Knorpelschaden im Knie

Im Knie tritt ein Knorpelschaden sehr häufig auf. Dieser Verschleiß geschieht meist im Zuge des normalen Alterungsprozesses. Jedoch gibt es noch andere begünstigende Faktoren wie Übergewicht, Verletzungen oder Fehlstellungen wie X-Beine oder O-Beine. Im Verlauf führt ein Knorpelschaden zu einer Arthrose. Die Therapie gestaltet sich daher als schwierig. In erster Linie müssen Folgeschädigungen verhindert werden, wofür unterschiedliche Methoden wie Physiotherapie, Arthroskopie oder Knorpeltransplantationen zur Verfügung stehen.

Knorpelschaden im Knie

Ursachen

Ein Knorpelschaden im Knie kommt recht häufig vor. Meistens ist der Schaden hier durch Abnutzungserscheinungen bedingt. Dieser Verschleiß geschieht zum einen im Rahmen einen ganz natürlichen Alterungsprozesses. Das Ergebnis daraus bezeichnet der Fachmann als Arthrose (chronisch degenerative Gelenkerkrankung).

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Das Kniegelenk muss fast unser gesamtes Körpergewicht tragen und wird tagtäglich vielen weiteren Belastungen und Bewegungen unterzogen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Risikofaktoren für einen Knorpelschaden im Knie vor allem Übergewicht und falsche bzw. übermäßige Belastungen des Kniegelenks wie zum Beispiel bestimmte Sportarten und selbstverständlich ein fortgeschrittenes Alter sind. Ab einem Alter von 70 Jahren lässt sich bei annähernd jedem Menschen eine mehr oder weniger ausgeprägte Arthrose des Kniegelenks finden.
Darüber hinaus können auch Fehlstellungen im Knie, wie zum Beispiel X-Beine oder O-Beine eine erhöhte Abnutzung des Knorpels bewirken. Seltener stehen auch Verletzungen wie Innenband- oder Kreuzbandrisse am Anfang eines Prozesses, der letztendlich in eine Schädigung des Knorpels im Knie mündet.

Die Knorpelglatze beschreibt den Zustand, wenn kein Knorpel mehr vorhanden ist. Lesen Sie für mehr Informationen den Artikel unter: Knorpelglatze - Ist das gefährlich?​​​​​​​

Abbildung Knorpelschaden im Kniegelenk

  1. Gelenkknorpel
    (hyaliner Knorpel) -
    Cartilago articularis
  2. Umbauzone von Knorpel
    in Knochen -
    Zona ossificationis
  3. Gelenkkörper (Gelenkknorren
    des Oberschenkelbeins) -
    Condylus femoris
  4. Oberschenkelknochen -
    Femur
  5. Gelenkknorpel -
    Cartilago articularis
  6. Außenband -
    Ligamentum collaterale fibulare
  7. Äußerer Meniskus -
    Meniscus lateralis
  8. Innerer Meniskus -
    Meniscus medialis
  9. Wadenbein - Fibula
  10. Schienbein - Tibia

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Diagnose

Die Diagnose Arthrose bietet dem Arzt ganz klassische Veränderungen, die besonders im Röntgenbild gut sichtbar werden. Der Gelenkspalt ist dadurch, dass der Knorpel abgenutzt ist, verschmälert. Als Reaktion darauf ist der umgebende Knochen verhärtet und zum Teil bilden sich neue Knochenteile aus, um die Auflagefläche zu vergrößern und so einen Versuch zu starten, den durch den fehlenden Knorpel vermehrten Druck auf diese Art abzufangen.

Um den Knorpelschaden am Kniegelenk oder einen Knorpelschaden hinter der Kniescheibe besser einstufen zu können, bedient man sich der Klassifikation nach Outerbridge, in der die Grade 0 bis 4 unterschieden werden. (siehe unten)

  • Grad 0: keine vorhandenen Knorpelschäden;
  • Grad 1: der Knorpel ist zwar komplett erhalten, erweicht aber unter Druckbelastung;
  • Grad 2: der Knorpel ist oberflächlich ein wenig aufgetrennt;
  • Grad 3: der Knorpel ist bis zum Knochen hin aufgerissen;
  • Grad 4: der Knorpel ist bis hin zum Knochen vollständig verloren, der Knochen liegt also frei.

Das Ausmaß der Beschwerden der Patienten muss allerdings nicht immer unmittelbar mit dem Ausmaß der Veränderungen im Gelenk einhergehen, weshalb es immer wichtig ist, sich nicht allein auf die Bildgebung zu verlassen, sondern eine ausgedehnte Anamnese mit dem Patienten durchzuführen.

