Eine Augenmuskelentzündung kann durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Häufig entstehen Augenmuskelentzündungen auch aus fortgeleiteten Entzündungen des zentralen Nervensystems z.B. einer Hirnhautentzündung. Die Therapie der Entzündung richtet sich nach der Ursache.
Jedes Auge im menschlichen Körper hat mehrere Muskeln, die zur Bewegung des Augapfels benötigt werden.
So gibt es insgesamt vier Augenmuskeln, die das Auge nach oben, unten, lateral (seitlich) und medial (zur Nase hin) bewegen können. Außerdem gibt es zwei weitere Muskeln, die eine kombinierte Bewegung verursachen. Weitere Muskeln am Auge liegen beispielsweise in den Augenlidern. Und auch an den Veränderungen der Pupillen weite und der Krümmung der Linse sind verschiedene Muskeln und Fasern beteiligt.
Sind eine oder mehrere dieser Augenmuskeln entzündet, spricht man von einer Augenmuskelentzündung. Die Entzündung ist dabei durch eine Schwellung, Überwärmung, Schmerzen und gegebenenfalls eine Funktionseinschränkung gekennzeichnet.
Die Ursachen für eine Augenmuskelentzündung können vielfältig sein.
So ist beispielsweise eine Entzündung der Augenmuskulatur durch Krankheitserreger möglich. Diese Erreger können sich vom Auge aus weiter ausbreiten und so auch die Augenmuskeln befallen. Typischerweise handelt es sich bei Augeninfektionen um Viren oder Bakterien als Krankheitserreger, wobei Bakterien häufiger weiterwandern und gelegentlich auch die Augenmuskeln befallen können. Selten kommt es zu starken Verletzungen des Augapfels mit einer Infektion, die ebenfalls die Augenmuskeln betreffen kann.
Häufig wird eine Augenmuskelentzündung jedoch durch Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute verursacht. So können sich Bakterien und Viren in den Hirnhäuten und im Nervenwasser (Liquor) festsetzen und von dort weiter in Richtung des Auges wandern. Dort können sie die Augenmuskeln befallen und so eine Augenmuskelentzündung verursachen. Häufige Erreger dafür sind beispielsweise Borrelien. Aber auch andere Bakterien, die gerne Hirnhautentzündungen verursachen wie Pneumokokken oder Meningokokken können der Auslöser sein.
Virale Erkrankungen, die vom Gehirn zu den Augenmuskeln wandern sind beispielsweise die FSME-Viren oder Herpesviren, die sich auch im Auge festsetzen können. Eine Entzündung der Augenmuskulatur kann zudem auch durch Autoimmunerkrankungen hervorgerufen werden. Dabei kommt es zu einer Reaktion des Immunsystems gegen den eigenen Körper. So greifen Immunzellen die körpereigenen Zellen an und lösen an der betroffenen Stelle Immunreaktionen und Entzündungen aus.
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Die Borreliose ist eine Erkrankung, die durch Bakterien (Borrelien) ausgelöst wird. Typischerweise werden diese Krankheitserreger über Zecken übertragen. '
Zunächst breitet sich die Borrelieninfektion nur auf der Haut aus und führt in etwa der Hälfte der Fälle zu einem Erythema migrans (der sogenannten Wanderröte). Gelegentlich breiten sich die Borrelien zudem weiter aus und gelangen in das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark). Dort lösen sie eine Entzündung der Hirnhäute und gelegentlich auch des Gehirns aus. Von dort aus können die Krankheitserreger weiterwandern und sich auch in den Augenmuskeln festsetzen. Dies führt zu den typischen Entzündungssymptomen am Auge: Schwellung, Schmerzen (vor allem bei Augenbewegungen), Überwärmung und Funktionseinschränkungen.
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Die Diagnose einer Augenmuskelentzündung besteht zunächst aus einer Anamnese und einer Untersuchung des Auges. Dabei sollten vor allem Einschränkungen in der Beweglichkeit des Augapfels getestet werden. Anschließend sollte der Schwerpunkt der Diagnostik darin bestehen, die Ursache der Augenmuskelentzündung zu erkennen.
So können Infektionen des Auges auf die Augenmuskeln übergehen. Dabei besteht die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Entzündung ins Hirn, welche unbedingt verhindert werden sollte. Liegt dagegen bereits eine Entzündung im Gehirn oder an den Hirnhäuten vor, kann dies wiederum der Auslöser für die Augenmuskelentzündung sein. Um eine Hirnhautentzündung zu diagnostizieren, muss meist eine Probe des Hirnwassers (Liquor) im unteren Lendenwirbelbereich entnommen werden.
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Eine Augenmuskelentzündung ist vornehmlich durch Schmerzen bei Bewegungen des Augapfels gekennzeichnet. Durch die Entzündung des Augenmuskels kommt es zu einer Schwellung, Überwärmung und eingeschränkten Funktionsfähigkeit des betroffenen Augenmuskels. Wird der Muskel für die Bewegung des Augapfels benötigt, kann dies Schmerzen auslösen. So treten die Beschwerden typischerweise immer dann auf, wenn die betroffene Person in eine bestimmte Richtung schaut. Sind mehrere Augenmuskeln von der Entzündung betroffen, kann die Bewegung auch in verschiedene Richtungen schmerzhaft eingeschränkt sein.
Bei einer ausgedehnten Augenmuskelentzündung kann auch eine Schwellung und Rötung der Haut, die das Auge an der betroffenen Stelle umgibt, hervorgerufen werden. Ist die Augenmuskelentzündung so stark ausgeprägt, dass das betroffene Auge nicht mehr vollständig in alle Richtungen bewegt werden kann, treten zudem Erscheinungen wie Doppelbilder auf. Diese kommen dadurch zustande, dass sich zwar das gesunde Auge normal bewegt, das kranke Auge jedoch der Bewegung nicht vollständig folgen kann und so beide Augen in etwas unterschiedliche Richtungen schauen. Diese Doppelbilder können auch Kopfschmerzen und weitere Beschwerden wie Schwindel und Unwohlsein bis hin zu Übelkeit und Erbrechen auslösen.
Sind weitere Strukturen ebenfalls entzündet, kann dies auch zusätzliche Symptome hervorrufen. Besonders gefürchtet ist die Entzündung der Hirnhäute. Dies führt zu starken Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Nackenschmerzen. Ebenso kann Fieber auftreten.
Wird die Augenmuskelentzündung durch autoimmune Prozesse hervorgerufen, ist sie meist nur ein Teil einer Autoimmunerkrankung, die mehrere Organe betrifft. So kann beispielsweise das Auge zusätzlich besonders trocken sein. Auch eine verminderte Speichelproduktion mit trockenem Mund und Schleimhäuten kann eine Begleiterscheinung sein. Ebenso kann es zu Entzündungen anderer Muskeln (beispielsweise am Rumpf, an Armen und an Beinen) kommen. Oder es tritt zusätzlich eine Vaskulitis – also eine Entzündung der Gefäße – auf.
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Die Therapie der Augenmuskelentzündung ist sehr stark von der zugrundeliegenden Ursache abhängig.
Die reine Entzündung des Augenmuskels kann häufig symptomatisch therapiert werden. Dabei können kühlende Umschläge zum Einsatz kommen. Auch Augentropfen mit entzündungshemmenden Mitteln können gegebenenfalls die Augenmuskelentzündung lindern.
Liegt jedoch der Verdacht oder die Bestätigung einer infektiösen Ursache der Augenmuskelentzündung vor, muss der Krankheitserreger schnellstmöglich beseitigt werden. Die Eile der Therapie wird vor allem dadurch hervorgerufen, dass die Möglichkeit einer Infektion der Hirnhäute oder des Gehirns selbst besteht, die schwerwiegende Folgen haben kann. Eine bakterielle Infektion sollte also mit Antibiotika (meist systemisch durch Tabletten oder sogar über die Vene) behandelt werden. Bei viralen Infektionen (die seltener auftreten) können gegebenenfalls Virustatika (antivirale) Mittel eingesetzt werden.
Kommt es durch die Augenmuskelentzündung zur Bildung einer Eiterhöhle (Abszess), muss gegebenenfalls auch eine chirurgische Therapie der Augenmuskelentzündung erfolgen. Wird die Entzündung der Augenmuskeln dagegen erst durch eine Hirnhautentzündung ausgelöst, sollte vorrangig die Hirnhautentzündung (Meningitis) behandelt werden. Auch dies geschieht vor allem durch Antibiotika über die Vene, wodurch gleichzeitig die Entzündung an den Augenmuskeln behandelt wird.
Liegt dagegen eine Autoimmunerkrankung vor, sollte diese therapiert werden. Typischerweise werden dazu Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem des Körpers herunterregulieren. In der Regel beginnt man mit einer Cortisontherapie, die meist mittels Tabletten (in schwereren Fällen auch über die Vene) erfolgen kann. Anschließend stellt man die Medikation meist auf andere immunsuppressive Wirkstoffe um, da eine Cortisontherapie über längere Zeit wegen einiger Nebenwirkungen nicht empfohlen wird.
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Cortison kann in der Therapie der Augenmuskelentzündung vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn die Entzündung eine autoimmune Komponente hat.
Dies ist bei Autoimmunerkrankungen, die den gesamten Körper betreffen beispielsweise der Fall. Durch das Cortison wird die Immunreaktion herunterreguliert, die Immunzellen greifen die körpereigenen Zellen nicht mehr an und die Entzündung der Augenmuskeln kann abheilen.
Die Dauer der Augenmuskelentzündung ist stark von ihrer Ursache abhängig. Bei infektiösen Ursachen kann mit einer gut gesteuerten Antibiotika- oder Virustatikatherapie ein Behandlungserfolg innerhalb von wenigen Wochen erzielt werden. Treten Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung auf, kann sich der Heilungsprozess jedoch deutlich verzögern.
Autoimmunerkrankungen dagegen verlaufen oftmals chronisch. So kann ein akuter Schub mit Augenmuskelentzündung durch Cortison innerhalb von einigen Tagen bis Wochen gut behandelt werden, die zugrundeliegende Erkrankung bleibt jedoch bestehen, sodass auch die Augenmuskelentzündung immer wieder auftreten kann.
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