Fontanellen sind die Bereiche auf dem Schädel eines Neugeborenen oder Säuglings, welche nicht durch Knochen oder Knorpel bedeckt sind. Sie bestehen aus robustem Bindegewebe und überbrücken die Stellen an denen die Schädelplatten noch nicht verwachsen sind.

Fontanelle

Definition

Fontanellen sind die Bereiche auf dem Schädel eines Neugeborenen oder Säuglings, welche nicht durch Knochen oder Knorpel bedeckt sind. Sie bestehen aus robustem Bindegewebe und überbrücken die Stellen an denen die Schädelplatten noch nicht verwachsen sind. Insgesamt gibt es sechs Fontanellen, die sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten schließen. In der Regel schließen sich jedoch alle Fontanellen im Laufe der ersten beiden Lebensjahre.

Anatomie

Der Schädel eines Neugeborenen besteht aus mehreren verschieden großen Schädelplatten, welche kurz nach der Geburt durch Fontanellen und Suturen ("Schädelnähte") verbunden sind. Fontanellen sind von mindestens drei Schädelplatten begrenzt und verbinden diese untereinander. Sie stehen in Verbindung mit den beim Neugeborenen noch nicht verknöcherten Suturen, welche sich jeweils zwischen zwei Schädelplatten befinden. Fontanellen und Suturen stellen zusammen die anfängliche Verformbarkeit des kindlichen Schädels sicher, welche bei der Geburt und beim späteren Wachstum des Gehirns unabdingbar ist.

Die insgesamt sechs Fontanellen des kindlichen Schädels sind aufzuteilen in die große Fontanelle, die kleine Fontanelle und vier Seitenfontanellen. Die große Fontanelle befindet sich am Vorderhaupt auf dem Schädeldach und ist von vier Schädelplatten (den zwei Stirn- und zwei Scheitelbeinen) umgeben. Sie ist gekennzeichnet durch ihre rautenförmige Form, welche sie durch die angrenzenden Schädelplatten einnimmt. Meist schließt sich die große Fontanelle zwischen dem 9. und 18. Lebensmonat. Sie kann sich in selteneren Fällen auch schon früher oder erst im 27. Lebensmonat schließen. Die kleine Fontanelle liegt zwischen drei Schädelplatten (zwischen den beiden Scheitelbeinen und dem Hinterhauptbein) am Hinterhaupt. Sie ist dreieckig und wesentlich kleiner als die vordere Fontanelle. Sie schließt sich häufig ab der sechsten Lebenswoche und ist meist mit Abschluss des ersten Lebensjahres des Kindes vollständig verschlossen.

Die kleine Fontanelle ist bei der Geburt meist der tiefste Punkt des Kindes im Geburtskanal. Diese Lage des Kopfes stellt gleichzeitig die beste Position für eine unkomplizierte Geburt dar. Die beiden vorderen Seitenfontanellen liegen beidseits zwischen dem Stirnbein, dem Scheitelbein und dem großen Keilbeinflügel. Sie haben häufig eine rechteckige Form und sind die beiden kleineren der insgesamt vier Seitenfontanellen. Ähnlich wie die kleine Fontanelle sind sie innerhalb des ersten Lebensjahres vollständig verschwunden. Die beiden hinteren Seitenfontanellen sind sehr variabel in Größe und Form. Sie liegen zwischen Schläfen-, Scheitel- und Hinterhauptsbein und schließen sich bis zum 18. Lebensmonat. Der Verschluss der einzelnen Fontanellen kann durch verschiedene Mangelerscheinungen, wie beispielsweise Rachitis (Calcium-Mangel), stark verzögert werden.

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Funktion

Fontanellen spielen bei der Geburt eine wichtige Rolle. Da der Schädel des Kindes durch einen engen Geburtskanal gepresst wird, muss er sich etwas verformen können. Da die Schädelplatten nicht verwachsen sind, sondern durch die bindegewebigen Fontanellen und Suturen miteinander verbunden sind, können sie sich bei der Geburt gegeneinander beziehungsweise übereinander verschieben. Dies ermöglicht beim Durchtritt durch den Geburtskanal eine kurzfristige Abnahme des Kopfumfanges. Nach der Geburt nimmt der Schädel wieder seine ursprüngliche Form an.