Allerdings lässt sich ein Knorpelschaden am Knie durch das Röntgenbild nur ungenügend beurteilen. Die beste Untersuchungsmethode eines Knorpelschadens ist das MRT des Knie.
Das MRT vom Knie ist eine Untersuchungsmethode, die neben dem Knorpelschaden auch Schäden am Meniskus (Innenmeniskus und Außenmeniskus), sowie Schäden am hinteren und vorderen Kreuzband zeitlich darstellen kann.
Weitere Informationen erhalten Sie auch unter unserem Thema: MRT Knie

Einteilung nach Schweregrad

Knorpelschaden im Knie Grad 1

Der Knorpelschaden des Grades 1 nach der Klassifikation nach Outerbridge entspricht einer leichten Schädigung des Kniegelenks.
Generell werden diese Knorpelschäden in der Fachsprache auch Chondropathien genannt. Um einen Knorpelschaden als erstgradig einzustufen, muss nicht zwangsläufig eine Läsion erkennbar sein.

Die Oberfläche des Knorpels ist hier noch intakt und es lassen sich lediglich leichte Erweichungen und Verfärbungen des Knorpelgewebes oder kleine oberflächliche Einrisse und Fissuren erkennen. Große Auffaserungen oder Einrisse sind nicht erkennbar.

Die genaue Bestimmung des Grades der Knorpelschädigung erfolgt athroskopisch. Im Falle der erstgradigen Schädigung zeigt sich der Knorpel erweicht und leichter verletzbar. Der Knorpelschaden des Grades 1 entsteht durch Überbelastung des Kniegelenks und verursacht häufig nur milde Symptome und selten Schmerzen, sodass meist keine operative Therapie angestrebt wird.

Knorpelschaden im Knie Grad 2

Der Knorpel des Kniegelenks besteht aus verschiedenen Schichten, die sich in ihrer Zusammensetzung geringfügig unterscheiden und die Stabilität und Belastbarkeit des Knorpels gewährleisten.
Bei einem Knorpelschaden des Grades 2 nach Outerbridge liegen im Vergleich zu Grad 1 deutlich tiefere Einrisse und Auffaserungen vor.
An einigen Stellen des Knorpels kann so ein Einriss so tief in den Knorpel hereinreichen, dass die Hälfte des Gewebes betroffen ist. Der unter dem Knorpel gelegene Knochen des Oberschenkels und des Schienenbeins ist jedoch nicht von der Schädigung betroffen und immer noch von Knorpel bedeckt.

Therapeutisch ist es sehr wichtig, zwischen einem einfachen und tiefen Einriss und einer grobflächigen Aufreibung des Knorpels zu unterscheiden. Die zuerst geannte Schädigung ist in der Regel auch bei bildgebenden Nachuntersuchungen des Knorpelschadens nicht verändert und bedarf daher nicht zwingend notwendig einer operativen Therapie.
Eine Aufreibung des Knorpels hingegen ist leider häufig durch weiter fortschreitende Schädigungen charakterisiert, die zu einer Zunahme der Beschwerdesympomatik führen.

Der Knorpel kann sich in diesem Fall nicht alleine von der Schädigung erholen und so entwickelt sich der Knorpelschaden meist schnell zu einem Knorpelschaden Grad 3.

Knorpelschaden im Knie Grad 3

Die Schädigung des Kniegelenkknorpels vom dritten Grad charakterisiert eine Läsion, die Über die Hälfte der Schichtdicke betrifft.
Hierbei kann es sich um einen tiefen Einriss handeln, der entweder durch eine dauerhafte Überbeanspruchung des Kniegelenks oder häufig auch durch ein traumatisches Ereignis entsteht.

Handelt es sich bei der tiefen Knorpelschädigung eher um eine breite Aufreibung, so deutet dies bereits auf eine baldige Freilegung des Knochens an, der sich unterhalb des Knorpels befindet und an der Kniegelenksbildung beteiligt ist. Je nach betroffener Knorpelschicht kann der drittgradige Schädigung nochmals in drei Unterklassen nach IRCS unterteilt werden.

  • In der ersten Klasse reicht der Defekt nicht bis zur kalzifizierenden Schicht des Knorpels
  • in der zweiten Klasse ist diese Schicht auch von der Läsion betroffen und in der dritten Klasse reicht der Defekt sogar bis in die subchondrale Schicht, welche die Grenze zwischen Knorpel und Knochen darstellt.
  • Der drittgradige Knorpelschaden stellt in jedem Fall eine Indikation zu einer operativen Versorgung dar. Es gibt verschiedene operative Techniken, um den Defekt zu beheben und eine Schmerzfreiheit für den Patienten herzustellen.

