Zahnpasta mit Aktivkohle - Funktioniert das?

Zahnpasta mit Aktivkohle soll eine aufhellende Wirkung auf die Zähne haben. Aktivkohle besteht aus Kohlenstoff und hat eine poröse Struktur. Durch die spezielle Struktur hat die Aktivkohle eine starke Bindefähigkeit und eine große Oberfläche.

Zahnpasta mit Aktivkohle

Einleitung

„Schwarze Zahnpasta macht strahlend weiße Zähne“ – diese Werbeslogans und ähnliche locken Kunden in die Drogeriemärkte, denn weiße Zähne und ein Hollywoodlächeln ist genau das, was heutzutage jeder gerne hätte. Doch was macht die schwarze Zahnpasta aus? Das Schlüsselwort ist hier Aktivkohle, die den Inhaltsstoff und die Farbe der Zahnpasta ausmacht. Aktivkohle ist eine Kohlenstoffverbindung, die schon seit Jahrtausenden in der Naturheilkunde Anwendung findet. 

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Was ist Aktivkohle?

Aktivkohle besteht aus Kohlenstoff und hat eine poröse Struktur. Durch die spezielle Struktur hat die Aktivkohle eine starke Bindefähigkeit und eine große Oberfläche. Wenige Gramm Aktivkohle haben eine Oberfläche, die in etwa der eines Fußballfeldes gleichen. Die Oberfläche hat eine Größe 1.500 m2/g, weswegen die Aktivkohle so einen starken Bindungscharakter aufweist. Sie wirkt von der Funktionsweise wie ein Schwamm, weshalb die Aktivkohle speziell eingesetzt wird um Substanzen einzufangen. Aktivkohle wird in der Medizin, Chemie, Abwasseraufbereitung und Klimatechnik eingesetzt um Schadstoffe oder Gifte zu filtern.

Besonders in der Medizin wird Aktivkohle verwendet um Giftstoffe aus dem Körper zu binden und auszuscheiden. Dadurch sprechen Anwender oft von einer Entgiftung. In der Naturheilkunde hat Aktivkohle mehr und mehr Bedeutung. Auch in der Zahnmedizin soll Aktivkohle ein nützlicher Rohstoff sein. Dabei soll Aktivkohle in Zahnpasta die Zähne aufhellen und Verfärbungen lösen. Aktivkohle kann bei dem Einsatz im menschlichen Körper nicht überdosiert werden, weshalb sie besonders in der Naturheilkunde gerne verwendet wird.

Wie wirkt Aktivkohle?

Durch die spezielle Struktur der Aktivkohle wirkt sie wie ein Schwamm. Sie ist porös und hat gleichzeitig eine vergleichsweise große Oberfläche, was sie befähigt Schadstoffe einzuschließen. Schadstoffe und Giftstoffe können so aus dem Körper eingeschlossen werden und ausgeschieden werden. Dadurch wirkt die Aktivkohle wie eine Entgiftung. Auch in der Zahnpasta soll die Wirkweise der Aktivkohle helfen Zähne aufzuhellen.

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Warum enthält die Zahnpasta Aktivkohle?

Im Grunde stellt die Aktivkohle die moderne Form der Asche dar, die vor der Zeit der Zahnpasta für die Zahnpflege verwendet wurde. Noch heute wird in armen Regionen Afrikas und Asiens die Asche aus der Holzverbrennung verwendet, um die Zähne zu reinigen. Die Zahnpasta mit Aktivkohle ist eine Rückführung in die Vergangenheit, da sich Kohlenstoffverbindungen als Zahnputzmittel bewährt haben. Auffallend ist jedoch, wenn man Schädelknochen oder die Gebisse der Patienten sieht, die Kohle verwendet haben, dass die Zähne abradiert sind. Die Höcker sind nach längerer Anwendung meist komplett heruntergeschliffen, was die Funktionsweise der Aktivkohle aufweist.

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Die abrasiven Partikel der Aktivkohle bewirken zwar, dass Beläge entfernt werden und sich so möglicherweise anfangs ein aufhellender Effekt zeigt, allerdings bewirkt es auf Dauer, dass die Zahnhartsubstanz nach und nach immer abgetragen wird. Die groben Partikel der Aktivkohle reiben wie Schmirgelpapier den Zahnschmelz ab, der sich nicht regenerieren kann. Bei der Zahnpasta sollte der Anwender immer darauf achten, dass der RAD Wert niedrig ist. Dieser Wert beschreibt die Partikelgröße innerhalb der Zahnpasta und damit die abtragende Wirkung. Durch die Partikelgröße der Aktivkohle überschreitet sie den zumutbaren RAD Wert weit, weshalb sie nicht als tägliche Zahnpasta verwendet werden soll.

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Nebenwirkungen/ Risiken

Ein großes Problem der Aktivkohle ist die abtragende Wirkung. Die groben Partikel der Kohlenstoffverbindung sind so groß, dass sie bei jeder Anwendung die Zahnhartsubstanzen reduzieren. So werden die Zähne nach und nach immer flacher, die Höcker der Zähne verschwinden dadurch. Eine Folge der flacheren Zähne ist, dass sich der gesamte Biss senkt, da die Zähne abgeschliffen werden. Durch eine Bisssenkung müssen sich alle Knochen und Gewebe an neue Begebenheiten anpassen – Kiefergelenk und Muskulatur müssen adaptieren.

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Diese Adaptation ist allerdings nur zu sehr geringen Maßen möglich, bevor Beschwerden, Verspannungen und Versteifungen des Kiefergelenks entstehen. Diese Beschwerden können sich in starken Schmerzen ausdrücken und auch in anatomisch nah gelegene Regionen ausstrahlen. So können Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und auch Ohrenschmerzen entstehen, weil sich das Kiefergelenk nicht anpassen kann. Durch den Verlust der Zahnhartsubstanzen, besonders des Schmelzes, können die Zähne empfindlicher auf thermische Reize wie Hitze und Kälte werden, sodass sich überempfindliche Beschwerden entwickeln können.

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Ist Zahnpasta mit Aktivkohle schädlich?

Generell ist eine tägliche Anwendung einer Zahnpasta mit Aktivkohle schädlich, da sich die Zähne abreiben und die Zahnhartsubstanz so nach und nach verloren geht. Da der Zahnschmelz nicht reproduzierbar ist, entsteht für den Betroffenen ein Verlust der Schutzmäntel der Zähne, wodurch diese empfindlich werden können und sich der Biss senken kann. Darüber hinaus gibt es keinerlei wissenschaftliche Studien und Beläge, die den Einsatz von Aktivkohle in Zahnpasta rechtfertigen könnten. Daher gilt, dass jegliche Anwendung auf eigene Gefahr erfolgt.

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Kann Zahnpasta mit Aktivkohle krebserregend sein?

Der Industrieruß, der in den meisten Aktivkohle Zahnpasten verwendet wird, steht in Verdacht Krebs zu erregen. Inwieweit die Mengen des sogenannten „Carbon Blacks“ innerhalb der Zahnpasta Wirkung zeigen, ist allerdings fraglich. Auch in diesem Fall sind keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vorhanden. Weiterhin können bei dem industriellen Entstehungsprozess von Aktivkohle polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen entstehen, die krebserregend sind. Ob diese aus der Aktivkohle gereinigt wurden, bevor sie in die Zahnpasta eingebracht wurden, ist unklar.

 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.10.2017 - Letzte Änderung: 01.12.2022