OP eines Magenbypass

Bei der Magenbypass-OP wird der Magen in der Bauchhöhle belassen, aber der Weg der Nahrung wird am Großteil des Magens "umgeleitet", indem man den Magen kurz nach dem Eingang abtrennt und mit einem Teil des Dünndarms verbindet, sodass ein kleiner Restmagen verbliebt.

OP eines Magenbypass- Das sollten Sie beachten!

Einleitung

Der Magenbypass ist die häufigste Operation im Rahmen der Adipositaschirurgie (= Chirurgie bei Übergewicht). Wie der Name schon vermuten lässt, ist das Ziel dieser Operation, dass mit Hilfe einer „Magenverkleinerung“ eine Gewichtsabnahme bei stark übergewichtigen Patienten unterstützt werden soll. Dennoch gilt dieser operative Eingriff nicht als Mittel der Wahl, sondern kommt eher dann zum Einsatz, wenn alle anderen Versuche zur Gewichtsreduktion erfolglos blieben.

Wie funktioniert der Magenbypass?

Bei der Magenbypass-Operation wird der größte Teil des Magens "lahm gelegt", indem der Speisebrei vom Mageneingang direkt in den Dünndarm geleitet wird. Das heißt, dass ein kleiner Teil des Magens noch bestehen bleibt und es gehen die Verdauungssäfte des Magens nicht verloren. Der kleinere Restmagen umfasst ein Volumen von bis zu 50ml und stellt mit diesem geringeren Fassungsvolumen eine Art „Nahrungsbremse“ dar.

Voruntersuchungen

Die Operation zur Herstellung eines Magenbypasses ist insbesondere für übergewichtige Patienten geeignet, die entweder einen BMI von >40 (Adipositas Grad 3) aufweisen oder einen geringeren BMI, dafür aber zusätzlich andere Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schlafapnoe oder Herzerkrankungen zeigen.

In der Regel kommt eine Magenbypass-Operation erst dann zum Einsatz, wenn zuvor über einen bestimmten Zeitraum konservative Maßnahmen (Ernährungsberatung und –umstellung, körperliche Betätigung etc.) zur Gewichtsreduktion versucht worden und erfolglos geblieben sind. In einigen Fällen, z.B. bei BMI >50  kann jedoch eine Magenbypass-Operation direkt ohne vorangehende konservative Therapieversuche durchgeführt werden.

Vor einer Operation wird daher im Rahmen einer genauen körperlichen Untersuchung und mittels einer ausführlichen Anamnese die Operationstauglichkeit überprüft. Es erfolgt ein kurzer Check des Magens auf krankhafte Veränderungen wie Tumore, Geschwüre oder Entzündungen mittels einer Magenspiegelung. Ebenso erfolgt eine Ultraschalluntersuchung des (Ober-) Bauches mit besonderem Augenmerk auf Gallenblasenleiden wie z.B. Gallensteine, die im Rahmen der Operation direkt mit entfernt werden können.

Beide Untersuchungen sind notwendig, da durch die veränderte Anatomie nach der Operation eine Spiegelung des ursprünglichen Magens und auch eine Entfernung von Gallensteinen nicht mehr möglich sind.

Wie läuft die OP ab?

Die Magenbypass-Operation wird in Vollnarkose durchgeführt, was bedeutet, dass der Patient für etwa 90-150 Minuten bewusstlos ist und dabei intubiert und beatmet wird. Der Eingriff selbst wird fast ausschließlich in Schlüssellochtechnik (minimal-invasives Operieren/Laparoskopie), seltener über einen größeren Schnitt (offen-chirurgisch) durchgeführt.

Durch mehrere kleine Hautschnitte werden demnach die Operationsinstrumente und eine Kamera in den Bauchraum eingeführt, nachdem der Bauchraum mit einem Gas (CO2) aufgefüllt bzw. „aufgebläht“ wurde, damit sich die Bauchdecke hebt und der Chirurg bessere Sicht auf die Organe hat. Nach Aufsuchen des Magens wird dieser knapp unterhalb des Mageneinganges mit einer Klammernahtreihe abgetrennt. Unterhalb des Speiseröhrenendes ist somit ein kleiner Restmagen (Magenpouch) entstanden, der in der Regel ein Fassungsvolumen von unter 50ml aufweist. Der übrige, verschlossene Magen verbleibt an Ort und Stelle und wird sozusagen „stillgelegt“.

Als nächstes wird der Dünndarm im Bereich des Jejunums (Leerdarm) durchtrennt: Das untere Schnittende wird im Anschluss „hochgezogen“ und mit dem kleinen Restmagen verbunden (Gastrojejunale Anastomose). Das obere Schnittende des durchtrennten Jejunums wird nun noch mit dem Dünndarmabschnitt, der auf das Jejunum folgt verbunden.

Insgesamt entsteht folgendes funktionelles Bild: Die aufgenommene Nahrung gelangt über die Speiseröhre in den kleinen Restmagen und von dort ohne Kontakt mit dem Zwölffingerdarm direkt in den Dünndarm und später in den Dickdarm. Sämtliche Verdauungssekrete aus dem Magen und dem Zwölffingerdarm (Galle-/Bauchspeicheldrüsensaft) werden direkt in den Dünndarm geleitet und dort der zu verdauenden Nahrung zugeführt.  

Ein anderer Name für die Operation eines Magenbypasses lautet Roux-en-Y-Magenbypass.

Informieren Sie sich unterRoux-en-Y-Magenbypass

Nachbehandlung

Unmittelbar nach der Operation schließt sich während des Krankenhausaufenthaltes ein langsamer, schonender Kostaufbau und eine körperliche Mobilisierung an. Die Vorteile der Schlüssellochtechnik zeigen sich schnell, da durch die kleinen Schnitte weniger Schmerzen und ein schnelleres „wieder auf die Beine kommen“ möglich ist. Die Nähte oder Klammern der verschlossenen kleinen Hautschnitte können in der Regel zwischen dem 10. und 14. Tag nach der OP gezogen werden.

Durch das geringere Magenvolumen können nun keine großen Mahlzeiten mehr zu sich genommen werden, sodass insbesondere darauf geachtet werden muss über den Tag verteilt mehrere kleine, eiweißreiche Portionen zu essen und die Nahrung bewusst gut zu zerkauen. Auf sehr langfaseriges Fleisch oder Gemüse sollte verzichtet werden, genauso auch auf stark zuckerhaltige Speisen und Getränke.

Da durch die Magenverkleinerung Vitamine und Nährstoffe nicht mehr so gut aufgenommen werden können, ist zudem eine lebenslange Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln notwendig, damit keine Mangelerscheinungen auftreten Um diese rechtzeitig zu erkennen und behandeln zu können, sind regelmäßige Blutkontrollen beim Hausarzt notwendig.

Auch Medikamente können in ihrer Wirkung durch die veränderte Magen-Darm-Passagezeit abweichen: eventuell ist eine Dosisanpassung der einzunehmenden Medikamente notwendig, was individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen werden muss.

Risiken der Magenbypass-OP

Prinzipiell gelten auch für dei Magenbypass-OP die bei einer Operation üblichen Risiken: Verletzung von Nachbarstrukturen, wie Nerven, Gefäßen oder andern Oraganen, Wundheilungsstörungen und Wundinfektion und die Risiken der Narkose.

Da es sich bei der Magenbypass-Operation um einen Eingriff am Magendarmtrakt handelt und die Anatomie mittels neu angelegter Darmverbindungen verändert wird, besteht immer auch das Risiko, dass eine der neuen Magen-Darm-Verbindungen nicht dicht ist (Anastomoseninsuffizienz), was im schlimmsten Fall zu einer postoperativen Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen kann. Desweiteren kann jeder Eingriff am Magen-Darm-Trakt im Nachhinein zu einer zeitweisen Lähmung des Darmes führen. Die kann zu Verdauungsproblemen bis hin zu Verstopfungen führen, die möglicherweise behandelt werden müssen.

Ein gefürchtetes Risiko ist das sogenannte Dumping-Syndrom: Dadurch, dass nur noch ein kleiner Restmagen mit verhältnismäßig geringem Füllungsvolumen übrig bleibt, entfällt auch das funktionelle Auffangreservoir für Nahrung, sodass es zu einer „Sturzentleerung“ der Nahrung von der Speiseröhre in den Dünndarm kommt, ohne zuvor im Magen zu verweilen und anverdaut zu werden. Dies kann zum einen zu Durchfällen und Kreislaufproblemen kurze Zeit nach dem Essen führen, zum anderen kommt es auch zu einer relativen Überflutung des Körpers mit Zucker, sodass vermehrt Insulin ausgeschüttet wird und nachfolgend dann leicht eine Unterzuckerung auftreten kann.

