Gingivitis - die Entzündung des Zahnfleisches

Unter der Gingivitis versteht man in der Zahnmedizin eine Entzündung des Zahnfleischs (Zahnfleischentzündung). Eine Gingivitis muss fachlich von der sogenannten Parodontitis, der Ausbreitung entzündlicher Prozesse innerhalb des Zahnhalteapparates, unterschieden werden. Dennoch besteht zwischen Gingivitis und Parodontitis ein ursächlicher Zusammenhang, denn in vielen Fällen folgt einer unbehandelten Zahnfleischentzündung über kurz oder lang eine Entzündung des Zahnhalteapparates.

Gingivitis

Synonyme

Zahnfleischentzündung

Einleitung

Unter dem Begriff „Gingivitis“ versteht man in der Zahnmedizin eine Entzündung des Zahnfleischs.
Die Gingivitis muss rein fachlich von der sogenannten Parodontitis, der Ausbreitung entzündlicher Prozesse innerhalb des Zahnhalteapparates, abgegrenzt werden. Dennoch besteht zwischen Gingivitis und Parodontitis (fälschlicherweise bekannt unter dem Begriff Parodontose) ein kausaler Zusammenhang, denn in vielen Fällen folgt einer unbehandelten Zahnfleischentzündung über kurz oder lang eine Entzündung des Zahnhalteapparates.

Auslöser einer Gingivitis ist im Allgemeinen eine mangelnde oder wenig sorgfältig durchgeführte Mundhygiene. Bakterien und/ oder andere im Mund lebende Erreger gelangen über kleinste Spalten zwischen dem Zahn und dem Zahnfleisch in die Tiefe und lösen dort durch Absonderung ihrer Stoffwechselendprodukte entzündliche Prozesse aus.
In Folge dessen reagiert der Organismus mit der Freisetzung spezieller Entzündungsfaktoren und der Steigerung der Gewebedurchblutung. Zunächst entstehen im Zuge dessen tiefe Zahnfleischtaschen. In der Vorbeugenden Therapie (Prophylaxe) geht es aus diesem Grund vor Allem um das Erlernen geeigneter Zahnreinigungstechniken.

Die gezielte Pflege der Zahnzwischenräume und der Randbereiche zwischen Zahnsubstanz und Zahnfleisch steht im Vordergrund. Mittlerweile geht man davon aus, dass eine ineffektive Mundhygiene zwar die Hauptursache für die Entstehung der meisten Zahn- (halteapparats) Erkrankungen ist, andere Faktoren jedoch ebenfalls eine tragende Rolle spielen.
Zu diesen Faktoren zählt eine genetische Veranlagung (diese wurde in umfangreichen Studien beobachtet), häufige Mundatmung, Nikotin- und Alkoholkonsum.

Die Gingivitis ist eine der meist verbreitetsten Erkrankungen überhaupt. Ab einem Alter von 40 Jahren leidet schätzungsweise jeder dritte Patient an Entzündungen des Zahnfleisches. Bei den meisten Betroffenen liegt jedoch keine generelle Gingivitis vor. In der Regel sind isolierte Bereiche innerhalb der Mundhöhle betroffen.
Bei diesen Stellen handelt es sich im Regelfall um Bezirke, die bei der Zahnpflege schwer zugänglich sind. (Brücken, Kronen, Engstellen, Verschachtelungen der Zähne). Eine ausgeprägte Zahnfehlstellung erhöht das Risiko eine Zahnfleischentzündung zu entwickeln enorm.
Außerdem sollte bei Vorhandensein von überbrückten und/ oder mit Kronen versehenen Zähnen dringend eine regelmäßige Zahnärztliche Kontrolle erfolgen, da gerade die Randbereiche des Zahnersatzes ideale Anheftungsstellung für Bakterien bilden.

Gingivitis Herpetica

Das klassische Krankheitsbild der Gingivitis herpetica ist eine Folge der Infektion mit dem Typ 1 des Herpes- simplex- Virus. Sie tritt überwiegend bei Kindern zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr auf, wird aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen beobachtet. Nach einer Inkubationszeit (=Zeit zwischen Infektion mit dem Krankheitserreger und dem ersten Auftreten von Symptomen) von 4 bis 6 Tagen entwickelt sich bei den Betroffenen Fieber, Abgeschlagenheit, Erbrechen, Krampfneigung, starke Unruhe und Veränderungen in der Mundhöhle, die im Volksmund als „Mundfäule“ bezeichnet werden.

