Die aggressive Parodontitis ist seltener als die chronische Form, wird aber häufiger gar nicht oder erst zu spät erkannt. Die parodontale Destruktion ist schnell fortschreitend und steht in keinem Verhältnis zum Plaquebefall. Typisch ist die familiäre Häufung und ein Polymorphismus der Interleukine (IL-1ß).
Die aggressive Parodontitis kommt im Gegensatz zur chronischen Parodontitis sehr selten vor. Sie schreitet schneller voran und es kommt rasch zu Knochenabbau und entzündlichen Zahnfleischtaschen mit Zahnfleischbluten, obwohl die Mundhygiene meist ausreichend oder besser ist.
Bei jungen Erwachsenen sind häufig die ersten bleibenden Backenzähne und die Frontzähne betroffen. Mit zunehmendem Lebensalter erkrankt auch der Zahnhalteapparat der restlichen Zähne, sodass es zu frühzeitigem Zahnverlust kommt.
Eine unzureichende Mundhygiene führt in der Regel dazu, dass Bakterienkomplexe aus der Plaque in die Tiefe wandern und dort das den Zahn umgebende Gewebe und daraufhin den Knochen angreifen. Man nennt die Plaque dann subgingivale Plaque, diese führt dann zur Zahnfleischtaschenbildung.
Allerdings fällt bei Patienten mit aggressiver Parodontitis oft ein MIssverhältniss zwischen Plaqueanlagerung und Zerstörungsgrad auf. Obwohl eigentlich wenig bakterielle Beläge zu erkennen sind, hat die Zahnbettentzündung schon zum Knochenabbau geführt.
Leider fällt das häufig auch bei Kontrollterminen nicht sofort auf, weil der Knochenabbau nur im OPG-Röntgenbild zu erkennen ist.
Bei Patienten mit aggressiver Parodontitis fällt oft eine familiäre Häufung auf. Zudem wurden als Ursachen bei einigen Patienten eine Phagozyten-Abnormalität, ein Interleukin-1-Polymorphismus bzw. ein hyperresponsiver Makrophagenphänotyp nachgewiesen, obwohl die Patienten ansonsten gesund sind.
Rauchen, Stress und Depressionen und hormonelle Veränderungen können zwar das Voranschreiten beschleunigen, sind aber keine Auslöser der aggressiven Parodontitis.
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Die aggressive Parodontitis ist eine bakterielle Infektion und als Auslöser gelten sogenannte Markerkeime. Markerkeime sind Bakterien-Komplexe, die sich in der Plaque befinden. Es gibt verschiedene Komplexe mit unterschiedlichen Funktionen.
Häufig werden bei Patienten mit aggressiver Parodontitis der Keim Aggregatibacter actinomycetemcomitans nachgewiesen. Er gilt als sehr schädlicher Leitkeim und somit als Hauptverursacher. Durch eine Laboruntersuchung kann man die beteiligten Keime darstellen, sodassas eine gezielte Antibiotika-Therapie eingeleitet werden kann.
Ausführliche Informationen dazu finden Sie auch unter: Aggregatibacter actinomycetemcomitans
Die Diagnose erfolgt beim Zahnarzt, wenn eine Inspektion der Mundhöhle durchgeführt und die Zahnfleischtaschen gemessen werden. Ein Röntgenbild aller Zähne stellt den Abbau von Knochen dar.
Um eine sichere Diagnose stellen zu können, ist es wichtig den Verlauf des Gewebeverlusts zu dokumentieren. Wenn sich innerhalb kurzer Zeiträume erhöhter Knochenabbau zeigt, kann ein Test auf Aggegatibacter Actinomycetemkomitans für Klarheit sorgen.
Da bei der aggressiven Parodontitis eine familiäre Häufung auffällig ist, sollte auch eine Familienanamnese durchgeführt werden und bestenfalls auch die Familienmitglieder untersucht werden.
Typische Symptome der aggressiven Parodontitis ist der Befall der Frontzähne und der ersten bleibenden Backenzähne, sowie der frühe Beginn der Erkrankung. Sie betrifft meist schon Jugendliche. Im Gegensatz zur chronischen Parodontitis findet der Verlust des Gewebes bei der aggressiven Parodontitis wesentlich schneller statt.
Es kommt zur Bildung von Zahnfleischtaschen und das Zahnfleisch kann stark rot gefärbt und geschwollen sein. Häufig kommt es zu Zahnfleischbluten, spontan oder bei kleinster Berührung.
Durch Eiterbildung in den Zahnfleischtaschen kommt es zu einem unangenehmen Geschmack im Mund und häufig zu Mundgeruch.
Durch die schnell vorschreitende Entzündung kommt es zu Knochenabbau und dadurch kann es zur Lockerung der Zähne kommen.
Das Zahnfleisch bildet sich zurück und es kommt zu freiliegenden Zahnhälsen, die zudem kälteempfindlich sein können. Es kann zu einem allgemeinen schlechten Krankheitsgefühl kommen, welches in seltenen Fällen auch von Fieber begleitet werden kann.
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Durch die aggressive Parodontitis kommt es zum Verlust von Knochengewebe, das nicht rückgängig gemacht werden kann.
Wenn das Zahnfleisch seine ursprüngliche Höhe behält und der Knochen sich entlang der Zahnwurzel abgebaut hat, entstehen Zahnfleischtaschen. Die Taschen können mit einer Sonde gemessen werden. Es wird die Distanz vom sondierbaren Taschenboden, also dem Knochenbeginn, bis zum Zahnfleischrand gemessen.
Typischerweise tritt der Knochenabbau zunächst an den Frontzähnen und den ersten Backenzähnen auf.
Durch den Knochenabbau kommt es zu Zahnlockerungen und damit verbundenen Zahnverlust.
Ein zusätzliches Röntgenbild kann einen Überblick über den Knochenabbau verschaffen.
Die Behandlung ähnelt der Behandlung der chronischen Parodontitis.
Informieren Sie sich auch unter: Parodontitistherapie
Homöopathische Mittel können bei der Behandlung gegen aggressive Parodontitis nur bedingt die Heilung unterstützen und sollten nicht als alleiniges Mittel zur Behandlung genutzt werden.
Eine gute Wirkung wird den Silicea Globuli nachgesagt. Sie werden auch Kieselerde oder Kieselsäure genannt. Es handelt sich um ein weißlich gekörntes Mineral was überall auf der Erde vorkommt. Es soll eine positive Wirkung auf das Zahnfleisch haben und Entzündungen hemmen.
Auch Ölspülungen werden empfohlen. Man kann zweimal täglich mit einem hochwertigen Öl, beispielsweise Olivenöl spülen und das Öl durch die Zähne ziehen, das soll einen Massageeffekt haben und Stoffwechselgifte aus dem Zahnfleisch entfernen.
Da einmal verlorener Knochen nicht wieder nachwächst, ist keine Heilung möglich.
Durch eine frühzeitige Diagnose und Therapie kann der Entzündungsprozess gestoppt und weitere Zerstörung verhindert weden. Trozdem ist man auf regelmäßige Kontrollen im Rahmen der unterstützenden Parodontitistherapie angewiesen, damit Rezidive früh erkannt und behandelt werden können.
Da es sich bei der aggressiven Parodontitis um eine Infektionskrankheit handelt, können einige Bakterien übertragen werden.
Die Übertragung der Bakterien erfolgt bereits auf Kinder, wichtige Infektionsquelle sind hier die Eltern. Auch eine Übertragung zwischen Lebenspartnern ist möglich.
Allerdings muss nicht jeder zwangsläufig eine aggressive Parodontitis entwickeln, der mit den Bakterien in Kontakt kommt. Es führen meist noch weitere Ursachen, wie ein schwaches Immunsystem oder eine nicht ausreichende Mundhygiene sowie eine genetische Prädisposition zum Ausbruch der Erkrankung.
Ausführliche Informationen dazu erhalten Sie auch unter: Wie ansteckend ist Parodontitis?
Leidet man an einer aggressiven Parodontitis, kommt es zum Knochenabbau und dadurch kann es zur Lockerung und Zahnverlust kommen.
Zuerst sollte die Parodontitisbehandlung im Vordergrund stehen, denn so lange diese noch akut ist kann kein Zahnersatz geplant und eingesetzt werden.
Nur parodontal gesunde Zähne können eine Krone aufnehmen oder als Pfeiler für eine Brücke dienen. Man sollte mindestens sechs Monate nach Abschluss der Behandlung und wenn eine Besserung absehbar ist, an eine Zahnersatzplanung denken.
Wenn bereits viele Zähne fehlen oder wegen der ungünstigen Prognose gezogen werden müssen, kann man über eine Prothese nachdenken. Im Vorfeld kann eine provisorische Prothese für den Übergang hergestellt werden, eine sogenannte Interimsprothese. Diese kann man noch während der akuten Phase tragen und später nach Abschluss der Behandlung kann eine endgültige Prothese hergestellt werden.
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Die Dauer der Erkrankung und die Dauer der Behandlung der aggressiven Parodontitis hängt von der Schwere und Ausbreitung der Entzündung ab.
Die Therapie in der akuten Situation kann von mehreren Wochen bis sechs Monate andauern. Wichtig hierbei sind regelmäßige Kontrollen und engmaschige Behandlungen durch den Zahnarzt.