Nebenwirkungen durch Impfungen beim Baby

Die aktuell verwendeten Impfstoffe sind prinzipiell gut verträglich, so dass neben lokalen Irritationen, wie Rötung, Erwärmung oder leichter Schwellung der Injektionsstellen, nur selten Komplikationen auftreten. Man unterscheidet Impfreaktion, Impfkrankheit und potentielle Komplikationen. Impfreaktionen treten am häufigsten auf. Infolge der Schmerzen der Injektion kann es dazu kommen, dass die Babys länger anhaltend laut und schrill schreien. Kreislaufreaktionen direkt nach der Impfung sind bei Babys äußerst selten. Sie neigen eher dazu schlapp und erschöpft zu sein. Neben lokalen Symptomen kann es zur Ausbildung von Allgemeinsymptomen wie Temperaturerhöhung, erkältungsähnlichen Symptome oder Magen-Darm-Probleme mit Durchfall und Erbrechen kommen. Impfkrankheiten treten nach einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff, wie dem MMR-Impfstoff, auf. Die Häufigkeit dieser Impfkrankheiten liegt bei max. 5%. Als Impfkomplikationen gelten der Fieberkrampf, die Nervenentzündung (Neuritis) oder die allergische Reaktion.

Nebenwirkungen durch Impfungen beim Baby

Einleitung

Die heutzutage eingesetzten Impfstoffe unterliegen strikten Auflagen und weisen prinzipiell eine gute Verträglichkeit auf. Dennoch gibt es immer noch viele kritische Stimmen, die vor Impfungen beim Baby oder im Kindesalter warnen. Objektiv betrachtet kann man jedoch sagen, dass Komplikationen neben lokalen Irritationen äußert selten auftreten. Die Ängste vor Impfungen beim Baby müssen natürlich ernst genommen werden. Entsprechend wichtig ist die Aufklärungsarbeit über die Risiken einer Impfung und das im Gegensatz dazu höher einzuschätzende Risiko für die entsprechenden Krankheiten und deren Folgen, wenn nicht geimpft wird. Die Vorteile einer hohen Durchimpfungsrate für das eigene Baby und die Allgemeinheit überwiegen in jedem Falle.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Die Nebenwirkungen einer Impfung können weitergehend unterteilt werden. Zunächst einmal muss man zwischen Impfreaktionen, Impfkrankheiten, Komplikationen und unbewiesenen Behauptungen unterscheiden.
Impfreaktionen sind mit 1:100 die häufigsten Nebenwirkungen einer Impfung. Sie werden nochmals je nach Zeitpunkt ihres Auftretens unterschieden, wobei hierbei keine Unterschiede zu anderen Altersstufen bestehen. Infolge der Schmerzen der Injektion kann es dazu kommen, dass die Babys länger anhaltend laut und schrill schreien. Direkt nach der Impfung können ohnmachtsähnliche Zustände oder eine Ohnmacht (Synkope) auftreten. Zu den Vorboten dieses Kreislaufversagens gehören vermehrter Kaltschweiß, Blässe und Schwindel. Diese Reaktion tritt häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Bei Babys sind Kreislaufreaktionen direkt nach der Impfung äußerst selten. Sie neigen eher dazu schlapp und erschöpft zu sein. Dies bietet aber keinen Grund zur Sorge. Lediglich bei einigen Frühgeborenen, die zum Beispiel nach der Geburt ein Problem mit der Atmung hatten, wird sicherheitshalber die erste Impfung unter stationärer Überwachung durchgeführt. Da bei diesen nach einer Impfung im Gegensatz zu reif geborenen Babys manchmal Abfälle der Herzfrequenz oder des Sauerstoffs auftreten. Im Krankenhaus kann dann zeitnah entsprechend reagiert werden.
Innerhalb der ersten drei Tage nach einer Impfung können eine Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Impfstelle auftreten. Außerdem können Allgemeinsymptome wie Temperaturerhöhung, erkältungsähnliche Symptome oder Magen-Darm-Probleme mit Durchfall und Erbrechen auftreten.

Impfkrankheiten treten nach einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff, wie dem MMR-Impfstoff, auf. Beispielsweise können circa eine bis vier Wochen nach einer Masern-Mumps-Röteln Impfung beim Baby Impfmasern auftreten. Die Häufigkeit dieser Impfkrankheiten liegt bei max. 5%.

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Als Impfkomplikationen gelten der Fieberkrampf, die Nervenentzündung (Neuritis) oder die allergische Reaktion. Davon abzugrenzen sind die sehr selten auftretenden Impfschäden, die eine bleibende gesundheitliche Beeinträchtigung nach sich ziehen. Bei Impfschäden besteht eine Meldepflicht ans Gesundheitsamt.

