Eine Atlaskorrektur ist eine Repositionierung des Halswirbels, um ihn wieder in seine funktionelle Einheit mit Axis (C2) zu bringen. Mittels Stoßwellentherapie wird er wieder in seine alte Position gebracht.
Beim Atlas (C1) handelt es sich um den ersten Wirbelkörper der Wirbelsäule, welcher direkt unter dem Schädel lokalisiert ist. Er bildet zusammen mit dem zweiten Wirbelkörper eine funktionelle Einheit und ermöglicht das große Bewegungsspektrum des Schädels gegenüber dem restlichen Körper. Die Bewegung der Flexion (Beugung) und der Extension (Streckung) wird erst durch die Form und die Anordnungen der Gelenkflächen am Atlas ermöglicht.
Die Atlaskorrektur stellt eine Therapieform dar, welche eine unphysiologische Position des Atlas neu ausrichtet und in seine anatomisch sinngebende Position zurückversetzt. Hierzu wird die lokale autochthone, sowie die sekundäre Rückenmuskulatur gelockert und kann so eine Reposition (Rückorientierung) ermöglichen.
Bereits vom Beginn des Lebens an können Fehlstellungen des Atlas auftreten. Diese können bereits durch den physischen Stress des Geburtvorgangs verursacht werden.
Weitere Gründe können ein traumatischer Unfall beim Sport, im Verkehr, sowie bei Stürzen sein. Zur Atemwegssicherung kann ebenfalls im Rahmen einer Intubation, eine Atlasfehlstellung entstehen.
Angezeigt ist eine Maßnahme bei chronischen Beschwerden, welche sich vor allem im Bereich des Bewegungsapparates abspielen. Hierbei sind Rückenschmerzen, Skoliose, Fehlhaltungen, Ameisenlaufen, regelmäßig auftretende Kopfschmerzen, Migräne, Bandscheibenvorfall, Hexenschuss, Beckenschiefstand mit Beinlängendifferenz sowie Hüft- und Knieschmerzen möglich. Hierbei kann die Therapie einer Atlaskorrektur eine Option sein, wenn nach Abklärung weiterer Ursachen keine anderen Gründe für die Beschwerden gefunden werden konnten.
Durch die Wechselwirkung der Halswirbelsäule mit Nervensträngen, sowie der Blutversorgung des Kopfes und des Gehirns, können zudem ständige unerklärliche Müdigkeit oder unklarer Schwindel weitere Gründe für diese Therapie sein. Die Nähe zu unterschiedlichen Nervensträngen kann auch das selbstständige/ autonome Nervensystem (Vegetativum) beeinflussen, sodass beispielsweise Verdauungsprobleme bei bisher unbekannter Ursache eine weitere Indikation für eine Atlaskorrektur darstellen können.
Symptome bei einer Atlasfehlstellung können sehr variabel sein und sich lokal unter anderem in Form von Kopfschmerzen (Spannungskopfschmerz), Migräne, Schwindel oder Kieferfehlstellungen präsentieren. Bezogen auf den gesamten Stütz- und Bewegungsapparat können Fehlbelastungen entstehen, welche wiederum mit Schmerzen einhergehen können. Prädestiniert sind hierbei die Bereiche des Hüft- und Kniegelenks, sowie die Wirbelsäule (Rückenschmerzen bis hin zum Krankheitsbild des Bandscheibenvorfalls, der Skoliose, des Hexenschusses, sowie des Beckenschiefstands und der daraus resultierenden Beinlängendifferenz).
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Im Rahmen des vegetativen Nervensystems können durch Beeinflussung des Nervus vagus (Vagusnerv) ebenfalls Symptome resultieren. Es ergeben sich hierbei vor allem eventuelle Dysregulationen der inneren Organe, wie Leber, Gallenblase, Pankreas, Magen-Darmtrakt oder Milz.
Im Bereich der Wirbelsäule können im Rahmen der Fehlhaltung übermäßige Kyphosen, oder Lordosen ausgeprägt werden, sodass sich hierbei Kompressionen ergeben können. Diese wiederum können Störungen der Gefäßversorgung, sowie Lymphabflüsse und nervale Störungen (Nervenstörungen) auslösen, sodass sich hierbei Symptome einer Minderdurchblutung, Lymphabfluss-, sowie Sensibilitätsstörungen ergeben können.
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Bezogen auf das Abdomen (Bauch), kann eine Atlasfehlstellung eventuell eine Passagestörung verursachen, welche mit einem reduzierten Abfluss von Verdauungssekreten aus den Drüsen des Darms einhergehen kann.
Als Symptom auftretende Erscheinung, die aufgrund von unkoordinierten Informationen an das Gehirn, als Störung des Gleichgewichts zu sehen ist.
Unterschiedliche Ätiologien (Ursprünge) können als Grund für den Schwindel gesehen werden. Bezugnehmend auf die Atlaskorrektur kann erwähnt werden, dass im Bereich des Halsbereiches die das Gehirn versorgenden Gefäße zu- und abfließen und wichtige Leitungsbahnen für die Motorik und Sensibilität verlaufen. Ebenfalls befinden sich hier Barorezeptoren als ein Mechanismus der Blutdruckregulation. Durch eine Manipulation in diesem Bereich können unter Umständen Durchblutungsstörungen des Gehirns, Irritationen von Rezeptoren oder mechanische Belastungen von Nerven auftreten, was wiederum Schwindel auslösen kann.
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Ein ausführliches Anamnesegespräch, als Basismaßnahme der Diagnostik kann den Verdacht auf eine Atlasfehlstellung erhärten und andere Krankheitsbilder ausschließen. Unterstützend kann mittels Tasten (Palpation) ein vorläufiger Befund erstellt werden. Bei einem Verdachtsmoment, kann eine Atlasfehlstellung am Besten mittels einer Computertomographie (CT) eindeutig nachgewiesen werden. Es ist hierbei auf die hohe Strahlenbelastung zu verweisen, die im Vergleich zu einem klassischen Röntgenbild anfällt. Der eindeutige Nachweis kann jedoch nur durch die Computertomographie geführt werden. Eine Magnetresonanztomographie zeigt sich in diesem Fall als eher ungeeignet.
Die Behandlung erfolgt in der Regel in einer Sitzung. Es ist eine schonende und schmerzfreie Behandlung, ohne invasive oder chiropraktische Methoden. Es werden hierbei keinerlei Manöver, wie Einrenkung mittels Kopfdrehen, Streckungen oder Beugungen durchgeführt. Lediglich die Muskeln im Bereich des ersten und zweiten Halswirbels, sowie im Bereich des Schädels werden durch Stoßwellentherapie gelockert. Die nicht direkte Zugänglichkeit zu den Muskeln, die den Atlas stützen macht die Stoßwellentherapie notwendig. Sind die Muskeln aus ihrer Verhärtung mittels Vibration eines vibrierenden Geräts gelöst, kann der Atlas mittels Massagetechnik korrigiert werden. Damit wird der meist reduzierte Bewegungsumfang des Kopfes verbessert. Das Ziel der Therapie ist es, die „blockierten“/ “ausgerenkten“ Halsgelenke in ihre gedachte anatomische Lage zurück zu versetzen. Durch die wiederhergestellte physiologische Lage können Fehlhaltungen des gesamten Körpers reduziert werden. Der Erfolg der Behandlung ist von Patient zu Patient unterschiedlich und kann mit einem direkten Therapieerfolg direkt nach der Behandlung einhergehen oder sich noch über einige Wochen danach hinziehen.
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Die Atlaskorrektur ist kein Garant für Beschwerdefreiheit. Dies bedeutet zum Einen, dass nach der Behandlung nicht in jedem Fall eine Verbesserung eintreten muss.
Zum Anderen können auch nach einer erfolgreichen Behandlung erneut Beschwerden auftreten. Nebenwirkungen sind vor allem im Bereich des Bewegungsapparats bekannt. Besonders in kurzem Zeitraum nach der Therapie können schmerzhafte Zustände auftreten. Diese äußern sich im Rahmen von muskulären Läsionen (Muskelkater), welcher nach übermäßigen Belastungen des Muskels gehäuft auftritt, sowie Müdigkeits-/ Erschöpfungserscheinungen. Im Rahmen verheilter Verletzungen im Hals-Nackenbereich können hier erneut Schmerzen verursacht werden.
Bei vorbestehenden Schädigungen an Knochen, Bändern und überspannenden Muskelsehnen, kann eine Atlaskorrektur weitere Nebenwirkungen verursachen. Bezugnehmend auf die Knochen sind Spontanfrakturen sowie eine Dyspositionierung nicht auszuschließen. Dies bedeutet, dass auch durch die Atlaskorrektur selbst unphysiologische Positionen verursacht werden können. Bänderrisse oder schmerzhafte Weichteilverletzungen der Muskelsehnen können ebenfalls ins Spektrum der Nebenwirkungen fallen. Bei chronischen Muskelerkrankungen, wie der Becker- oder der Duchenne- Muskeldystrophie ist von einer Atlaskorrektur klar abzuraten.
