Ursodeoxycholsäure wird bei cholesterinhaltigen Gallensteinen eingesetzt. Liegt schon eine Entzündung der Gallenblase vor, sollte es nicht angewendet werden. Außerdem kann Ursodeoxycholsäure zur Behandlung einer durch Gallerückfluss entstandene Leberzirrhose eingesetzt werden.
Ursodeoxycholsäure stellt ein Präparat zur Behandlung von cholesterinhaltigen, kleinen Gallensteinen (Cholelithiasis) dar. In Deutschland leiden ungefähr 15 bis 20% der Menschen unter einem Gallensteinleiden. Dabei sind Frauen häufiger als Männer betroffen.
Typische Risikofaktoren sind neben dem weiblichen Geschlecht unter anderem Übergewicht (Adipositas), hohes Alter (älter als 40 Jahre) sowie das Vorliegen von Gallensteinen bei Verwandten ersten Grades. In 80% der Fälle handelt es sich bei den Gallensteinen um cholesterinhaltige Steine.
Nur bei circa 25% der Patienten mit Gallensteinen treten Symptome auf. Dabei kommt es typischerweise zu einem rechtsseitigen Oberbauchschmerz, der auch in die Schultern oder den Rücken ausstrahlen kann.
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Ursodeoxycholsäure wird zur Behandlung von Gallensteinen (Cholelithiasis) verwendet, die aus Cholesterin bestehen. Wichtige weitere Voraussetzungen für die Anwendung sind die Größe (<15mm), eine funktionsfähige Gallenblase sowie weitere Erkenntnisse aus der Ultraschall-Diagnostik (z.B. keine sichtbaren Schattierungen im Bereich des Gallensteins).
Darüber hinaus kann Ursodeoxycholsäure auch im Rahmen der Behandlung einer Leberzirrhose verwendet werden. Dabei soll das Fortschreiten einer Leberzirrhose verhindert werden, die durch eine chronische Entzündung der Gallenwege oder einen Rückstau der Gallenflüssigkeit (z.B. im Rahmen einer primären biliären Zirrhose) entstanden ist.
In seltenen Fällen wird Ursodeoxycholsäure auch zur Behandlung einer Magenschleimhaut-Entzündung verschrieben, die durch einen Rückfluss von Gallenflüssigkeit aus dem Dünndarm in den Magen entsteht (Gallenreflux-Gastritis).
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Gallensteine entstehen durch ein Ungleichgewicht der verschiedenen in der Galle befindlichen Substanzen. Dabei befinden sich neben den Gallensäuren unter anderem auch gelöste Stoffe (z.B. Cholesterin) in der Galle. Durch einen hohen Anteil an Cholesterin bei gleichzeitig niedriger Konzentration der Gallensäuren kommt es zur Ausfällung von cholesterinhaltigen Steinen innerhalb der Gallenwege.
Ursodeoxycholsäure, die in sehr niedrigen Konzentrationen auch natürlich in der Gallenflüssigkeit vorkommt, wirkt dabei auf verschiedenen Wegen der Bildung der Gallensteine entgegen und führt darüber hinaus zur Auflösung kleiner, cholesterinhaltiger Steine. Einerseits hemmt Ursodeoxycholsäure die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm in den menschlichen Körper, während gleichzeitig auch die Freisetzung von Cholesterin aus den Leberzellen in die Galle vermindert wird. Andererseits stimuliert Ursodeoxycholsäure die Freisetzung von Gallensäuren aus den Leberzellen in die Galleflüssigkeit. Durch die niedrigeren Cholesterin- sowie die höheren Gallensäure-Konzentrationen kann die Entstehung von cholesterinhaltigen Gallensteinen verhindert werden und gleichzeitig können kleine, bereits bestehende Steine aufgelöst werden.
Darüber hinaus zeigt Ursodeoxycholsäure auch einen zellschützenden Effekt, indem es chronische Entzündungsreaktionen hemmt. Dadurch können durch chronische Entzündung geschädigte Leberzellen geschützt werden und das Fortschreiten einer Leberzirrhose verzögert werden.
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Während einer Therapie mit Ursodeoxycholsäure kommt es nur in sehr seltenen Fällen zum Auftreten von schwerwiegenden Nebenwirkungen.
Häufig (1 bis 10 von 100 Patienten) tritt jedoch bei den Patienten gehäuft Durchfall auf. Das ist unter anderem auf die gehemmte Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm in den Körper zurückzuführen, wodurch hohe Mengen an Cholesterin ausgeschieden werden. Der Stuhl wird von den betroffenen Patienten häufig als breiig bezeichnet.
In sehr seltenen Fällen (weniger als 1 von 10.000 Patienten) kann auch eine Verkalkung der Gallensteine oder eine Nesselsucht im Rahmen der Therapie auftreten. Bei Patienten mit bekannter Leberzirrhose (durch einen Rückstau der Gallenflüssigkeit) kann es außerdem zu schweren Schmerzen im rechten Oberbauch kommen. Auch eine Verschlechterung der Leberzirrhose ist in sehr seltenen Fällen möglich und macht das Absetzen der Therapie erforderlich.
Die Wirksamkeit von Ursodeoxycholsäure kann während einer Behandlung mit gallensäurebindenden Medikamenten gestört werden. Zu den gallensäurebindenden Präparaten zählt unter anderem Colestyramin. Dieses hat die Eigenschaft, die im Darm befindlichen Gallensäuren zu binden und auszuscheiden. In der Folge müssen in der Leber neue Gallensäuren aus Cholesterin gebildet werden, wodurch der Cholesterin-Spiegel des Menschen gesenkt werden kann. Gleichzeitig wird jedoch auch Ursodeoxycholsäure im Darm nicht mehr aufgenommen und kann daher nicht mehr innerhalb der Gallenwege die Auflösung der Gallensteine bewirken. Aus diesem Grund wird eine zeitversetzte Einnahme (mind. 2 Stunden) empfohlen.
Weitere Wechselwirkungen können durch die Verstoffwechslung von Ursodeoxycholsäure über spezifische Leberenzyme (u.a. CYP3A4) entstehen, über die auch zahlreiche andere Präparate verstoffwechselt werden. Dabei wurde in Studien bereits von einer verstärkten Wirkung von Ciclospoprin A sowie einer abgeschwächten Wirkung von Ciprofloxacin oder Nitrendipin berichtet.
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Von einer Einnahme von Ursodeoxycholsäure sollte bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Inhaltsstoff abgesehen werden.
Darüber hinaus ist die Verabreichung von Ursodeoxycholsäure bei akuten Entzündungen der Gallenblase bzw. der Gallenwege nicht indiziert. Auch bei akuten oder chronischen Leberentzündungen (Hepatitiden) sollte Ursodeoxycholsäure nicht eingenommen werden. Keine Wirksamkeit zeigt Ursodeoxycholsäure auch bei nicht-cholesterinhaltigen Steinen. Diese können zum Beispiel durch einen erhöhten Anteil von Calciumcarbonat oder Bilirubin innerhalb der Gallenwege entstehen.
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Das Präparat Ursodeoxycholsäure ist für die Behandlung von cholesterinhaltigen Gallensteinen bei Erwachsenen indiziert. In seltenen Fällen kann es jedoch auch bei Kindern ab 6 Jahren verschrieben werden. Dabei ist jedoch eine Anpassung der Dosierung an das Körpergewicht des Kindes erforderlich.
Zur Auflösung von Cholesterin-Gallensteinen wird ungefähr eine Tagesdosis von 10 mg pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. Bei einem Gewicht zwischen 60 und 80 Kilogramm ist daher die dreimalige Einnahme von 250mg-Tabletten am Tag indiziert. Zur Behandlung einer Leberzirrhose in Folge eines Gallenrückstaus wird die Dosierung ebenfalls dem Körpergewicht angepasst. Der genaue Therapie-Plan ist dabei mit dem behandelnden Arzt abzusprechen und umfasst circa zwischen 4 und 5 Filmtabletten am Tag.
Während der Behandlung mit Ursodeoxycholsäure sollten regelmäßig die Leberenzym-Werte im Blut und die Gallenblase mittels Ultraschall kontrolliert werden. Bei ausbleibender Besserung der Symptomatik oder des klinischen Bildes nach einem Jahr sollte ein Abbruch der Therapie erwogen werden.
