Unter „Burn Out“ versteht man einen Zustand emotionaler und körperlicher Erschöpfung mit dem eine massive Antriebs- und Leistungsschwäche einhergeht. Die Symptome des Burn Outs sind sehr vielfältig und variieren oft stark von Mensch zu Mensch. Die Bandbreite reicht von chronischer Müdigkeit mit Verlust der Fähigkeit zur Erholung über eine innere Distanzierung von der Arbeit.
Sie befinden sich hier im Unterthema Therapie des Burnouts. Allgemeine Informationen zum Thema finden Sie unter Burnout.
Eine einheitliche Therapie für Burn out- Erkrankte gibt es nicht. Oftmals kommen die Betroffenen erst nach jahrelangen Selbstheilungs- oder Verdrängungsversuchen in eine psychotherapeutische Praxis.
Zunächst werden oft die Begleitfolgen der Entwicklung zum Burnout therapiert. Beispielsweise Angstzustände, soziale Phobien oder Depressionen.
Spezifische Medikamente für Burnout-Betroffenen gibt es ebenfalls nicht. Symptome wie Depressionen, Schlafstörungen und Angstzustände können zwar medikamentös behandelt werden, allerdings muss immer darauf geachtet werden, dass Burn out-Erkrankte einer erhöhten Suchtgefahr, auch für beispielsweise Beruhigungsmittel, unterliegen.
Häufig dienen Serotonin-Wiederaufnahme Hemmer (SSRI) diesem Zweck. Nebenwirkungen können bei der Einnahme der SSRI’s auftreten. Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Erektionsstörungen sind dabei möglich.
Im Rahmen einer unbedingt nötigen Psychotherapie werden die spezifischen Probleme des Patienten (starkes Kränkungsgefühl, mangelnder Selbstwert, soziale Phobien, Angstzustände usw.) aufgegriffen und behandelt. Diese Therapien können von Psychologen oder Psychiatern dauern oft jahrelang und sind immer individuell auf den Patienten und seine Vordergrundsproblematik zugeschnitten.
In der Verhaltenstherapie wird besonders der Umgang mit Konflikt- und Stresssituationen gezielt geübt. Dadurch geraten die Betroffenen im Alltag möglichst nicht mehr in den Zustand kompletter Überlastung.
Ebenso kann auch der Besuch von Selbsthilfegruppen nützlich sein. Hier kann der Erkrankte feststellen, dass auch andere Menschen von dem Problem Burn out betroffen sind und sich mit ihnen austauschen. Dies kann förderlich für das Selbstwertgefühl sein.
Auch körperliche Fitness sollte mit einer gesunden Ernährung und Lebensweise gefördert werden. Nicht zu vergessen sind auch regelmäßige Ruhe- und Entspannungspausen, sowohl im Privatleben als auch im Beruf. Oft ist es dort hilfreich, einfach für ein paar Stunden das Mobiltelefon auszuschalten. Die sozialen Kontakte in Familie und Freundeskreis sollten wieder mehr Raum in Leben einnehmen, da sie emotionale Unterstützung geben.
Die Dauer der Therapie eines Burnout-Syndroms lässt sich nicht klar festlegen. In die Prognose der Dauer spielen als wichtigste Faktoren hinein, in welchem Stadium das Burnout erkannt und diagnostiziert wurde, ob gleich professionelle Hilfe aufgesucht wurde, wie das Krankheitsbewusstsein des Betroffenen ist und wie gut er/sie in der Therapie mitarbeitet. Ist zum Beispiel die Situation so, dass das Burnout bereits in einem frühen Stadium erkannt wird und der Kranke den Hausarzt aufsucht, welcher ihn dann gleich an einen passenden Arzt weitervermitteln kann, kann es gut sein, dass eine schnelle Krisenintervention und eine Kurzzeittherapie bereits ausreichen, dem Betroffenen ausreichend zu helfen und eine Verschlechterung des Burnout abzuwenden. Ziel ist auf jeden Fall, den Patienten neue und geeignetere Problem- und Konfliktlösungsstrategien aufzuzeigen, ihn in seinem Selbstempfinden zu schulen und ihm so Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten-auch, um einem erneuten Auftreten eines Burnout vorzubeugen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass von Burnout Betroffene bei Zeiten professionelle Hilfe in Form eines Psychologen aufsuchen. Da die Ursachen für ein Burnout sehr vielfältig sein können, sind auch die Therapieansätze sehr verschieden und an die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen angepasst.
Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen einer Verhaltenstherapie, psychoanalytischen und anderen tiefenpsychologischen Verfahren, Einzel- und Gruppentherapien und etwa sogenannte Körpertherapien, die durch Sport und Bewegung dem Patienten helfen sollen. In der Regel erstellt der Psychologe mit dem Patienten ein individuell passendes Programm, das durchaus mehrere Aspekte und Therapieansätze verfolgen kann, zum Beispiel wöchentliche Einzelsitzungen mit dem Psychologen zusammen mit Autogenem Training und einer Selbsthilfegruppe. Unterstützend kann eine medikamentöse Therapie in Erwägung gezogen werden.
Vor allem, wenn die depressive Symptomatik des Burnout Syndroms stark ausgeprägt ist und dadurch die Mitarbeit an einer Therapie sehr erschwert wird, kann in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt über die Zuhilfenahme von Medikamenten nachgedacht werden. Die „harmlosen “ Naturheilmittel wären zum Beispiel Johanniskraut, Lavendel Hopfen, Melisse und Passionsblume, die durch ihre leicht antidepressive Wirkung dem Patienten Beruhigung und Entspannung erleichtern können. Manche Patienten berichten auch, dass ihnen eine speziell zugeschnittene Diät mit Aminosäuren und Mikronährstoffen gut getan habe.
Oft werden Medikamente aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) gewählt, welche auch im Rahmen einer Depression zum Einsatz kommen.
Der erhöhte Spiegel des Botenstoffes Serotonin kann zur psychischen Stabilisierung beitragen und es dem Burnout Patienten erleichtern, sich der eigentlichen psychotherapeutischen Behandlung des Burnout zuzuwenden.
Denn, und das ist wichtig, die alleinige medikamentöse Therapie eines Burnout mag zwar die Symptome lindern, lässt aber die eigentliche Ursache der Krankheit unangetastet und ist somit nicht als zielführend einzustufen. Und besonders bei Antidepressive nicht zu vernachlässigen sind Nebenwirkungen, die mitunter erheblich sein können.
SSRI führen häufig ungewünscht unter anderem zu Händezittern und Schwindel, Schwitzen und Übelkeit, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Gefühlsschwankungen und Libidoverlust.
Daher ist im Regelfall zu empfehlen, auf Medikamente, wie etwa Antidepressiva, zu verzichten und besser rechtzeitig professionelle Hilfe in Form eines Psychologen aufzusuchen.
Für ein Burnout-Syndrom gibt es leider keine standardisierte Therapiemethode der ersten Wahl. Stets muss die Therapie individuell auf den einzelnen Betroffenen zugeschnitten werden, um auf seine ganz speziellen Bedürfnisse eingehen zu können. Ein wichtiger Baustein ist hierbei, die eigene Arbeits- und Lebenssituation zu überdenken und zu überprüfen. Hilfreich kann hierbei eine sogenannte Verhaltenstherapie sein.
Die Verhaltenstherapie basiert auf der Grundannahme, dass ein problematisches Verhalten im Laufe des Lebens oft bewusst oder unbewusst erlernt wurde und durch kognitive Konditionierung immer weiter verfestigt wurde. Dementsprechend sollte es also auch möglich sein, diese Verhaltensweisen wieder zu verlernen oder besser gesagt umzulernen - und dies stellt genau das Ziel einer Verhaltenstherapie dar.
Das heißt also, dass die Verhaltenstherapie, anders als ein tiefenpsychologisches Verfahren, nicht nach den Gründen und Ursachen für bestimmte Ängste sucht, sondern vielmehr versucht, diese Ängste mit Hilfe von „Trainingsmethoden“ wie zum Beispiel Selbstbeobachtung, Feedback, Lob für erwünschtes Verhalten zu bekämpfen. Eine Unterform der Verhaltenstherapie ist die kognitive Verhaltenstherapie, bei der mit ganz ähnlichen Trainingsmethoden versucht wird, ungünstige Denkmuster und Denkweisen aufzudecken und zu durchbrechen.
Der Therapeut versucht zusammen mit dem Burnout Patienten zu verstehen, wie es dazu kommt, dass ein unerwünschtes Verhalten (Zwänge, Ängste etc.) aufrechterhalten wird und was gemacht werden kann, um es wieder zu verlernen. Häufig wird dazu das sogenannte SORKC-Modell angewandt:
S (Stimulus): Welche Situation oder welche Umstände lösen das bestimmte Verhalten aus?
