte Medikamente geben, welche die Atemwege erweitern. Einige dieser Medikamente können zusammen mit dem Sauerstoff gegeben werden, wohingegen andere direkt über das Blut gegeben werden müssen.

Bei allergischen Ursachen gibt es ergänzend Antiallergika, welche die Reaktion des Körpers runterfahren und die Schwellung der Atemwege reduzieren. Bei häufigeren Atembeschwerden kann über eine dauerhafte medikamentöse Therapie nachgedacht werden.

Zur Vorbeugung von Atemnot aufgrund von Verlegungen der Atemwege sollten Babys und Kleinkinder keine zu kleinen Spielzeuge haben und nachts einen Schlafsack anstatt einer Decke nutzen, da Decken und Tücher über Mund und Nase die Atmung einschränken. In einigen Fällen kann auch eine nächtliche Überwachung der Sauerstoffsättigung sinnvoll sein, sodass die Eltern rechtzeitig geweckt werden.
Nach längerer Sauerstoffunterversorgung müssen die Kinder neurologisch untersucht werden, da das Gehirn geschädigt sein kann und so eine weitere medizinische Versorgung nötig wird.

Dauer der Atemnot

Auch die Dauer der Atemnot kann ursachenabhängig sehr unterschiedlich sein.

Bei einer Verlegung der Atemwege kann die Entfernung der Ursache die Atemnot lindern. Bei allergischen Reaktionen ist erst nach einer Medikamentengabe eine Besserung zu erwarten. Nach Fieberkrämpfen oder Hustenattacken kann die Atemnot nach wenigen Sekunden bis Minuten von allein zurückgehen.

Früh- und Neugeborene brauchen manchmal einen kleinen Anreiz, um selbst zu atmen. Hierzu können Eltern dem Kind leicht ins Gesicht pusten.

Atemnot nachts

Da Babys mit Atemnot nicht schreien, bemerken Eltern diesen Notfall, wenn überhaupt, zufällig.

Zur Vorbeugung von Erstickungsfällen ist eine feste Matratze, ein Schlafsack und ein nicht zu warmes Zimmer sinnvoll. Decken und Kuscheltiere gehören nicht in das Gitterbett. Bei Kindern, die häufiger Atembeschwerden haben, kann eine nächtliche Überwachung der Sauerstoffmenge im Blut sinnvoll sein, sodass die Eltern geweckt werden, wenn die Sättigung sinkt.

Das größte Risiko der nächtlichen Atemnot ist die fehlende Überwachung durch die Eltern!

Atemnot nach Stillen

Da auch Babys sich verschlucken, kann beim Stillen eine kleine Menge Muttermilch in die Luftröhre gelangen. Da die Säuglinge Fremdstoffe in den Atemwegen noch nicht sicher abhusten können, kommt es zu Atemnot. In den meisten Fällen ist diese Atemnot nur von kurzer Dauer. Tritt die Atemnot beim Stillen häufiger auf, sollte das Kind weiter untersucht werden, da Fehlbildungen als Ursache in Frage kommen.

Die Atemnot ist nicht durch das Stillen verursacht und kann bei Flaschennahrung genauso auftreten!

Atemnot nach Geburt

Direkt nach der Geburt entfalten sich die vorher nutzlosen Lungenflügel des Säuglings. Durch noch im Mundraum vorhandenes Fruchtwasser kann es kurzzeitig zu Atemnot kommen.
Direkt nach der Geburt zeigen sich jedoch auch diverse Erkrankungen und Fehlbildungen, welche zu Atemnot führen können. Sowohl Herzfehler als auch Fehlbildungen der Atemwege und des Zwerchfells können Notoperationen direkt nach der Geburt nötig machen.

Frühgeborene haben oft Atemnot nach der Geburt, da ihre Lungen noch nicht ausgereift sind. Diese Kinder müssen beatmet werden und benötigen sogenanntes Surfactant (oberflächenaktive Substanz), um die Lunge offen zu halten, da dieses noch nicht eigenständig produziert werden kann.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Atemnnotsyndrom beim Neugeborenen

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen finden Sie in unseren folgenden Artikeln:

Eine Übersicht unsere gesamten Themen aus dem Bereich Kinderheilkunden finden Sie unter: Kinderheilkunde A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.04.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024