Bei Abweichungen der Bisslage kann es zum Zähneknirschen kommen. Die Okklusionstherapie musst individuell an jeden Patienten und seine Ausgangsposition angepasst werden.
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Abweichungen in der Okklusion (Bisslage) um 0,01 mm wahrgenommen werden, Abweichungen von 0,1 mm können den Kauapparat so stören, dass es zum Bruxismus (Knirschen) kommt. Diese Abweichungen führen dazu, dass wir im Schlaf die störende Stelle mit der Gegenbezahnung "einschleifen" bzw. reduzieren möchten. Dabei entstehen extrem hohe Kräfte von 200-300 Kilopond. Die Okklusionsstörungen können durch Zahnanomalien, Zahnanzahlanomalien, Fehlstellungen bzw. durch restaurative, kieferorthopädische sowie chirurgische Maßnahmen verursacht werden.
Zuerst werden die Zähne gezählt. Die Zähne, die nicht ersetzt wurden, stellen meist eine Störung in der Okklusion dar. Diese können ohne Abstützung aus dem Knochen heraus wachsen und dadurch länger werden, es kommen auch Kippungen oder Wanderungen vor.
Danach wird die Bezahnung beurteilt: der Überbiss wird überprüft, es wird ebenfalls geschaut, ob alle Zähne im Kontakt stehen und ob der Kiefer genug Platz für die Zähne anbietet. Später werden die Kontakte beurteilt: zuerst die statischen (also ohne Bewegung des Unterkiefers) und die dynamischen (in Bewegung).
Diese werden mit verschiedenen Farben mittels so genannten Okklusionspapier aufgezeichnet. Oft ist die Modellgipsherstellung hilfreich. Diese Modelle werden in einem Artikulator (Gerät zum Nachmachen der Bewegungen des Unterkiefers) einmontiert. Auf diese Weise sind die Vorkontakte viel einfacher zu beobachten. Nur nach solcher instrumentellen Analyse ist die Planung weiterer Therapie sinnvoll.
Es gibt ein Paar Regeln, die bei der Therapie bzw. bei der Beurteilung beachtet werden sollen:
Bei der Rechts- und Linksbewegung des Unterkiefers sollen lediglich die Eckzähne in Kontakt stehen
Am Ende der Vorschubbewegung sollen sich nur die oberen Eckzähne mit den ersten Prämolaren des Unterkiefers berühren
„Der richtige Biss ist kein Biss“ bedeutet soviel, dass in Ruhelage die Unterkieferzähne keinen Kontakt mit denen des Oberkiefers haben, denn es wird unbewusst ein Abstand gehalten.
Die Okklusionstherapie muss individuell an jeden Patienten und seine Ausgangsposition angepasst werden.
Bei beschwerdefreien Patienten, die knirschen, können einfache Restaurationen an das vorhandene Gebiss angepasst werden. Etwas kompliziertere Maßnahmen, wie z.B. Implantieren, erfordern eine Form- und Funktionsanalyse. Die Herstellung muss mithilfe des oben erwähnten Artikulators erfolgen. Dabei ist oft eine Bisshebung erforderlich. Diese wird zuerst mit etwas „zu hohen“ provisorischen Kronen gewährleistet. Es wird beobachtet, ob der Patient beschwerdefrei bleibt. Erst danach werden die endgültigen Kronen einzementiert.
Oft ist das Feinschleifen nach einer umfangreichen Behandlung notwendig. Diese Patienten bekommen eine Schiene, die einerseits die Muskeln und Gelenke vor hohen Kräften, andererseits auch die Zähne und Restaurationen vor Brüchen schützt.
Die Schiene kann ebenfalls die Störkontakte kompensieren. Es wird folgende Vorgehensweise empfohlen: die Patienten sollen die Schiene zum Schlafen anziehen. So können in einem entspannten Zustand die Einschleifkorrekturen vorgenommen werden. Diese finden in gewissen Abständen statt, bis der Patient den Biss morgens nach dem Herausnehmen der Schiene sofort einnehmen kann.
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Ziel dieser Therapie ist die so genannte zentrische Okklusion: die Unterkieferzähne sollen im Zusammenschluss den maximalen Vielpunktkontakt mit den Oberkieferzähnen aufweisen.
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