O (Organismus): Welche Ursachen liegen biologisch-psychologisch im Organismus begründet?
R (REAKTION): Wie äußert sich das unerwünschte Verhalten genau?
K (Kontingenz): Wie und nach welchem Prinzip führt das unerwünschte Verhalten zu positiven aber auch negativen Folgen?
C (Konsequenzen): Und was davon sind die Folgen, die dafür sorgen, dass das Verhalten auch weiterhin aufrechterhalten wird?
Lesen Sie mehr zum Thema: Verhaltenstherapie
Um die Lebens- und Arbeitssituation des Betroffenen zu untersuchen, schaut man vor allem auf folgende Punkte:
In Bezug auf die Einstellung des Patienten sich selbst gegenüber, insbesondere seine Einstellung gegenüber seinem Arbeitsplatz, erörtert man unter anderem anhand folgender Aspekte:
Oft wird es von den Patienten als angenehm und unterstützend empfunden, neue Entspannungstechniken und andere Möglichkeiten zur Entspannung zu erlernen, wie etwa Schulter- und Nackenmassagen, gymnastische Übungen, Yoga, Autogenes Training oder Tiefensensibilisierung.
Selbsthilfegruppen sind gerade im Bereich des Burnout eine äußerst praktische Hilfestellung. Es gibt diverse Arten der Selbsthilfegruppen, für:
Der Gedanke, der hinter den Selbsthilfegruppen steht, ist einen positiven Austausch von verschiedensten Menschen zu einem bestimmten Thema zu fördern. So kommen zum einen Menschen mit gleichen oder ähnlichen Problematiken und Hintergründen zusammen, die sich sonst nicht so ohne weiteres über den Weg gelaufen wären, und können sich über ihre Erfahrungen austauschen. Selbsthilfe bei einem Burnout bedeutet vor allem, sich mit der eigenen Situation aktiv auseinanderzusetzen, die eigenen Probleme zu erkennen und deren Lösung in die eigene Hand zu nehmen.
Für viele der Burnout Patienten ist es zunächst ungewohnt, offen über ihre Probleme zu sprechen. Doch wird dieses Erzählen in fast allen Fällen dann als sehr erleichternd empfunden, haben die Betroffenen doch endlich das Gefühl, in einer Gruppe von Menschen zu sein, die ähnliche Probleme haben wie sie selber und diese verstehen. In Selbsthilfegruppen kommen Betroffene aus verschiedensten Gesellschaftskreisen zusammen. Manche von ihnen haben vielleicht schon Jahre an Therapie hinter sich, andere sind sich vielleicht noch gar nicht so sicher, ob sie an einem Burnout leiden oder und möchten deshalb erst einmal mit anderen Betroffenen in Kontakt treten, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Es ist jedoch keineswegs so, dass hier nur die „Jüngeren“ von den „Älteren“ profitieren, da der Austausch in beide Richtungen stattfindet und durch die Vielzahl der Teilnehmer viele verschiedene Aspekte ein und desselben Themas, nämlich des Burnouts, beleuchtet werden können.
So kann einem von Burnout Betroffenen zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe der soziale Rückhalt gegeben werden, den er bisher in seinem Leben, vielleicht unbewusst, vermisst hat. Das Bewusstsein, dass es anderen ganz ähnlich geht, dass auch andere Menschen mit widrigen Bedingungen am Arbeitsplatz, unerträglichen Ehegatten, Überforderung im Haushalt und finanziellen Existenzängsten zu kämpfen haben, ist für viele sehr erleichternd. Sie wissen, dass es Menschen gibt, die sie verstehen und denen sie sich anvertrauen können, ohne mit Stigmatisierung oder gar Verachtung rechnen zu müssen.
Hier werden ihre Sorgen und Ängste verstanden und sogar geteilt und es kann geschaut werden, wie andere Patienten mit vergleichbaren Situationen umgehen, was ihnen hilft und wie sie an das Problem herangehen. Oft ist es so, dass man in einem Burnout einen sogenannten Tunnelblick für seine eigene Situation bekommt, man kritisiert sich selbst, wertet sich ab, schaut nur noch pessimistisch in die Zukunft und setzt sich selbst unter immer größeren Druck, dem man früher oder später nicht mehr standhalten können wird. Und da ist es gut jemanden zu haben, dem man sich anvertrauen kann, dem man von seinen Ängsten berichten kann und bei dem man sich nicht sorgen muss, verurteilt zu werden. Und genau das wird in Selbsthilfegruppen verwirklicht.