Nebenwirkungen für die es keine Belege gibt und die rein hypothetisch ohne wissenschaftliche Grundlage berichtet werden, schüren häufig unnötige Ängste. So gibt es beispielsweise keinerlei fundierte Hinweise darüber, dass es nach einer MMR-Impfung zu einer Entstehung von Autismus, entzündlichen Darmerkrankungen oder einer Zuckerkrankheit im Kindesalter kommt. Solche Behauptungen müssen immer kritisch hinterfragt werden. Ältere Impfstoffe, die häufig zu Komplikationen geführt haben, waren die Impfungen gegen Pocken, Tuberkulose und Kinderlähmung. Heutzutage ist die Impfung gegen Pocken und Tuberkulose nicht mehr empfohlen und der Impfstoff gegen Kinderlähmung wurde durch einen verträglichen Impfstoff ersetzt.

Was sind die Ursachen?

Die häufigsten Beschwerden, die auch fast jeder Erwachsene nach einer Impfung kennt, sind Rötung, Schwellung und Schmerzen über der Injektionsstelle. Dies ist als ungefährliche Reaktion des Immunsystems zu werten. Die Lokalreaktion, die auch bei Babys auftreten kann, beweist vielmehr dass das Immunsystem gut und adäquat auf den Impfstoff reagiert und eine notwendige Abwehr aufbaut. Ebenso erkältungsähnliche Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Unwohlsein können als Allgemeinreaktion des Körpers auf den Impfstoff gewertet werden und sind unbedenklich.

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Neben diesen Reaktionen die eine Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff darstellen, gibt es Komplikationen, die für einzelne Impfungen typisch sind. Bei einer Lebendimpfung werden zum Beispiel abgeschwächte Erreger gespritzt. Dadurch können nach einigen Wochen milde Ausprägungsformen der Kinderkrankheiten auftreten. Diese sind jedoch nicht ansteckend und verschwinden von allein.

Allergische Reaktionen gegen Impfungen sind äußerst selten. Ursächlich ist dann vor allem das in der Impfung enthaltene Hühnereiweiß bei einer Hühnereiweiß-Allergie. In einigen Impfstoffen sind Aluminium oder Quecksilber enthalten. Die Konzentration ist jedoch sehr gering. Mehrere weltweit anerkannte Institutionen wie die WHO oder die EMA haben unabhängig voneinander in Studien gezeigt, dass diese keinen gesundheitlichen Schaden herbeiführen oder Autismus provozieren. Da die Angst vieler Eltern vor diesen Stoffen sehr groß ist, sind mittlerweile für alle Schutzimpfungen Impfstoffe ohne Quecksilberzusatz verfügbar.

Dauer der Nebenwirkungen

Die Rötung, Schwellung oder die Schmerzen an der Einstichstelle dauern selten länger als 48 Stunden. Danach ist der Befund meist verschwunden oder deutlich rückläufig. Kommt es zu einer Entzündung der Stelle mit deutlicher Überwärmung und Druckschmerzhaftigkeit, sollte eine Vorstellung beim Kinderarzt erfolgen, der auch die Impfung durchgeführt hat. Fieberhafte Reaktionen halten meist nicht länger als 24 Stunden an. Lässt sich das Fieber nicht senken und hält für drei Tage an, ist von einem fieberhaften Infekt und von keiner Impfreaktion auszugehen. Es sollte ein Abklärung durch den Kinderarzt erfolgen. Den Impfmasern geht meist ein bis zu 10 Tage andauerndes Krankheitsgefühl voraus. Die Impfmasern können dann bis zu einer Woche anhalten und verschwinden von ganz allein.

Nebenwirkungen

Fieber

Wie bereits beschrieben können im Rahmen der Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff verschiedene Allgemeinreaktionen auftreten. Es kommt meist zu einem leichten bis mäßigen Temperaturanstieg bis hin zum Fieber. Diese Körperreaktion ist als unbedenklich einzustufen und zeigt lediglich, dass das Immunsystem auf die Impfung anspricht. Die Babys sind dann häufig sehr schlapp und das Trinkverhalten kann eingeschränkt sein. Es sollten fiebersenkende Maßnahmen eingeleitet werden. Sobald das Fieber sinkt, geht es den Babys schon viel besser. Das Fieber kann jedoch auch Auslöser eines Fieberkrampfes beim Baby sein. Die Impfung ist dabei kein direkter Auslöser eines Krampfanfalls und kann daher auch keine Epilepsie verursachen. Fieberkrämpfe sind in der Altersklasse vom 6. Lebensmonat bis zum 5.Lebensjahr recht häufig und in 95% der Fälle ohne weitere Konsequenz.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter: Fieber beim Baby nach einer Impfung

