In diesem Thema geht es um Reflexe. Unter anderem wir der Reflexbogen erläutert, die verschiedenen Arten von Reflexen sowie die einzelnen Lokalisationen der Reflexe. Auch Reflexe beim Baby, die Untersuchung der Reflexe und der Begriff der Reflexepilepsie werden erläurtert.
Bei Reflexen handelt es sich um nicht steuerbare, schnelle und immer gleich ausfallende Reaktion auf bestimmte Reize.
Vermittelt werden Reflexe durch unser Nervensystem, bestehend aus Nervenfasern, die über sogenannte Synapsen miteinander kommunizieren. An einem Reflex ist immer ein Sensor/Rezeptor beteiligt, auf welchen der Reiz einwirkt. Ebenfalls immer beteiligt ist ein Effektor, an welchem die Reflexantwort stattfindet. Verbunden sind Sensor und Effektor durch die Nervenfasern unseres Nervensystems.
Das Rückenmark und der Hirnstamm dienen dabei als zentrale Schaltstelle, in welcher die Signal-empfangenden Nervenfasern auf die Reaktion-auslösenden Nervenfasern umgeschaltet werden.
Das Vorhandensein bzw. Ausbleiben eines Reflexes und die Intensität der Reflexantwort können bei der ärztlich neurologischen Untersuchung wichtige Rückschlüsse auf Erkrankungen des Nervensystems ermöglichen.
Die Grundlage aller Reflexe sind die sogenannten Reflexbögen. Das sind Verschaltungen verschiedener Nervenbahnen miteinander, welche immer über das Rückenmark laufen. Vom Prinzip sind diese stets wie folgt aufgebaut: Ein Reiz von außen wird über einen Sensor (z.B. Muskelspindel) wahrgenommen. Dieser leitet die Information an das Rückenmark weiter. Hier findet eine Verschaltung auf eine andere Nervenfaser statt.
Diese wiederum leitet die Information zu einem Effektor (z.B. Muskel), welcher als letzte Station des Kreislaufs dann die entsprechende Aktion als Antwort auf den Reiz ausführt (z.B. Strecken des Beines).Diese Reflexbögen können unterschiedlich komplex gestaltet sein. Die Muskeleigenreflexe, wie der Patellarsehnenreflex, sind recht simpel gehalten: der Sensor und Effektor sitzen an der gleichen Stelle und es wird sozusagen direkt vermittelt.
Es gibt allerdings auch Situationen, in denen noch andere modulierende Nervenfasern zwischengeschaltet sind, welche dafür sorgen, dass die ankommenden Signale verstärkt oder gehemmt werden. Auch möglich ist es, dass der Sensor und Effektor an unterschiedlichen Stellen im Körper liegt. Dann spricht man von sogenannten Fremdreflexen. Gemein ist allen jedoch, dass die Information nicht erst ins Gehirn gelangt und daher keine willkürliche Entscheidung über die Aktion benötigt, sondern diese durch die direkte Verschaltung im Rückenmark „automatisch“ abläuft.
Reflexe sind Reaktionen des Körpers auf Außenreize, die unmittelbar erfolgen und keine gesonderte Steuerung oder Bereitschaft erfordern. Dies ist so schnell möglich, da den Reflexen auf einer einfachen Verschaltung beruhen, die eine Reaktion auf einen Reiz direkt bewirken.
Die Stärke und die Dauer des einwirkenden Reizes spielt dabei auch eine Rolle. Es besteht also ein Reiz-Reflex-Zusammenhang. Reflexe dienen dem Schutz des Körpers, so erleichtern beispielsweise die frühkindlichen Reflexe die Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme des Säuglings.
Eine wichtige Funktion spielen Reflexe bei der Abwehr von Gefahren. Bevor ein Fremdkörper z.B. ins Auge gelangen kann, reagiert der Lidschlussreflex und das Auge wird geschlossen.
Beim Treten in einen spitzen oder scharfen Gegenstand wird reflektorisch der betroffene Fuß angehoben und der andere Fuß belastet.
Manche Reflexe werden daher auch als Schutzreflexe bezeichnet. Reflexe dienen ebenfalls dazu, komplexe Bewegungsabläufe in der Entwicklung korrekt zu erlernen und auszuführen. Die angeborenen Reflexe ermöglichen dem Menschen eine Anpassung an die Gegebenheiten und Überlebensfähigkeit, die nicht erst erlernt werden muss.