Wie Betroffene zu Selbsthilfegruppen finden, kann ganz unterschiedlich sein. Die einen haben die Adresse von ihrem Arzt empfohlen bekommen, andere von Bekannten und Verwandten, wieder andere haben vielleicht einen Flyer gelesen oder einfach im Internet nach Möglichkeiten zur Selbsthilfe bei Burnout in ihrer Stadt gesucht. In vielen Städten gibt es mittlerweile zentrale Stellen, die Selbsthilfegruppen zu verschiedensten Themen koordinieren und vermitteln. Es ist ratsam, sich eine lokale Gruppe zu suchen, da so am ehesten gewährleistet ist, dass man auch regelmäßig an den Treffen teilnehmen kann. Auch finden sich zahlreiche privat organisierte Selbsthilfegruppen zu Burnout im Internet.
Im Allgemeinen ist es gut, zwei- bis dreimal an den gemeinsamen Treffen teilzunehmen, bevor man sich entscheidet, der Gruppe beizutreten. Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt, gut aufgehoben und verstanden und dass einem die anderen Teilnehmer auch sympathisch sind- schließlich ist das Burnout ein wichtiger und auch sehr intimer Bestandteil des Lebens und sollte auch dementsprechend behandelt werden.
Patienten mit gesicherter Diagnose „Burnout“ sind oft nur schwer wieder in ihren Arbeitsplatz einzugliedern. Durch die jahrelange Belastungssituation stellt bereits der „normale“ berufliche Stress bzw. die Anforderung eines durchschnittlichen Berufes noch lange Zeit nach dem Ausbruch der Erkrankung und Beendigung der Therapie ein Problem dar, welches durchaus auch zu neuen Erschöpfungszuständen führen kann. Daher ist eine völlige oder teilweise Arbeitsunfähigkeit nach einem erlittenen Burnout nicht selten.
Durch Verminderung der Verantwortung am Arbeitsplatz und eine begleitende Therapie kann allerdings auch vielen Betroffenen der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ermöglicht werden.
Generell lässt sich sagen, dass es zu einer besseren Genesung mit anschließendem Wiedereinstieg ins Arbeitsleben kommen kann, wenn das Burn out-Syndrom in einem frühen Stadium erkannt und behandelt werden konnte.
Heilungschancen und Prognose sind natürlich ebenfalls von den persönlichen Eigenschaften und Ressourcen, sowie von dem Ausmaß (Stärke und Dauer) des chronischen Stresszustandes abhängig.
Eine einheitlich gültige Prognose gibt es beim Burn out, wie bei allen psychischen Erkrankungen, daher nicht.
Wer früh genug erkennt, dass er selbst potentiell Burn out gefährdet ist, ist durchaus in der Lage einer Entstehung der Erkrankung vorzubeugen.
Hierbei muss in zwei Ebenen angesetzt werden. Zum einen müssen die unter „Ursachen“ beschriebenen externen Belastungsfaktoren gemindert werden. Der Betroffenen muss lernen Verantwortung abzugeben/abzulehnen und so Arbeiten zu delegieren. Streit oder Konflikte mit Kollegen aber auch im familiären Bereich sollten vermieden bzw. frühzeitig geklärt werden. Im beruflichen und im privaten Bereich muss der Gefährdete sich klar machen, dass er nicht alle Aufgaben übernehmen kann. Wird die Gefahr der Überarbeitung deutlich müssen Aufgaben und Projekte abgelehnt oder die Arbeit geteilt werden. Erholungs- und Regenerationsphasen müssen eingefordert und eingehalten werden. Sicherlich ist dies nicht immer möglich, so dass im Extremfall auch über einen Arbeitsplatzwechsel nachgedacht werden muss. Stressreduzierende Maßnahmen wie Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobsen oder autogenes Training, sowie ein gesunder Ausgleich zu Arbeit und Stressbelastung wie beispielsweise regelmäßige Hobbies oder Sport, sind ebenfalls förderlich.
Dem beginnenden Burn Out auf interner Ebene entgegenzuwirken ist ziemlich schwierig. Der Betroffene muss lernen „nein“ zu sagen, seine eigenen Anforderungen und Erwartungen zu überdenken und sich selbst Fehler einzugestehen oder sogar fremde Hilfe anzufordern. Ohne professionelle Anleitung im Sinne einer psychotherapeutischen Unterstützung ist dies oft sehr schwer zu bewerkstelligen.
Weitere Informationen zum Thema Burn out Syndrom finden Sie unter unseren Themen: