Der orale Lichen ruber stellt eine Sonderform dar, welche zusätzlich die Schleimhäute befällt. Es entstehen weiße Streifen an der Wangenschleimhaut, die auch schmerzhaft sein können. Zur Behandlung können Cremes mit Glukokortikoiden oder Retinoiden verabreicht werden. Eine weitere Möglichkeit stellt die Phototherapie dar.
Es konnte bisher keine genaue Ursache für die Entstehung des oralen Lichen ruber planus gefunden werden, weshalb man von einer idiopathischen Herkunft spricht (Zufall). Als Risikofaktoren für den normalen Lichen ruber planus werden inzwischen Virusinfektionen mit Hepatitis B oder C verdächtigt. Eventuell spielen noch Dentalmetalle (Metallstoffe in der zahnärztlichen Behandlung) und Gewürze eine Rolle. Bei den Dentalmetallen stehen Quecksilber, Chrom, Kobalt Nickel, Amalgan und Gold im Verdacht. Auch thermische Reize werden diskutiert.
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Der orale Lichen ruber planus äußert sich meist mit Schmerzen an den betroffenen Schleimhautstellen. Diese können bei der Sonderform Lichen planus erosivus mucosae beinahe unerträglich schmerzhaft sein. Die Allgemeinsymptome des Lichen ruber planus liegen meist auch vor. Mitunter klagen Betroffene auch über starken Juckreiz an den anderen Hautstellen. Diese Juckreiz-Phasen treten schubartig auf.
Im Verlauf kann zur Zungenschrumpfung (Atrophie) mit Verlust der Geschmackspapillen und damit der Geschmacksfähigkeit kommen.
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In erster Linie handelt es sich um eine Blickdiagnose durch einen erfahrenen Hautarzt. Dabei kombiniert er die betroffenen Körperstellen mit dem typischen Aussehen der Schleimhautveränderungen. Diese werden Wickham-Streifen genannt. Es handelt sich um eine weißliche, netzförmige arborisierende Zeichnung in der Form eines Astwuchses bei einer Baumkrone („arborisierend“). Es kommen keine Papeln an der Wangenschleimhaut und Zunge vor (wichtig in Abgrenzungen zu anderen Erkrankungen).
Im Verlauf kommt es zur Zungenschrumpfung (Atrophie) mit Verlust der Geschmackspapillen. und schmerzhafte Erosionen. Der Untersucher muss unterscheiden, ob es sich auch um eine Kontaktallergie gegen Prothesenstoffe handelt und erfragen, ob eine bestimmte Geschlechtskrankheit besteht (sekundärer Lues). Bei unklarem Bild kann eine Untersuchung der Zellen angeordnet werden, da die sogenannten Hitzeschockproteine HSP-60 im Verdacht stehen, an dem Krankheitsgeschehen beteiligt zu sein.
Der normale Lichen ruber planus ist ohne Therapie meist nach ein bis zwei Jahren von alleine verschwunden. Der orale Lichen ruber planus hingegen kann auch länger bestehen bleiben. Bei leichten Verlaufsformen und milder Beschwerdesymptomatik kommen örtliche Behandlunsgemthoden zum Einsatz. Dies können Cremes mit Glucocorticoiden, Retinoiden (Vitamin A Derivat) und Ciclosporinen sein. All diese Mittel können bei schweren Verläufen auch systemisch, also als Tablette oder Infusion gegeben werden. Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika.
Daneben ist die wichtigste Therapiesäule die Lichttherapie, PUVA genannt. Dabei werden die jeweiligen (Schleim)Hautareale mit UV-A-Licht bestrahlt. Vorher wurde die Haut mit einem Stoff namens Psoralen sensibel, also besonders empfänglich, für das Licht gemacht. Generell gilt, dass eine Nikotin- und Alkoholkarenz auf die Schleimhaut positiv und wundheilungsfördernd wird.
Langfristig bestehende ulzerierende Veränderungen gelten als Krebsvorstufe (Präkanzerose). Als Krebs kann sich in 5% der Fälle das spinozelluläre Karzinom durch den chronischen Entzündungsreiz entwickeln. Daher sollten Patienten mit einem oralen Lichen ruber planus alle 3 Monate von einem Arzt inspiziert werden. Gegebenenfalls kann dieser auch Biopsien, also Gewebeprobenentnahmen, anordnen.
Die Spontanheilungsrate liegt unter 5%. Daher sollte immer eine regelrechte Therapie stattfinden.
Es ist grundsätzlich schwierig einem Lichen ruber planus vorzubeugen, da die Ursachen für das Entstehen der Erkrankung nicht bekannt sind. Allerdings sollten eine gute Mundhygiene beibehalten und auf das Kratzen oder jeglicher anderer mechanischer Reizung der betroffenen Hautstellen verzichtet werden.
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