Die Betroffenen neigen zu starkem Mundgeruch, verstärkter Speichelproduktion und Lymphknotenschwellung im Kopf-Hals-Bereich. Das Zahnfleisch ist stark gerötet und es bilden sich zahlreiche Bläschen. Die Bläschen werden nach einer kurzen Zeit zu runden Vertiefungen und schmerzen den Betroffenen. Die Gingiva kann auch durch weißlich – gelbliche Sekrete bedeckt sein. Mit dem viralen Infekt kann auch eine Entzündung des Rachenraums und starker Husten, sowie Halsschmerzen einhergehen. Ersterkrankungen im Erwachsenenalter sind auch hier wie so oft komplikationsreicher als im frühkindlichen Alter.

Die Mundschleimhautveränderungen im Rahmen der Gingivitis herpetica bilden sich mit der symptomatischen Behandlung innerhalb von 10 bis 14 Tagen zurück. Dazu zählen Bettruhe, fiebersenkende Medikamente, reichliches Trinken und eine sorgfältige, aber vorsichtige Mundhygiene. Der Einsatz von einem Antibiotikum ist sinnlos, da es gegen Viren keinerlei Wirkung zeigt. In besonders schweren Fällen wird das Medikament Aciclovir vom behandelnden Arzt verordnet. Nach einer Infektion ist der Betroffene ein Leben lang gegen eine erneute Erkrankung immun.

Lesen Sie weiter unter. Herpes Simplex Virus

Gingivitis Ulcerosa

Die Gingivitis ulcerosa oder auch als akute nekrotisierende ulzeröse Gingivitis (ANUG) bezeichnet, beginnt meistens schlagartig im Bereich der Zahnzwischenräume. Unterscheidend zu den anderen Formen der Zahnfleischentzündungen ist der gewebezerstörende Charakter, weshalb die Interdentalpapillen innerhalb weniger Stunden nahezu „wegschmelzen“. Das zerstörte Gewebe geht mit Sekretüberzug einher. Hinterlassen werden kraterförmige Defekte des Zahnfleisches, die eine Tendenz zeigen auch das restliche Zahnfleisch oder auch das Zahnbett und den gesamten Zahnhalteapparat zu befallen.

Die ANUG geht mit starken Schmerzen, Blutungen und vermehrtem Speichelfluss einher. Die Betroffenen leiden an übelriechendem Mundgeruch und schmecken einen fauligen Geschmack. Die umliegenden Lymphknoten sind geschwollen und starkes Fieber ist ein weiteres Begleitsymptom.
Die ANUG entsteht oft auf einer bereits bestehenden chronischen Gingivitis und aufgrund eines geschwächten Immunsystems, weshalb sie in Folge von Erkrankungen des Hals- und Rachenraums entspringt. Die genaue Zusammensetzung der verantwortlichen Bakterien ist heutzutage nicht bekannt. Klar ist  aber, dass die ANUG nicht ansteckend ist.

Neben einer therapeutischen Säuberung der Mundhöhle wird ein Antibiotikum zur Bekämpfung der Bakterien verordnet. Auch zusätzliches Spülen mit dem Wirkstoff Chlorhexidin kann die Bakterien minimieren um das Zahnfleisch zu heilen. In schweren Fällen ist für die Betroffenen Bettruhe angebracht. Während der Therapie sollten die Betroffenen auf weiche Nahrungsmittel zurückgreifen und für eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr sorgen.

Gingivitis Gravidarum

Relativ häufig tritt während der Schwangerschaft eine entzündliche Veränderung der Mundschleimhaut auf, die so genannte Gingivitis gravidarum. Die Gewebe der werdenden Mutter werden in der Schwangerschaft nachgiebiger, so auch das Zahnfleisch. Das Zahnfleisch schwillt an, errötet und neigt zu vermehrten Blutungen. Dabei können nur einzelne Stellen, aber auch das gesamte Zahnfleisch betroffen sein. Durch die verminderte Speichelproduktion während der Schwangerschaft und die Verschiebung des pH-Werts in den sauren Bereich haben Bakterien leichteres Spiel.

