Die Veränderung der Blutfließgeschwindigkeit zählt zu einer der Ursache für einen Hörsturz. Durch die Veränderung der Fließgeschwindigkeit kommt es zur Unterversorgung der Haarzellen des Innenohrs, die dann einen Hörsturz verursachen können. Eine weitere Ursache ist dementsprechend zu dickes Blut und kann zu einem Hörsturz führen.
Die Hauptursache des verminderten Hörens durch einen Hörsturz wird in einer Zirkulationsstörung des Blutes im Innenohr mit begleitender Minderversorgung der Haarzellen vermutet. Die Haarzellen stellen die Sinneszellen des Innenohres dar, die für die Umwandlung vom Schallreiz in einen elektrischen Reiz zuständig sind.
Von den Haarzellen werden die Impulse dann über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet, wo der Schall und der Ton dann als wahrgenommen werden können. Um die Funktion der Haarzellen aufrechterhalten zu können, ist es unbedingt notwendig, dass diese Zellen mit Blut und somit mit Sauerstoff versorgt werden. Besteht eine Blutzirkulationsstörung im Bereich des Innenohres, kommt es zum Funktionsverlust mit den beschriebenen Hörstörungen.
Die Gründe, weshalb es bei diesem Krankheitsbild zu einer Zirkulationsstörung kommt, sind nicht erwiesen, aber man geht von vielseitigen Ursachen für eine Blutunterversorgung des Innenohres aus. Zu nennen wären:
Verändert das Blut seine Fließgewohnheiten (Viskosität), kann es schneller zu einer Gerinnung im Blutgefäß mit begleitendem Verschluss (Embolie) des Gefäßes kommen. Voraussetzung ist, dass die Fließgeschwindigkeit des Blutes herabgesetzt wird. Dies passiert, wenn das Blut dickflüssiger wird, was z.B. bei verminderter täglichen Flüssigkeitsaufnahme der Fall ist. Besonders gefährdet sind hier auch ältere Menschen. Auch Gerinnungsstörungen des Blutes können zu einer frühzeitigen Blutgerinnung führen und damit einen Gefäßverschluss verursachen. Man geht davon aus, dass der Hörsturz ein kleiner Schlaganfall bzw. Infarkt des Innenohres ist. Die Ursachen entsprechen in etwa denen des Herzinfarktes oder des großen Schlaganfalls. Patienten, die unter den typischen Symptomen eines Hirnschlags leiden (Schwindel, evtl. Kopfschmerzen, Lähmungen etc.), weisen des öfteren auch eine verminderte Hörfähigkeit auf einem oder beiden Ohren auf. Man geht hierbei davon aus, dass neben dem Blutgerinnsel, das ein Gefäß des Gehirns verstopft, auch ein kleines Gerinnsel die Gefäßes des Innenohres verlegt. Auch die den Herzinfarkt verursachende Arteriosklerose, also die Verdickung der Gefäßwand durch Fette und nicht abbaubare Glyceride, wird für die Ursache eines Hörsturzes verantwortlich gemacht. Dies kann bei einem dauerhaft zu hohen Cholesterinwert, mangelnder Bewegung, Übergewicht oder Diabetes Mellitus vorkommen.
Lärm kann auch eine mögliche Ursache für einen Hörsturz sein. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind jedoch noch nicht genau geklärt.
Ein Erklärungsansatz liegt in der direkten Wirkung von Lärm auf das Innenohr. Damit wir hören können, müssen im Innenohr je nach Tonlage und Lautstärke Haarzellen unterschiedlich stark ausgelenkt werden. Bildlich kann man sich dies durch eine Rasenfläche vorstellen auf der die Grashalme durch den Wind ausgelenkt werden. Werden die Haarzellen ständig durch Lärm ausgelenkt, steigt ihr Stoffwechsel und sie benötigen mehr Nährstoffe und Sauerstoff. Besteht der Lärm über einen längeren Zeitraum ohne eine Pause zur Regeneration, erschöpft sich der Stoffwechsel irgendwann und die Haarzellen können nicht mehr ausreichend versorgt werden. Die Folge ist der irreparable Untergang von Haarzellen. Mit dem fortschreitenden Untergang lässt schließlich auch die Hörleistung nach.
Ein weiterer Erklärungsansatz stellt die psychische Belastung durch Lärm in den Vordergrund. Kann sich der Betroffene dem Lärm nicht entziehen, empfindet er ihn als Stress. Er spannt sich automatisch an und reaktiv kommt es zur Ausschüttung von Hormonen, die zu einem gesteigerten Blutdruck durch eine Verengung von Blutgefäßen führen. Normalerweise ist diese Reaktion vom Körper sehr sinnvoll, da Stress eine Handlungsbereitschaft erfordert. Steigt der Blutdruck jedoch zu stark, kann die Durchblutung in manchen Fällen beeinträchtigt werden. Eine Möglichkeit ist, dass die zum Innenohr führenden Gefäße zu stark verengt werden. Die Folge ist eine Unterversorgung des Innenohres, was sich in einem Ohrengeräusch oder einer Hörminderung äußert. Hält dieser Zustand zu lange an, kann es zum Hörsturz mit weiterer Symptomausprägung kommen.
Obwohl es auch keine Beweise dafür gibt, wird dem Faktor Stress immer wieder eine Mitschuld an einem Hörsturz gegeben. Dies kommt vermutlich daher, dass Hörstürze des öfteren auch bei Patienten vorkommen, die entweder in einer akut stressigen Situation sind, oder unter einer chronischen Stresssituation zu leiden haben. Ein Erklärungsansatz liegt in einer hohen Adrenalinausschüttung während einer Stresssituation. Adrenalin hat die Aufgabe den Blutdruck entsprechend zu erhöhen (siehe auch: Bluthochdruck). Dies geschieht durch eine Engstellung der Blutgefäße. Verengen sich die Gefäße zu stark und vermindern diese ihren Durchmesser, kann es ebenfalls zu einer Blutunterversorgung der Haarzellen des Innenohres kommen (ähnlicher Effekt des Herzinfarktes).
Eine Innenohr- bzw. eine Haarzellenschädigung kann auch immer durch Verletzungen und Traumen verursacht werden. Es ist deswegen besonders wichtig, den Patienten nach kürzlich stattgefundenen Stürzen oder Unfällen zu befragen.
Auch kann es vorkommen, dass Infektionen eine Hörminderung verursachen. Diese Infektionen können auch sonst unauffällig verlaufen und sich ausschließlich am Innenohr bemerkbar machen. Die Diagnose erweist sich aus diesem Grund als schwierig. Erreger können Mumpsviren, Herpesviren, HIV oder Adenoviren sein. Der Arzt sollte also bei jeder Ursachenforschung den Patienten nach begleitenden Erkrankung im Moment und die Wochen und Monate zuvor fragen.
Eine Mittelohrentzündung (ottitis media) kann ebenfalls eine plötzliche Hörminderung hervorrufen. Grund ist hier eine entzündliche Ansammlung von Flüssigkeit im Innenohr, die die Schallweitergabe von außen nach innen behindert.
Eine Erkältung kann einen Hörsturz vortäuschen. Im Regelfall liegt aber keine Funktionsstörung des Innenohres vor. Lediglich die Symptome dieser voneinander eigenständigen Erkrankungen können sich überschneiden. Beide Erkrankungen können nämlich zu einem Druckgefühl im Ohr, Schwindel und einer Schwerhörigkeit führen.
Im Unterschied zum Hörsturz liegt bei der Erkältung aber keine Durchblutungsstörung im Innenohr vor. Vielmehr ist es die entzündlich geschwollene Schleimhaut im Rachenbereich, die zu einer Belüftungsstörung des Mittelohres führt. Diese äußert sich wiederum in einem Druckgefühl im Ohr und einer Schwerhörigkeit. Der Schwindel entsteht bei einer Erkältung auch nicht durch eine Funktionsbeeinträchtigung des Gleichgewichtsorganes im Innenohr, sondern durch die meist mit Sekret gefüllten Nasennebenhöhlen, die einen starken Druck auf die Schädelstrukturen ausüben.
Prinzipiell können alle gefäßverlegenden Situationen einen Hörsturz auslösen. Nicht vergessen darf man auch Halte- und Wachstumsschäden der Wirbelsäule, besonders der Halswirbelsäule, die durch entsprechende Verbiegungen, Gefäße, die das Ohr mit Blut und Sauerstoff versorgen, abdrücken können.
Funktionsstörungen der Halswirbelsäule selbst können wiederum verschiedene Ursachen haben. Eine Möglichkeit wären muskuläre Verspannungen im Hals- und Nackenbereich, die vom Rücken in Richtung Ohr ziehende Versorgungsstrukturen beeinträchtigen. Verhärtete Muskelanteile können auf Blutgefäße oder Nerven drücken und somit die Versorgung des Innenohres manipulieren, was sich symptomatisch in einem Hörsturz äußern kann.
Eine direkte Verletzung des Innenohrs durch Muskelverspannungen ist unwahrscheinlich, jedoch durch ein Schleudertrauma denkbar. Eine Verdrehung der Halswirbelsäule im Rahmen eines Unfalls kann somit eine weitere mögliche Ursache sein.
Liegt kein akutes Unfallgeschehen vor und lassen sich trotzdem knöcherne Veränderungen feststellen, ist der altersbedingte Verschleiß als Möglichkeit für eine Einengung von Blutgefäßen oder Nervensträngen in Richtung Ohr zu sehen. Für den behandelnden Arzt ist meist die Schilderung und Körperhaltung des Patienten entscheidend, sodass er die Halswirbelsäule als mögliche Ursache für einen Hörsturz genauer untersucht. Gibt der Patient ein einseitiges Ohrengeräusch an und zeigt eine abnormale Haltung oder Bemuskelung der Halsregion, ist die Halswirbelsäule in den meisten Fällen schnell als Ursache enttarnt.
Prinzipiell können alle Autoimmunerkrankungen, die die Gefäße im Körper befallen, auch einen Hörsturz verursachen. Auch hier sollten typische begleitende Anzeichen des Hörsturz des Patienten erfragt werden. Ein Patient, der z.B. an der sogenannten Arteriitis temporalis leidet, klagt meist auch über starke pochende Kopfschmerzen. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch die Blutuntersuchung und die Identifizierung von Autoantikörper, die in einem solchen Fall im Blut vorzufinden sind.
Die Möglichkeit eines Tumors im Bereich des Hörnerven als Ursache eines Hörverlustes muss immer in Erwägung gezogen werden. Zwar ist diese Ursache eines Hörsturzes recht selten, darf aber trotzdem nicht außer acht gelassen werden. Im Falle einer Tumorerkrankung wird das sogenannte Akustikusneurinom als der häufigste hörsturzverursachende Tumor beschrieben. Das Diagnosemittel der Wahl ist hier die Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes.
Zeitweise kann es vorkommen, dass neurologische Haupterkrankungen die Symptome eines Hörsturzes auslösen können. Zu nennen wären neben dem oben beschriebenen Schlaganfall auch die Muliple Sklerose (MS) und die Hirnhautentzündung (Meningitis).
In vielen Fällen steckt hinter dem plötzlichen Hörverlust auf einer Seite auch lediglich eine Ohrverschmutzung durch eine erhöhte Schmalzproduktion oder eine unsachgemäßen Reinigung durch Wattestäbchen (Ohrschmalzpfropf wird in den Gehörgang geschoben).
In den meisten Fällen kommt es bei einem Hörsturz zu einer vollständigen Erholung. Nur sehr selten bleibt ein Hörverlust oder ein Ohrengeräusch bestehen. Jedoch steigt das Risiko für bleibende Schäden mit der Anzahl der durchgemachten Hörstürze, da mit jedem Hörsturz Haarzellen kaputtgehen.
Haarzellen sind für unser Hörvermögen essentiell, sodass ihre schwindende Anzahl die Symptomverstärkung erklären lässt. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass jemand umso schlechter hört desto mehr Haarzellen er verliert. Eine Wiedererkrankung wird dabei vor allem durch Stress und Herz-Kreislauferkrankungen begünstigt, die die Durchblutung im Innenohr beeinträchtigen können.
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