Ölziehen oder Zähneputzen mit Kokosöl scheint der neuste Trend zu sein. Doch hält Kokosöl auch, was es verspricht?
Kokosöl soll durch seine antibakterielle, antivirale, antifungale sowie antiparasitäre Wirkung zur Bekämpfung von Keimen helfen und erlangt in der Naturheilkunde immer mehr Bedeutung.
Kann Kokosöl die tägliche Reinigung der Zähne mit Zahnpasta ersetzen? Wie sind die Nebenwirkungen von Kokosöl einzustufen und inwieweit gibt es langfristige Studien, die die Wirksamkeit von Kokosöl in der Mundhöhle belegen?
Oder ist Kokosöl womöglich nur ein Trend?
Die Laurinsäure im Kokosöl zersetzt die fetthaltige Zellmembran der Bakterien und tötet sie somit ab. Sie ist eine langkettige Fettsäure und wirkt krankheitserregenden Bakterien und Pilzen entgegen. Die antibakterielle Wirkung ist jedoch sehr gering und sollte nicht überbewertet werden.
Es gibt dazu nur wenige wissenschaftlich belegte Ergebnisse und Studien, die einen langfristigen Erfolg belegen könnten.
Kokosöl gilt niemals Alternative zu Fluoriden, welche nachgewiesen die Zahngesundheit unterstützen und das Kariesrisiko senken.
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Jedoch hört man von immer mehr Menschen, dass sie Kokosöl anwenden - ob für Haare, Gesicht, Zähne oder zum Kochen. Kokosöl scheint ein neuer Trend zu sein, der aber zumindest im Gebiet Zahnmedizin nicht halten kann, was er verspricht.
Die tägliche Anwendung mit Kokosöl erfolgt durch das Ölziehen. Dabei nimmt der Anwender einen Esslöffel Kokosöl in den Mund und zieht das nach einigen Sekunden durch die Wärme des Mundes flüssig werdende Öl zwischen den Zähnen hin und her. Dieser Vorgang soll etwa fünfzehn Minuten andauern, damit schwer zugänglichen Stellen wie die Zahnzwischenräume erreicht werden. Da die Anwendung recht lange andauert, bedarf sie bei den meisten Nutzern eine gewisse Gewöhnungszeit.
Die Laurinsäure als Bestandteil des Kokosöls besitzt auflösende Eigenschaften. Da beim Ölziehen die Laurinsäure gleichmäßig zwischen den Zähnen hin und her bewegt wird, trägt sie überall etwas ab. Das bedeutet, dass sie vorhandene Beläge anlöst.
Infolgedessen löst sich jedoch auch die Zahnhartsubstanz, der Zahnschmelz, an und es werden die oberflächlichen Schichten abgetragen. Da Verfärbungen häufig dem Zahn auflagern, kann tatsächlich eine aufhellende Wirkung erzielt werden, welche jedoch sehr gering ausgeprägt ist und einen hohen Preis trägt:
Zahnschmelz mit Säure aufzulösen, um hellere Zähne zu erhalten, ist nicht in medizinsichem Sinn. Im Gegenteil:
Der abgelöste Zahnschmelz wird nicht wieder erneuert - was verloren ist, kommt nicht zurück. Des Weiteren ist die oberflächliche Struktur durch die Anwendung der in Kokosöl enthaltenen Säure nicht mehr glatt, sondern rau, sodass Bakterien ein leichtes Spiel haben, sich am Zahn anzulagern und eine Karies hervorzurufen.
Durch den Abtrag des Zahnschmelzes, der gewissermaßen einen Schutzmantel für den Zahn darstellt, wird der Zahn geschwächt. Der Schutzmantel wird immer dünner, sodass der Zahn empfindlich gegenüber thermischen und chemischen Reizen wird.
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Nebenwirkungen, die durch die regelmäßige Anwendung von Kokosöl auftreten, sind größtenteils durch die darin erhaltende Laurinsäure bedingt.
