Weisheitszahn ziehen unter Vollnarkose - Wie gefährlich ist das?

Unter Vollnarkose kann der Zahnarzt relativ leicht die Weisheitszähne entfernen, ohne dass der Patient Schmerzen wahrnimmt. Begleitet und überwacht wird die Operation in Vollnarkose von einem Anästhesisten. Während einer schwierigen Weisheitszahn Operation wird man zusätzlich durch einen Schlauch künstlich beatmet.

Weisheitszahn ziehen unter Vollnarkose

Einleitung

Immer öfter wird beim Zahnarzt der Wunsch geäußert, die Weisheitszähne unter Vollnarkose ziehen zu lassen.
Die Vollnarkose ist eine Methode, das Gehirn und den Körper des Patienten in einen Ruhezustand zu versetzen, sodass Schmerzwahrnehmung und Bewegungsfähigkeit unterdrückt werden. Der Zahnarzt kann die Weisheitszähne auf diese Weise einfacher ziehen oder herausbohren, weil der Patient keine Schmerzen spürt, die Muskeln entspannt sind und der Mund möglichst weit geöffnet werden kann.

Durchführung der Vollnarkose

Die Schlafmittel werden in die Blutbahn gespritzt, sodass die Narkose schnell wirkt und die Schmerzweiterleitung und Verarbeitung von anderen Reizen gehemmt.
Begleitet und überwacht wird die Operation der Weisheitszähne in Vollnarkose von einem speziellen Narkosearzt, einem Anästhesisten. Während einer schwierigen Weisheitszahn Operation wird man zusätzlich durch einen Schlauch künstlich beatmet.

Wann ist eine Vollnarkose sinnvoll?

In der Regel gibt es fünf Fälle, die eine Indikation für die Vollnarkose bei der Weisheitszahnentferung darstellen und die medizinisch begründet sind.

  1. Bei schwer zugänglichen, verlagerten Weisheitszähnen, bei denen eine einfache Lokalanästhesie den Schmerz nicht ausschalten kann, muss eine stärkere Betäubung eingesetzt werden. Außerdem lohnt es sich, wenn im gleichen Schritt zusätzlich weitere Behandlungen während der Vollnarkose durchgeführt werden können.
     
  2. Der zweite Fall ist, dass Patienten ein Attest für eine Zahnarztphobie vorlegen. Ein Psychotherapeut muss also eine bereits psychotherapeutisch behandelte Zahnarztangst nachweisen.
     
  3. Wenn Allergien gegen das lokale Betäubungsmittel vorliegen, nicht aber gegen die Betäubungsmittel einer Vollnarkose, muss man darauf zurückgreifen.
     
  4. Kinder, die nicht still halten können, wegen einer  Behinderung oder aus Angst, oder generell Kinder, die nicht zu beruhigen sind, sobald sie auf dem Zahnarztstuhl liegen, müssen mit einer Vollnarkose ruhig gestellt werden.
     
  5. Genauso schwierig sind meist Patienten mit geistiger oder körperlicher Behinderung zu behandeln. Zum einen ist die Vollnarkose der schnellere Weg, zum anderen ist das Arbeiten sicherer, wenn der Patient ruhig gestellt ist. Die Gefahr vor Verletzungen für Patienten und Zahnarzt & Team ist minimiert.

Erfahren Sie mehr dazu unterVollnarkose beim Zahnarzt

Angst vor dem Zahnarzt

Wer unter Zahnarztphobie leidet, hat meist schon im frühen Kindesalter Angst vor dem Zahnarztbesuch. Neben einer psychotherapeutischen Behandlung bietet sich gerade bei größeren Eingriffen die Vollnarkose an. Auch falls man lediglich Angst vor der Behandlung an sich hat, kann der Wunsch nach einer Vollnarkose naheliegend sein.

Unter Vollnarkose wird man in einen Schlafzustand versetzt, sodass man von der Behandlung nichts mitbekommt. Bei einer normalen Weisheitszahnoperation wird im Normalfall nur lokal betäubt. Schmerzen verspürt man keine, allerdings bekommt man die Geräusche der Behandlung mit.

Als weitere Methode gilt die Behandlung mit Lachgas oder eine Art Sedierung. In diesen Fällen fällt man in einen leichten Schlaf- oder Trancezustand. Die Behandlung verläuft schmerzfrei und die Angstgefühle verschwinden.

Informieren Sie sich auch unter: Angst vor dem Zahnarzt

Vorteile der Vollnarkose

  • Zeitersparnis: Unter einer Vollnarkose können alle Weisheitszähne, die entfernt werden müssen, auf einmal gezogen werden. Würde man in einfacher Lokalanästhesie operieren, sollte man nicht 4 Zähne auf einmal ziehen, sondern mehrere Sitzungen einplanen.
     
  • Angenehm für den Patienten ist es neben der Schmerzfreiheit auch, dass er von den Geräuschen, Gesprächen und gegenenfalls auftretenden Komplikationen in Vollnarkose nichts mitbekommt. Da in Lokalanästhesie nicht das komplette Gefühl abgeschaltet werden kann, verspürt man trotzdem ein unangenehmes Druckgefühl. Denn die Nerven, die für die Weiterleitung starker Druckgefühle verantwortlich sind, können von der lokalen Betäubung nicht abgeschaltet werden.
     
  • Arbeitserleichterung: Ein Vorteil für den Zahnarzt ist, dass der Patient sich unter Narkose nicht willkürlich bewegen kann. Das heißt er macht ohne Widerwillen bei der Operation mit. Der Mund kann maximal offen gehalten werden, sodass eine gute Sicht gewährleistet ist.
     
  • Schutz vor Verletzungen: Außerdem braucht der Zahnarzt keine Angst zu haben, dass der Patient irgendwelche Bewegungen macht. Unvorhergesehene Zuckungen können dazu führen dass der Zahnarzt mit dem Bohrer oder anderen Instrumenten abrutscht. Er kann sich dadurch auch erschrecken, was zu gefährlichen Verletzungen für Patienten und Behandler führen kann.
  • Beachten sollte man, dass die Schmerzen und die Schwellung nach der Operation meistens genauso stark sind, wie unter Lokalanästhesie. 

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Nachteile der Vollnarkose

Die Nachteile überschneiden sich in gewisser Weise mit den Risiken, da bei der Behandlung unter Vollnarkose auch Komplikationen auftreten können, die bei der lokalen Betäubung nicht üblich sind. Im Vergleich zu der Behandlung im Wachzustand gibt es sonst wenig Nachteile.

  • Bei Patienten, die sich in Vollnarkose befinden und die nichts von der Behandlung mitbekommen, können die Mundwinkel durch zu starken Zug der Wangenhaken einreißen.
     
  • Außerdem muss man nach der Narkose im Aufwachraum bleiben, bis man wieder zu sich gekommen ist. Man kann also nicht sofort wieder nach Hause gehen, wie bei der lokalen Betäubung üblich ist.
     
  • Meistens verbleibt man nach der Vollnarkose den restlichen Tag im Bett, weil die Betäubungsmittel den Körper ermüden und Schwindel und Übelkeit keine Seltenheit sind. Das Bedienen von Maschinen und die Teilnahme am Straßenverkehr ist für die folgenden 24h untersagt.
     
  • Während der OP ist ein venöser Zugang nötig, damit im Falle von Komplikationen Notfallmedikamente direkt verabreicht werden können.
     
  • Insgesamt bedeutet die Vollnarkose mehr Aufwand, da geeignete Räumlichkeiten und Personal (nämlich der Anästhesist) nötig sind.
     
  • Die typischen Halsschmerzen und Heiserkeit nach der Vollnarkose treten meist nicht auf, da man bei der Weisheitszahn Operation durch die Nase beatmet wird. Die Post operativen Halsschmerzen kommen meistens durch die Beatmungsmaske.

Welche Risiken gibt es?

Neben den Risiken, die bei einer Weiheitszahnextraktion normal vorkommen können, bestehen speziell bei der Behandlung in Vollnarkose die Risiken durch die Anästhesie und die Betäubungsmittel. Laut Statistiken kann es bei einer von 10.000 Narkosen zu Problemen kommen.

Nicht jeder Mensch darf in Vollnarkose behandelt werden, ohne dass vorher der gesamte Organismus darauf geprüft wurde. Einige Patienten gehören zu Risikogruppen, die nur in Ausnahmefällen in eine Vollnarkose versetzt werden sollten.

  • Dazu gehören Patienten mit Infekten der Atemwege, zum Beispiel einer Lungenentzündung. Durch die künstliche Beatmung kann es nach der Operation zu Heiserkeit und Atembeschwerden kommen.
  • Patienten, die mit Zytostatika behandelt werden, stellen ein Risiko dar, da sie sehr anfällig gegenüber Infekten sind.
  • Ungern werden für eine Weisheitszahn Entfernung Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen in Vollnarkose gelegt. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz durch einen angeborenen Herzfehler oder starkem Bluthochdruck ist eine Vollnarkose weitaus risikoreicher als bei gesunden Patienten. 

