Bei Chlorodont handelt es sich um die erste in Deutschland hergestellte Zahnpasta. Sie wurde 1907 von einem deutschen Apotheker in Dresden entwickelt und ermöglichte den Menschen damit eine neue Art von Zahnreinigung. Seit 1990 wird Chlorodont nicht mehr hergestellt.

Chlorodont® - Zahncreme

Chlorodont® ist der Name der ersten in Deutschland hergestellten Zahnpasta. Das Wort setzt sich aus den Begriffen chloros (griech. „grün“) und odon (griech. „Zahn“) zusammen. Die Farbe grün steht in diesem Zusammenhang für Frische und Pfefferminzgeschmack.

Was ist Chlorodont®?

Chlorodont® ist die erste Zahnpasta, die industriell hergestellt und in Metalltuben verpackt wurde. Chlorodont® wurde im Jahre 1907 vom Apotheker Ottmar Heinsius von Mayenburg erfunden. Er war Gründer der sogenannten Leonwerke, die nach der Wende verkauft wurden. Chlorodont® war so erfolgreich, weil es das erste Zahnpflegeprodukt war, was durch ansprechende Werbung gut verkauft wurde. Der Erfinder leistete Aufklärungsarbeit und konnte den Menschen ins Gewissen reden, dass die Zähne nur durch regelmäßige Pflege gesund blieben. Sein Werbespruch lautete „Der Zahn lebt. Denke daran und Händle danach.“ Die Inhaltsstoffe waren häufig erprobt und getestet, sodass die Pasta sich heutezutage noch gut auf dem Markt der Zahnpasten schlagen würde.

Die Zahnpasta

Chlorodont® wurde in Metalltuben verkauft, die man leicht an den blau-grün karierten Streifen erkennen konnte. 1969 entschied man sich zu einer Designveränderung.

Die Bestandteile der Zahnpasta waren Bimssteinpulver, Calciumcarbonat, Seife, Glycerin, Kaliumchlorat und Pfefferminze. Letzteres galt der Geschmacksverbesserung. Calciumcarbonat und Bimssteinpulver waren die Putzkörper der Zahnpasta, die für die reinigende Wirkung sorgten. Calciumcarbonate werden dafür auch heute noch eingesetzt, Bimssteinpulver hingegen nicht mehr. Glycerin fungierte als Feuchthaltemittel, sodass die Zahnpasta nicht austrocknete. Seife ist das Natrium- oder Kaliumsalz von Fettsäuren und fand als Tensid, wie heute auch noch, in Chlorodont® Verwendung. Es verringert die Oberflächenspannung des Zahnpasta-Speichel Gemisches und hat eine schäumende Wirkung. Kaliumchlorat war der desinfizierende Bestandteil, der aber heute dafür nicht mehr verwendet wird.

Die Hauptanforderungen an eine Zahnpasta waren damals die gleichen wie heute. Chlorodont® versprach für blendend weiße Zähne zu sorgen, unangenehmen Mundgeruch zu beseitigen und gegen Zahnbelag und Verfärbungen zu wirken.

Angeboten wurde die Zahnpasta in Kombination mit einer Chlorodont® - Zahnbürste und Chlorodont® - Mundwasser. Dies versprach die beste Versorgung der Zähne und einen umfassenden Schutz gegen Bakterien.

Wie wirkt Chlorodont®?

Durch die verschiedenen Inhaltsstoffe der Zahnpasta gelang es Chlorodont®, unterschiedlichen Schmutz zu beseitigen. Die Seife galt als einfaches Reinigungsmittel. Sie fungierte wie Waschmittel und löste Fette und sonstige Stoffe vom Zahn ab. Es bildeten sich kleine Mizellen, also kleine kugelförmige Gruppen, die den Schmutz im Inneren fingen. Bimssteinpulver und Calciumcarbonat hatten eine schmirgelnde Wirkung. Wie die kleinen Putzkügelchen, die heute noch in Zahnpasten enthalten sind, rieben sie die frischen Beläge vom Zahn ab.

Laut Werbung sollten die Zähne durch das Pulver weißer werden. Der Calciumanteil im Calciumcarbonat und im Calciumchlorat wirkte in gewisser Weise remineralisierend für den Zahnschmelz. Heute weiß man, dass der Schmelz zusätzlich zu einem anderen Calciumpräparat noch Phosphor und Fluor benötigt. Calciumchlorat hat zusätzlich eine desinfizierende Wirkung. Der Vorteil dieses Stoffes war, dass er geruchlos war und süßlich schmeckte. Für den Geschmack sorgte zusätzlich Pfefferminze. Glycerin war nur enthalten, um die Feuchtigkeit der Zahnpasta in der Tube zu gewähren, und sie vor zu schnellem Austrocknen zu bewahren.

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Hinweise zur Anwendung

Die Zahnpasta wurde genauso angewendet wie heutige Pasten auch. Der Konzern warb auf seinen Plakaten damit, mindestens morgens und abends die Zähne zu putzen. An dieser Vorstellung hat sich bisher noch nichts geändert. Anders als bei dem Zahnpulver, welches früher mit den Fingern auf den Zähnen verteilt wurde, klärte Ottmar Heinsius von Mayenburg darüber auf, die Zähne mit Zahnpasta und Zahnbürste zu reinigen. Da die Zahnpasta auch Stoffe enthielt, die eventuell schädlich für den Körper sein konnte, sollte die Zahnpasta nicht geschluckt, sondern ausgespuckt werden.

Was sollte man wissen?