Im Rahmen der Atlaskorrektur können nach der Behandlung erstmals zunehmende Verspannungen, bis hin zu starken Muskelschmerzen verzeichnet werden. Patienten berichten, dass im Rahmen der Verspannungen auch Schwindel und Übelkeit auftreten können. Fallzahlen über genannte Verschlimmerungen sind nicht genau bekannt. Erfahrungsberichten zufolge handelt es sich um ein weit auseinander driftendes Spektrum, von sofortiger Besserung bis hin zu stärksten Muskelschmerzen.
Wie bereits beschrieben, handelt es sich bei einer Atlaskorrektur um eine eher sanfte Therapieform. Aufgrund des Verzichts auf direkte mechanische Manipulation am Wirbelkörper wird das Risiko als gering eingeschätzt. Da Schleudertraumata nach Unfällen oder andere traumatische Ereignisse mit unkontrollierten Krafteinwirkungen auf den Bewegungsapparat marginale Fehlstellungen, bis hin zu Frakturen (Knochenbrüche) verursachen können, sollte im Vorhinein eine klare Diagnosestellung erfolgen. Die Abklärung sollte eine Weichteilverletzung von anatomisch veränderten Verhältnissen unterscheiden, um so eine adäquate medizinische Versorgung zu ermöglichen.
Sind keine gefährdeten Defekte im Bereich der Wirbelsäule zu verzeichnen, kann eine Atlaskorrektur mit geringem Risiko durchgeführt werden. Im Rahmen von chronischen Erkrankungen, wie Osteoporose, stark ausgeprägter Skoliose, Missbildungen, Spinalkanalstenosen oder bei Zustand nach orthopädischer/unfallchirurgischer Versorgung, sollte unbedingt zuvor ärztlicher Rat eingeholt werden. Es ist denkbar, dass in genannten Fällen die Stoßwellentherapie oder ähnliche Anwendungen Spontanfrakturen, oder andere Konsequenzen nach sich ziehen kann. Durch die Lage des zentralen Nervensystems in der Wirbelsäule ist hier bei unklaren Verhältnissen große Vorsicht geboten.
Die Therapie wird im Rahmen einer Sitzung vollzogen, sodass sich hier aufgrund des aufbauenden Behandlungsschemas eine ein- bis zweistündige Sitzung ergibt. Um danach Reaktionen des Körpers abzuwarten, wird eine Dauer von vier bis acht Wochen empfohlen, in der sich der Körper adaptieren kann. Nach beschriebener Zeitdauer wird ein Kontrolltermin empfohlen, indem eine aktuelle Lagebestimmung des Atlas erneut durchgeführt und gegebenenfalls nochmals korrigiert wird. Der Kontrolltermin beträgt etwa eine Stunde.
Hierüber wurden bisher keine Zahlen veröffentlicht. Sicher ist, dass in der Zweitsitzung in einigen Fällen Korrekturen durchgeführt werden wenn festgestellt wird, dass die vollständige endgültige Lage des Atlas noch nicht erreicht wurde.
Die Atlaskorrektur ist eine sanfte und sensible Angelegenheit, die eben nicht bei einer eigenständigen Verdachtsdiagnose des Patienten durchgeführt werden soll. Der Bereich der Halswirbelsäule ist eine verletzliche Region, die nur von Personen mit entsprechender Ausbildung behandelt werden sollte. Für eine adäquate Behandlung ist eine genaue Kenntnis der Anatomie der Knochen, sowie der Muskeln und Leitungsbahnen von Notwendigkeit. Da die Therapie je nach Anbieter mit unterschiedlichen Geräten durchgeführt wird, ist man selber aufgrund fehlender Kenntnis und ohne apparative Unterstützung auch gar nicht erst in der Lage eine Atlaskorrektur durchzuführen.
Prinzipiell ist die Atlaskorrektur in der Wissenschaft ein umstrittenes Thema, bei der bis heute keine Einigung über den Nutzen erzielt werden konnte. Es fehlt der wissenschaftliche Hintergrund, der mittels seriös geführter Studien aktuell nicht bewiesen werden konnte. Folglich ist diese Therapieform bisher nicht anerkannt und befindet sich nicht im Gegenstandskatalog der gesetzlichen Gesundheits- und Krankenkassen. In seltenen Fällen werden die Therapien von Zusatzversicherungen übernommen, nachdem eine Prüfung der Kostenübernahme stattgefunden hat.
Da es sich bei den Therapeuten in der Regel nicht um Ärzte handelt, können darüber keinerlei Informationen bei der Bundesärztekammer oder über Plattformen zu Fachärzten eingeholt werden. Das Folgen von Empfehlungen in Foren, sowie persönlichen Empfehlungen bleibt daher eine der begrenzten Möglichkeiten einen Rat zu bekommen. Zusätzlich können Zertifikate bei den Anbietern eine Orientierungshilfe darstellen.