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Die in Deutschland am häufigsten auf dem Markt vertretenen Präparate von Ursodeoxycholsäure sind Ursofalk und UDH. Dabei stehen sowohl (Film-)Tabletten als auch Kapseln zur Verfügung. Sie sind rezeptpflichtig in den Apotheken erhältlich.
In der Regel wird Ursodeoxycholsäure sowohl in einer 250mg- als auch in einer 500mg-Dosierung angeboten. Dabei stehen auch verschiedenen Packungsgrößen (50 und 100 Tabletten pro Packung) zur Verfügung.
Eine 50er-Packung mit 250mg Ursodeoxycholsäure ist ungefähr für einen Preis von 25 Euro erhältlich. Eine 100er-Packung kostet stattdessen circa 40 Euro.
Zwischen Ursodeoxycholsäure und Alkohol ist keine direkte Wechselwirkung bekannt. Alkohol zeigt darüber hinaus nur einen geringen Einfluss auf die Entstehung von Gallensteinen. Vor allem Übergewicht sowie eine fettreiche Ernährung stellen einen Risikofaktor für die Entstehung dar.
Trotzdem kann es innerhalb der Leber zu Wechselwirkungen zwischen Alkohol und Ursodeoxycholsäure kommen, da beide Stoffe in der Leber verstoffwechselt werden. Gleichzeitig stellt ein hoher Alkoholkonsum ein Risikofaktor für die Entstehung einer Leberzirrhose dar, wodurch einer Therapie mit Ursodeoxycholsäure im Rahmen einer Leberzirrhose durch einen Gallenrückfluss entgegen gewirkt wird. Aus diesem Grund sollte während der Behandlung mit Ursodeoxycholsäure der Alkoholkonsum minimiert bzw. unterbrochen werden.
Häufig zeigt sich durch die Behandlung mit Ursodeoxycholsäure nur eine eingeschränkte Wirkung auf die Entstehung und Auflösung von Gallensteinen. Auch das vergleichbar wirkende Präparat Chenodeoxycholsäure zeigt dabei kein besseres Ansprechen. Aus diesem Grund wird häufig eine symptomatische, medikamentöse Behandlung erforderlich.
Die sehr schmerzhaften Oberbauchschmerzen können dabei mit Spasmolytika (z.B. Metamizol, Tramadol, Butylscopolamin) behandelt werden. Gegebenenfalls können auch pflanzliche Produkte verwendet werden (z.B. Artischocken-Blätter, Schafgarbe, Löwenzahn).
In der Regel wird jedoch bei symptomatischen Gallensteinen eine operative Entfernung erforderlich.
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Auf eine Therapie mit Ursodeoxycholsäure sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit verzichtet werden. Es liegen keine ausreichenden Untersuchungen und Studien vor, die eine Wirkung des Präparats auf das Baby ausschließen können. Es besteht die Gefahr, dass der Wirkstoff über die Plazenta oder die Muttermilch in den Körper des Babys gelangt.
Darüber hinaus sollte auch vor dem Beginn einer Therapie mit Ursodeoxycholsäure eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Während der Behandlung mit Ursodeoxycholsäure werden nicht-hormonelle empfängnisverhütende Maßnahmen oder niedrig-dosierte, östrogenhaltige Empfängnisverhütungsmittel empfohlen.
Wenn Ursodeoxycholsäure zur Behandlung von Gallensteinen verschrieben wird, sollten ausschließlich nicht-hormonelle Verhütungsmittel verwendet werden. Das liegt daran, dass die hormonellen Verhütungsmittel (Pille) die Bildung von Gallensteinen fördern können und damit der Wirkung von Ursodeoxycholsäure entgegen wirken.
Ursodeoxycholsäure ist ausschließlich verschreibungspflichtig in den Apotheken erhältlich. Die Einnahme, Dosierung und Anwendung sollte dabei immer in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Unterstützend können pflanzliche Produkte eingenommen werden. Dabei bewirken Artischocken-Blätter eine Optimierung der Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit, während Schafgarbe und Löwenzahn gallentreibend wirken.
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