Nicht selten kommt es auch zu Gewebevermehrungen, der so genannten Schwangerschaftshyperplasie. Das Gewebe vermehrt sich meist ab dem dritten Schwangerschaftsmonat und erreicht im achten Monat sein größtes Ausmaß. Das übermäßig gebildete Zahnfleisch ist sehr reich durchblutet, was die starke Blutungsneigung erklärt.
Etwa jede fünfte bis siebte Frau ist von diesen Erscheinungsbildern während der Schwangerschaft betroffen. Dabei ist nur bei etwa 20% der Betroffenen eine schwerwiegende Form der Gingivitis gravidarum vorhanden, 80% leiden nur an milden Symptomen.

Ursache ist die Verschiebung des hormonellen Haushalts und besonders die übermäßige Produktion von Östrogenen und Progesteron. Ein selbstständiges Zurückgehen der Gingivitis gravidarum bildet sich bereits im neunten Schwangerschaftsmonat und spätestens nach der Geburt. Therapeutisch hilft nur eine gründliche Mundhygiene. In besonders ausgeprägten Fällen wird eine Säuberung des Zahnfleisches notwendig. Unterstützend wird den werdenden Müttern die Einnahme von Vitamin C geraten.

Gingivitis in der Schwangerschaft

Eine Zahnfleischentzündung in der Schwangerschaft wird im medizinischen Fachkreis Gingivitis gravidarum genannt.

Ist eine Gingivitis ein Hinweis auf HIV?

Besonders im Anfangsstadium einer HIV-infektion können Veränderungen in der Mundhöhle auftreten, die einer Gingivitis ähneln können. Es erscheinen häufig Vertiefungen der Mundschleimhaut in Form von Aphten. Frühsymptomatisch bei HIV –Infektionen treten weiterhin Pilzinfektionen im Mund- und Rachenraum und Haarzellleukoplakien auf, die sich als lokale weißliche Veränderung in der Mundhöhle darstellen. Auch eine akute, aggressiv verlaufende Zahnfleischentzündung  (siehe oben unter Gingivitis ulcerosa) kann ebenfalls ein Frühsymptom einer HIV- Infektion darstellen. 
Sollten der Verdacht einer HIV-Infektion bestehen, bitte umgehend den behandelnden Hausarzt konsultieren. 

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Gingivitis Marginales

Bei einer Gingivitis marginales ist nur die freie, nicht befestigte, marginale Gingiva betroffen. Dabei wird der Begriff Gingivitis simplex oft als Synonym für die Gingivitis marginalis verwendet. Die Gingivitis marginalis entsteht häufig wegen vermehrten Plaqueablagerungen durch unzureichende Mundhygiene. Die Bakterien, die sich in der Plaque ansammeln, produzieren Enzyme und Toxine, die die Entzündung des Zahnfleisches auslösen.
Die Entzündung zeigt sich girlandenartig von Zahn zu Zahn und wirkt sich durch Schwellung und Rötung aus. Das Zahnfleisch neigt eher zu Blutungen. Durch eine gründliche Mundpflege und Entfernung des Plaques verschwinden die Entzündungssymptome innerhalb weniger Tage.

Gingivitis Desquamativa

Die Gingivitis desquamativa ist eine besondere Bezeichung der Zahnfleischentzündung, die früher benutzt wurde, um den stark ausgeprägten Typ mit Schwellungen und Verletzungen des Zahnfleisches zu bezeichnen.

Heute wird der Begriff Gingivitis desquamativa verwendet um eine Entzündung zu beschreiben, die durch nicht nachweisbaren krankheitsspezifischen Antikörpern ausgelöst wird und keiner anderen Krankheit zugeordnet werden kann. Da der überwiegende Teil der Betroffenen Frauen zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr sind, werden Störungen des hormonellen Haushalts in den Wechseljahren als Ursache vermutet.
Das Erscheinungsbild ist dabei variabel. Oft ist das komplette Zahnfleisch, sowohl die freie Gingiva, als auch die angeheftete, feste Gingiva von starken Rötungen, Schwellungen und auch von Blasenbildung betroffen. Blutungen gehen mit den Symptomen einher und diese Verwundungen haben schlechte Heilungstendenz. Die Diagnose Gingivitis desquamativa wird nur gestellt, wenn durch eine Gewebeentnahme auch in der Pathologie abgeklärt ist.

Gingivitis Simplex

Die Gingivitis simplex beschreibt eine unspezifische Zahnfleischentzündung, die mit Schwellung, Rötung und vermehrten Zahnfleischblutungen einhergeht. Synonym für die Gingivitis simplex ist die Gingivitis marginalis.
Die Gingivitis simplex wird meist durch bakterielle Beläge verursacht, die durch längeres Bestehen das Zahnfleisch infizieren und zu Beschwerden führen. Bei dieser milden Form der Zahnfleischentzündung ist nur die freie, marginale Gingiva betroffen, die befestigte Gingiva ist nicht infiziert.

Die Gingivitis simplex bildet sich primär durch mangelnde Mundhygiene, kann allerdings auch Begleitsymptomatik von Grippeerkrankungen oder während der Schwangerschaft auftreten. Durch die Bakterien können sich dabei bevorzugt in den Zahnzwischenräumen Taschen bilden, weil sich das Epithel durch die Infektion vom Zahn löst. Die Bakterien können sich in den Taschen einnisten und Knochenabbau verursachen, sodass sich der betroffene Zahn lockern kann. In diesem Fall würde sich aus einer einfachen Zahnfleischentzündung eine Zahnbettentzündung bilden.

Ursachen einer Gingivitis

Die Ursachen einer Gingivitis können vielseitig sein, meist wird sie jedoch, ähnlich wie eine Karieserkrankung durch bakteriellen Zahnbelag (Plaque) und damit durch mangelnde Mundhygiene ausgelöst. Unter dem Begriff Plaque versteht man einen zähen Bio-Film, der einerseits aus Abfallprodukten des bakteriellen Stoffwechsels und andererseits aus Nahrungsablagerungen besteht.
Zahnbelag der auf der Zahnoberfläche haften bleibt, kann in vielen Fällen sogar bis unter den Zahnfleischrand vordringen. In der Tiefe setzt er sich an und um die Zahnwurzel und verursacht im Zuge dessen tiefe Zahnfleischtaschen.

Der Zahnbelag führt innerhalb dieser Zahnfleischtaschen zu starken Entzündungsprozessen. Im Zuge dessen kommt es zu den charakteristischen Zahnfleischblutungen. Bei einer Gingivitis handelt es sich um eine reine (isolierte) Entzündung des Zahnfleischs ohne Beteiligung anderer Strukturen des Zahnhalteapparates. In den meisten Fällen ist die Zahnfleischentzündung jedoch nicht vollkommen von einer als Parodontitis (fälschlicherweise bekannt unter dem Begriff Parodontose) bekannten, entzündlichen Erkrankung des Zahnhalteapparats zu trennen. Diese Tatsache ist darin zu begründen, dass aus eine Gingivitis bei unterlassen geeigneter Behandlungsmaßnahmen in der Regel eine Entzündung des Zahnhalteapparates entsteht. Entzündungen im Bereich des Zahnfleischs sind im Allgemeinen schnell zu erkennen. Das Zahnfleisch büßt in den angegriffenen Bereichen schnell an rosiger, heller Farbe ein und wird zunehmend dunkler. Noch heute gilt eine mangelnde oder unzureichende Mundhygiene als Hauptursache für die Entstehung einer Gingivitis.

Seit Längerem ist jedoch bekannt, dass auch eine Reihe anderer Faktoren entzündliche Prozesse im Bereich des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparates fördern. Neben der mangelnden Mundhygiene gibt es Faktoren, die eine mögliche Erkrankung begünstigen und somit die Ursachen einer Gingivitis fördern. Zu diesen Risikofaktoren zählen:

  • Tabakkonsum
  • vermehrte Mundatmung
  • unbehandelte kariöse Zähne
  • Lebenspartner mit entzündlichen Prozessen innerhalb der Mundhöhle
  • hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft und eine allgemeine Abwehrschwäche (Immunschwäche).

