Zahnfleischentzündungen sind leider keine Seltenheit. Doch wie behandelt man sie richtig? Ab wann sollte man ein Antibiotikum zur Hilfe nehmen und wann reicht eine Behandlung über Mundhygienemaßnahmen und Spülungen aus?
Bei einer reinen Zahnfleischentzündung, also einer sogenannten Gingivitis, wird meistens kein Antibiotikum verordnet.
Antibiotika nützenallenfalls bei einer Parodontitis, also einer Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates. Aber nicht jede Parodontitis wird von einer Antibiose unterstützt. Es gilt abzuwägen, wie hoch der Nutzen und wie groß das Risiko mit einer Antibiotikatherapie ist und ob sich diese dementsprechend rentiert.
Das Ziel einer Antibiotikabehandlung ist, den Zahnfleischrückgang zu stoppen, der durch die Bakterien in der Mundhöhle und in den Zahnfleischtaschen entsteht. Ist dieser allerdings rein durch mechanische Entfernung der Zahnbeläge wie Plaque zu entfernen, benötigt man die risikoreiche und kostenintensive Therapie nicht zusätzlich.
Ob und wann man bei einer Parodontitis (= Entzündung des Zahnhalteapparates, also des Zahnfleischs, des umliegenden Knochens und dem Faserapparat, der den Zahn hält) ein Antibiotikum nehmen sollte, entscheidet der Zahnarzt. Er wägt gut überlegt die Relation zwischen Kosten - Nutzen und Risiko - Nutzen ab. Patienten mit Gingivitits oder mit leichter Parodontitis benötigen keine Antibiotika, sofern Sie systemisch (auf das gesamte Körperbild bezogen) gesund sind.
Die Indikation für eine systemische Antibiotikagabe ist bei einer aggressiven Parodontitis indiziert, die auch bei Jugendlichen schon vorkommt. Bei schweren chronischen Parodontiden greift man auch auf Antibiotika zurück, da sich die chronisch gefestigte Krankheit sonst nicht behandeln lässt. Wenn trotz guter mechanischer Reinigung keine Besserung, sondern noch mehr Zahnfleischrückgang zu vermerken ist, hilft das Antibiotikum.
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Bei Abszessen, die sich im Bereich des Zahnbettes ausbreiten und zu Symptomen wie Fieber und geschwollenen Lymphknoten führen können, sollten Antibiotika schnellstmöglich bei der Heilung helfen. Ist der Allgemeinzustand durch systemische Erkrankungen vermindert, und ist das Immunsystem nicht stark genug, gegen eine Parodontitis anzukämpfen, kann nur ein Antibiotikum die Heilung unterstützen.
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Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Wirkmechanismen. Die eine Antibiotikaart wirkt bakteriostatisch, die andere bakterizid.
Chemisch gesehen unterscheiden sich die Antibiotikaarten wieder durch unterschiedlichen Aufbau. Eine wichtige Gruppe sind die Antibiotika der sogenannten ß- Lactame. Diese sind zum Beispiel im Penicillin enthalten. Sie lösen die Bakterien direkt auf, was bei Zahnfleischentzündungen sinnvoll ist. Besonders bei einer Parodontitis, die unbedingt durch eine Antibiotikatherapie unterstützt werden sollte, sollten die Bakterien sofort abgetötet werden. Wird nur ihr Wachstum gestoppt, können die übrig bleibenden Bakterien weiterhin Schäden anrichten. Die Entzündung kann so nicht einfach behandelt werden. Am häufigsten wendet man Amoxicillin in Kombination mit Metronidazol an. Bei Patienten mit Penicillinallergie wird der Wirkstoff Amoxicillin durch Ciproflaxacin ersetzt. Die oben beschriebenen Antibiotika werden systemisch, meist in Form von Tabletten verabreicht. Zusätzlich ist eine lokale Antibiose sinnvoll, die nur im Mund an die Hart- und Weichgewebe appliziert werden.
