Wie kann man den Hirndruck messen?

Wie kann man den Hirndruck messen?

Einleitung

Unter Hirndruck - eigentlich intrakranieller Druck (ICP) - versteht man den Druck im Schädelinneren, der maßgeblich durch den Druck im Liquorsystem bestimmt wird. Dieses besteht aus mehreren Hohlräumen oder Ventrikeln, in denen der Liquor, auch als “Nervenwasser” bezeichnet, das Gehirn und Rückenmark umspült. Dabei baut sich ein gewisser Druck auf. Da der Hirndruck dem Druck der Hirndruchblutung entgegenwirkt, darf er nicht zu hoch sein. Um den Hirndruck zu messen gibt es verschiedene Methoden, die im Folgenden vorgestellt werden.

Hier erfahren Sie genauer, was erhöhter Hirndruck ist

Wie hoch ist der normale Hirndruck?

Der Hirndruck wird üblicherweise in der Einheit mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) oder cmH2O (Zentimeter Wassersäule) gemessen. Werte zwischen 0 und 10 mmHg gelten dabei als normal, teilweise werden auch Werte bis 15 mmHg als physiologisch angegeben. Werte über 20 mmHg gelten aber in jedem Fall als erhöht. Je höher der Druck ist desto schwerer können auch Folgeschäden ausfallen.

Was sind die Folgen von erhöhtem Hirndruck?

Jeder kennt es, dass z.B. der Finger anschwillt, wenn man sich dort verletzt hat. Das Problem des Gehirns ist nun jedoch, dass es in einer starren, knöchernen Hülle sitzt. Diese schützt es zwar vor Verletzungen, verhindert jedoch auch eine Ausdehnung. Kommt es nun durch eine Verletzung des Hirngewebes zu einer Schwellung (Hirnödem), kann sich das Gehirn nur minimal ausdehnen, der Hirndruck steigt relativ schnell an und es kommt zu permanentem Druck auf das empfindliche Hirngewebe. Auch andere, sogenannte raumfordernde Prozesse wie Hirntumoren, Blutungen oder Hirnabszesse können zum Anstieg des intrakraniellen Drucks führen. Eine kurzzeitige Steigerung bleibt dabei meist ohne langfristige Folgeschäden, typische Symptome sind dennoch:

  • Kopfschmerzen

  • Übelkeit

  • Bewusstseinsstörungen

  • ungleich große Pupillen (Anisokorie)

  • Stauungspapille

  • viele weitere möglich!

Ein länger erhöhter Hirndruck kann zu schweren, dauerhaften Schädigungen des Gehirns führen und muss unbedingt vermieden werden!
(ACHTUNG: Die Hirndruck-Zeichen, vor allem Kopfschmerzen und Übelkeit sind sehr unspezifisch und müssen nicht zwingend auf einen erhöhten Hirndruck hinweisen, sie können auch Symptome vieler anderer Krankheiten sein! Wenn Sie unsicher sind und diese Symptome ohne erkennbare Ursache länger bestehen, sollten Sie jedoch sicherheitshalber ihren Hausarzt oder Neurologen aufsuchen!)

Lesen Sie gerne auch den Hauptartikel zum Thema Hirndruckzeichen

Schwere Folgen auch eines akut erhöhten Hirndrucks sind sog. Herniationen, also Einklemmungen von Hirngewebe. Je nach Ort der Einklemmung unterscheidet man vor allem zwischen:

  • einer oberen Einklemmung (Einklemmung von Kleinhirn Anteilen)

  • einer unteren Einklemmung (Einklemmung des Hirnstamms)

Gerade die Einklemmung des Hirnstamms ist eine oft tödliche Folge von erhöhtem Hirndruck und muss unmittelbar Notfall- und Intensivmedizinisch behandelt werden!

Wie funktioniert die Hirndruckmessung?

Welche Methoden gibt es?

Indikationen für Hirndruckmessung sind in viele Fällen akute Geschehen wie unklare Bewusstlosigkeit, Hirnblutungen oder schwere Infektionen, beispielsweise eine Meningitis oder Hirnabszesse. Doch auch längere Geschehen wie ein Hirntumor oder Schädelmissbildungen sind mögliche Ursachen für einen erhöhten Hirndruck. Gemessen wird der Hirndruck bei komatösen Patienten und bei vorliegen von Hirndruckzeichen: zu diesen gehören vor allem Bewusstseinsstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, entrundete Pupillen oder abnorme Atmung.

Der Hirndruck oder intrakranielle Druck ist der Druck, der in der Schädelhöhle herrscht und setzt sich aus dem Blutdruck im Kopf und vor allem dem Liquordruck zusammen.

Die direkte Messung erfolgt invasiv durch eine spezielle Sonde mit einem Durchmesser von 1-2 mm. Hierfür bohrt der Neurochirurg in einer OP zunächst ein Loch in den knöchernen Schädel und führt darüber die Sonde ein. Diese kommt in einer der folgenden Stellen zum Liegen:

  • über der harten Hirnhaut (epidural)

  • unter der harten Hirnhaut (subdural)

  • im Hirngewebe (parenchymal)

  • in den Liquorräumen (intraventrikulär)

Diese Sonde kann nun über mehrere Tage liegen bleiben. Da es sich um ein sehr invasives Verfahren mit vielen Risiken und möglichen Komplikationen handelt, sollte der Patient auf einer darauf spezialisierten neurologischen Überwachungs- oder idealerweise Intensivstation untergebracht werden.

Eine andere Möglichkeit ist die Messung des Liquordrucks im Rahmen einer Lumbalpunktion. Die typische Indikation hierfür ist die idiopathische intrakranielle Hypertension (veraltet: Pseudotumor cerebri). Bei dieser Erkrankung muss in regelmäßigen Abständen immer wieder der Liquordruck gemessen und meist auch gesenkt werden. Bei der Lumbalpunktion wird dafür ein Steigrohr an die Punktionsnadel angeschlossen, mit dem der intrakranielle Druck näherungsweise bestimmt werden kann. Da die Punktionsnadel nach der Punktion gezogen werden muss, kann hierüber natürlich keine längerfristige Überwachung erfolgen.

In der Augenhintergrundspiegelung (Funduskopie) kann zwar nicht der intrakranielle Druck gemessen werden, allerdings lässt sich hier schnell und unkompliziert eine Stauungspapille als Zeichen einer Hirndrucksteigerung erkennen. Bei der Stauungspapille kommt es durch den erhöhten Druck im Schädel - also hinter dem Auge - letztlich zu einem Vorwölben des Sehnervenkopfes im Auge.

Welcher Arzt misst den Hirndruck?

Die invasive Messung des Hirndrucks über eine Sonde muss durch einen Neurologen oder Neurochirurgen im Krankenhaus, idealerweise auf einer neurologischen Intensiv- oder Überwachungsstation, erfolgen.

Die Messung über die Liquorpunktion wird ebenfalls vom Neurologen durchgeführt, kann bei Kindern auch durch den Kinderarzt erfolgen.

Was ist die Hirndrucksonde?

Die 1-2 mm breite Hirndrucksonde ist eine spezielle Messvorrichtung zur Messung des intrakraniellen Drucks. Die Sonde wird im Rahmen einer neurochirurgischen Operation eingebracht. Dazu bohrt der Chirurg zunächst ein Loch in den Schädel und bringt darüber die Sonde ein. Diese liegt dann entweder

  • über der harten Hirnhaut (epidural)

  • unter der harten Hirnhaut (subdural)

  • im Hirngewebe (parenchymal)

  • oder in den Liquorräumen (intraventrikulär)

zum liegen.

Bei der Sonde selbst handelt es sich um einen flüssigkeits- oder luftgefüllten Katheter, der über eine Umwandlung den Druck digital als Druckkurve anzeigt.

Es handelt sich hierbei um ein sehr invasives Verfahren, das unter anderem Infektionen oder Verletzungen des Hirngewebes zur Folge haben kann. Daher ist die Unterbringung des Patienten auf einer spezialisierten neurologischen Station unabdingbar!

Hier erfahren Sie mehr über die Anatomie der Hirnhäute und Liquorräume

Was misst der Augenarzt?

Der Augenarzt kann den Hirndruck nicht messen, er kann jedoch  in der Augenhintergrundspiegelung (Funduskopie) ein wichtiges Hirndruckzeichen nachweisen: Die Stauungspapille. Hierbei kommt es durch den erhöhten Druck im Schädel - also hinter dem Auge - letztlich zu einem Vorwölben des Sehnervenkopfes im Auge. In der Regel ist diese Vorwölbung in beiden Augen sichtbar.

Wenn Ihr Augenarzt bei Ihnen einen erhöhten Hirndruck vermutet, sollten Sie dringend noch einen Neurologen zur weiteren Abklärung aufsuchen!

Wie kann man den Hirndruck bei einem Baby messen?

Bei Kindern und Babys gilt es generell, invasive Untersuchungen wenn möglich zu vermeiden. Ein Vorteil bei Babys ist, dass die Anteile Schädelknochens noch nicht miteinander verwachsen sind und somit die Fontanelle offen ist. Da sich hier kein Knochen befindet, kann man hier mit ungefährlichen Ultraschall Hirndruckzeichen im Schädel erkennen und somit indirekt einen erhöhten Hirndruck nachweisen.

Kann man den Hirndruck auch im MRT messen?

Im MRT können wie in jedem bildgebenden Verfahren des Schädels Hirndruckzeichen erkannt werden, dazu gehören vor allem

  • aufgestaute, weite Liquorräume
  • eine verlagerte Mittellinie
  • Übertritt von Liquor ins Hirngewebe (Liquor Diapedese)

Da aber kein mechanischer Zugang ins Schädelinnere besteht, kann der genaue Druckmessung in keinem bildgebenden Verfahren ermittelt werden.

Gibt es Alternativen zur Hirndruckmessung?

Wie oben beschrieben ist eine Hirndruckmessung auf verschiedene Arten möglich. Wenn es einen Grund gibt, sollte die Messung und Überwachung auch immer durchgeführt werden, da es ansonsten zu schwersten Hirnschädigungen und auch zum Tod kommen kann. Über die genaue Art der Messung entscheidet der jeweilige Neurologe oder Neurochirurg von Fall zu Fall.

Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.02.2020 - Letzte Änderung: 06.11.2021