Eine Knorpelglatze entsteht bei vollständigem Knorpelsschaden am Knochen, sodass der Knochen nicht mehr vom Knorpel geschützt wird.
Der Begriff der Knorpelglatze ist angelehnt an die herkömmliche Glatze auf dem Kopf und beschreibt einen Zustand, in dem der Knorpel am Gelenk den Knochen nicht mehr vollständig bedeckt.
Im Gelenk wird der Knochen normalerweise vom Knorpel überdeckt, so wird der Knochen bei Gelenksbewegungen nicht direkt abgerieben, der Knorpel wirkt viel mehr als schützende Gleitschicht. Durch eine übermäßige Belastung kann der Knorpel abgerieben werden. Ist der Körper nicht in der Lage, den verlorenen Knorpel nachzubilden, dünnt zunächst die Knorpelschicht aus, irgendwann ist sie an einer Stelle vollkommen verschwunden. Liegt der Knochen im Gelenk vollkommen blank, spricht man von einer Knorpelglatze.
Lesen Sie zunächst unseren Hauptartikel bezüglich des Knorpelschadens, um zuvor allgemeine Informationen zu erhalten: Knorpelschaden - ist das gefährlich?
Eine Knorpelglatze entsteht durch ein Ungleichgewicht aus Abnutzung und Neubildung des Knorpels. Knorpel ist dasjenige körpereigene Material, was am schlechtesten nachgebildet werden kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Gewebearten besitzt der Knorpel keine eigenen Gefäße. Daher findet die Versorgung des Knorpels mit Stauerstoff und anderen Nährstoffen nicht wie sonst durch das Blut statt.
Stattdessen wird der Knorpel über die sogenannte Diffusion ernährt. Die Nährstoffe befinden sich also beispielsweise in der Gelenkflüssigkeit und müssen nun in den Knorpel aufgesogen werden. So gelangen sie nur sehr langsam in tiefere Schichten des Knorpels. Dies führt einerseits zur einzigartigen Struktur des Knorpels, bedingt aber gleichzeitig auch, dass Knorpel nur sehr schlecht vom Körper repariert werden kann, wenn er einmal verletzt wurde.
Insbesondere bei dauerhaften hohen Belastungen auf einzelne Gelenke wird der Knorpel nach und nach in Mitleidenschaft gezogen. Über die Diffusion der Nährstoffe können kleine Defekte schnell wieder ausgeglichen werden. Ist jedoch der Abrieb am Knorpel größer als die Fähigkeit des Körpers den Knorpel neu aufzubauen, kommt es zu einem Ungleichgewicht aus Knorpelauf- und -abbau. So dünnt die schützende Knorpelschicht an der belasteten Stelle immer weiter aus, bis schließlich kein Knorpel mehr über dem Knochen liegt. Der Knochen befindet sich nun selbst direkt an der Gelenkfläche – eine Knorpelglatze ist entstanden.
Eine Knorpelglatze macht sich durch ähnliche Beschwerden wie andere Knorpelschäden bemerkbar. Typischerweise kommt es zu Schmerzen im betroffenen Gelenk. Diese sind insbesondere dann verstärkt wahrnehmbar, wenn das Gelenk belastet wird. In Ruhe sind die Beschwerden dagegen nicht so stark ausgeprägt.
Im Verlauf kommt es aufgrund der fehlenden Schutzschicht auch zu einer Destruktion des Knochens im Gelenk. Meist hat dies größere Funktionseinschränkungen des Gelenks zur Folge. So treten nicht nur vermehrt Schmerzen bei Belastung auf, auch mit Bewegungseinschränkungen des betroffenen Gelenks muss gerechnet werden.
Zusätzlich zu den Schmerzen bei Belastung kann das Gelenk auch mit einer Schwellung und Entzündung reagieren. Es lagert sich vermehrt Flüssigkeit im Gelenk an, was die Beweglichkeit zusätzlich einschränkt.
Die Entzündung kann sich zudem durch eine Rötung und Überwärmung des betroffenen Gelenks bemerkbar machen. Ist dieser fortgeschrittene Zustand im Gelenk erst einmal erreicht, entwickelt sich häufig ein Teufelskreis. Wegen der fehlenden Knorpelschicht ist das Gelenk gereizt und entzündet, die Entzündung wiederum schädigt den Knorpel und den Knochen stärker.
