Interferone bestehen aus Proteinen, die einen Teil der humoralen Immunabwehr bilden. Die drei Gruppen der Interferone werden von unterschiedlichen Zellen ausgeschüttet und übernehmen die Aufgaben Regulation + Kommunikation.

Interferon

Synonyme

IFN

Einleitung

Die Bezeichnung Interferon kommt von dem lateinischen Wort interferre und bedeutet so viel wie sich einmischen. Sie nimmt damit Bezug auf die wichtige Rolle, die Interferone im körpereigenen Immunsystem spielen. Interferone sind Proteine, sie bestehen aus weniger als 200 Aminosäuren. Sie sind wichtiger Bestandteil der humoralen (nicht-zellulären) körpereigenen Immunabwehr und werden von verschiedenen Zellen – vor allem weißen Blutkörperchen (Leukozyten) aber auch Gewebszellen (Fibroblasten) – ausgeschüttet und dienen der Regulation und Kommunikation. Man unterscheidet drei große Gruppen von Interferonen und bedient sich hierbei dreier Buchstaben aus dem griechischen Alphabet:

Interferon alpha (IFN-α), Interferon beta (IFN-β) und Interferon gamma (IFN-γ). Den Interferonen ist eine antivirale, antiproliferative und immunmodulatorische Wirkung gemein, sie wirken also gegen Viren, hemmen das Zellwachstum, was beispielsweise in der Tumortherapie eine herausragende Rolle spielt, und wirken regulierend auf das Immunsystem ein.

Handelsnamen

(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

  • Interferon alpha
    Roferon ®
    Intron ®
    Inferax ®
    Pegasys ®
    PegIntron ®
  • Interferon beta
    Avonex ®
    Rebif ®
    Betaferon ®
    Fiblaferon ®
  • Interferon gamma
    Polyferon ®
    Imukin ®

Anwendung / Indikation

Interferon alpha findet Anwendung zur Behandlung einiger Tumorerkrankungen, so beispielsweise bei Haarzell-Leukämie, chronisch myeloischer Leukämie (CML), Kaposi-Sarkom, malignem Melanom und einigen Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL).

Auch zur Behandlung myeloproliferativer Erkrankungen (MPS) wie der Polycythaemia vera und der Osteomyelofibrose findet es Verwendung da es das Zellwachstum hemmt und die bei den MPS exzessiv gesteigerte Zellumsatz zu normalisieren vermag. Des Weiteren wird es zur Behandlung der chronischen Hepatitis B und akuten und chronischen Hepatitis C eingesetzt. Die pegylierte Variante von Interferon alpha (Peg-Interferon) ist an Polyethylenglykol gebunden und erreicht dadurch eine deutlich längere Halbwertszeit, sodass es seltener verabreicht werden muss (etwa 1x/Woche), als nicht-pegyliertes Interferon alpha (etwa 3x/Woche).

Interferon beta wird zur Behandlung der multiplen Sklerose (MS) eingesetzt und zwar als Basistherapeutikum im Rahmen der Schub-Prophylaxe, also nicht um einen akuten Schub rasch zu mildern, sondern um Schubfrequenz und –intensität längerfristig zu verringern. Der Therapieeffekt zeigt sich erst nach mehreren Monaten.

Interferon gamma findet bisher wenig Anwendung in der klinischen Therapie.

Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen der Interferon-Therapie ähneln sich innerhalb der drei Gruppen. So kann es zu grippeähnlichen Symptomen mit Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit sowie Gliederschmerzen kommen. Allesamt sprechen diese gut auf Paracetamol an. Des Weiteren wirken Interferone durch ihre gewünschte antiproliferative (wachstumshemmende) Wirkung auch auf die verschiedenen Zellreihen des Körpers und verursachen so unter Umständen einen Abfall der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und der weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie). Auch eine Verschlechterung der Leberfunktion wird unter Interferontherapie beobachtet, sodass die Leber-Enzyme regelmäßig kontrolliert werden sollten, ein deutlicher Anstieg kann Hinweis auf eine Leberschädigung sein. Selten kann es zu autoimmun bedingten Störungen wie einer Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) oder einer Leberentzündung (Hepatitis) kommen. Auch am zentralen Nervensystem können sich Nebenwirkungen bemerkbar machen, beispielsweise in Form von Depressionen, Störungen der Konzentrations- und Merkfähigkeit und Krampfanfällen.

Kontraindikation

Eine Interferon-Therapie sollte vermieden werden bei schweren Leberfunktionsstörungen – beispielsweise im Rahmen einer Leberzirrhose – bei schweren Erkrankungen von Herz, Kreislauf, Lunge und Nieren bei einigen Autoimmunerkrankungen sowie bei niedriger Zahl an Blutplättchen oder weißen Blutkörperchen. Bei psychischen Vorerkrankungen sowie Epilepsie sollte eine Interferon-Therapie aufgrund der Nutzen-Risiko-Relation sehr genau abgewogen werden. Ein selbes gilt für eine Therapie während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit aufgrund bis dato mangelnder Datenlage.

Dosierung

Interferone werden – je nach Präparat – subkutan (s.c. also unter die Haut) oder intramuskulär (i.m. also in den Muskel) 1-3x / Woche verabreicht. Die Dosierungen variieren von Präparat zu Präparat, insofern sei hier auf die jeweiligen medizinischen Fachinformationen verwiesen.

Kosten

Aufgrund der Vielzahl an Interferon-Präparaten seien hier exemplarisch ein Interferon alpha Präparat (Roferon ®) und ein Interferon beta Präparat (Avonex ®) angeführt. Eine Fertigspritzen Roferon ® mit 3 Mio Einheiten (I.E.) kostet – auf Privatrezept – etwa 40 Euro, liegt ein Kassenrezept vor, reduziert sich der vom Patienten zu zahlende Anteil auf 10 Euro. Für Avonex ® in Form einer Fertigspritze mit 30 Mikrogramm Wirkstoff fallen Kosten in Höhe von etwa 440 Euro an, liegt ein Kassenrezept vor, so reduziert sich der vom Patienten zu tragende Anteil ebenfalls wiederum auf 10 Euro.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Interferon finden Sie hier:

Eine Liste aller Medikamente, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter:
Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.05.2014 - Letzte Änderung: 18.09.2024