Nachweislich haben auch Patienten, die an der Zuckerkrankheit (Diabetes) leiden ein um ein Vielfaches erhöhtes Gingivitis- Risiko. Etwa jeder Zweite entwickelt innerhalb seines Lebens zumindest einmal eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Auch langanhaltende Stressbelastung des Organismus kann die Entstehung entzündlicher Prozesse innerhalb der Mundhöhle fördern. Dies hängt mit der Stress- induzierten Hemmung der Immunzellbildung und deren Funktion zusammen. Bei der Mehrzahl der Betroffenen entwickelt sich daraus sogar eine Entzündung des Zahnhalteapparats mit Beteiligung des Kieferknochens (Parodontitis). Heute geht man sogar davon aus, dass auch eine genetische Veranlagung eine gewisse Rolle spielt.

Symptome der Gingivitis

Das erste und gleichzeitig wichtigste Anzeichen für das Vorliegen einer Gingivitis ist das Auftreten von Blutungen im Bereich des Zahnfleischs. Auch Schmerzen beim Zähneputzen sind keine Seltenheit. Zu den typischen Symptomen einer Gingivitis zählen außerdem starke Rötungen und/ oder dunkle Verfärbungen des Zahnfleischrandes. Außerdem wirkt ein entzündetes Zahnfleisch in der Regel aufgequollen und verdickt (Ödeme und Schwellungen). In schweren Fällen kann es zu einem sogenannten geschwürigen Zerfall des betroffenen Zahnfleischs kommen.

Therapie der Gingivitis

Therapeutisch wird bei allen Gingivitisformen versucht das Zahnfleisch gründlich zu säubern. Dabei kann die intensive Reinigung ausreichen die Symptome zu lindern, sofern eine milde Form der Gingivitis vorhanden ist. Bei schwerwiegenden Formen kann es nötig sein, dass das Zahnfleisch professionell beim Zahnarzt / Parodontologen gereinigt werden muss, indem auch die Taschen zwischen den Zähnen gesäubert werden.
Unterstützend soll der Betroffene zweimal täglich für zwei Wochen eine Mundspüllösung verwenden, die den Wirkstoff Chlorhexidindigluconat enthält, da dieser nachweislich die Bakterien in der Mundhöhle minimieren kann.

Zu Therapiebeginn wird der behandelnde Zahnarzt oder Parodontologe eine sogenannte Professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen. Im Zuge dessen wird jeder einzelne Zahn von allen Seiten mit speziellen Instrumenten (Kürettage) gereinigt.

Durch ihren individuellen Schliff vermögen es die Küretten sowohl weiche (Plaque), als auch harte (Zahnstein) Beläge von der Zahnoberfläche abzutragen. Alternativ kann eine Zahnreinigung auch durch Anwendung eines „Sandstrahlers“ erfolgen. Aus fachlicher Sicht ist diese Methode jedoch mehr als bedenklich, da die kleinen Partikel des Strahlers die Zahnoberfläche aufrauen und dadurch neue Schmutznischen schaffen.
Die Kosten einer solchen Vorsorge werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen nur Anteilig übernommen. Der Patient muss demnach zumindest einen Teilbetragt selbst aufbringen. Der Preis einer Professionellen Zahnreinigung schwankt von Praxis zu Praxis sehr stark (im Durchschnitt liegen die Kosten zwischen 70 und 150 Euro).

In Anbetracht der Tatsache, dass eine unbehandelte Zahnfleischentzündung (Gingivitis) jedoch über eine längere Zeitspane sogar zum Verlust ansonsten vollkommen gesunder Zähne führen kann, sind diese Kosten jedoch gerechtfertigt. Der zahnmedizinische Vorgang der Professionellen Zahnreinigung reicht jedoch nicht aus, um einer Gingivitis auf lange Zeit Einhalt zu gebieten. Vor allem die Mitarbeit des betroffenen Patienten ist für den Behandlungserfolg essenziell. Regelmäßige Kontrolltermine, falls notwendig die erneute Durchführung einer Professionellen Zahnreinigung und vor allem eine adäquat durchgeführte Mundhygiene ist für die Behandlung unabdingbar.

