Morbus Fabry zeichnet sich durch einen Enzymdefekt aus, der durch eine Genmutation entsteht. Durch den Enzymdefekt sammeln sich toxische Produkte in den Zellen und sterben ab. Folglich kommt es zu Organschäden. Häufig betroffen ist die Niere, das Herz und auch das Gehirn. Die Lebenserwartung ist eingeschränkt.
Morbus Fabry (Fabry-Syndrom, Fabry-Krankheit oder Fabry-Anderson-Krankheit) ist eine seltene Stoffwechselerkrankung, bei der es durch eine Genmutation zu einem Enzymdefekt kommt. Die Folge ist ein verminderter Abbau von Stoffwechselprodukten und deren vermehrte Speicherung in der Zelle. Dadurch wird die Zelle geschädigt und stirbt ab. In der Folge nehmen die Organe Schäden und das führt zu den typsichen Symptomen des Morbus Fabry.
Die Krankheit wird über das X-Chromosom von kranken Eltern auf ihre Kinder übertragen. Die Erkrankung ist bisher noch nicht heilbar und erkrankte Personen haben häufig eine deutlich verminderte Lebensqualität.
Morbus Fabry ist eine Erkrankung, die mehrere Organsysteme gleichzeitig betrifft, man bezeichnet das als eine sogenannte Multiorganerkrankung. Dementsprechend unterschiedlich sind die begleitenden Symptome. Zu den häufigsten zählen:
Schmerzen im Bereich der Hände und Füße
brennende Schmerzen in den Körperspitzen (Akren): Nase, Kinn, Ohren
Veränderungen der Haut
Nierenschädigungen
Herz- und Gefäßerkrankungen
Sehprobleme
Beschwerden des Verdauungstrakts
Viele Patienten mit Morbus Fabry sind von Symptomen an den Augen betroffen. Charakteristischerweise kommt es zu Trübungen der Hornhaut durch feine Ablagerungen, die allerdings das Sehvermögen nicht wesentlich beeinträchtigen. Die Ablagerungen sind cremefarbig und verteilen sich wirbelförmig über die Hornhaut. Dieses Krankheitsbild wird als Cornea verticillata bezeichnet.
Auch die Linse des Auges kann von den Trübungen betroffen sein, man spricht dann von sogenannten Fabry-Katarakten. Der Augenarzt diagnostiziert die Veränderungen an den Augen durch eine Untersuchung mit einer Spaltlampe, mit der die Hornhaut und die Linse vergrößert betrachtet werden können.
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Veränderungen an der Haut zählen zu den typischen Symptomen eines Morbus Fabry. Häufig treten dunkelrote bis dunkelviolette Punkte auf, die sich wie kleine warzenförmige Erhebungen über die Haut verteilen. Dabei handelt es sich um Angiokeratome, einen gutartigen Hauttumor. Die Punkte können bis zu mehrere Millimeter groß werden und überall am Körper auftreten.
Viele Patienten leiden bei Morbus Fabry unter teilweise starken Muskelschmerzen. Die Schmerzen betreffen vor allem Hände, Füße und das Gesicht (Nase, Kinn, Ohren). Die brennenden Schmerzen können in vielen Fällen nicht durch herkömmliche Schmerzmittel gelindert werden, in schweren Fällen verschreibt der Arzt daher Opiate.
Häufig kommt es zusätzlich auch zu sogenannten Parästhesien, dabei handelt es sich um Missempfindungen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Ameisenlaufen.
Die Diagnosestellung eines Morbus Fabry ist nicht immer leicht und häufig haben die Patienten einen langen Leidensweg hinter sich, bis die Symptome auf eine Erkrankung mit Morbus Fabry zurückgeführt werden können. Häufig dauert es mehrere Jahre, bis ein Arzt die richtige Diagnose stellt.
Bei Verdacht auf eine Morbus Fabry-Erkrankung stellt der Arzt die Diagnose mittels einer Reihe von labordiagnostischen Tests, für die eine Blutprobe entnommen werden muss. Nach Bestätigung der Diagnose überweist der Arzt die Patienten üblicherweise in bestimmte Kliniken, die sich auf die Behandlung lysosomaler Speicherkrankheiten spezialisiert haben.
Es gibt eine Reihe molekulargenetischer Tests, welche die Diagnose eines Morbus Fabry sicher können. Zunächst einmal kann ein einfacher Enzymtest klären, ob ein Defekt der α-Galaktosidase vorliegt. Bei Männern reicht ein positives Testergebnis (d.h. eine verminderte Aktivität der α-Galaktosidase) meist aus, um die Erkrankung festzustellen.
