pH-Wert im Speichel

Im Speichel herrscht ein weitgehend neutraler pH-Wert, der jedoch auch von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Dazu zählt vor allem die vorangegangene Nahrungsaufnahme. Ein langfristig zu hoher oder niedriger pH-Wert kann z.B. Karies fördern. Mit einem pH-Teststreifen lässt sich der Wert auch selbst messen.

pH-Wert im Speichel

Einleitung

Der pH-Wert ist ein Maß dafür, wie sauer oder basisch eine Flüssigkeit oder Substanz ist. Bei einem pH-Wert von 7 spricht man von einer neutralen Substanz. Bei Werten unter 7 handelt es sich um saure und bei Werten über 7 um basische Flüssigkeiten. Da der Speichel aus verschiedenen Bestandteilen besteht und von verschiedenen Drüsen produziert wird, kann sein pH-Wert je nach Zusammensetzung variieren. 

Was ist der normale pH-Wert im Speichel?

Der Speichel in unserem Mund besteht zu über 99% aus Wasser und wird von verschiedenen Speicheldrüsen, die im Hals- und Mundbereich sitzen, produziert. Dazu gehört u.a. die Ohrspeicheldrüse (Parotis), die Unterzungendrüse (Glandula Sublingualis) und die Unterkieferdrüse (Glandula Submandibularis). Jede dieser Drüsen mündet mit einem oder mehreren Ausführungsgängen im Mund. Sie produzieren den Speichel, der wichtig ist, um unsere Nahrung anzufeuchten, damit wir sie besser herunterschlucken können. Dafür sind Muzine im Speichel enthalten, außerdem gibt es Verdauungsenzyme, wie die Alpha-Amylase. Sie beginnt schon im Mund mit der Verdauung von Kohlenhydraten. Lysozym ist ein Bakterizid aus dem Speichel, welches Bakterien im Mundraum direkt bekämpft. Ein weiterer Bestandteil des Speichels ist Bikarbonat. Es sorgt für ein leicht basisches Milieu, so ist die alpha-Amylase besonders aktiv und der Zahnschmelz wird geschützt. Normalerweise hat der Speichel einen pH-Wert, der relativ neutral ist (variiert je nach Speichelsekretion zwischen 6,5 - 7,2).

Ändert sich der pH-Wert im Speichel im Tagesverlauf?

Da der pH-Wert des Speichels von der Nahrungsaufnahme beeinflusst wird, ist es kein Wunder, dass er im Verlauf eines Tages Schwankungen unterworfen ist. So ist er morgens vor dem Frühstück, da man über Nacht lange Zeit nichts mehr gegessen hat eher niedrig. Nach jeder Mahlzeit wird plötzlich mehr Speichel produziert und er wird basischer. Wird nach Beendigung der Mahlzeit der Speichelfluss wieder heruntergefahren und der neue Speichel ersetzt den alten, sinkt der pH-Wert wieder.

In der heutigen Zeit nehmen wir generell eher saure Nahrung zu uns (z.B. über Fruchtsäfte o.ä.), sodass es von Vorteil ist, dass der basische Speichel den pH-Wert im Mund ausgleichen kann. Außerdem ist die Schwankung des pH-Wertes abhängig davon, was die Mahlzeit enthält. Eine kohlenhydratreiche Kost (vor allem Zucker) führt eher zu einem sauren Milieu im Mund als proteinreiche Nahrung. Sie verursacht also stärkere Schwankungen im Tagesverlauf.

Was erhöht den pH-Wert?

Der pH-Wert im Speichel spiegelt die Lage des Säure-Base-Haushalts im ganzen Körper wider. Ist der pH-Wert zu hoch, spricht das für eine basische Stoffwechsellage. Dann spricht man von einer sogenannten Alkalose. Diese kann metabolisch (also vom Stoffwechsel) oder respiratorisch (also durch die Atmung) verursacht sein. Eine metabolische Alkalose tritt auf, wenn man sich oft übergeben muss. Denn dann verliert der Körper große Mengen an Magensäure. So sind im Körper insgesamt mehr Basen vorhanden und der pH-Wert steigt. Dieses chronische Erbrechen kann z.B. im Zuge einer Bulimie auftreten. Weitere Ursachen für eine metabolische Alkalose können sein: Magenspülungen, Diuretika-Therapie (harntreibende Medikamente) oder eine Hypoalbuminämie (zu wenig Albumin im Blut) bei Leberversagen oder anderen Erkrankungen.

Eine respiratorische Alkalose wird durch Hyperventilation herbei geführt. Durch die beschleunigte Atmung wird vom Körper mehr CO2 abgegeben. Da CO2 im Blut als Säure wirkt, führt sein Fehlen zu einer basischen Stoffwechsellage. Ursachen für verringerten CO2-Druck im Blut können außerdem sein: Höhenaufenthalt, Lungenfibrose, restriktive Lungenerkrankungen und bestimmte Herzfehler.

Was sind die langfristigen Folgen von einem zu hohen pH-Wert?

Eine hohe Aktivität der Speicheldrüsen geht mit einem erhöhten pH-Wert des Speichels einher. Das kann z.B. vorkommen, wenn man ständig Nahrung zu sich nimmt. Dann werden die Speicheldrüsen aktiver und produzieren schneller und mehr Speichel, sodass der pH-Wert steigt. Meist ist das kein Problem, da die erhöhte Aktivität der Drüsen nicht von langer Dauer ist. Ein leicht erhöhter pH schützt sogar vor Karies. Ist der pH-Wert allerdings ständig stark erhöht, kann das die Zähne auch schädigen. Außerdem können die Verdauungsenzyme des Speichels bei zu stark abweichenden Werten nicht mehr effizient arbeiten. Ein weiterer Grund für erhöhten Speichelfluss kann das chronische Erbrechen bei der Bulimie sein. Der Körper versucht dadurch den sauren pH des Magensaftes auszugleichen, um die Zähne zu schützen.

Was senkt den pH-Wert?

Nimmt man vor der pH-Messung noch Nahrung zu sich (vor allem in Form von Kohlenhydraten, also z.B. Zucker) und der Mund wurde nicht gereinigt (Bakterien können ein saures Milieu verursachen), können die Werte ins Saure verfälscht werden. Der pH-Wert im Körper kann allerdings auch durch andere Ursachen erhöht sein, man spricht dann von einer Azidose. Auch diese kann wieder metabolisch (vom Stoffwechsel)  oder respiratorisch (durch die Atmung) bedingt sein. Eine metabolische Azidose kann bei schlecht eingestellten Diabetikern auftreten. Bei ihnen sind im Blut vermehrt Ketonkörper (sauer) enthalten, man spricht dann von einer Ketoazidose.

Alkoholkonsum und langer Hungerzustand (dann sind auch mehr Ketonkörper im Blut) sind weitere Ursachen. Viel Sport kann kurzfristig zu einer Laktatazidose führen (Laktat = Milchsäure). Bei chronischem Durchfall geht zu viel Bicarbonat verloren und es kommt ebenfalls zur Azidose.

Respiratorisch bedingt ist die Azidose bei Hypoventilation, wenn also zu wenig CO2 abgeatmet wird. Das kann z.B. bei obstruktiven Lungenerkrankungen, wie dem Asthma bronchiale oder bei einer Bronchitis, passieren.

Was sind die langfristigen Folgen von einem zu niedrigem pH-Wert?

Bei kohlenhydratreicher Ernährung produzieren die Bakterien der Mundflora viele Säuren. Sie können sich in ihre eigenen Abbauprodukte einbetten und bilden mit ihnen zusammen einen Biofilm auf den Zähnen, einen Plaque. Es entsteht immer mehr Säure, die nun den Zahn entmineralisiert. Wird den Bakterien für einen kurzen Zeitraum ihre Nahrung genommen, kann sich der Zahn oft regenerieren. Passiert dies allerdings nicht, z.B. durch ständigen Kohlenhydratkonsum und schlechte Mundhygiene, schreitet die Demineralisierung immer weiter fort. Die Folgen sind Löcher in den Zähnen und Karies.

Gibt es einen optimalen pH-Wert?

Im Speichel sollte der pH-Wert leicht basisch sein, also etwa bei 7-8 liegen. Ab einem pH von 6,7 beginnt bereits die Entmineralisierung der Zähne und ab 5,5 wird sogar der Zahnschmelz angegriffen. Bei Zuckeraufnahme wird der pH-Wert durch die Säure, die die Bakterien produzieren, gesenkt. Hat man nun einen recht basischen Speichel als Ausgangswert, rückt der pH nicht so schnell in kritisch saure Bereiche und kann sich nach der Nahrungsaufnahme schneller wieder ins Basische regenerieren.

Das Blut hat einen optimalen pH-Wert zwischen 7,35 – 7,45. Es ist wichtig, dass der pH-Wert des Blutes in engen Grenzen konstant gehalten wird. Viele Enzyme können nur in einem ganz bestimmten pH-Wert gut genug arbeiten, um den Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Um den pH-Wert zwischen 7,35 – 7,45 aufrecht zu erhalten, gibt es im Blut verschiedene Puffersysteme, die zu viel Säuren oder Basen ausgleichen können (Phosphat-Puffer, Bikarbonat-Puffer, Hämoglobin-Puffer). Versagen diese Puffer, spiegelt sich der veränderte pH-Wert auch im Speichel wider.

Wie kann man den pH-Wert im Speichel messen?

Wenn man den pH-Wert im Speichel messen möchte, um zum Beispiel auf eine Übersäuerung des Körpers zu schließen, muss man einige Regeln befolgen. Der pH-Wert des Speichels hängt stark davon ab, wie aktiv die Speicheldrüsen Sekret abgeben. Daher würde man mit Stimulation der Drüsen (also zum Beispiel Nahrungsaufnahme kurz vor der Messung) das Messergebnis verfälschen. Je aktiver die Drüsen sind, desto basischer wird der Speichel. Das liegt daran, dass mit einem schnelleren Fluss des Speichels weniger Zeit bleibt, Natrium-Ionen aus dem zunächst plasmaisotonen Speichel in den Ausführungsgängen der Drüsen zurück zu resorbieren. Es ist also wichtig, etwa zwei Stunden vor der Messung nichts mehr zu essen und zu trinken. Ein nüchterner pH-Wert des Speichels kann dann gut mit dem pH-Wert z.B. des Dünndarms verglichen werden.

Um den pH-Wert selbst zu messen, kann man sich pH-Teststreifen kaufen. Dann muss man den Teststreifen mit ein wenig Speichel befeuchten, z.B. von der Zunge. Dann spült man den Mund mit Zitronensaft und misst danach mit einem neuen Teststreifen den pH-Wert. Für bessere Testergebnisse sollte man die Messung in zwei Minuten ein paar Mal wiederholen (ohne neue Zitronenspülung).

Wie schnell der pH-Wert steigt (also basischer wird), ist ein Hinweis, wie gut die Pufferfunktion des Blutes ist. Puffert das Blut gut, kann es abweichende pH-Werte (wie z.B. durch die Zitronensäure) gut ausgleichen. Umso schneller der pH-Wert nach dem Spülen mit Zitronensaft wieder ansteigt (also basischer wird), desto besser. Schlecht ist die Pufferkapazität, wenn der pH-Wert nach 10 Minuten immer noch unter 7,0 liegt (anzustreben ist ein pH von 8,0).

Weitere Informationen

Erfahren Sie mehr über den pH-Wert im menschlichen Körper:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.11.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021