Durchfall

Als weitere Allgemeinreaktion des Körpers können Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Beim Baby äußert sich dies häufig bei fehlendem Appetit oder Übelkeit durch ein eingeschränktes Trinkverhalten. Zusätzlich kann es zu Erbrechen und Durchfall kommen. Diese Beschwerden sind selbstlimitierend, verschwinden also nach einigen Tagen schnell von selbst. Nimmt das Baby nicht genug Flüssigkeit auf und geht zusätzlich durch den Durchfall viel Flüssigkeit verloren, besteht die Gefahr der Austrocknung (Exsikkose). In diesem Fall wird eine Infusionstherapie im Krankenhaus notwendig.

Durchfall ist eines der Nebenwirkungen der Impfungen beim Baby. Lesen Sie hierfür auch unseren Haupartikel: Durchfall nach einer Impfung beim Baby - Ist dies gefährlich?

Schreien

Viele Eltern wollen ihrem Baby die Schmerzen und den Stress einer Impfung ersparen. Es gibt mittlerweile verschiedene Strategien das Impfen so schonend wie möglich für das Kind durchzuführen. Die Empfehlungen beziehen sich auf bestimmte Spritztechniken oder auch verschiedene Ablenkungsmanöver je nach Kindesalter. Ab dem 4.Lebensmonat können sogar schmerzstillende Pflaster zum Einsatz kommen. Gestillte Babys können bei den meisten Impfungen durch zeitgleiches Stillen beruhigt werden. Wenn das Baby nicht mehr gestillt wird, kann eine Zuckerlösung auf dem Schnuller eine gute Alternative sein. Trotz aller Strategien schreien viele der Kinder vor, während und nach der Impfung. Lautes, schrilles und scheinbar unstillbares Schreien das längere Zeit nach einer Impfung anhält, kann bei Babys ebenso als Allgemeinreaktion auf die Impfung betrachtet werden. Diese Reaktion ist insgesamt betrachtet jedoch eher selten.

Müdigkeit

Babys sind nach einer Impfung häufig schlapp und erschöpft. Die Müdigkeit nach einer Impfung beim Baby ist eine unspezifische und ebenso ungefährliche Reaktion des Körpers. Das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren und das macht den Körper natürlich erstmal müde und matt.

Erbrechen

Nach einer Impfung beim Baby können als unspezifische Allgemeinreaktionen Übelkeit und Erbrechen auftreten. Nach einigen Tagen sollte das Erbrechen jedoch verschwinden. Natürlich müssen auch verschiedene Differentialdiagnosen beachtet werden. Länger anhaltendes Erbrechen mit Durchfall spricht häufig dafür, dass sich das Baby ein Magen-Darm-Virus eingefangen hat und der zeitliche Zusammenhang mit der Impfung eher zufällig ist. Tritt nur Erbrechen bzw. vermehrtes Spucken beim Baby schwallartig nach den Mahlzeiten auf, kommt gerade bei Babys in den ersten Lebenswochen eine Enge beziehungsweise ein Passagehindernis im Magen-Darm-Trakt in Betracht. Langanhaltendes Erbrechen bei Babys bedarf demnach immer einer weiteren Abklärung durch den Kinderarzt.

Behandlung/Therapie

Die Behandlung von Impfreaktionen ist rein symptomatisch. Bei erhöhten Temperaturen nach einer Impfung dürfen fiebersenkende Mittel verabreicht werden. Ist die Impfstelle gerötet und geschwollen können eine Kühlung oder entzündungshemmende Cremes Linderung schaffen. Ist das Baby nach der Impfung sehr müde und schlapp, sollte ihm genügend Regenerationszeit eingeräumt werden. Es wird sich schnell von der Impfanstrengung erholen. Kommt es zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes ist die wichtigste Maßnahme, dass das Baby genügend trinkt um eine Austrocknung zu vermeiden. Mittel gegen Durchfall oder Erbrechen sollten nicht zwingend verabreicht werden. Impfreaktionen beenden sich meist schnell von selbst. Tritt eine Impfkrankheit auf, wie zum Beispiel die Impfmasern helfen auch nur symptomlindernde Maßnahmen wie Fiebersenkung. Die Impfkrankheiten sind wie die Impfreaktionen schnell überstanden. Eine bestimmte Behandlung ist dabei nicht notwendig.

Weitere Informationen

Weitergehende Informationen zum Themenkomplex "Impfungen im Kindesalter" finden Sie unter:

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Autor: Dr.Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.03.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024