Heilung einer Querschnittslähmung

Die Heilung der Querschnittslähmung ist immer abhängig von der Art und Weise der Verletzung des Rückenmarks. Ist das Rückenmark vollständig durch einen Unfall durchtrennt, sind die Heilungschancen einer Querschnittslähmung besonders schlecht. Während der Akutphase der Querschnittslähmung richtet sich die Heilung auf den spinalen Schock.

Heilung der Querschnittslähmung

Synonyme im weiteren Sinne

Querschnittssyndrom, Querschnittsheilung, Transversalsyndrom

Medizinisch: Paraplegie, (spinales)

Englisch: paraplegia, transverse lesion

Therapie einer Querschnittslähmung

In der Akutphase steht die Heilung des spinalen Schocks einer Querschnittslähmung im Vordergrund. Die Patienten sollten auf der Intensivstation untergebracht werden, damit Herz, Kreislauf und andere Organe ständig überwacht werden können.

Prinzipiell richtet sich die Heilung der Querschnittslähmung natürlich nach ihrer zugrunde liegenden Ursache. Wurde die Verletzung des Rückenmarks durch einen Wirbelkörperbruch ausgelöst, so wird in der Regel eine Operation durchgeführt, in der der Wirbelkörper korrigiert oder drückende Elemente entfernt werden können. Wenn ein entzündlicher Vorgang vorliegt, dann besteht die Heilung darin, medikamentös (zum Beispiel mit Kortison oder im Rahmen der Multiplen Sklerose mit einem speziellen Behandlungsplan) die Entzündung in den Griff zu bekommen.

Bereiche des Rückenmarks, die bei durch eine Querschnittslähmung schon zerstört sind, konnten bisher durch die Therapien/ Heilung jedoch nicht beeinflusst werden, da eine Schädigung der Nerven irreversibel ist. Allerdings gibt es aktuelle klinische Studien, die sich mit der Entwicklung von Medikamenten befassen, von denen man sich erhofft, dass sie die Regeneration der Nervenzellen begünstigen. Die bleibenden Folgen einer Querschnittslähmung durch Rückenmarksschädigung offenbaren sich normalerweise nach etwa sechs bis acht Wochen.

Stammzelltherapie

Stammzellen sind Zellen im Körper, welche sich noch nicht auf eine bestimmte Funktion oder für eine bestimmte Lokalisation spezialisiert (differenziert) haben. Sie liegen sozusagen als Rohmaterial vor und können sich aus diesem Zustand heraus in viele verschiedene Zellen verwandeln.

Theoretisch ist es möglich, Stammzellen aus dem Nervensystem zu entnehmen und diese in der Therapie von geschädigtem Nervengewebe einzusetzen. Dabei bestehen allerdings verschiedene Probleme. Die Entnahme stellt einen gefährlichen operativen Eingriff dar, weil die Stammzellen aus den Wänden des mit Nervenwasser gefüllten Ventrikelsystems des Gehirns entnommen werden müssen. Außerdem gibt es im Körper nicht viele solcher Zellen, was die Beschaffung einer ausreichenden Menge an Stammzellen erschwert.

Normalerweise kann man in diesem Fall die Zellen im Labor vermehren, aber auch hier stellt sich die Situation durch die geringe Teilungsrate (Geschwindigkeit der Zellvermehrung) der neuronalen Stammzellen kompliziert dar. Die Therapie mit Stammzellen ist Gegenstand laufender Forschung; der Prozess wird allerdings voraussichtlich noch einige Jahre in Kauf nehmen.

Kann man eine inkomplette Querschnittslähmung heilen?

Eine inkomplette Querschnittslähmung hat prinzipiell die gleichen Heilungschancen wie eine komplette. Der Begriff inkomplett beschreibt lediglich, dass z.B. die rechte/linke Hälfte oder der vordere/hintere Teil des Rückenmarks geschädigt ist, aber nicht der gesamte Querschnitt.

So stellen sich die Symptome bei Krankheitsbildern mit inkompletter Querschnittslähmung (Brown-Séquard-Syndrom oder Arteria-spinalis-anterior-Syndrom) anders bzw. unvollständiger dar – der Grad der Schädigung ist dabei aber der gleiche. So kann auch im Falle einer inkompletten Querschnittslähmung davon ausgegangen werden, dass der Krankheitsverlauf maßgeblich von den Fortschritten in den ersten Behandlungswochen abhängig ist.

Wie sind die Heilungschancen?

Die Heilungschancen sind bei einer Querschnittslähmung eher gering. Insgesamt hängt die Prognose von dem Grad der Schädigung des Rückenmarks und von individuellen Faktoren ab.

Handelt es sich beispielsweise um eine traumatische (unfallbedingte) Ursache, sollte die Läsion schnellstmöglich operativ versorgt werden.

Bei invasiven Ursachen, wie Tumoren oder Blutungen, kann sich eine umgehende Entlastung ebenfalls positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Die unmittelbare Folge einer Schädigung ist der spinale Schock, welcher sich in manchen Fällen gänzlich oder unvollständig zurückbilden kann.

Man geht davon aus, dass Hoffnung auf Besserung der Symptomatik besteht, wenn sich innerhalb einer Woche die Lähmungserscheinungen (Plegie) zurückbilden. Dann kann die Rehabilitation frühzeitig intensiviert werden, um eine Teilremission (teilweise Heilung) oder sogar eine vollständige Heilung zu erzielen. Da es sich hierbei allerdings um eine eher seltene Verlaufsform handelt und das Nervensystem sehr sensibel auf Schädigungen reagiert, muss frühzeitig mit einer psychotherapeutischen Behandlung begonnen werden, um dem Patienten den Umgang mit den bleibenden Folgeschäden zu erleichtern.

Rehabilitation

Eine komplette Querschnittslähmung bedeutet, dass der Patient für den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gebunden ist.
Rehabilitationsmaßnahmen zielen deshalb vor allem darauf ab, dass der Patient die für ihn maximal mögliche Selbstständigkeit wiedererlangt. Besonders wichtig sind hier Physiotherapie und Ergotherapie. Diese umfassen Massagen, Schwimmen und vor allem Krankengymnastik.
Mithilfe bestimmter Übungen werden die noch funktionierenden Muskeln trainiert und auch eigentlich gelähmte Muskeln können zum Teil neue Bewegungen erlernen, wenn noch einzelne Nerven unbeschädigt geblieben sind. Das erfordert allerdings ein intensives und häufig langjähriges Training.

Durch die aufgrund des beeinträchtigten vegetativen Nervensystems entstandene Blasenstörung sind viele Querschnittsgelähmte auf einen Blasenkatheter angewiesen. Entweder sie wechseln den Katheter mehrmals am Tag selbst oder sie machen Gebrauch von einem Dauerkatheter, der nur alle drei bis vier Wochen gewechselt werden muss.

Weiterhin versucht man natürlich, jede Form von Folgeschäden, wie zum Beispiel die Versteifung von Gelenken oder das Wundliegen zu verhindern.

Um den Patienten den Alltag zu erleichtern, kommen verschiedene Hilfsmittel bei einer Querschnittslähmung zum Einsatz, wie zum Beispiel der Rollstuhl, der Treppenlift, besonderes Besteck oder eine individuell angepasste Wohnungseinrichtung. Außerdem ist meistens, zumindest in der Anfangsphase der Querschnittslähmung, eine psychologische Unterstützung notwendig.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.04.2011 - Letzte Änderung: 18.09.2024