Bei der Gingivitis herpetica oder der ANUG kann eine Bettruhe ebenfalls angebracht sein, da der Körper durch die Krankheitserreger sehr geschwächt ist und sich regenerieren muss. Dabei werden durch den Zahnarzt auch Antibiotika bei bakteriellen und Virostatika bei viralen Formen der Gingivitis unterstützend angeordnet, um den Körper schnell von der Infektion zu befreien. Bei Begleiterscheinungen wie Fieber sind auch fiebersenkende Medikamente denkbar, die die Begleitsymptome der Gingivitis vermindern.

Welche Medikamente helfen bei Gingivitis?

Je nach Schwere und Form der Gingivitis kommen andere Medikamente zum Einsatz.

  • Bei bakteriellen Formen der Gingivitis sind neben einer gründlichen Reinigung Antibiotika die wirksamsten Medikamente, die die Bakterien schnell abtöten.
  • Bei der viralen Gingivitis herpetica helfen Virostatika wie Aciclovir die Viren unschädlich zu machen und die Regeneration des Betroffenen zu beschleunigen.
  • Um die Begleiterscheinungen der Gingivitis zu lindern kommen fiebersenkende Medikamente und Schmerzmittel zum Einsatz. Dazu zählt beispielsweise Paracetamol, das neben der schmerzlindernden Wirkung auch fiebersenkend wirkt.

Homöopathie bei Gingivitis

Bei Gingivitis jeglicher Art können auch Globuli helfen eine Entzündung schneller zu bezwingen und das Zahnfleisch zu regenerieren. Gleichzeitig hilft die Homöopathie auch das geschwächte Immunsystem des Körpers zu rehabilitieren und eine Heilung zu beschleunigen. Bei einer Gingivitis ist das Mittel der Wahl Mercurius solubilis in Globuliform. Mercurius solubilis in der Potenz D12 hilft gezielt ein blutiges und geschwollenes Zahnfleisch zu beruhigen. Übliche Dosierung sind dabei dreimal fünf Globuli täglich. Bei Unsicherheiten und Fragen bezüglich der Globuli sollte der behandelnde Zahnarzt zu Rate gezogen werden.

Hausmittel gegen Gingivitis

Besonders bei milden Formen der Gingivitis simplex oder marginalis können Hausmittel helfen das gereizte und verletzte Zahnfleisch zu beruhigen und eine Heilung zu beschleunigen. Wenn nach etwa einer Woche keine deutliche Besserung der Symptome eintritt, ist der Besuch beim Zahnarzt dringend anzuraten. 

  • Beruhigende Salben für die Mundschleimhaut oder Spülungen mit Alaun oder Aloe Vera können das Zahnfleisch beruhigen und Schmerzsymptome lindern. Dabei sollte die Spülung dreimal täglich verwendet werden, während Salben oder Pasten sollten zweimal täglich gezielt auf lokale Entzündungsstellen appliziert werden.
     
  • Kräuter wie Kamille, Salbei und Nelken sind ebenfalls in Spüllösungen anwendbar um einer Zahnfleischentzündung entgegenzuwirken.
     
  • Auch Ingwer wird als Spüllösung als Hausmittel gegen eine Zahnfleischentzündung verwendet. Bei Ingwer gilt aufgrund der Schärfe allerdings Vorsicht, dass das Zahnfleisch nicht noch mehr gereizt wird.
     
  • Generell kann ein gezieltes Kühlen helfen Symptome kurzzeitig zu lindern und Schmerzen zu nehmen.
     
  • Am wichtigsten ist allerdings eine gründliche Mundhygiene, um die bakteriellen Beläge, die eine Gingivitis simplex oder marginalis auslösen, zu entfernen und das Zahnfleisch zu reinigen, denn sofern die Bakterien im Mund verbleiben, bleibt auch die Gingivitis bestehen.
     
  • Bei den anderen Formen der Gingivitis, die durch Viren oder Hormone ausgelöst werden, sind Hausmittel machtlos und können eine Regeneration des Zahnfleisches nicht erzielen

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Hausmittel bei einer Zahnfleischentzündung

Diagnose der Gingivitis

In besonderen Fällen und/ oder bei Vordringen der entzündlichen Prozesse in andere Strukturen des Zahnhalteapparats (zum Beispiel den Kieferknochen) empfiehlt es sich jedoch einen Facharzt für Parodontologie (Parodontologen) aufzusuchen.
Zu Beginn wird ein umfangreiches Screening erhoben (Zahnstatus und Zahnhalteapparat- Status). Das bedeutet, dass sowohl der Zustand der Zahnsubstanz als auch der Zustand des Zahnfleischs genau beurteilt werden. Im Zuge dessen wird auch die Tiefe möglicher Zahnfleischtaschen gemessen. Diese Messung erfolgt entweder, stellvertretend für die einzelnen Zähne, pro Kieferquadrant (Parodontal screening index; kurz: PSI) oder wesentlich umfangreicher an sechs Stellen rund um jeden Zahn.
Um die Tiefe der Zahnfleischtaschen bestimmen zu können, führt der behandelnde Zahnarzt eine schmale, skalierte Sonde zwischen Zahnsubstanz und Zahnfleisch in die Tiefe. Die Bestimmung der Ausdehnung der Zahnfleischtaschen ist im Regelfall absolut schmerzfrei und für die Funktion des Zahnhalteapparates vollkommen unbedenklich.

Des Weiteren kann im Zuge der Voruntersuchungen ein Mikrobieller-Test zur genauen Keimbestimmung durchgeführt werden. In schweren Fällen empfiehlt sich außerdem die Anfertigung eines Röntgenbildes (OPG) das die im Kiefer befindlichen Zähne mitsamt des Kieferknochens abbildet. Anhand dieser Röntgenaufnahme kann der Zustand des Knochengerüstes beurteilt und abgeschätzt werde, inwieweit sich die entzündlichen Prozesse bereits Ausgebreitet haben.

Die eigentliche Gingivitis- Therapie beginnt mit einer allgemeinen Prophylaxe- Sitzung. Dem Patienten wird im Zuge dessen mit speziellen Färbetabletten verdeutlicht, an welchen Stellen die Mundhygiene optimiert werden muss. Im Anschluss folgt Anleitung einer geeigneten Zahnputztechnik, die auf die besonderen Gegebenheiten innerhalb der Mundhöhle des einzelnen Patienten angepasst wird (näheres unter Gingivitis- Prophylaxe).

Vorbeugung (Prophylaxe)

Die effektivste Art und Weise sich vor der Entstehung einer Gingivitis zu schützen beginnt bereits Zuhause.
Ohne eine regelmäßige, adäquat durchgeführte Mundhygiene lässt sich eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) nicht vorbeugen. Die Anwendung einer Zahnbürste alleine reicht jedoch in den meisten Fällen nicht aus um alle Keime und Plaque- Ablagerungen innerhalb der Mundhöhle vollständig zu entfernen. Vor allem bei Patienten, die unter ausgeprägten Zahnschiefstellungen oder sehr engen Zahnzwischenräumen leiden, existieren schwer zugängliche Stellen.

Diese Bereiche können von den Borsten einer Zahnbürste kaum oder gar nicht erreicht werden. Aus diesem Grund empfehlen Zahnärzte mindestens einmal täglich zur Zahnzwischenraumbürste (Synonym: Interdentalraumbürste) oder zur Zahnseide zu greifen. Die Mundhygiene wird dadurch zwar etwas aufwändiger, dies scheint jedoch die erfolgreichste Methode einer Gingivitis vorzubeugen zu sein. Da die Gründlichkeit der Anwendung der Zahnzwischenraumbürsten (und auch die der Zahnseide) erfahrungsgemäß nach einigen Minuten nachlässt, empfiehlt es sich an jedem Tag in einem anderen Quadranten zu beginnen. So kann man davon ausgehen, dass jeder Quadrant mindestens alle vier Tage vollständig erfasst werden kann.
In einigen Studien lässt sich belegen, dass die Gefahr der Entstehung einer Gingivitis dadurch enorm sinkt. Darüber hinaus hilft die Anwendung spezieller antibakterieller Mundspüllösungen dabei die Anzahl der in der Mundhöhle lebenden Bakterien und damit auch die Plaquebildung zu reduzieren. Um die Gründlichkeit der Zahnreinigung zu überprüfen und gegebenenfalls zurückbleibende Ablagerungen sichtbar zumachen, können in regelmäßigen Abständen Zahnfärbetabletten angewendet werden.
Auch verschiedene Hausmittel können bei regelmäßiger Anwendung vorbeugend wirken.