Knorpelschaden im Knie Grad 4

Die Knorpelschädigung des Grades 4 entspricht der stärksten Schädigung des Kniegelenkknorpels nach Outerbridge.
Die Läsion betrifft nicht nur den vollständig geschädigten Knorpel selbst, sondern sie hat sich auf die benachbarte Struktur, in diesem Fall auf den Knochen, der an der Bildung des Kniegelenks beteiligt ist, ausgebreitet.

Man spricht in diesem Rahmen auch von Schädigungen in Form von Ulzera, da dies Defekte sind, die alle Schichten eines Gewebes betreffen und von der obersten Schicht beginnend sich in die Tiefe ausbreiten.
Es liegt ein maximaler Gelenkverschleiß vor und der Knochen selbst kann ebenfalls deformiert sein und Spuren der Abnutzung tragen.

Dies können zum Beispiel Schlifffurchen durch die ständige mechanische Belastung in Form von Reibung im Kniegelenk sein. Die Folge des viertgradigen Knorpelschadens sind starke Schmerzen des betroffenen Patienten und eine deutlich eingeschränkte Belastbarkeit.
Dieser starke Knorpelschaden sollte dringend therapiert werden, um weitere Schäden des Knochens zu vermeiden.

Symptome

Betroffene beklagen sich in der Regel vor allem über Schmerzen. Diese finden sich anfangs normalerweise nur unter Belastung, im Verlauf jedoch auch vermehrt unter Ruhebedingungen. Im fortgeschrittenen Zustand kann es darüber hinaus zu Funktionseinbußen im Kniegelenk kommen, die manchmal begleitet werden von einem Kniegelenkserguss (in seiner chronischen Form auch Bakerzyste genannt) oder Verformungen des Gelenks.

Informieren Sie sich zum Thema: Akute Knieschmerzen - Das kann dahinter stecken

Symptom Schwellung und Wasser im Knie

Eine Schwellung des Kniegelenks äußert sich durch eine Größenzunahme des Gelenks und kann sehr leicht durch einen Vergleich mit der gesunden Seite erkannt werden.
Bei dieser Schwellung kann es sich um die Einlagerung von Flüssigkeiten wie Wasser, Eiter oder Blut handeln. Im Falle einer Wassereinlagerung hat auch das vorhandene Wasser im Knie vielfältige mögliche Ursachen und ist für den Patienten sehr unangenehm.

Die Wasseransammlung entsteht aufgrund von mechanischen oder entzündlichen Schädigungen der Strukturen, die am Kniegelenk beteiligt sind und kommt nicht bei einem gesunden Kniegelenk vor.
Sie kann also neben dem Knorpel- und Knochenschaden auch von der Muskulatur, den Bändern und Sehen oder von dem Schleimbeutel des Kniegelenks ausgehen.

Zur diagnosefindung ist es wichtig zu unterscheiden, ob der Schwellung ein Trauma vorausgegangen ist und in welchem Zeitraum sie sich entwickelt hat.
Zur Ursachenforschung und im Sinne der ersten symptomatischen Behandlung eignet sich bei einer Wasseransammlung im Kniegelenk eine Punktion desselben.
Hierdurch kann der Druck im Gelenkspalt vermindert werden, eine Blut- oder Eiterbeimengung wird erkannt und in dem Punktat kann anschließend nach verschiedenen Erregern und Bakterien gesucht werden.

Als weiterführende Therapie sollte die Ursache der Knieschwellung behandelt werden. Neben operativen Maßnahmen kann eine medikamentöse Schmerztherapie, eine Bewegungstherapie im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung und die Kräftigung der Beinmuskulatur, welches insbesondere bei leichten Knorpelschäden empfohlen wird, in Erwägung gezogen oder begleitend verordnet werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Wasser im Knie