Es gibt kein Antibiotikum, das ein non plus ultra gegen eine Parodontitis darstellt. Es gibt viele verschiedene Bakterien, die die Ursache einer Zahnfleischentzündung sind. Jedes Bakterium muss unterschiedlich bekämpft werden. Deshalb gibt es auch verschiedene Antibiotika. Vor der Auswahl des geeigneten Antibiotikum muss deshalb eine mikrobiologische Analyse erfolgen. Amoxicillin wird sehr häufig gegeben, da es gegen den am häufigsten vorkommenden Bakterienstamm Aggregatibacter actinomycetemcomitans wirkt. Es hat aber keine Wirkung bei anderen Bakterienstämmen. Deshalb kombiniert man verschiedene Wirkstoffe miteinander. Ein wirkungsvolles Kombipräparat ist Amoxicillin in Verbindung mit Metronidazol. Es gibt jedoch viele weitere Antibiotika, die sich in den Grundzügen sehr ähneln, jedoch auf bestimmte Keime abgestimmt sind.
Hautausschlag ist primär ein Zeichen für eine Abwehrreaktion des Körpers. Meistens besteht keine Allergie gegen den Wirkstoff selber, sondern eher eine Unverträglichkeit gegen einen Zusatzstoff wie Konservierungsmittel, Geschmacks- oder Farbstoffe.
Häufig werden Hautausschläge bei der Einnahme von Ampicillin , einem Penicillin vermerkt. Bis zu 10% aller Patienten reagieren auf dieses Antibiotikum. Das Ausmaß des Hautausschlags ist sehr unterschiedlich. Manchmal betrifft es nur eine kleine Stelle, sonst kann es sich auch über den kompletten Körper erstrecken. Eine richtige Allergie tritt frühestens nach einer Woche auf.
Als Betroffener sollte man die Einnahme des Antibioitikums stoppen und den Zahnarzt informieren, sodass sich dieser den Ausschlag ansehen und gegebenenfalls ein anderes Antibiotikum verschreiben kann.
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Die Einnahmedauer variiert je nach Schweregrad der Parodontitis. Außerdem unterscheiden sich die verschiedenen Antibiotika mit unterschiedlichen Wirkstoffen in ihrer Einnahmedauer. Die häufigste Einnahmedauer liegt bei einer Woche. Dabei variiert die Dosierung pro Tag wiederum. Es gibt Medikamente, die morgens, mittags, abends zum Essen eingenommen werden, oder auch Tabletten, die nur einmal täglich eingenommen werden.
Ciproflaxin 250 wird zum Beispiel 10 Tage lang, 2 mal täglich eingenommen. Tetracyclin 250 wird, aufgrund des geringen Wirkstoffgehaltes über 21 Tage hinweg genommen. Es kommt also drauf an, welche Bakterienstämme durch welchen Wirkstoff bekämpft werden. Danach richtet sich dann die Einnahmedauer.
Es ist von großer Wichtigkeit, das Antibiotikum so einzunehmen, wie es der Zahnarzt oder Apotheker verordnet hat, um keine Behandlungsfehler zu begehen und somit resistente Bakterienstämme zu züchten.
Wenn das gewählte Antibiotikum nicht wirkt, sollte über einen Wechsel zu einem anderen Wirkstoff nachgedacht werden. Es sollte ein mikrobiologischer Test durchgeführt werden, bei dem die Bakterien bestimmt werden, die für die Zahnfleischentzündung verantwortlich sind. Je nach Ergebnis sollte das entsprechende Antibiotikum gewählt werden und die Antibiotikatherapie von Neuem begonnen werden. Helfen diese Maßnahmen nicht aus, muss die Mundhygiene und Zahnpflege noch konsequenter durchgeführt werden. Außerdem sollten die Kontrollen beim Zahnarzt in kürzeren Abständen erfolgen.
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Generell gilt es, alle größeren Zahnbehandlungen vor oder nach der Schwangerschaft zu erledigen. Da eine Zahnfleischentzündung keine akute Krankheit ist, sondern auch schon über eine längere Zeit vor der Schwangerschaft andauert, besteht in der Regel keine Indikation für eine begleitende Antibiotikatherapie. Oft kommt es durch die Hormonveränderung zu Zahnfleischproblemen, die aber nach der Geburt wieder zurück gehen. Sind allerdings aggressive Bakterien für die Entzündung verantwortlich, müssen diese bekämpft werden.
Antibiotika aus den Gruppen der Penicilline, Cephalosporine und Markrolid-Antibiotika sind in der Schwangerschaft empfohlen, da sie keine keimschädigende Wirkung haben.
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