An dieser Stelle ist es ratsam sich auch mit folgenden Artikeln auseinanderzusetzen:
Die Diagnose der Knorpelglatze besteht aus mehreren Untersuchungen. Begonnen wird eine Diagnostik meist mit der Anamnese. Dabei erfragt der Arzt die Beschwerden der betroffenen Person. Wichtig ist dabei zu erfahren, ob eine vermehrte Belastung des betroffenen Gelenks stattgefunden hat.
In einer körperlichen Untersuchung können Bewegungseinschränkungen des Gelenks untersucht werden. Zudem sollte das Gelenk dabei auf die Verletzung anderer Strukturen wie Bänder und Knochen untersucht werden.
Die endgültige Diagnose kann man oftmals erst nach einer Bildgebung stellen. Dazu dient zunächst ein Röntgenbild, ist die Diagnose danach nicht eindeutig, kann auch ein MRT durchgeführt werden.
Nur in den seltensten Fällen muss man tatsächlich in das Gelenk hineinschauen, um die Knorpelglatze erkennen zu können. Dies wäre im Rahmen einer Arthroskopie möglich, dabei kann direkt eine Therapie der Knorpelglatze durchgeführt werden.
Für mehr Informationen lesen Sie auch unter: Wie läuft eine Arthroskopie ab?
Die Arthroskopie bezeichnet ein minimalinvasives Operationsverfahren. Dabei werden im Bereich des Gelenks nur kleine Hautschnitte vorgenommen. Durch diese können verschiedene kleine Operationsgeräte an langen Stäben in das Gelenk hineingeschoben werden. Meist sind zwei bis drei solcher Gelenkzugänge notwendig. Durch einen Zugang wird eine Kamera ins Gelenk eingebracht, durch die anderen Zugänge können Operationsinstrumente wie Pinzetten oder kleine Skalpelle eingeführt werden.
Die Arthroskopie ist ein besonders gelenkschonendes Operationsverfahren, da das Gelenk nur minimal freigelegt wird.
Bei der Therapie der Knorpelglatze wird mit den Instrumenten zunächst das beschädigte Knorpelmaterial entfernt, anschließend können neue Knorpelzellen in das entstandene Loch eingebracht werden. Alternativ wird ein Microfracturing vorgenommen.
Alle wichtigen Informationen rund um das Thema finden Sie unter:
Die Therapie der Knorpelglatze zielt darauf ab, den Knorpel wieder über den Knochen wachsen zu lassen. Dabei gibt es verschiedene Methoden.
Man kann entweder aus körpereigenen Stammzellen versuchen, Knorpelzellen zu züchten. Wahlweise ist auch eine Fremdspende möglich. Diese Zellen können meist bei einer arthroskopischen Operation in das betroffene Gelenk gegeben werden.
Auch das Mikrofracturing ist ein Therapieansatz. Dabei wird der Knochen des Gelenks mit mehreren Löchern versehen. Dies soll den Knochen dazu anregen, Knochen- und Knorpelersatzmaterial zu bilden.
Zusätzlich kann eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln erfolgen. Es ist außerdem ratsam, eine kontrollierte körperliche Aktivität beizubehalten. Dies führt im Gelenk ebenfalls zum Anreiz, neues Knorpelmaterial zu bilden. Eine Überbelastung sollte man jedoch vermeiden.
Eine Prothese kann als Gelenksersatz genutzt werden, wenn das betroffene Gelenk so weit geschädigt ist, dass eine konservative Behandlung die Beschwerden kaum noch bessern kann. Bei der Gelenksprothese werden beide knöcherne Anteile des Gelenks durch künstliches Material ersetzt. Dabei sollen die eingesetzten Prothesen möglichst lebensecht sein, damit die gleichen Bewegungen möglich sind wie mit einem körpereigenen Gelenk.
Eine kleine Ausnahme in der Prothetik bildet das Kniegelenk. Dies besteht aus mehreren einzelnen Gelenkanteilen. Diese können mittels Teilprothesen einzeln ersetzt werden. So kann beispielsweise bei einer isolierten Schädigung der inneren Kniegelenksfläche nur eine Schlittenprothese eingesetzt werden. Der äußere Anteil des Kniegelenks bleibt in dem Fall bestehen.
Wichtig an dieser Stelle ist es, dass Sie sich mit dem Hauptthema "Prothese" mithilfe unserer Artikeln beschäftigen und somit ausreichend Informationen erhalten:
Bei der Knorpelglatze handelt es sich um einen sehr fortgeschrittenen Knorpelschaden, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Man kann jedoch die Beschwerden mit verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten behandeln und so das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
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