Gaumenbogen - Arcus palatoglossus - sind die vom Gaumensegel aufgeworfenen Schleimhautfalten. Darunter unterschiedet man einen vorderen und einen hinteren Gaumenbogen. Bei verschiedenen physiologischen Vorgängen im Mund spielen sie auch nicht die letzte Rolle (z.B beim Schlucken, Sprechen, Würgereflex).
Als Gaumenbogen bezeichnet man die vom Gaumensegel (Velum palatinum) aufgeworfenen Schleimhautfalten. Man unterscheidet einen vorderen und einen hinteren Gaumenbogen. Bei geöffnetem Mund sind die beiden Gaumenbögen gut zu erkennen.
Zwischen den beiden Gaumenbögen liegt die sogenannte Mandelnische (Tonsillenloge) in der die Gaumenmandeln (Tonsilla palatina) zu finden sind. Gaumenmandeln sind nur noch eine Art von Mandeln und befindet sich wie der Name schon sagt zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen.
Der vordere Gaumenbogen wird auch Arcus palatoglossus genannt (Arcus lat. Bogen, Palatum lat. Gaumen, Glossa gr. Zunge). Er zieht vom Gaumensegel zum seitlichen Rand der Zunge. Aufgeworfen wir der Bogen vom gleichnamigen Muskel (Musculus palatoglossus). Der M. palatoglossus wird aus dem Plexus pharygeus gesteuert (innerviert). Dies ist ein einem Nervengeflecht gesteuert, das sich aus dem 9. (N. glossopharyngeus) und dem 10. (N. vagus) Hirnnerv bildet.
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Der hintere Gaumenbogen wird auch als Arcus palatopharyngeus bezeichnet (Pharynx lat. Rachen). Er spannt sich vom Gaumensegel zum Rachen hinüber und wird vom Musculus palatopharyngeus aufgeworfen. Auch der M. palatopharyngeus wird aus dem Plexus pharyngeus innerviert.
Eine Funktion der Gaumenbögen ist die Abgrenzung der Mundhöhle (Cavitas oris) zum Rachen (Pharynx). Durch die Begrenzung der Mandelnische bilden die Gaumenbögen außerdem einen Raum, in dem die Immunantwort bei einer Infektion konzentriert werden kann.
Auch die beiden Muskeln, die den Gaumenbogen aufwerfen, haben bestimmte Funktionen. Der M. palatoglossus und der M. palatopharyngeus heben durch ihre Kontraktion den Zungengrund und senkt das Gaumensegel ab. Dadurch wird die sog. Schlundenge (Isthmus faucium), der Übergang vom Mund zum Rachen, eingeengt. Dies ist vor allem beim Schlucken wichtig.
Außerdem ist der Gaumenbogen wichtig für den Würgereflex. Dieser ist ein sog. Schutzreflex. Er soll verhindern, dass Fremdkörper wie z.B. Getränke oder Speisen in die Luftröhre (Trachea) gelangen. Außerdem wehrt sich der Körper auf diese Art gegen giftige oder verdorbene Lebensmittel, da bittere oder faulige Nahrung diesen Reflex auslöst. Dabei spielt das Gaumenzäpchen eine entscheidende Rolle. Eine Berührung der Gaumenbögen führt ebenfalls zum Auslösen des Würgereflexes. Dabei kontrahieren sich die Muskeln des Rachenraums, um die Fremdkörper wieder in die Mundhöhle zu befördern. Sie werden dabei durch die Muskeln der Gaumenbögen unterstützt.
Als Struktur der Mundhöhle leitet der Gaumenbogen außerdem die Luftströme, die fürs Reden wichtig sind. Er hat somit einen Anteil an der Betonung beim Sprechen.
Eine Entzündung der Gaumenbögen ist meist auf eine Entzündung der Schleimhaut zurückzuführen, die die Bögen bedeckt. Eine solche Entzündung tritt häufig nicht alleine auf, sondern wenn weitere Teile des Mund- und Rachenraums betroffen sind.
Die Symptome entsprechen den klassischen Entzündungszeichen: Schmerz (Dolor) tritt vor allem beim Schlucken, Kauen oder Sprechen auf. Schwellung (Tumor), Rötung (Rubor), Überwärmung (Calor) begleiten die Entzündung. Die Funktionseinschränkung (Functio laesa) macht sich in diesem Bereich vor allem durch Beschwerden beim Schlucken, evtl. auch beim Sprechen bemerkbar.
Eine Entzündung kann eine Reaktion auf eine Vielzahl von Ursachen sein. Am Gaumenbogen sind dies häufig krankmachende Mikroorganismen, sog. Pathogene. Besonders Krankheitserreger, die auch die Mandeln befallen, können sich auf den Gaumenbogen ausbreiten. Dazu zählen u.a. Adenoviren, Grippeviren, Streptokokken und das Eppstein-Barr-Virus (der Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers).
Eine Entzündung der Gaumenbögen auch durch Pilze ausgelöst werden. Normalerweise verhindert ein intaktes Immunsystem die Ausbreitung von Pilzen, die auch in der gesunden Mundflora zu finden sind. Ist die körpereigene Abwehr jedoch geschwächt, z.B. durch immunsuppressive Medikamente oder Infektionen, können sich die Pilze (v.a. Candida albicans) ausbreiten. Auch Verbrennungen im Mundraum können ein Absterben des Gewebes und somit eine Entzündung auslösen.
Am Gaumenbogen können auch Hinweise auf andere Erkrankungen auftreten. So ist z.B. bei der Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) der Würgereflex, der dort normalerweise durch Berührung ausgelöst werden kann, vermindert oder fehlt.
Ein fehlender Würgerreflex kann außerdem das Symptom einer Nervenschädigung sein. Die Muskeln, die die Gaumenbögen aufwerfen (M. palatopharyngeus, M. palatoglossus), werden durch den 9. (N. glossopharyngeus) und 10. (N. vagus) Hirnnerv versorgt. Kommt es zu einem Ausfall dieser Nerven, so ist der Würgereflex beeinträchtigt.
Bei Verletzungen des Gaumenbogens ändert sich außerdem die Struktur der Mundhöhle. Dies kann dazu führen, dass mehr Luft beim Sprechen durch die Resonanzräume der Nase strömt. Die Folge ist oftmals offenes Näseln (Hypernasalität).
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Eine Schwellung des Gaumenbogens kann durch eine Entzündung ausgelöst werden. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Schwellung von weiteren Symptomen wie Schmerzen, Fieber oder Belägen der Schleimhäute begleitet ist.
Bei einer Entzündung werden sogenannte Entzündungsmediatoren (z.B. Histamin) freigesetzt. Diese sorgen dafür, dass Blutgefäße sich erweitern und ihre Durchlässigkeit gesteigert wird. Dadurch kommt es zum Austritt des flüssigen Anteils des Blutes ins umliegende Gewebe, dieses schwillt dadurch an. Die Schwellung lässt sich in diesem Fall am besten durch die Bekämpfung der Infektion therapieren. Unterstützend können antiseptische Tees wirken.
Zu einer solchen Schwellung kann es jedoch auch im Zuge einer allergischen Reaktion kommen. Auch dann werden Mediatoren freigesetzt, die die Blutgefäße beeinflussen. Besonders Pollen- oder Lebensmittelallergien können sich hierbei am Gaumenbogen bemerkbar machen. Aber auch Insektenstiche, wie z.B. bei Verschlucken einer Wespe, können eine allergische Reaktion auslösen.
Die Therapie besteht hier in einem strengen Meiden der Allergieauslöser. Ist es zu einer allergischen Reaktion gekommen, bei der die Schwellung die Atmung behindert, sollte schnellstens ärztliche Hilfe angefordert werden. Außerdem können Verbrennungen des Gaumenbogens zu einer Schwellung führen.
Bei einer Verbrennung stirbt auch immer ein Teil des betroffenen Gewebes ab. Dies bezeichnet man als Nekrose. Eine Nekrose geht immer mit einer meist lokal begrenzten Entzündung einher, weshalb es auch hier zur Schwellung kommt.
Die Schwellung geht zurück, sobald die Verbrennung abgeheilt ist. Dies geschieht am Gaumenbogen schneller als auf der Haut, da die Schleimhaut sich hier rasch regenerieren kann. Zur Linderung der Schmerzen können kühle Getränke hilfreich sein.
Eine kurzfristige Schwellung kann auch durch besonders scharfe oder saure Nahrungsmittel ausgelöst werden. Diese geht meist schnell vorbei. Ist der Gaumenbogen sowieso gereizt, sollte man auf solche Speisen verzichten.
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Eine Rötung tritt vor allem als Zeichen einer Entzündung auf. Die Entzündung (siehe: Entzündung des Gaumenbogens) kann verschiedene Ursachen haben, z.B. den Befall der Schleimhäute des Gaumebogens mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Besonders bei Pilzen oder Bakterien sind die Schleimhüte außerdem von weißlichen, gelben oder grauen Belägen überzogen. Für eine Entzündung spricht auch immer das Auftreten weiterer Symptome wie Schmerzen, Fieber, oder Beschwerden beim Schlucken und Sprechen.
Die Schleimhäute des Gaumenbogens können auch empfindlich auf zu heiße, scharfe oder saure Nahrungsmittel reagieren. Verbrennungen oder eine Reizung mit Rötung des Gaumenbogens sind die Folge. Eine solche Reizung kann auch durch Magensäure ausgelöst werden. Diese gelangt z.B. bei häufigem Erbrechen (z.B. bei Bulimia nervosa) oder beim Zurückfließen der Säure aus dem Magen (Reflux) in den Mund.
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Bei Bläschen oder Pickeln am Gaumenbogen kann es sich Aphten handeln. Dies sind ca. 1 cm große Schädigungen der Schleimhaut, die von einem weißlichen Belag bedeckt sind. Um die Aphte herum ist das Gewebe oft gerötet. Die Aphten heilen meist innerhalb von zwei Wochen aus, sie können aber leider starke Schmerzen verursachen, solange sie bestehen.
Sie treten häufiger bei geschwächtem Immunsystem (wie z.B. nach einem durchgemachten Infekt) oder nach kleineren Verletzungen auf. Außerdem können sie durch eine Reizung des Gaumenboges durch Alkohol, scharfe, saure und zu heiße Speisen verursacht werden. Auch Fehlernährung wie z.B. Vitamin-B-12 Mangel oder Gluten bei Zöliakie (Glütenunverträglichkeit) können zu Aphten führen.
Treten viele Aphten gleichzeitig auf, spricht man von Mundfäule (Stomatitis aphotsa) . Bei häufigem Wiederkehren der Aphten nennt man dies chronisch rezidivierende Aphtose.
Kleine Abszesse nach Entzündungen oder Zysten können ebenfalls wie Pickel wirken. Bei Bläschen kann es sich um Brandblasen nach zu heißen Speisen handeln.
Schmerzhafte Bläschen können auch ein Hinweis auf eine Gürtelrose (Herpes zoster Infektion) sein. Der Erreger sind Varicella Viren, die Infektion findet meist schon im Kindesalter statt und manifestiert sich als Windpocken. Die Viren bleiben aber lebenslang im Körper und können, besonders bei geschwächtem Immunsystem, erneut Symptome hervorrufen.
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Schmerzen am Gaumenbogen sind häufig sehr unangenehm und behindern alltägliche Funktionen wie Sprechen oder Schlucken. Meist haben die Schmerzen recht harmlose Ursachen. Bleiben sie aber über mehrere Tage bestehen, sollten ein Arzt aufgesucht werden.
Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für Schmerzen an den Gaumenbögen:
Verbrennungen durch zu heiße Speisen können sehr schmerzhaft sein, heilen in der Regel aber unkompliziert ab.
Auch ein einfacher Schnupfen (Rhinitis) mit Befall der Schleimhäute des Gaumenbogens kann zu Schmerzen führen. Diese treten insbesondere dann auf, wenn der Körper sich gegen die Infektion mit einer Entzündung wehrt.
Auch weniger harmlose Erreger wie z.B. Streptokokken, Grippeviren, Eppstein-Barr-Viren (Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers) oder Scharlach-Erreger können zu einer Entzündung führen. Besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können auch Pilze diese Reaktion auslösen.
Ein weiterer Grund für Schmerzen am Gaumenbogen kann der Befall durch Herpes Zoster Viren sein. Dieser geht oft mit einer Bläschenbildung einher.
Außerdem kann es bei Menschen mit Allergien zu einer entzündlichen Reaktion auf den Allergieauslöser und somit zu Schmerzen kommen.
Besonders schmerzhaft sind oft auch abgekapselte Eiteransammlungen (Abszess am Gaumen) im Bereich der Gaumenbögen. Diese sind häufig Folge einer lang anhaltenden Entzündung oder einer Verletzung.
In seltenen Fällen können auch Nervenschmerzen (Neuralgien) auftreten. Die Schmerzen sind hierbei häufig anfallartig und sehr heftig. Sie bleiben einseitig, strahlen aber in weitere Bereiche des Kopfes aus.
Selten ist auch ein bösartiger (maligner) Tumor die Ursache für dauerhaften Schmerz an den Gaumenbögen.
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Im Zusammenhang mit einer Zahnspange hat das Wort Gaumenbogen meist eine andere Bedeutung als in der Anatomie. Hier bezeichnet es einen Drahtbügel der zwischen den großen Backenzähnen (Molaren) eingesetzt wird. Diese Art von Gaumenbogen wird auch Palatinalbogen genannt und kann Teil der Behandlung bei einer festen Zahnspange sein.
Der Palatinalbogen dient dabei der Fixierung der großen Backenzähne. Er sorgt dafür, dass der Abstand zwischen diesen Zähnen gleichbleibt. Da ein Palatinalbogen auf den Gaumen drücken kann, wird er besonders in den ersten Tagen nach dem Einsetzten als unangenehm empfunden.
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