Dem Neugeborenen stehen bereits einige Reflexe zur Verfügung, die unwillkürlich funktionieren und meistens als Schutzfunktion dienen. Bei den Vorsorgeuntersuchungen dienen Tests dieser Reflexe als Beurteilungsmöglichkeit für den Entwicklungsstand des Babys.
Wenn ein Kind geboren wird, ist es bereits mit einer Reihe von angeborenen Reflexen ausgestattet, die vor allem im Säuglingsalter das Überleben sichern sollen. Sie dienen als natürliche Schutzfunktion, um lebenswichtige Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Einige dieser Reflexe verschwinden im Verlauf der ersten Lebensmonate wieder und andere bleiben das ganze Leben über erhalten.
Bei den frühkindlichen Reflexen spricht man von angeborenen, unwillkürlichen Reaktionen, die nicht steuerbar sind und auf einen bestimmten Reiz hin ausgelöst werden. Sie sind nicht individuell, sondern laufen bei jedem Menschen nach demselben Muster ab.
Lesen Sie mehr zum Thema: Reflexe
Schon direkt nach der Geburt sind dem Baby einige angeborene Schutzmechanismen, in Form von Reflexen, mit auf den Weg gegeben, die das Überleben des Babys sicherstellen sollen. Die meisten frühkindlichen Reflexe verschwinden bereits wieder während der ersten Lebensmonate und werden durch komplexe, koordinierte Handlungsabfolgen ersetzt. Deshalb werden sie bei den ersten Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig vom Kinderarzt kontrolliert. Sie sind ein guter Parameter zur Abschätzung der kindlichen Entwicklung und Reifung. Verschwinden die Reflexe nur unvollständig oder zu spät, kann dies zu weitreichenden Entwicklungsstörungen führen.
Zu den Reflexen, die schon bei Geburt vorhanden sind, gehört der Suchreflex. Die Babys sind von Geburt an auf eine ausreichende Nahrungsaufnahme geprägt. Deshalb beginnen sie ganz instinktiv, nach der Brust der Mutter zu suchen. Streicht man dem Baby leicht über die Wange, beginnt es sich in die Richtung des Reizes zu drehen, dabei seinen Mund zu öffnen und zu saugen. Hat das Baby die Brust gefunden, wird sofort der ebenfalls angeborene Saug – und Schluckreflex ausgelöst. Wird dem Baby etwas in den Mund gelegt, zum Beispiel ein Schnuller oder auch die mütterliche Brustwarze, beginnt es sofort daran zu Saugen und zu Schlucken. Hierdurch wird die Nahrungsaufnahme zufriedenstellend gesichert.
Ein weiterer frühkindlicher Reflex ist der Greifreflex. Streichelt man dem Baby über die Handinnenfläche, schließt es die Finger und packt zu. Erst im Laufe der ersten Monate entwickelt sich aus diesem bereits angeborenen Reflex ein trainierter Handlungsablauf.
Der Atemschutzreflex stellt einen weiteren wichtigen Reflex dar, der bereits in den ersten Lebenstagen vollständig ausgereift ist. Durch diesen Reflex wird sichergestellt, dass kein Wasser in die kindliche Lunge eintritt. Gelangen Mund und Nase des Babys mit Wasser in Berührung, stellt sich umgehend ein Verschluss der oberen Atemwege ein. Da dieser Reflex nur in den ersten Lebensmonaten greift, ist das sogenannte Babyschwimmen auch nur in einer relativ begrenzten Zeitspanne möglich.
Weitere Reflexe zur Überprüfung des Gleichgewichtssinnes sind der Moro – Reflex und der asymmetrisch tonische Nackenreflex. Ein weiterer Reflex, der ebenfalls direkt nach der Geburt auslösbar ist, ist der Glabellareflex. Nach dem Beklopfen der Glabella, also dem Knochenwulst zwischen den Augen und oberhalb der Nasenwurzel, regiert das Baby mit dem Schließen der Augen.
Lesen Sie mehr dazu unter Die Phasen der Frühkindlichen Entwicklung
Die frühkindlichen Reflexe wie der Such - oder der Moro – Reflex verschwinden nach den ersten 3 Lebensmonaten wieder.
Ein Reflex, der noch bis ca. zum 6. Lebensmonat anhält ist der asymmetrisch tonische Nackenreflex. Hierbei handelt es sich um eine angeborenen Reflex der dabei hilft, das Gleichgewicht der Babys zu trainieren. Wird der Kopf nach rechts geneigt, kommt es reflektorisch zum Ausstrecken des rechten Armes und Beines, während die linksseitigen Extremitäten angezogen werden. Verschwindet dieser Reflex nicht bis zum Erreichen des 6. Lebensmonats, besteht die Gefahr, dass das Kind Gleichgewichtsstörungen beim Krabbeln und Laufen entwickelt.
Ein weiterer Reflex, der bei Babys mit 3 Monaten zu finden ist, ist der Schreitreflex. Hält man das Baby an beiden Armen aufrecht und stellt es auf die Fußsohlen, dann reagiert es instinktiv mit Schrittbewegungen. Zudem kann das Baby sich schon richtig mit den Beinchen abstützen. Der Greifreflex und der Atemschutzreflex bleiben ebenfalls innerhalb der ersten 3 Monate bestehen und dienen neben der Schutzfunktion ebenso der Abschätzung und Beurteilung der kindlichen Entwicklung. Ein weiterer Reflex, der in den ersten 3 Monaten besonders ausgeprägt ist, ist der Schwimmreflex. Wenn das Baby horizontal ins Wasser gehalten wird beginnt es sofort mit schwimmartigen Bewegungen, um sich über Wasser halten zu können.
