Zähneknirschen ist meist eine Folge von Stresssituationen. Im Kindesalter bis drei Jahren ist das Zähneknirschen völlig normal. Bei Erwachsenen ist es ein Habit, also eine nicht gesunde Verhaltensweise, die aber durch das Tragen einer Schiene nachts oder in Belastungssituationen behandelt werden kann.
Bei einer Knirscherschiene handelt es sich um eine individuell auf das Gebiß des Patienten angefertigte Kunststoffschiene. Sie dient in der Zahnmedizin als wichtiges therapeutisches Hilfsmittel, um bestehende Beschwerden und Fehlbelastungen im Bereich der Zähne, der Kiefer und der Kiefergelenke zu verringern.
Synonym zu dem Begriff Knirscherschiene werden unter anderem die Bezeichnungen Aufbissschiene, Nachtschiene, Beißschiene oder CMD – Schiene verwendet.
Knirscherschienen werden vor allem zur Linderung der Symptome beim Zähneknirschen (Bruxismus) eingesetzt. Da diese Erkrankung vor allem nachts im Schlaf auftritt, erfolgt das Tragen meistens zu dieser Zeit. Aufgrund des nächtlichen Zähneknirschens kommt es zu Funktionsstörungen im Bereich der Kiefergelenke, der Zähne und der Kaumuskulatur. Diese können sich auf den ganzen Körper übertragen und dort diverse Beschwerden und Krankheiten hervorrufen.
Die Indikationen für eine Knirscherschiene sind vielfältig. Grundsätzlich soll durch sie das Zusammenspiel zwischen den Kiefergelenken und der Kaumuskulatur verbessert werden. Mittels einer Schienentherapie kann der Kontakt zwischen den Ober – und Unterkieferzähnen (Okklusion) verbessert werden. Somit wird das Zähneknirschen gemindert und der Entstehung von weiteren Schäden an Zähnen, Kaumuskulatur und Kiefergelenken vorgebeugt. Der vorwiegende Einsatzbereich der Knirscherschiene liegt in der Therapie des Zähneknirschens.
Dabei handelt es sich um ein unbewusstes, meist nächtliches Pressen und Reiben zwischen den Oberkiefer – und Unterkieferzähnen. Die Ursachen sind meist starke psychische und physische Belastungen wie z.B. beruflicher oder privater Stress. Das Resultat sind diversen Schäden an Zähnen (z.B. Frakturen oder verstärkter Abrieb der Zähne), Kiefergelenke und Kaumuskulatur (z.B. Probleme beim Essen sowie bei der Kieferöffnung und dem Kieferschluss).
Neben der Behandlung des Zähneknirschens werden die Knirscherschienen auch zum Ausgleich von Fehlstellungen oder Mißverhältnisse zwischen dem Ober - und Unterkiefer eingesetzt. Dieses wird als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet. Bei einer vorherrschenden CMD treten Probleme im Bereich der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur auf, die vielfältige Erkrankungen innerhalb des Körpers hervorrufen. Dazu gehören chronische Kopfschmerzen, Verspannungen der Nacken- und Schultermuskulatur, Ohrenschmerzen, Entzündungen des Kiefergelenkes oder ein Tinnitus.
Der Einsatz einer Knirscherschiene kann bei einer CMD - Behandlung hilfreich sein, da sie einerseits die Symptome und mögliche Folgeschäden des Zähneknirschens verringert und andererseits zur Korrektur von Kieferfehlstellungen beiträgt.
Die Kosten hängen vom Aufwand der Behandlung sowie den verwendeten Kunststoffmaterialien (weichere oder härtere Kunststoffe ab). Darüber hinaus kommt es darauf an, welche Typen von Knirscherschienen seitens des Patienten benötigt werden. Man unterscheidet dabei die nicht adjustierten Schiene von der adjustierten Schiene.
Bei der nicht adjustierten Variante wird ein einfacher Kunststoffbogen über die Zahnreihen gelegt. Somit soll die Kaumuskulatur entspannt und eine weitere Abnutzung der Zähne verhindert werden.
Adjustierte Knirscherschiene sind aufwendiger gefertigt und führen die beiden Kiefer in eine optimale Bisslage zueinander, wodurch ihre Stellung im Kiefergelenk optimiert wird. Dadurch kann das Zähneknirschen vermindert und die Kiefermuskulatur entspannt werden.
Für diese Art der Schienen ist es nötig, ein genaues Modell der Kiefer des Patienten durch einen Zahnabdruck zu erhalten, damit die Schiene so präzise wie möglich angepasst werden kann.
Solche Schienen können bis zu 500€ kosten (meist beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen allerdings an den Kosten, wenn eine eindeutige Diagnose vorliegt).
Die Kosten werden nach der Einreichung eines individuellen Heil – und Kostenplanes durch den Zahnarzt komplett von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen. Eine Zuzahlung seitens des Patienten ist in der Regel nicht notwendig.
Wird aufgrund der Symptomatik eine aufwendigere Knirscherschiene benötigt, können spezielle Vermessungs – und Diagnosetechniken zur Herstellung notwendig sein. Diese werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und müssen vom Patienten selber gezahlt werden. Diesbezüglich sollte der Patient aber im Vorfeld der Behandlung von seinem Zahnarzt über deren Nutzen und Kosten aufgeklärt werden.
Bei Verlust ist man auf die Kulanz seiner Krankenkasse angewiesen. Diese ist nicht verpflichtet die Kosten für eine verloren gegangen Schiene in vollem Umfang zu übernehmen. Bevor man sich also in eine Behandlung beim Zahnarzt begibt, sollte man die erneute Kostenübernahme mit seiner Krankenkasse im Voraus abklären.
Die Reinigung ist relativ unkompliziert und sollte mindestens einmal täglich nach dem Tragen mittels nicht abtragender Zahnpasta und Zahnbürste erfolgen. Durch eine gründliche Reinigung werden Ansammlungen von Bakterien verhindert, die zu Karies oder anderen Erkrankungen (z.B. Zahnfleischentzündung) an den Zähnen führen können.
Um das Auftreten von Verfärbungen oder festen Ablagerungen zu verhindern, empfiehlt es sich die Schiene alle zwei Tage in einer Gebissreinigungslösung zu legen. Dabei wird die Schiene entweder in ein Wasserglas oder in eine mit Wasser gefüllte Aufbewahrungsbox gelegt und eine Gebissreinigungstablette hinzugefügt. Nach der auf der Packungsbeilage der Tablette geforderten Einwirkzeit, kann die Schiene danach nochmals mittels einer Zahnbürste gereinigt werden.
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Die Schiene sollte tagsüber in einer luftdichten, mit Wasser gefüllten Box aufbewahrt werden. Dabei haben sich Zahnspangenboxen als sinnvoll erwiesen, da sie einerseits günstig sind und andererseits genügend Platz bieten. Eine feuchte Lagerung ist zu empfehlen, da dadurch das Einsetzen erleichtert und ein Austrocknen des Materials (kann im trockenen Zustand zu Verformungen führen) verhindert wird.
Eine Knirscherschiene sollte auf keinen Fall selbst angefertigt werden, da sie ihre Funktion nur dann erfüllen kann, wenn sie exakt an das Gebiss des Patienten angepasst ist. Eine selbst hergestellte, nicht exakt passende Schiene führt zu einer Verschlechterung der bestehenden Verhältnisse und kann zu immensen Schäden im gesamten Mund –, Hals- und Kopfbereich führen.
Darüber hinaus ist das frei im Handel zu kaufende Kunststoffmaterial nicht für den Aufenthalt im Mund geeignet und meist sehr weich und somit völlig ungegeeignet. So halten diese Materialien dem hohen Kaudruck beim Knirschen nicht stand, wodurch sie sehr schnell brechen bzw. kaputt gehen.
Schmerzen sollten beim Tragen nicht auftreten. In den ersten Tagen kann es zu leichten Irritationen der Kau – und Kiefermuskulatur kommen, da diese durch die neue, veränderte Kieferposition anderen Reizen ausgesetzt sind. Druckstellen können vereinzelt im Bereich des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut auftreten.
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Eine Knirscherschiene kann nicht zur Therapie gegen das Schnarchen eingesetzt werden. Dafür gibt es in der Zahnmedizin spezielle Schienen, die man als Schnarchschienen oder als Protrusionsschienen bezeichnet.
Diese bestehen aus zwei gelenkig, miteinander verbundenen Kunststoffschienen, die den Unterkiefer etwas noch vorne schieben (Protrusion). Dadurch wird der Atemfluss sowie die Atmung verbessert und das Schnarchen verringert.
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Neben oder anstelle der Schienentherapie können natürlich auch alternative Behandlungsmethoden eingesetzt werden. Da das Zähneknirschen oftmals auf psychische und physische Belastungen wie Stress oder chronische Belastungen zurückzuführen ist, können verschiedenste Arten der Entspannungstechniken zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden. Neben Yoga, physiotherapeutischen Maßnahmen oder Meditation, kann eine spezifische Psychotherapie hilfreich sein.
Eine noch relativ neue Behandlungsmethode besteht in dem Einsatz von Botox®spritzen. Dabei wird die Substanz Botulinumtoxin (Botox) im Bereich der Kau – und Kiefermuskulatur eingespritzt. Dieses führt zu einer teilweisen Lähmung bzw. Entspannung der genannten Muskulatur, so dass ein Zähneknirschen nicht mehr auftritt.
Die Nachteile der oben genannten Methode liegen neben den hohen Kosten (ca. 300 – 700 Euro pro Spritze) in der zeitlich begrenzten Wirksamkeit der Substanz, weshalb nach 5 – 6 Monaten eine erneute Spritzentherapie erfolgen muss. Da das Botulinumtoxin ein Nervengift darstellt, sollte von einer zu häufigen Verabreichung abgeraten werden.
Nebenwirkungen treten in der Regel beim Tragen der Knirscherschiene nur ganz selten auf. Die für die Schienenherstellung verwendeten Kunststoffe sind alle farblos, durchsichtig und geschmacksneutral, wodurch allergische Reaktionen verhindert werden. Punktuell könnten Druckstellen beim Tragen entstehen. Diese kommen durch Veränderungen der Kieferform (z.B. Knochenabbau im Alter) und der Muskulatur (Muskelrückbildung) zustande. Der Zahnarzt kann diese Stellen bei einem Kontrolltermin entfernen und somit die exakte Paßgenauigkeit der Schiene wieder herstellen.
Die Schienen können sowohl im Oberkiefer als auch im Unterkiefer getragen werden. Hauptsächlich werden sie im Unterkiefer getragen, da nur dieser beweglich im Schädel über das Kiefergelenk verankert ist. Mittels einer Schienentherapie kann man den Unterkiefer aus seiner gewohnten Verzahnung mit dem Oberkiefer befreien. Somit kann der Unterkiefer eine veränderte Lage zum Oberkiefer einnehmen, in der die Kaumuskulatur und die Kiefergelenke entspannt sind. Diese Lage wird als Ruheschwebelage oder Ruhebisslage bezeichnet.