Therapie

Das Problem bei Knorpelschäden ist, dass der menschliche Körper in nur sehr geringem Umfang dazu in der Lage ist, Knorpelgewebe wieder regenerieren zu lassen. Das liegt daran, dass dieser Gewebetyp nicht durch Nervenzellen und Blutgefäße versorgt wird, die aber für einen Heilungsprozess von großer Bedeutung sind. Man geht davon aus, dass nur etwa 4% der Knorpelzellen erneuert werden können, was jedoch mitunter vom Alter abhängt.
Meistens kommt es eher dazu, dass die Schäden im Laufe der Zeit zunehmen als dass sie sich bessern. Aus diesem Grunde ist das Behandlungsziel eher, das Entstehen weiterer Schädigungen zu verhindern. Wichtig ist zunächst einmal, dass alle Risikofaktoren soweit wie möglich ausgeschaltet oder vermindert werden. Übergewicht sollte reduziert werden, belastende Sportarten und andere Überanstrengungen sollten vermieden werden, Grunderkrankungen oder Fehlstellungen sollten beseitigt werden. (siehe auch: Kniearthrose und Sport)
Darüber hinaus entscheidet man abhängig vom Röntgenbefund und dem Leidensdruck des Patienten, welche Therapie am sinnvollsten ist.
Von großer Bedeutung ist die Physiotherapie, also eine konservative (nicht-operative) Therapie. Bei geringer ausgeprägten Veränderungen kann diese schon ausreichend sein, um einem Betroffenen ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Besonders beliebt ist die Arthroskopie (Gelenkspiegelung). Bei diesem Eingriff können Knochen- bzw. Knorpelteile entfernt werden, der Knorpel geglättet werden und das Gelenk gesäubert und gespült werden (Lavage bzw. Debridement). Begleitend können Schmerzmittel und / oder Schuheinlagen zum Einsatz kommen.

Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die Beschwerden deutlich zu verbessern, so gibt es noch einige neuere Methoden, um einem Knorpelschaden im Knie zu Leibe zu rücken: Gerade bei jüngeren Patienten bietet es sich an, gesundes Knorpelgewebe in das Knie zu transplantieren. Außerdem gibt es ganz neue Medikamente auf dem Markt, die sehr spezifisch bestimmte Entzündungsauslöser hemmen, die für die Schädigung des Kniegelenkknorpels verantwortlich sind. Diese sind zwar zurzeit noch in Erprobung und sehr teuer, versprechen aber einen sehr großen Erfolg.
Als letztes sollte noch erwähnt werden, dass derzeit Knorpelzüchtungen erforscht werden. So ist man mittlerweile in der Lage, Knorpelzellen aus Blutstammzellen im Labor anzuzüchten und solche Knorpelzüchtungen und anschließende Transplantationen werden in einigen Bereichen Deutschlands auch bereits erfolgreich durchgeführt.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie einer Kniearthrose

Heilung des Knorpelschadens im Kniegelenk

Je nach Größe, Lokalisation und Tiefe des Knorpelschadens sowie abhängig von den Beschwerden des betroffenen Patienten erfolgen verschiedene operative Therapien, deren Ziel es ist, die Selbstheilungstendenz des Körpers einzusetzen um eine bestmögliche Stabilisierung des Knorpelgewebes zu erreichen und dem Patienten Beschwerdefreiheit zu ermöglichen.

Eine Heilung und Regeneration des ursprünglichen Knorpelgewebes ist jedoch nicht möglich. Vielmehr können auf verschiedenen Wegen Ersatzsubstanzen für den verlorenen Knorpel eingesetzt werden.
Bei jungen Menschen, die eine Knorpelverletzung durch ein traumatisches Ereignis erlitten haben, ist die Selbstheilungsrate am höchsten.

Hier wird neben einer medikamentösen Schmerztherapie und Bewegungstraining keine Operation benötigt. Durch das Verfahren der sogenannten Mikrofrakturierung kann bei kleinen Knorpeldefekten ein Loch in den Knochen, der sich Unterhalb des Knorpels befindet gebohrt werden.
Dadurch kommt es zur Einblutung in den Knorpel und zur Ansammlung von Stammzellen und Gebebefaktoren, die zwar den Knorpel nicht wiederherstellen können und damit keine vollständige Heilung erreichen, jedoch regen diese Zellen die Bildung von Faserknorpel und Narbengewebe an der defekten Stelle an, was im besten Fall zu einer Linderung der Beschwerden des Patienten führt.

Neben dieser Operationstechnik können auch körpereigener Knorpel (OATS) oder lediglich Knorpelzellen in das Kniegelenk (ACT) transplantiert werden, um den defekten Knorpel zu ersetzen.
Auch eine Abschabung und Glättung der Oberfläche bei leichten Läsionen ist möglich, jedoch verringert sich dadurch die Dicke des gesamten Knorpels.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Alle Themen aus der Orthopädie finden Sie unter: Orthopädie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.06.2012 - Letzte Änderung: 30.03.2024