Lesen Sie hierzu auch unser Thema Entwicklung beim Baby.
Bis zum Ende des 6. Lebensmonat sollte der Moro- Reflex vollständig erloschen sein.
Ein frühkindlicher Reflex, der auch mit 6 Monaten noch auslösbar ist und für keine pathologische Veränderung spricht, ist der Babinski-Reflex. Nach Bestreichen der Fußsohle, kommt es zu einer Streckung der Großzehe und einer gegenläufigen Beugung der übrigen Zehen. Normalerweise erlischt dieser im Laufe des ersten Lebensjahres. Bei Persistenz besteht die Gefahr des erschwerten Lernens der Bewegungsabläufe beim Laufen. Im späteren Lebensalter kann ein positiver Babinski für eine Schädigung des zentralen Nervensystems sprechen.
Ein weiterer Reflex, der ab dem 6. Lebensmonat zu beobachten ist, ist der sogenannte Schaltenbrand – Reflex. Wird die Taille eines Babys umfasst, welches freischwebend in Bauchlage gehalten wird, erfolgt beim Senken des Kopfes ein Vorstrecken der Arme und Abstützen. Somit kann das eigene Körpergewicht gestützt und ein möglicher Sturz mit Verletzungen verhindert werden.
Der Stehreflex ist ebenfalls bei Babys in diesem Alter zu beobachten. Beim Druck auf die Fußsohle erfolgt die Streckung des Beines; mit dem Versuch sich selbstständig aufzurichten.
Das könnte Sie auch interessieren: U5 Untersuchung - Das sollten Sie beachten!
Bei dem Moro – Reflex handelt es sich um einen angeborenen Klammerreflex der das neugeborene Baby vor dem Herunterfallen schützen soll. Hierbei handelt es sich um eine reflektorische Reaktion auf einen Schreckreiz, die innerhalb der 9. Schwangerschaftswoche entsteht und mit der Ausreifung des kindlichen Nervensystems im Säuglingsalter von 2 – 4 Monaten wieder sistiert. Die Reize, die den Reflex auslösen, können sehr unterschiedlich sein. Hierzu zählen zum Beispiel akustische oder visuelle Reize oder auch Lageveränderungen. Er wird zum Beispiel auch durch das Kippen des Säuglings aus einer sitzenden Position in die Rückenlage ausgelöst.
Als Reaktion auf diese Schrecksituation wird der Mund des Kindes geöffnet, die Arme hochgerissen und dabei die Finger gespreizt. In der zweiten Phase geht der Mund wieder zu, die Finger werden durch einen Faustschluss gebeugt und die Arme werden vor der Brust zusammengeführt. Diese Körperreaktion kann vielfach auch während des Schlafes beobachtet werden. Im Rahmen von kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen dient der Moro – Reflex der Beurteilung einer regelrechten kindlichen Entwicklung.
Wenn der Moro – Reflex nicht seitengleich auslösbar ist, kann dies zum Beispiel auf eine obere Armplexuslähmung der Seite hinweisen, die sich nicht bewegt hat. Bleibt er nach dem 4. Lebensmonat noch bestehen, kann es zu schwerwiegenden Entwicklungsschäden kommen. In diesen Fällen sollte eine motorische und entwicklungsspezifische Behandlung eingeleitet werden, damit Folgeerkrankungen wie ADHS entgegen gewirkt werden kann.
Pustet man ein Baby an oder bekommt es einen Windzug ab, reagiert es in der Regel reflexartig mit dem Anhalten der Luft und dem Zusammenkneifen beider Augen. Hierbei handelt es sich um eine angeborene, nicht willkürlich steuerbare Reaktion, die in den ersten Lebensmonaten anhält und einen Schutzmechanismus darstellt, der dem Atemschutzreflex sehr ähnelt. Oftmals wird das Anpusten auch von den Eltern gezielt genutzt, damit schreiende Babys, die sich einfach nicht beruhigen lassen, kurzzeitig in ihrem Schreianfall unterbrochen werden.
Als Folge von Situationen und Reizen, die ein kindliches Erschrecken auslösen, werden oftmals angeborene Reflexbewegungen ausgelöst. Sie sollen eine Schutzfunktion ausüben, um den kindlichen Körper abzuschirmen und die mögliche Gefahr, die von außen auf diesen einwirken könnte, abzulenken. Ein frühkindlicher Reflex, der in den ersten Lebensmonaten bei Säuglingen auftritt, nachdem sie auf verschiedener Art und Weise erschreckt wurden, zum Beispiel in Form von optischen oder visuellen Reizen, ist der Moro – Reflex. Hierbei wird der Mund des Babys aufgerissen, die Arme hoch gestreckt und im Anschluss mit geballten Fäusten vor die Brust geführt.
Folgende Themen könnten weiterhin von Interesse für Sie sein:
Alle Themen, die zum Bereich Kinderheilkunde veröffentlicht wurden, finden Sie unter: