Ein Zahnabdruck oder Abformung ist nötig, um ein Modell der Situation im Patientenmund herzustellen, das für die Fertigung einer Zahnspange oder einer Brücke wichtig ist. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Materialien und Methoden, die den Ablauf der Abformung bestimmen.
Bei dem Zahnabdruck handelt es sich um einen Vorgang, bei dem die Zahnreihen getrennt voneinander mittels einer Abformmasse detailgetreu nachgestellt werden. Es gibt dafür je nach Verwendungszweck des Abdrucks verschiedene Abformmassen.
Diese werden auf einen Träger, Abformlöffel genannt, aufgebracht und dann über die Zahnreihe gestülpt. Das Aushärten benötigt bis zu 5 Minuten. Anschließend kann der Zahnabdruck aus dem Mund herausgenommen werden. Im Anschluss wird der Abdruck in ein Zahnlabor gesendet und dort für die weitere Verwendung genutzt.
Der Zahnarzt benötigt aus verschiedenen Gründen einen Zahnabdruck, zum Beispiel
zur Dokumentation der Situation vor prothetischen Arbeiten und vor Beginn einer kieferorthopädischen Behandlung
zur Planung von Zahnersatz
zur Diagnose von Zahn- und Kieferfehlstellungen (KFO)
nach Abschluss einer längeren Therapie
zur Herstellung von Zahnersatz und kieferorthopädischen Geräten
zur Herstellung von Provisorien
Je nach geforderter Genauigkeit, werden unterschiedliche Methoden und Materialien zur Abdrucknahme genutzt.
Während zur Dokumentation, Behandlungsplanung und Darstellung des Gegenkiefers bei Zahnersatz ein schneller Alginatabdruck reicht, wird zur Abformung der Situation nach Präparation zur Aufnahme einer Krone oder Brücke ein mehrschrittiges Verfahren benötigt.
Beim klassischen Alginatabdruck wird erst ein passender Abdrucklöffel ausgewählt, der dann ggf. durch Silikonwälle an die Patientensituation angepasst werden kann. Ein Haftvermittler (Alginatadhäsiv) wird auf den Löffel aufgetragen, während die Abdruckmasse angemischt und anschließend in den Löffel eingebracht wird. Der mit Alginat befüllte Löffel wird in die Zahnreihe gedrückt bis der Abdruck ausgehärtet ist und wird dann vorsichtig entfernt. Nach Desinfektion des Abdrucks kann ein Gipsmodell hergestellt werden.
Präzisionsabformungen sind etwas aufwendiger. Um sicherzustellen, dass der Kronenrand oder die Implantatprothetik exakt auf die Situation im Patientenmund passt, wird absolute Trockenheit und ein genaueres Abformmaterial als Alginat verwendet.
Zur Trockenlegung wird als erstes das Zahnfleisch um den Zahn bzw. das Implantat betäubt, dann ein Faden zum Abhalten des Zahnfleischs eingebracht, der mindesten 10 min liegen soll.
Zuvor wurde ein passender Abformlöffel ausgewählt oder das Labor hat einen individuellen Löffel aus Kunststoff gefertigt. Nach dem Auftrag des Haftvermittlers wird der Löffel mit bspw. Impregum™ oder Aquasil™ zur Hälfte und eine Spritze befüllt.
Bevor der Löffel in die Zahnreihe gedrückt wird, umspritzt der Zahnarzt mit der gefüllten Spritze die Randbereiche, die besonders genau dargestellt werden müssen. Die Aushärtung dieser Abdrücke dauert wesentlich länger als ein Alginatabdruck und sie werden sehr hart, sodass die Entfernung unangenehmer und schwieriger ist.
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Eine weitere Besonderheit ist die Abformung des zahnlosen Kiefers für die Herstellung einer Totalprothese (im Folgenden wird die Technik, die an der Universität Frankfurt am Main gelehrt wird, beschrieben):
Nach einer Situationsabformung mit Alginat zur Herstellung von Modellen, die der Fertigung von individuellen Löffeln dienen, wird die eigentlich Abformung der zahnlosen Kiefer vorgenommen. Als erstes Wird der Rand vollständig abgeformt, dann erfolgt der Abdruck des kompletten Kiefers.
Im Unterschied zu den oben genannten Abdruckformen, bei denen sich der Patient nicht rühren soll, ist bei dieser Abformung Bewegung der Kiefer und Gesichtsmuskelatur erwünscht. So lange der Abdruck aushärtet fordert der Zahnarzt den Patienten zu verschiedenen Bewegungen auf, wie z.B. Zunge rausstrecken, Grinsen, Lippen spitzen, Ah-Sagen, schlucken. Dies wird so lange wiederholt, bis das Weichgewebe vollständig abgebildet ist, da nur so eine gut sitzende Prothese entstehen kann.
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Die Abbindedauer der Abdruckmaterialien richtet sich nach den Herstellerangaben.
Alginat ist in der Regel nach etwa 2 min abgebunden, während Impregum™ und Aquasil™ etwa 7 min benötigen.
Luralite™, das für Totalprotheseabdrücke genutzt wird, härtet nach 6 min aus.
Allerdings sollte man wegen der verschiedenen Schritte für Alginat etwa 5-10min und für Präzisionsabdrücke mindestens 30 min einplanen. Je nach Situation und “Mitarbeit” des Patienten können Abdrücke aber auch wesentlich länger dauern.
Am gängigsten ist der Alginatabdruck zur Darstellung der Situation. Alginat ist ein Pulver aus Bestandteilen von Algen und Kieselsäure, das mit Wasser abbindet und in verschiedenen Farben hergestellt wird. Typisch ist der minzige Geschmack und die recht elatische Konsistenz.
Hochvisköse Präzisionsabformmaterialien sind zum Beispiel Impregum™ (lila farbenes Polyether) oder Aquasil™ (grünes und gelbes A-Silikon), welche ohne Wasser abbinden und sehr hart sind.
Für die Funktionsabformung bei Totalprothesen wird für den Rand z.B. GC™ Iso functional Sticks und für die Basis Luralite™ benutzt. Beide sind pink, während ersteres wachsähnlich durch Erwärmung verformbar ist und letzteres auf Eugenolbasis abbindet.
Bei bereits gelockerten Zähnen kann ein Präzisionsabdruck mit Impregum™ oder Aquasil™ zur weiteren Lockerung bis zum Zahnverlust führen. Deshalb sollte entweder digital abgeformt oder auf ein weicheres Material zurückgegriffen werden.
Für Situationsabformungen bei gelockerten Zähnen eignet sich Alginat. Wenn erhöhte Genauigkeit gefordert ist, kann man auf spezielle Abdruckmaterialen zurückgreifen, wie z.B Impregum Soft™ oder Express Penta™ Putty, die sich besser entformen lassen.
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Ein digitaler Zahnabdruck entsteht durch eine spezielle Kamera, die die Zähne abscannt (daher auch “intraoraler Scan” genannt).
Diese Technik ist am modernsten, allerdings kann sie nicht in allen Situationen angewandt werden. Für Implantatarbeiten und Kronen oder Brücken, deren Grenzen nicht unterhalb des Zahnfleischsaums liegen. eignen sie sich aber recht gut.
Je nach Hersteller muss der abzuformende Kiefer nach dem Trocknen mit Puder bestäubt werden oder nicht. Dann führt der Zahnarzt die Kamera über die Zahnreihe. Der Scanerfolg lässt sich am PC-Bildschirm nachverfolgen. Am PC können dann ggf. beide abgescannten Kiefer zusammengesetzt werden. Die so am PC errechneten 3D-Modelle können durch einen 3D-Drucker in Kunststoff überführt werden. Dann kann im Labor konventionell der Zahnersatz gefertigt werden.
Manche Systeme erlauben die direkte Herstellung von Zahnersatz nach der Planung am PC durch Kopplung mit einer Fräsmaschine, die Keramikkronen, Keramikinlays oder Kunstoffschienen direkt in der Praxis herstellt (Bsp: CEREC).
Der digitale Abdruck wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Je nachdem ob beide Kiefer oder nur einzelne Zähne gescannt werden und welches System in der Praxis benutzt wird, können die Kosten zwischen 20 und über 50 Euro liegen.
Der Würgereiz entsteht durch das das Abdruckmaterial, das an den Gaumen gedrückt wird. Da beim digitalen Zahnabdruck ohne Abdruckmaterialien gearbeitet wird, bleibt der Würgereiz in der Regel aus.
Falls kein Intraoralscan möglich ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten. den Würgereiz zu unterdrücken:
Abformen in aufrechter Lage (im Sitzen leicht nach unten schauen)
bewusstes Atmen durch die Nase
Ablenkung: mit den Zehen wackeln, im Kopf von 1000 runterzählen usw.
durch richtige Dosierung und Befüllung des Löffels kann der Würgereiz reduziert werden
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