Lesen Sie weiter unter: Das sind die Risiken einer Vollnarkose

Dauer

Jeder Patient ist unterschiedlich und jede Operation verläuft anders. Deswegen kann man keine konkrete Angabe zur Dauer machen. Die Dauer ist abhängig davon, wie viele Zähne gezogen werden müssen, und wie diese im Kiefer liegen.

Sind die Zähne bereits durchgebrochen und die Krone vollständig sichtbar, kann der Zahn einfach gezogen werden.
Liegen die Zähne noch komplett im Knochen, muss dieser erst aufgebohrt werden. Ein weiteres Problem tritt auf, wenn die Weisheitszähne horizontal im Knochen legen und man sie nicht greifen kann. Bereits bei durchgebrochenen Zähnen kann es zu Verzögerungen kommen, wenn die Wurzeln abbrechen und im Knochen stecken bleiben.

Je nach Erfahrung und Fertigkeit des Behandlers dauert die Operation unterschiedlich lange. Während der Operation kann es immer wieder zu Komplikationen kommen, oder zu nicht voraussehbaren Planänderungen. Zum Beispiel muss in einigen Fällen mehrere Nähte gelegt werden, was auch zusätzliche Zeit erfordert.

Da es eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, die Narkose einzuleiten und den Patienten nach der Operation wieder aufzuwecken, dauert die Behandlung insgesamt etwas länger. Die kürzeste Operation dauert etwa 30 Minuten, wenn alles nach Plan verläuft. Falls die Zähne aber, wie oben beschrieben, verlagert liegen, kann eine Weisheitszahn Operation auch 3 Stunden dauern.

Nach der Operation muss man im Aufwachraum liegen bleiben, bis man sich erholt hat. Nach einer Lokalanästhesie kann man meistens nach der Behandlung direkt nach Hause gehen.

Was kostet die Zahnentfernung unter Vollnarkose?

Für das Ziehen der Weisheitszähne in Vollnarkose fallen zusätzliche Kosten an. Der Zahnarzt bekommt von der Krankenkasse einen festgelegten Betrag für die Extraktion. Die Behandlung drumherum, nämlich die Vollnarkose, muss zusätzlich finanziert werden.
Der Anästhesist muss die ganze Zeit da sein, alle Narkoseinstrumente müssen vorhanden sein. Deswegen variieren die Kosten für die Operation in Vollnarkose je nach Dauer der Behandlung.

Als Anhaltspunkt gilt, dass eine Stunde Operationszeit circa 200- 300 € kostet. Bei längerer Behandlung steigt der Preis nicht so stark an. Für jede weitere Stunde werden circa 50- 70 € berechnet. Jeder Zahnarzt berechnet einen unterschiedlichen Preis, deswegen sollte man sich an diesen Zahlen nicht festhalten, sondern lediglich orientieren. Im Arztgespräch kann eine gewisse Näherung stattfinden, weil der Zahnarzt weiß, wie lange die Operation in etwa andauern wird.

Was zahlt die Krankenkasse?

In der Regel zahlt die gesetzliche Krankenkasse die Vollnarkose nicht. Die eigentliche Behandlung, die Weisheitszahn zu entfernen wird natürlich von den Krankenkassen bezahlt. Die privaten Krankenkassen übernehmen häufiger zumindest teilweise die Behandlung in Vollnarkose. Ob das der Fall ist, muss man bei seiner privaten Versicherung nachfragen.

In besonderen Ausnahmefällen, kann es durchaus vorkommen, dass die Narkose komplett von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird. Solche Fälle müssen als medizinisch notwendig begründet sein.

  • Bei Kindern oder Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung wird die Narkose erstattet, wenn die Patienten bei der Behandlung im Wachzustand nicht mitmachen können.
  • In einigen Fällen können Patienten mit starken Ängsten vor zahnärztlicher Behandlung ein psychologisches Attest vorlegen, das beweist, dass eine bereits psychotherapeutisch behandelte Zahnarztphobie vorliegt. In diesen Fällen sollte die Krankenkasse die Vollnarkose die Kosten übernehmen, da die Behandlung im Wachzustand vermutlich nicht möglich wäre.
  • In wenigen Fällen kann es sein, dass Patienten eine Allergie gegen die Lokalanästhesie haben. Wenn keine geeignete Lokalanästhesie verwendet werden kann, muss die Vollnarkose von der Krankenkasse bezahlt werden.

Verbindlich gelten die Geschäftsbedingungen der jeweiligen Krankenkasse. Wir empfehlen, sich bei Fragen oder Unklarheiten direkt an die Krankenkasse wenden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.02.2018 - Letzte Änderung: 07.12.2022