Erkrankte Frauen können trotzdem eine normale Aktivität des α-Galaktosidase-Enzyms im Blut haben, daher wird in solchen Fällen zusätzlich eine Genanalyse durchgeführt. Durch die Genanalyse kann gezeigt werden, ob die Frau eine krankheitsverursachende Mutation im α-Galaktosidase-Gen hat.
Eine frühe Diagnosestellung ist für die Therapie eines Morbus Fabry sehr wichtig, denn je früher die Symptome behandelt werden, desto langsamer schreitet die Erkrankung fort. Es gibt bestimmte Zentren, die auf die Behandlung der Symptome bei Morbus Fabry spezifiziert sind und an die sich Betroffene unbedingt wenden sollten. Da es sich bei Morbus Fabry um eine Multiorganerkrankung handelt, erfolgt die Behandlung durch ein Team aus Kardiologen, Nephrologen, Neurologen und anderen Fachärzten.
Neben der Linderung der Beschwerden zielt der Therapieansatz seit einigen Jahren vor allem darauf ab, das fehlende Enzym durch eine künstliche hergestellte α-Galaktosidase zu ersetzen. Diese Enzymersatztherapie führt dazu, dass die Stoffwechselprodukte abgebaut werden und sich nicht in den Organen ablagern, wodurch sich die Symptome der Patienten verbessern. Bei frühzeitigem Behandlungsbeginn kann verhindert werden, dass die Organsysteme geschädigt werden und die Patienten können ein fast normales Leben führen.
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Die Ursache für Morbus Fabry ist ein fehlendes Enzym, die α-Galaktosidase A. α-Galaktosidase A kommt innerhalb der Zellen in bestimmten Kompartimenten, den Lysosomen, vor, wo es für die Spaltung von Glykosphingolipiden benötigt wird. Glykosphingolipide sind eine Gruppe von zuckerhaltigen Fetten, welche für den Aufbau der Zelle benötigt werden. Durch einen Gendefekt haben die Betroffenen bei Morbus Fabry dieses Enzym gar nicht oder nicht in ausreichender Menge, wodurch sich verschiedene Stoffwechselprodukte (vor allem Globotraosylceramid) innerhalb der Zellen ansammeln und diese schädigen. In der Folge stirbt die Zelle ab und es kommt zu Organschädigungen sowie Funktionsstörungen.
Man bezeichnet diese Art der Erkrankungen als lysosomale Speicherkrankheiten, da sich die Stoffwechselprodukte in der Zelle innerhalb der Lysosomen anreichern.
Die Fabry-Krankheit wird X-chromosomal vererbt. Das mutierte Gen, das für die α-Galaktosidase codiert, befindet sich auf dem X-Chromosom und wird darüber an die Nachkommen vererbt. Söhne von kranken Vätern sind gesund, da sie nur das Y-Chromosom vom Vater bekommen, wohingegen die Töchter stets erkranken, da sie das X-Chromosom erben. Dadurch, dass kranke Männer nur ein X-Chromosom mit dem defektem Gen haben, verläuft die Erkrankung bei ihnen deutlich schwerer als bei Frauen. Frauen haben noch ein zweites X-Chromosom, das den Defekt teilweise kompensieren kann.
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Ein Morbus Fabry verursacht häufig Beschwerden an den Blutgefäßen, wodurch es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn und im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall kommen kann. Das Risiko für Patienten mit Morbus Fabry einen Schlaganfall vor dem 50. Lebensjahr zu erleiden ist deutlich erhöht. Dadurch zählt ein Schlaganfall neben Nierenversagen zu den Haupttodesursachen beim Fabry-Syndrom.
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Morbus Fabry ist eine schwerwiegende Erkrankung, die bereits im frühen Alter zu schweren Schäden der Nieren, des Herzens und Gehirns führt. Durch die verminderte Enzymaktivität lagern sich Fette in den Gefäßen und Organen ab, wodurch die Organe immer mehr geschädigt werden und schließlich komplett ihre Funktion verlieren. Bleibt die Erkrankung unerkannt bzw. erfolgt keine Behandlung, sterben die Patienten bei Morbus Fabry häufig verfrüht durch Herzerkrankungen, chronisches Nierenversagen oder einen Schlaganfall.
Unbehandelt haben die Betroffenen eine stark verminderte Lebenserwartung, die nur bei etwa 40 bis 50 Jahren liegt. Wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird und unmittelbar mit einer geeigneten Behandlung in Form einer Enzymersatztherapie begonnen wird, haben die Patienten eine nahezu normale Lebenserwartung, die nicht weit unter dem Durchschnittsalter liegt.
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