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Die Reflexe werden durch Ort von Rezeptor und Effektor und die Anzahl der zwischengeschalteten Synapsen unterschieden. Sind Rezeptor und Effektor im selben Organ handelt es sich um einen einfachen Reflexbogen und man spricht von einem Eigenreflex.
Sind Rezeptor und Effektor in unterschiedlichen Organen, nennt man das Fremdreflex. Es werden angeborene von erlernten oder erworbenen Reflexen unterschieden. Die Einteilung der Reflexe erfolgt in viszerale, somatische und gemischte Reflexe.
Die somatischen Reflexe lassen sich in Reflexe mit einer Synapse, sogenannte Eigenreflexe, und mit mehreren synaptischen Verschaltungen, sogenannte Fremdreflexe, unterteilen.
Beispiele für monosynaptischen Eigenreflexe sind der Patellarsehnen- oder der Bizepssehnenreflex. Beispiel für einen polysynaptischen Fremdreflex ist der reflektorische Rückziehreflex des Beines beim Treten auf einen spitzen Gegenstand.
Viszerale Reflexe steuern die Funktion der inneren Organe auf bestimmte Zustände. Beispielsweise die Blasenentleerung wird durch viszerale Reflexe kontrolliert, wobei die zunehmende Füllung der Blase in diesem Fall den auslösenden Reiz darstellt.
Gemischte Reflexe sind Mischungen aus viszeralen und somatischen Reflexen. Beispielhaft ist hier die Einwirkung eines warmen Gegenstandes wie einer Wärmflasche auf die Bauchhaut, die eine entspannende Wirkung auf angespannte, gereizte Eingeweide hat.
Neugeborene Kinder und Säuglinge besitzen eine Vielzahl von Reflexen, die sich aufgrund ihrer anderen Lebenslage von denen eines erwachsenen Menschen unterscheiden. So bewegen sich Säuglinge fast ausschließlich reflexartig. Dies ist hilfreich, da sie noch nicht über die motorischen Fähigkeiten verfügen, um beispielsweise ihr Gleichgewicht zu halten. So dienen diese Reflexe unter anderem dem Selbstschutz oder der Ernährung. Die meisten dieser Reflexe bilden sich mit der Zeit zurück und sind bei Erwachsenen als Zeichen einer (meist) neurologischen Erkrankung zu sehen.
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Die frühkindlichen Reflexe sind angeboren, verlieren sich aber im Laufe der Entwicklung nach den ersten Lebensmonaten.
Ziel dieser Reflexe ist es, den Säugling vor Verletzungen und Gefahren zu schützen oder die Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
Diese Reflexe werden im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung regelmäßig untersucht. Die einzelnen Reflexe sollten sich bis zu bestimmten Punkten in der Entwicklung zurückgebildet haben. Tritt z.B. der Babinskireflex zu einem späteren Zeitpunkt auf, kann das ein Zeichen für eine Erkrankung des zentralen Nervensystems sein. Dann spricht man von einem pathologischen Reflex, da diese Reflexantwort beim Gesunden nicht vorkommt.
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Am Bein werden normalerweise ebenfalls vier Reflexe getestet.
Bei dem Patellarsehnenreflex, der auch PSR abgekürzt wird, handelt es sich um einen monosynaptischen Muskeleigenreflex.Das bedeutet, dass der Reflexbogen über nur eine Synapse verläuft, die die beiden Nervenzellen, auch Neuronen genannt, miteinander verbindet. Er wird durch einen Schlag auf die Sehne des M. quadrizeps femoris, des vierköpfigen Streckmuskels der Oberschenkelmuskulatur, ausgelöst und führt so zu einer Kontraktion des M. quadrizeps femoris und daher zu einer Streckung im Kniegelenk.
Rezeptor- und Effektororgan des Patellarsehnenreflexes sind also identisch. Der Patellasehnenreflex wird über den N. femoralis vermittelt. Die sensiblen Neurone (Afferenzen) leiten den Reiz zum Rückenmarkssegment L2-L4 weiter.Dort wird die Erregung auf die motorischen Nervenfasern (Efferenzen) umgeschaltet wird und im N. femoralis zurück zur Muskelfaser läuft, wo eine Kontraktion ausgelöst wird.Der Reflex kann im Rahmen einer neurologischen Untersuchung vom Arzt mit einem Reflexhammer ausgelöst und untersucht werden. Wenn die gewünschte Reflexantwort ausbleibt, kann das für eine Schädigung des Rückenmarkssegmentes L2-4, beispielsweise in Form eines Bandscheibenvorfalles oder eine Verletzung des N. femoralis sprechen und sollte weiter abgeklärt werden.
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Am Arm kann man verschieden Reflexe auslösen. Die Ausgangslage dabei ist der in Rückenlage befindliche Patient, welcher die Arme locker auf der Leiste ablegt. In der Regel testet man folgende vier:
Auch die Haare sind Reflexen unterworfen. Jeder kennt das Phänomen der sogenannten „Gänsehaut“. Die ist letztendlich ein Reflex welcher zur Aufrichtung der Haare führt. Das Ganze ist evolutionär bedingt: Unsere Vorfahren waren deutlich behaarter, als wir. Bei Kälte oder Gefahr richteten sich reflexbedingt die Haarzellen auf, sodass das Fell aufgebauscht wurde.
Dies hatte zum einen den Einschluss von Luft und damit verbunden eine Isolationsschicht gegen die Kälte zur Folge und sah zum anderen deutlich bedrohlicher aus. Dieser Reflex ist uns bis heute geblieben, auch wenn seine Funktion wohl mittlerweile zu vernachlässigen ist.
Die Untersuchung bzw. Prüfung der Reflexe ist Teil der körperlichen Untersuchung und der neurologischen Untersuchung.
Bei dieser Untersuchung wird getestet, ob die Reflexe im physiologischen Maße und je nach Reflex seitengleich auslösbar sind oder ob pathologische Reflexe vorliegen.
Das Erheben des sogenannten Reflexstatus wird entsprechend des zu untersuchenden Reflexes mit dem Reflexhammer oder anderen neurologischen Hilfsmitteln, wie beispielsweise einem Pinsel, einem spitzen Gegenstand oder auch der Hand des Untersuchers untersucht.
Bei der Testung von Eigenreflexen erfolgt dabei ein leichter Schlag mit dem Reflexhammer auf die Sehne eines Muskels (z.B. Patellarsehnenreflex), wodurch es zur Kontraktion des Muskels kommt. Wenn möglich, wird ein Reflex immer im Seitenvergleich untersucht, um die Reflexantwort besser beurteilen zu können. Beurteilt wird dabei, ob die Reflexantwort „normal“, „vermindert“, „gesteigert“ oder „fehlend“ ist.
Möchte ein Arzt bei seinem Patienten die Reflexe testen, ist das Mittel der Wahl der sogenannte Reflexhammer. Dies ist eine Gerätschaft, welche es ermöglicht bei geübter Technik sehr genau und mit gleicher Kraft auf eine bestimmte Stelle (meist eine Sehne) zu klopfen.
Der Hammer besteht meist aus Metall, kann aber auch aus Kunststoff gefertigt sein und besitzt mit Gummi versehene Enden. Es gibt verschiedenste Modelle, das gebräuchlichste ist dabei der „Trömner“-Hammer, welcher zwei verschiedengroße Enden besitzt: eine für Erwachsene und eine für Kinder und sich durch den mittellangen Stiel und charakteristisch geformten Griff auszeichnet.
Als Reflexepilepsie bezeichnet man eine recht seltene Erkrankung des Gehirns, bei der auf bestimme Signale oder Reize mit einem Krampfanfall reagiert wird.
Diese Reize sind sehr unterschiedlich ausgeprägt, es sind jedoch oft Prozesse, die das Hirn besonders stark beanspruchen also Komplexe Leistungen. Häufig sind visuelle Reize die Auslöser einer Reflexepilepsie: bei immer wiederkehrendem Lichteinfall (z.B. Stroboskop), besonders hellem oder flackerndem Licht und auch bei sehr schnell wechselnden Bildern (z.B. Actionfilme, Computerspiele) kommt es zu epileptischen Anfällen.
Doch auch andere Leistungen, wie zum Beispiel Lesen, Rechnen oder auch das hören einer bestimmten Melodie kommen als Trigger infrage. Die Ursache hierbei liegt in einer Fehlschaltung bestimmter Nervenbahnen, sodass es zu einer ungewollten Aktivität im Gehirn der Betroffenen kommt und diese dann in Form eines Krampfes reagieren. Dies kann sich im versteiften Zusammensacken oder auch im Ausschlagen einzelner Gliedmaßen äußern. Oft beißen sich Patienten dabei auch auf die Zunge. Die Reflexepilepsie hat einer recht gute Prognose: oft reicht schon die Vermeidung der auslösenden Situation, um einem erneuten Anfall vorzubeugen. Zusätzlich kann man sogenannte Antikonvulsiva verschreiben, welche die Anfallsaktivität ebenfalls mindern.
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