Eine Rektusdiastase ist eine Schwäche der Bauchwand durch das Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln. Diese entsteht meisten in der Schwangerschaft durch das Starke Wachstum des Bauches. Männer können ebenfalls betroffen sein, z.B. bei einem starken Übergewicht.
Eine Rektusdiastase ist eine, in den meisten Fällen erworbene, Bauchwandschwäche. Es kommt zu einem Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln (Mm. recti abdomini). Diese Bauchmuskeln sind durch eine Bindegewebsschicht, die Linea alba, verbunden. Durch das Auseinanderweichen der Muskeln wird die Linea alba ebenfalls verbreitert und es entsteht ein tastbarer Spalt.
Rektusdiastasen entstehen häufig durch erhöhten Druck im Bauch z.B. im Rahmen einer Schwangerschaft oder bei starkem Übergewicht.
Bei Säuglingen ist eine Rektusdiastase physiologisch, da der Abstand zwischen den geraden Bauchmuskeln größer ist als beim Erwachsenen. Es kann beim Aufsetzen zu einer Vorwölbung im Bereich des Bauches kommen. Dies ist harmlos und verschwindet in der Regel wenn das Kind beginnt zu stehen.
Schwangerschaft: erhöhter Druck im Bauchraum
Übergewicht: Bauchdecke überspannt und Bauchmuskeln weichen leichter auseinander
physiologische Rektusdiastase bei Neugeborenen
In der Schwangerschaft kommt es durch das Wachstum des Bauches zu einem auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln, um genügend Platz für das Kind zu schaffen. Weiterhin führen Schwangerschaftshormone wie z.B. das Relaxin dazu, dass das Gewebe weich wird. Eine Rektusdiastase ist also während und nach der Schwangerschaft normal.
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Nach der Schwangerschaft kommt es zu einer Rückbildung des Bauches und auch die Bauchmuskeln gewinnen wieder an Spannung. Hier ist es wichtig, langsam und kontrolliert durch eine Hebamme oder einen Physiotherapeuten, gezielte Übungen zur Stärkung der Bauchmuskulatur durchzuführen.
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Die Rektusdiastase beim Baby ist ein physiologischer Zustand im ersten Lebensjahr. Das liegt daran, dass die geraden Bauchmuskeln beim Säugling noch relativ weit auseinander liegen. Es kann beim Aufsetzen zu einem leichten Vorwölben des Bauches kommen. Dies ist kein Grund zur Sorge. Sobald die Kinder beginnen zu stehen und zu laufen verschließt sich die Rektusdiastase in den meisten Fällen von alleine.
Zur Diagnose einer Rektusdiastase wird ein Arzt zunächst im Gespräch erfragen ob bereits mehrere Schwangerschaften bestanden haben.
Die Rektusdiastase lässt sich relativ einfach durch den Arzt oberhalb des Bauchnabels tasten. Hierzu liegt der Patient auf dem Rücken und hebt den Kopf leicht an. So spannt sich die Bauchmuskulatur an und der Spalt lässt sich tasten. Beim Aufsetzen oder Husten kann meist auch ein Hervorwölben des Bauches an dieser Stelle gesehen werden.
Es ist ebenfalls möglich in einer Ultraschalluntersuchung die Rektusdiastase darzustellen. Dies ist in den allermeisten Fällen jedoch nicht notwendig.
Wie der Arzt auch, kann man die Rektusdiastase bei sich selbst ertasten. Hierzu legt man sich auf den Rücken, hebt den Kopf leicht an und spannt den Bauch an. Nun kann man etwas oberhalb des Bauchnabels einen Spalt in der Bauchmuskulatur tasten.
Bei Schwangeren ist der Spalt jedoch erst nach der Geburt tastbar.
Normalerweise verursacht eine Rektusdiastase keine Probleme. Sie ist tastbar und kann bei Anspannung des Bauches dazu führen, dass es zu einer Vorwölbung in diesem Bereich kommt. Dies ist jedoch vollkommen harmlos.
In der fortgeschrittenen Schwangerschaft kann die Rektusdiastase zu Beschwerden wie z.B. Schmerzen im unteren Rücken oder in der Hüfte führen. Dies kommt durch ein Ungleichgewicht zwischen der Haltungsmuskulatur des Rückens und der Bauchmuskultur zustande.