Wie es früher in der Werbung versprochen wurde, dass die Zähne von der Zahnpasta weißer werden, lässt sich wissenschaftlich leider nicht belegen. Es gibt keine frei verkäufliche Zahnpasta, die aggressiv genug ist, den Zahnschmelz zu bleachen. Zwar scheinen die Zähne direkt nach dem Zähneputzen mit gewissen Pasten heller, das liegt aber daran, dass man den Unterschied wahrnimmt zwischen der Farbe der Zahnpasta und den gesäuberten weißen Zähnen.

Es ist leider so, dass der Zahnschmelz durch die Schmirgelpartikel abgerieben wird. Somit wird die weiße Schmelzschicht immer dünner und das etwas dunklere, gelbe Dentin kommt mehr zum Vorschein. Das Präparat Calciumchlorat wird heutezutage nicht mehr verwendet. Zur Desinfektion wird kein Chlor, sondern Chlorhexidin oder Triclosan verwendet. Heute weiß man, dass der Schmelz neben Calcium noch Fluorid und Phospor benötigt, um sich zu remineralisieren. Calcium liegt also in Form von Calciumcarbonat oder Calciumfluorid vor. Da man die Zahnpasta nicht schluckt, sondern wieder ausspuckt, gelangt kaum einer der umstrittenen Stoffe wie Triclosan oder Fluor in den Körperkreislauf. Vielmehr werden diese nur lokal appliziert. Die heutige fluorhaltige Zahnpasta hat gegenüber Chlorodont somit Vorteile.  

Wo gibt es Chlorodont® zu kaufen?

Chlorodont® war bis in die 80er Jahre eins der meist verkauften Produkte in Deutschland. Da es heutzutage eine Vielzahl von Zahnpasten auf dem Markt gibt, die zusätzlich Geschmacksstoffe und weitere Gesundheitsmittel enthalten, wurde Chlorodont® vom Markt verdrängt. Nach der Wende im Jahre 1990 wurden die Erfinder von Chlorodont®, die Leonwerke aufgekauft. Chlorodont® wurde nicht wieder produziert. Heute kann man nur noch Werbeschilder von Chlorodont® kaufen, oder Sammlerstücke erwerben. Die echte Zahnpasta Chlorodont® gibt es vermutlich nicht mehr. Obwohl sie in Metalltuben aufbewahrt wurde, wird sie heutezutage nicht mehr zu benutzen sein. Heute werden allerdings noch Zahnpasten von der gleichen Firma produziert, die immer noch auf dem Markt zu erwerben sind. So zum Beispiel Perlodont®, el-ce med®, und eine Kräuterzahnpasta elkadent®.

Geschichte von Chlorodont®

Um 1900 glaubte die Mehrheit der Menschen, dass der Zahnwurm für den Verfall der Zähne verantwortlich sei und dass eine Reinigung der Zähne mit Mundwasser ausreiche, um jenen zu bekämpfen. Obwohl schon einige Wissenschaftler erforscht hatten, dass es diesen Wurm nicht gibt und Bakterien für schlechte Zähne und den damit einhergehenden Zahnverlust verantwortlich sind.

Der Apotheker Dr. Ottomar Heinsius v. Mayenbrug war ebenfalls dieser Ansicht und forschte auf dem Gebiet, da er unter anderem davon überzeugt war, dass man nur mit einer mechanischen Reinigung eine ausreichende Mundhygiene erreichen kann. Der Grundstein für Chlorodont® war gelegt. Ottomar Heinsius v. Mayenbrug experimentierte einige Zeit auf dem Dachboden der Löwen-Apotheke in Dresden und stellte 1907 die erste Zahnpaste fertig. Die anfängliche Skepsis vieler Gelehrter konnte den Siegeszug von Chlorodont® nicht aufhalten, sodass immer mehr Menschen bei der Reinigung ihrer Zähne auf dieses Produkt setzten. Sie wurde maschinell hergestellt und in Metalltuben verkauft. Sie wurde so erfolgreich, dass man 1917 in der Dresdner Neustadt die Leo-Werke errichtete, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Durch gezielt eingesetzte und äußerst kreative Werbekampagnen, schafften die Leo-Werke den Sprung zum größten europäischen Zahncremehersteller mit einer breiten Produktpalette an Mundhygieneartikeln.

Eine Tube Chlorodont® kostete zwischen 60 Pfennig und 1 Mark.

Zu Beginn des Jahres 1945 und im Laufe des zweiten Weltkrieges wurden die Leo-Werke durch Bombenangriffe stark beschädigt, sodass die Produktion erst gegen Ende des Jahres wieder aufgenommen werden konnte. Produziert wurde seitdem nur noch für den Bedarf der DDR und der Sowjetunion. Sieben Jahre später wurde das Unternehmen verstaatlicht und mit einem neuen Namen versehen: VEB Elbe-Chemie. Bis Ende 1989 wurden unter diesem Namen Zahnpflegeprodukte für die DDR hergestellt, bis man 1990 den Namen erneut änderte. Die Firma wurde in die Dental Kosmetik GmbH & Co. KG Dresden umgewandelt und startete die Produktion in neuen, modernisierten Produktionsstätten. Zwei Jahre später erfolgte die Reprivatisierung mit ARGENTA Internationale Anlagegesellschaft mbH München als Eigentümer.

Seit der Wende wird Chlorodont® als Zahnpasta jedoch nicht mehr hergestellt, da den heutigen Eigentümern unter anderem die Namensrechte fehlen. Bis heute bleibt sie jedoch unvergessen, was eine Ausstellung im Deutschen Hygienemuseum zum 100-jährigen Jubiläum beweist.

Heute bekannte Marken der Firma sind Perlodont® und Putzi®.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.02.2015 - Letzte Änderung: 01.12.2022