Diese löst nämlich Zahnhartsubstanz auf, welche nicht nachgebildet und wieder aufgebaut werden kann. Der Zahnschmelz dient quasi als Schutzmantel für den Zahn selbst. Verringert sich seine Schichtstärke, so reagiert der Zahn auf Reize wie Wärme, Kälte oder Süßes empflindlich, d.h. es wird ein Schmerz ausgelöst.
Die Oberfläche von Zahnschmelz ist in der Regel sehr glatt. Durch Säuren wird sie jedoch rau - so auch beim Gebrauch von Kokosöl. Nun können sich Bakterien leichter am Zahn anlagern und die Entstehung einer Karies bewirken.
Bei einer zu hohen oralen Einnahme von Kokosöl, also wenn man regelmäßig große Menden an Öl verschluckt, droht dem Körper eine Blutdruck- sowie Cholesterinerhöhung. Dadurch können sich schlimmstenfalls Herzerkrankungen entwickeln, die sich als Herzinfarkt oder Schlaganfall auswirken.
Auch Darm-Erkrankungen wie Durchfall kann eine Folge eines zu hohen Gebrauchs und damit verbunden des Verzehrs von Kokosöl sein. Im Fall einer Allergie gegen Kokosöl kann sich durch den Gebrauch als Zahnpflegemittel ein allergischer Schock entwickeln, der lebensbedrohlich sein kann.
Kokosöl kann keineswegs das Zähneputzen mit Zahnpasta ersetzen. Zahnpasta wurde seit jeher in seiner Wirkung und Verträglichkeit verbessert und ist optimal auf die Zahnpflege abgestimmt. Wichtig ist auch der Zusatz von Fluoriden, da diese einen kariesprophylaktischen Effekt aufweisen und den Zahnschmelz unterstützen.
Es gibt Rezepte für Zahnpasta, in denen Kokosöl mit Kurkuma kombiniert wird und auch Salze oder Natron zugesetzt wird. Die Zahnpasta erhält dann insgesamt einen stark abrasiven, also abtragenden Charakter und ist daher für die Zahnpflege ungeeignet sind.
Der Anwendung von Kokosöl zur Zahnpflege sollte äußerst kritisch gegenüber gestanden werden. Es gibt zu wenige wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit des Kokosöls und durch die enthaltene Laurinsäure treten nicht zu vernachlässigende Nebenwirkungen auf, die dem Zahn Schaden zufügen.
Kokosöl ist ein Lebensmittel und man sollte nicht in Betracht ziehen, seine Zähne mit Kokosöl zu putzen oder das sogenannte Ölziehen anzuwenden - dies scheint ein neumodischer Trend zu sein, der jedoch nicht in der Zahnpflege angebracht ist.
Kurkuma wird in der Naturheilkunde aufgrund seiner entzündungshemmenden, antibakteriellen und schmerzreduzierenden Wirkung angewendet.
Es gibt jedoch noch keinerlei wissenschaftliche Evidenz für den Gebrauch in der täglichen Zahnpflege. Manche Anwender behaupten, einen aufhellenden Effekt erzielt zu haben, was jedoch wie Kokosöl nicht gesund für den Zahn sein kann.
Backpulver und Natron bestehen aus grobkörnigen Salzen, den Silikaten, die für die Zahnpflege absolut ungeeignet sind. Durch das Schrubben des Salzes mit der Zahnbürste wirken die Silikate abrasiv, was bedeutet, dass Zahnhartsubstanz abgetragen wird.
Der Zahn wird so nach und nach dünner und der Schmelz geht verloren, welcher den Schutzmantel des Zahnes darstellt. Backpulver und Natron ist von der Wirkung her mit Schmirgelpapier zu vergleichen, da beständig Schmelz abgetragen wird. Als Folge scheint das gelbe Dentin immer mehr durch, die Zähne werden empfindlich für äußere Reize und können starke Schmerzen verursachen.
Daher ist von jeglicher Anwendung von Backpulver oder Natron an den Zähnen abzuraten.