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Gerade bei Schwangeren im letzten Schwangerschaftsdrittel kommt es auf Grund der Rektusdiastase häufiger zu Schmerzen im Bereich des unteren Rücken und der Hüfte. Die Schmerzen treten vor allem bei Belastung auf. Die Schmerzen entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen der Rücken- und der Bauchmuskulatur. Durch die Rektusdiastase ist die Bauchmuskulatur geschwächt und bei Belastung wird die Rückenmuskulatur vermehrt belastet. Dies kann zu Schmerzen führen.
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Bei einer Rektusdiastase besteht eine erhöhte Gefahr für Bauchwandbrüche oder Nabelbrüche, bei denen sich Teile des Darms durch die Bauchwand nach außen stülpen.
Es besteht die Gefahr, dass sich die Darmanteile einklemmen und zu starken Schmerzen sowie zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen führen. Wenn nicht schnell eine Behandlung erfolgt, kann es passieren, dass durch die abgeklemmte Blutzufuhr der vorgefallene Anteil des Darmes abstirbt.
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Die Therapie der Wahl ist, bei frühzeitiger Vorstellung, eine operative Rückverlagerung des Bruchsackes in die Bauchhöhle und ein Verschluss der Bruchstelle mit Einlage eines Kunststoffnetzes.
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Folgende Methoden stehen zu Behandlung einer Rektusdiastase zur Verfügung:
Bauchmuskeltraining
Rückbildungsgymnastik nach Schwangerschaft
Gewichtsabnahme bei Übergewicht
Tragen eines speziellen Korsetts
in seltenen Fällen operativer Verschluss
Die wichtigsten Übungen zielen auf eine Kräftigung der Bauchmuskulatur ab. Es ist wichtig nach einer Schwangerschaft langsam damit zu beginnen. Beispiele für Übungen werden im Folgenden dargestellt.
Kontrollierte Atmung: Die Bauchmuskeln sind gleichzeitig Atemhilfsmuskeln. Daher kann eine gezielte Atmung diese ebenfalls stärken. Hierzu legt man sich auf den Rücken, stellt die Beine an und atmet durch Nase ein und durch den Mund wieder aus. Am Ende der Ausatmung wird der Bauchnabel bewusst an die Wirbelsäule gezogen.
Die oben beschriebene Übung wird durchgeführt. Dabei wird der Kopf leicht angehoben.
Es wird wieder die ersten Übung durchgeführt. Zusätzlich werden beide Hände auf einen Oberschenkel gelegt und in diese Richtung geschaut. Dies stärkt vor allem die schrägen Bauchmuskeln.
Vierfüßlerstand: Man begibt sich in den Vierfüßlerstand mit geradem Rücken, den Händen unter den Schultern und den Knien unter der Hüfte. Nun wird der Bauchnabel wieder an den Rücken gezogen, kurz dort gehalten und wieder entspannt.
Das Tapen einer Rektusdiastase kann die Heilung unterstützen. Trotzdem ist eine Training mit Kräftigungsübungen notwendig.
Das Anbringen eines Tapes fördert die Durchblutung und stimuliert sanft die Bauchmuskulatur. Es sollte immer von einem Arzt oder Physiotherapeuten mit Erfahrung im Tapen angebracht werden.
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Prinzipiell ist keine Behandlung einer Rektusdiastase notwendig. Es reicht aus Übungen zur Stärkung der Bauchmuskulatur mit einem Physiotherapeuten oder nach einer Schwangerschaft mit der Hebamme zu besprechen und regelmäßig durchzuführen.
Wenn ein Verschluss gewünscht ist oder medizinisch notwendig ist, kann ein plastischer Chirurg diese Operation durchführen.
In der Regel ist keine OP notwendig. Die Rektusdiastase wird eher als kosmetisch störend empfunden und daher wird eine OP, wenn sie nicht medizinisch notwendig ist, nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Sollte allerdings zusätzlich Nabelbrüche auftreten, die die Gefahr einer Einklemmung von Darmanteilen bergen kann eine OP notwendig sein. Hierfür fixiert ein Chirurg die Bauchmuskeln mittels Naht. Gegebenenfalls wird auch ein Netz aus Kunststoff eingesetzt.
Nach der OP ist das Tragen eines Bauchgurtes für etwa 6 Wochen notwendig. Schweres Heben und Sport sind in dieser Zeit verboten.
Eine Rückbildung ist, vor allem mit einem gezielten Training, durchaus möglich. Sie kann jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen und die Übungen sollten regelmäßig und gewissenhaft durchgeführt werden. Sehr kleine Rektusdiastasen können ebenfalls spontan wieder ausheilen.
Eine Operation kann eine Rektusdiastase ebenfalls heilen. Jedoch ist das Risiko für ein Rezidiv, also eine erneute Rektusdiastase, selbst nach einer Operation relativ hoch.
Viele Schwangere leiden am Ende der Schwangerschaft und nach der Geburt an einer Rektusdiastase, da die gerade Bauchmuskeln durch das starke Wachstum des Bauches stark beansprucht wurden. Kleine Rektusdiastasen verheilen innerhalb von Wochen bis Monaten wieder. Die Heilung kann unter Umständen auch bis zu einem Jahr dauern.
Ein regelmäßiges Rückbildungstraining und Übungen der Bauchmuskulatur unter Anleitung der Hebamme oder eines Physiotherapeuten können helfen diesen Prozess zu beschleunigen. Wichtig ist es, direkt nach der Geburt nicht schwer zu heben oder auch keine Übungen für die Bauchmuskulatur, wie z.B. Sit-ups, zu machen, da dies eine Rektusdiastase eher verschlimmern kann.
Wann genau ein “normales” Training nach einer Rektusdiastase wieder aufgenommen werden kann, kann nicht pauschal gesagt werden. Dies kommt darauf an wie groß die Rektusdiastase ist und wie die Rückbildung sich entwickelt. Nach einer Schwangerschaft geht man davon aus, dass im ersten Jahr nach der Entbindung das Gewebe durch Hormone noch sehr weich ist. Hier sollten vorsichtige Rückbildungsübungen durchgeführt werden, jedoch kein schweres Bauchmuskeltraining.
Beim Vorliegen einer Rektusdiastase sollte das Training immer individuell mit einem Arzt, der Hebamme oder einem Physiotherapeuten besprochen werden, da diese am besten beurteilen können was im individuellen Fall das Beste ist.
Bei großen Rektusdiastasen sollte auf Joggen vorerst verzichtet werden. Bei einer Rektusdiastase nach der Schwangerschaft empfehlen Experten, im ersten Jahr nach der Geburt komplett auf das Joggen zu verzichten. Zuerst sollte eine Kräftigung der Bauchmuskulatur erfolgen um die Heilung der Rektusdiastase zu unterstützen und die Rücken und Beckenmuskulatur nicht übermäßig zu beanspruchen.
Individuelle Aussagen, wann wieder mit dem Joggen begonnen werden kann, sollten Experten wie Ärzte, Hebammen oder Physiotherapeuten treffen. Hierfür gibt es keine pauschale Aussage.
Eine Rektusdiastase im Verlauf oder nach einer Schwangerschaft ist ganz normal und notwendig um genug Platz für das Kind zu bieten. Beeinflussen lässt sich hier die Größe der Rektusdiastase. Allgemein kann eine, bereits vor der Schwangerschaft, gut trainierte Bauchmuskulatur helfen.
Während der Schwangerschaft sollte darauf geachtet werden, dass man sich beim Aufrichten aus der Rückenlage zuerst immer auf die Seite dreht. So werden die gerade Bauchmuskeln geschont. Weiterhin sollten keine Übungen durchgeführt werden, die die geraden Bauchmuskeln stark beanspruchen. Besonders in der zweiten Schwangerschaftshälfte sollte nicht schwer gehoben werden.
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Durch das Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskulatur dehnt sich die Bindegewebsschicht (Linea alba) ebenfalls aus. Diese Bindegewebsschicht stellt eine Schwachstelle der Bauchwand dar. Bei hohem Druck im Bauchraum z.B. durch schweres Heben, kann es passieren, dass Darmanteile in einem sogenannten Bruchsack durch diese Stelle nach außen vorfallen können.
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Dies ist normalerweise harmlos. Die vorgefallenen Darmschlingen können jedoch einklemmen und ihre Blutzufuhr kann abgeschnürt werden. Dies führt zu stärksten Bauchschmerzen und wenn keine Behandlung erfolgt kann es zu einem Absterben der Darmanteile kommen. Nabelbrüche werden in der Regel operativ verschlossen.