Lesen Sie weiter unter: Risiken eines Magenbypasses

Dauer der OP

Wie lange eine Magenbypass-Operation dauert, kann schlecht vorausgesagt werden, da dies immer von vielen Faktoren abhängt. Zum einen ist die Dauer von der gewählten Operationsmethode abhängig, sprich ob minimal-invasiv oder offen über einen größeren Bauchschnitt operiert wird.

Zum anderen ist die Dauer auch von der individuellen Anatomie der Patienten und von intraoperativen Schwierigkeiten und Komplikationen abhängig. In einigen Fällen kann es passieren, dass die Magenbypass-Operation laparoskopisch begonnen wird, sie so aber nicht komplikationslos zu Ende geführt werden kann, sodass ein Umschwung auf das offen-chirurgische Verfahren notwendig ist. Auch hierbei verändert bzw. verlängert sich dementsprechend die Operationszeit.

Im Durchschnitt kann jedoch mit einer Operationszeit von 90-150 Minuten gerechnet werden.

Krankenhausaufenthalt

Auch eine genaue Angabe über die Dauer des Krankenhausaufenthaltes kann nicht pauschal gemacht werden, da diese ebenfalls von einigen Faktoren abhängt. Im Durchschnitt sollte aber mit einem 4-6 tägigen Krankenhausaufenthalt gerechnet werden.

In der Regel werden die Patienten einen Tag vor der Operation auf Station aufgenommen und auf die Operation vorbereitet. Nach erfolgreich durchgeführtem Eingriff schließen sich dann 3-5 Tage stationärer Aufenthalt an, in dem der Kostaufbau und die körperliche Mobilisierung stattfinden. Die postoperative Aufenthaltsdauer kann jedoch auch individuell abweichen, je nachdem wie schnell die Genesung geschieht und ob es zu postoperativen Komplikationen kommt.   

Krankschreibung

Auch die Dauer der Krankschreibung nach erfolgter Operation ist individuell unterschiedlich und hängt maßgeblich von der Art des Berufes des jeweiligen Patienten ab. Zudem aber auch davon, wie aufwendig die Operation war, von intra- und postoperativen Komplikationen sowie von individuellen Genesungszeiten.

Im Schnitt kann mit einer Krankschreibung über 2-5 Wochen gerechnet werden. Nach dieser Zeit ist wieder von einer vollen körperlichen Belastungsfähigkeit auszugehen, sodass man von einer kompletten Abheilung sprechen kann.

Wann kann man wieder rauchen?

Dass Rauchen prinziell schlecht für die Gesundheit ist, sollte kein Geheimnis sein. Aber vor allem auf die Wundheilung wirkt sich der Nikotingenuss negativ aus. Ein bis zwei Tage vor der Operation sollte auf das Rauchen verzichtet werden, da sich dies positiv auf die sichere Durchführung der Vollnarkose auswirkt. Nach der Operation sollte, wenn möglich, bis zur abgeschlossenen Wundverheilung (der inneren Wunden und der äußeren Hautwunden) das Rauchen vermieden werden.

Wann darf man wieder Alkohol trinken?

Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist in der Regel schon sehr schnell nach der Operation möglich und auch anzuraten, nicht jedoch die Aufnahme von Alkohol. Das Trinken von alkoholhaltigen Getränken sollte nach einer Magenbypass-Operation eigentlich gänzlich vermieden werden, da sich deren Wirkung durch die geänderte Magen-Darm-Passage-Zeit maßgeblich verändert: Durch die Umgehung des Magens und das schnelle Weiterleiten von Nahrung und Flüssigkeiten in den Dünndarm, kommt dessen Schleimhaut schneller mit viel Alkohol in Kontakt. Der Alkohol wird demnach schneller aufgenommen, das „Anfluten“ der alkoholischen Wirkung geschieht rascher und ungefiltert, auch die Leber wird verstärkt gefordert und das Risiko für die Ausbildung einer Leberzirrhose mit der Zeit ist größer.
Ein absolutes Alkoholverbot gilt jedoch nicht.

Ernährung nach der OP

Nach der Magenbypass-Operation ist eine Ernährungsumstellung notwendig, die phasenweise stattfinden sollte.

  • Noch während des Krankenhausaufenthaltes nach der Operation wird die Kost schrittweise wieder aufgebaut, angefangen mit Flüssigkeitsaufnahme (Tee, Wasser, Suppen) und dann Joghurtprodukte.
     
  • Auch in der zweiten bis vierten Woche nach der Operation sind noch immer feste Nahrungsmittel zu vermeiden, auch hier beschränkt sich die Ernährung auch flüssige und breiartige Kost (z. B. pürierte Lebensmittel).
    Wichtig ist es, darauf zu achten, dass die Ernährung möglichst fett- und zuckerarm ist, auch kohlenhydrat- und kohlensäurehaltige Getränke sollten vermieden werden.
     
  • Ab der vierten Woche kann dann allmählich mit fester Kost begonnen werden, die vor allem eiweißreiche, faserarme Produkte (z.B. Hühnerfleisch, Fisch) enthalten sollte.
     
  • Es sollten eher kleinere Mahlzeiten zu sich genommen werden, da das Fassungsvermögen des verkleinerten Magens deutlich geringer ist.
     
  • Auch die gleichzeitige Aufnahme von Flüssigkeiten und fester Nahrung muss vermieden werden, genauso stark zuckerhaltige Produkte, da dies alles eine zu schnelle Passage der Nahrung im Magen-Darm-Trakt und damit Verdauungsprobleme hervorrufen kann.
     
  • Nach einer individuell langen Gewöhnungsphase an die feste Nahrung gestaltet sich die lebenslange Ernährungsumstellung im Anschluss ähnlich: kleine Mahlzeiten, mindesten 3 pro Tag, ausgewogene Mischkost, eiweißreich und fett-, zucker- und faserarm, Getränke ohne Zucker und Kohlensäure, Alkohol vermeiden.
     
  • Durch die veränderte Magen-Darm-Passage der Nahrung können auch Vitamine und Nährstoffe verändert bis schlechter aufgenommen werden, sodass in der Regel eine lebenslange Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln notwendig ist, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Erfahren Sie mehr unter: Ernährung nach einem Magenbypass

Wie viel kostet eine Magenbypass-OP?

Eine genaue Kostenangabe für die Magenbypass-Operation ist schwierig, da sich die Kosten durchaus in verschiedenen Kliniken erheblich unterscheiden. Im Mittel spricht man jedoch von Beträgen zwischen 6.500€ und 15.000€.

Wichtig zu wissen ist, dass es sich noch immer nicht um eine Regelleistung in den gesetzlichen Krankenkassen handelt, sondern die Magenbypass-Operationen nur auf Antrag und nur unter genauester Prüfung und Voraussetzungen genehmigt und damit auch übernommen wird. Andernfalls müssen die Kosten selbst getragen werden, sodass es sehr zu empfehlen ist, sich vor der Beantragung ausführlich über die notwendigen Voraussetzungen zu informieren.

Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten der OP?

Die Kostenübernahme für die Magenbypass-Operation erfolgt von der jeweiligen Krankenkasse des Patienten. Da es sich hierbei jedoch nicht um eine regelhafte Übernahme handelt, muss im Vorfeld ein Antrag auf Kostenübernahme an die Krankenkasse gestellt werden.
Hierfür muss geklärt werden, ob zum einen bestimmte Voraussetzungen vorliegen, z.B. :

  • BMI >40
  • Alter zw. 18 und 65 Jahren
  • mindestens. 2 erfolglose Diätversuche
  • Ausschluss von Suchterkrankungen/ psychischen Störungen/ Schwangerschaft/ schweren Stoffwechselerkrankungen
  • Bereitschaft für dauerhafte Ernährungs- und Lebensgewohnheitenumstellung 

Der Antrag kann zusammen mit dem Hausarzt oder mit einem Arzt des ausgewählten Adipositaszentrums erarbeitet werden und sollte dann im Anschluss persönlich bei den entsprechenden Sachbearbeitern der Krankenkasse abgegeben werden.

Kann der Magenbypass rückgängig gemacht werden?

Ja, jede Magenbypass-Operation kann theoretisch wieder „zurück operiert“ werden. Da im Rahmen der Magenbypass-Operation keine Organe entfernt werden, können die künstlich hergestellten Magen-Darmverbindung zur Umgehung wieder gelöst und in ihre ursprünglichen Verhältnisse rückverlegt werden.

Es handelt sich hierbei jedoch um einen zweiten, risikobehafteten Eingriff, sodass das Risiko-Nutzen-Verhältniss sorgfältig abgewogen werden muss. Ob dies sinnvoll ist und ab wann hierfür eine medizinische Indikation besteht, ist mit dem behandelnden Chirurgen ausführlich zu besprechen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.05.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024