Außerdem sollte etwa jedes halbe Jahr ein zahnärztlicher Kontrolltermin wahrgenommen werden. Auch die Teilnahme an speziellen Prophylaxeprogrammen ist sehr zu empfehlen. Diese Programme beinhalten eine Vorstellung beim Zahnarzt, die je nach Bedarf in einem Intervall von 3 bis 6 Monaten erfolgen sollte. Während der einzelnen Termine werden die Zähne mit einer speziellen Färbelösung bestrichen und Plaqueablagerungen sichtbar gemacht. Die Inhaltsstoffe dieser Färbelösung reagiert mit verschiedenen Bestandteilen der Ablagerungen und nehmen auf diese Weise eine spezifische Färbung an. Diese Lösungen sind nicht bloß dazu in der Lage den Zahnbelag für das Auge sichtbar zu machen, sondern können außerdem zwischen alten und neuen Ablagerungen unterscheiden. Die meisten in der zahnärztlichen Praxis verwendeten Präparate verwenden einen bläulichen Farbstoff zur Darstellung älterer Ablagerungen (älter als 48 Stunden) und einen roten Farbstoff um neuen Zahnbelag (Plaque) sichtbar zu machen. Im Anschluss versucht der Zahnarzt oder die ausgebildete Prophylaxehelferin (ZMF) die Mundhygiene des Patienten durch Putzanleitungen zu optimieren. Eine Professionelle Zahnreinigung mit Entfernung lockerer (Plaque) und fester (Zahnstein) Beläge schließt eine solche Prophylaxe- Sitzung ab.

Welche Risiken birgt die Gingivitis?

Das schwerwiegendste Risiko einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist die Möglichkeit des Übergreifens der entzündlichen Prozesse auf andere Strukturen des Zahnhalteapparates. Im Zuge dessen kann es zu Schädigungen des Kieferknochens und zum Knochenrückgang kommen. Im schlimmsten Fall folgt daraus der Verlust eigentlich vollkommen gesunder Zähne. Die anschließende Versorgung der Zahnlücken mit einem Implantat gestaltet sich auf Grund des fehlenden Knochenankers als extrem schwierig. Aus diesem Grund muss dann meiste eine Versorgung durch eine Brücke erfolgen, was wiederum dafür sorgt, dass neue, schwer zu reinigende Schmutznischen geschaffen werden. Darüber hinaus kann die Ausbreitung der entzündlichen Prozesse in den Bereich des Kieferknochens Schädigende Einflüsse auf die Zahngesundheit haben. Nicht selten entwickelt sich aus einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) über die Ausdehnung der Entzündung zum Kieferknochen letztendlich eine schmerzhafte Zahnwurzelentzündung.

Anatomie des Zahnfleischs

Als Teil der Mundschleimhaut (lat. Gingiva) überdeckt das Zahnfleisch den Kieferknochen und die unteren Anteile der darin befestigten Zahnsubstanz. Als Schleimhautanteil wird das Zahnfleisch (Gingiva) zum Zahnhalteapparat gezählt.

Am oberen Rand (im Unterkiefer am unteren Rand; apikal) setzt sich die Gingiva in die lose Mundschleimhaut fort. Zwischen Zahnfleisch und Mundschleimhaut lässt sich beim genaueren Hinsehen eine girlandenförmige Grenzstruktur erkennen, die sogenannte Linea girlandiformis. Generell unterscheidet man zwei verschiedene Zahnfleischanteile, die freie und die befestigte Gingiva. Das freie Zahnfleisch befindet sich zwischen den einzelnen Zähnen am unteren Rand des

Zahnzwischenraumes. Direkt darunter liegt die, durch bindegewebige Faserzüge fest mit dem Knochen und Zahnzement verbundene Gingiva („attached Gingiva“).

Weitere Informationen zum Thema

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.06.2013 - Letzte Änderung: 28.11.2022