Zudem sind vor allem die große und kleine Fontanelle für den Arzt und die Hebamme während der Geburt von Bedeutung, da sie durch Ertasten dieser beiden Fontanellen die Lage des Kopfes einschätzen können. Beide Fontanellen sind beim Ertasten durch ihre Form und Größe voneinander zu unterscheiden. Wie bereits erwähnt, ist die Lage des Kopfes, bei der die kleine Fontanelle der tiefste Punkt des Schädels darstellt, die beste Position für eine unkomplizierte Geburt.

Nicht nur während der Geburt spielen Fontanellen eine entscheidende Rolle. Da das kindliche Gehirn einem starken Wachstum unterliegt, muss der Schädel mitwachsen. Die Fontanellen stellen flexible Bereiche zwischen den Schädelplatten beim Neugeborenen dar, die dem Gehirn ungehindertes Wachstum ermöglichen. Sobald das Gehirn langsam wächst, beginnen die Fontanellen sich zu verschließen.

Weitere Informationen finden Sie hier: Entwicklung des Kindes

Fontanelle pocht/ pulsiert

Da die Fontanellen einen aus Bindegewebe bestehenden Übergang zwischen den Schädelplatten darstellen, kann man den Puls des Neugeborenen teilweise an diesen Stellen tasten oder erkennen. Da an diesen Bereichen kein Knochen vorhanden ist, der das Gehirn nach außen hin abschirmt, sieht man auf der Kopfhaut die Pulsation der unter den Fontanellen liegenden Blutgefäße, welche das Gehirn versorgen. Durch den Herzschlag des Kindes wird das Blut vom Herzen aus in die Gefäße des ganzen Körpers gepumpt und somit auch in das Gehirn. Der Druck, der dazu notwendig ist, kann an mehreren Stellen des Körpers als Puls ertastet werden. Da Babys im Gegensatz zu Erwachsenen noch Fontanellen besitzen, kann der Puls an diesen Stellen auf dem Kopf des Kindes zu sehen oder mit den Fingern zu fühlen sein. Somit ist das Pulsieren der Fontanellen vollkommen normal und stellt in den meisten Fällen kein Warnsignal für Erkrankungen dar.

Fontanelle ist nach außen gewölbt/ geschwollen

Da eine Fontanelle im Gegensatz zu den Schädelplatten keine knöcherne Struktur darstellt, kann durch ihre Wölbung beziehungsweise Eindellung eine Aussage über die Druckverhältnisse im Innern des Kopfes gemacht werden. Eine normale Fontanelle sollte bei einem aufrecht sitzenden Säugling entweder flach oder leicht eingefallen sein. In liegender Position sollte die Fontanelle bei einem gesunden Baby flach oder etwas nach außen gewölbt sein. Des Weiteren sollte sie sich beim leichten Darüberstreichen weich anfühlen.

Ist die Fontanelle beim liegenden Baby leicht nach außen gewölbt, ist dies vollkommen normal. Sollte eine Fontanelle in liegender Position oder beim aufrecht sitzenden Kind stark nach außen gewölbt sein, kann dies ein Hinweis auf einen erhöhten Hirndruck, beispielsweise durch eine Abflussstörung von Hirnwasser, oder auf eine Entzündung sein. Auch Blutergüsse im Gehirn, zum Beispiel nach Unfällen, können die Ursache für eine nach außen gewölbte Fontanelle sein. Eine stark gespannte und nicht auf Druck nachgebende Fontanelle kann ein Anzeichen für eine Entzündung sein. Ist eine solche Wölbung oder gespannte Fontanelle zu beobachten, sollte auf jeden Fall ein Kinderarzt aufgesucht werden, um abzuklären, worum es sich handelt. Ist eine Fontanelle beim liegenden Säugling deutlich eingesunken, kann das ein Zeichen für einen gestörten Wasserhaushalt, entweder durch starken Flüssigkeitsverlust oder –mangel, sein.

Weitere Informationen finden Sie hier: Symptome eines WasserkopfesHirnblutungEitrige Meningitis

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.05.2017 - Letzte Änderung: 21.04.2022