Wadenwickel dienen der Fiebersenkung, indem die Haut oberflächlich abgekühlt und die Wärme somit abgeführt wird. Wichtig ist, die Wickel nicht bei kalten Händen oder Füßen anzuwenden und bei Kreislaufproblemen die Wickel zu entfernen.
Von Wadenwickeln gegen Fieber haben wohl die meisten schon einmal gehört. Besonders bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, stellen Wickel eine einfach anzuwendende und schonende Methode des Fiebersenkens dar.
Die Methode beruht auf einem ganz einfachen Prinzip: Der Wickel ist etwas kühler als die Hautoberfläche des Patienten. Die wärmere Haut führt dann zu einer Verdunstung des Wassers, was wiederum die Haut kühlt. So kann das Fieber je nach Anwendungsdauer um 0,5 bis 1°C gesenkt werden.
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Wadenwickel werden am besten beim liegenden oder zumindest halb liegenden Patienten angewendet. Bevor die Wickel angelegt werden, sollte das Fieber gemessen und Hände und Füße auf ihre Temperatur überprüft werden.
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Nur wenn Hände und Füße warm oder sogar heiß sind können und dürfen Wadenwickel angewandt werden. Sollte dies nicht der Fall sein und die Extremitäten sich kalt anfühlen, so befindet sich der Patient noch im Fieberanstieg. Es muss gewartet werden, bis dieser beendet ist. Auch Schüttelfrost kann ein Zeichen dafür sein.
Für die Wadenwickel sind folgende Utensilien bereitzulegen:
Im ersten Schritt sollte eins der Badetücher als Schutz vor Feuchtigkeit im Bett untergelegt werden. Anschließend wird eins der beiden dünnen Leinentücher in die Schüssel mit dem Wasser getaucht und ausgewrungen. Es sollte noch nass sein, aber nicht mehr tropfen. Dieses wird nun circa eineinhalbmal um den Unterschenkel des Patienten gewickelt. Darüber wird dann das trockene Handtuch angebracht. Es sollte bei beiden Lagen recht straff gewickelt werden, damit die Tücher direkt auf der Haut des Patienten anliegen.
Der Vorgang wird nun am zweiten Bein wiederholt. Wichtig ist, dass der Wickel weder die Knie, noch die Fußknöchel bedeckt. Diese sollten frei bleiben. Als letzten Schritt kann nun ein weiteres Badetuch oder sonstiges dünnes Tuch locker um beide Beine gelegt werden oder aber der Patient locker damit zugedeckt werden. Hier muss darauf geachtet werden, dass keine zu dicken Tücher oder Decken verwendet werden, da sonst ein sogenannter Wärmestau entstehen kann. Dadurch kann die fiebersenkende Wirkung der Wickel verloren gehen.
Am effektivsten wirken Wadenwickel, wenn man sie drei Mal direkt hintereinander anwendet. Für Kinder eignet sich auch eine einfachere Version aus zwei aufeinander folgenden Durchgängen.
Anschließend müssen die Wickel abgenommen und die Haut des Patienten abgetrocknet werden.
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Wadenwickel können je nach Alter des Patienten mit verschieden warmem Wasser angewendet werden. Bei Erwachsenen eignen sich neben kalten Wickeln, die mit ca. 20°C warmem Wasser gemacht werden, auch lauwarme Wickel. Besonders bei den kalten Wickeln muss darauf geachtet werden, dass der Patient nicht zu frieren beginnt.
Bei Kindern sollte kein kaltes Wasser verwendet werden. Hier kann man auf lauwarmes bis handwarmes Wasser zurückgreifen. Die Temperatur des Wadenwickels ist dabei nur wenige Grad von der Körpertemperatur des Patienten entfernt. Dennoch zeigen diese Wickel Wirkung und sind weniger belastend für den Kreislauf.
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Vor der Anwendung mit Wadenwickeln ist es unbedingt erforderlich, die Temperatur von Händen und Füßen den Patienten zu überprüfen. Sind diese kalt oder kühl, so befindet er sich, wie bereits erwähnt, noch im Fieberanstieg. Dann dürfen Wadenwickel nicht angewendet werden.
Erst bei warmen oder heißen Extremitäten ist die Anwendung möglich. Doch auch dann ist Vorsicht geboten. Patienten mit Kreislauf- oder Herzproblemen sollten auf eine Therapie mit Wadenwickeln aus Sicherheitsgründen verzichten. Denn die Senkung des Fiebers kann den Kreislauf belasten. Daher ist es wichtig, während einer Behandlung mit Wickeln auf den Kreislauf zu achten.
Tritt Schwindel oder Übelkeit auf, müssen die Wickel unverzüglich abgenommen werden. Um Kreislaufbeschwerden möglichst gut vorzubeugen, sollte vor und auch während der Behandlung mit Wadenwickeln das Fieber gemessen werden.
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Dieses darf durch die Anwendung um ca. ein halbes bis zu einem ganzen Grad Celsius abfallen. Wird das Fieber noch weiter gesenkt, stellt dies eine zu große Belastung für den Körper dar.
Grundsätzlich ist bei der Dauer der Anwendung zu beachten, dass die Wickel unverzüglich abgenommen werden müssen, wenn diese dem Patienten unangenehm sind oder er während der Behandlung mit Wadenwickeln anfängt zu frieren.
Ansonsten gilt, dass der Wickel gewechselt oder abgenommen wird, sobald er etwa die Hauttemperatur des Patienten erreicht hat. Das kann ganz einfach erfühlt werden. Maximal sollte er aber nach 20 bis 30 Minuten abgenommen werden, da der Kreislauf des Patienten sonst zu stark belastet wird.
Die Wirkung von Wadenwickeln tritt schon nach recht kurzer Zeit ein. Nach einer Anwendung von ca. einer halben Stunde, wie oben beschrieben, ist die Temperatur meist um ein halbes bis ein ganzes Grad Celsius gesunken. Noch weiter sollte die Temperatur nach einmaliger Anwendung auch erst einmal nicht sinken. Gerade da sich die Wirkung der Wickel vergleichsweise schnell entfaltet, kann es sonst bei längerer Anwendung zu Kreislaufproblemen kommen.
Bei Babys gilt noch umso dringender der Leitsatz, jedes Fieber erst vom Kinderarzt abklären zu lassen. Die Anwendung von Wadenwickeln sollte bei Babys dann auch frühestens ab einem Alter von sechs Monaten erfolgen. Aber auch bei älteren Babys und Kleinkindern ergeben sich häufig Probleme bei einer Behandlung mit Wadenwickeln, da viele Babys die feuchten Wickel nicht tolerieren oder diese durch Strampelbewegungen nicht an den Waden halten.
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Hier empfiehlt sich die einfachere Handhabung mit Strümpfen anstatt Tüchern, wie schon bei den Essigwickeln erwähnt. Diese halten besser am Unterschenkel und sind nicht so leicht abzustreifen. Wie auch bei den Wickeln wird über den feuchten, nicht mehr tropfenden und handwarmen Strumpf ein zweiter trockener Strumpf gezogen. Besonders wichtig ist auch hier wieder, dass die Strümpfe bis an die Kniekehlen reichen, jedoch nicht über das Knie. Bei Babys ist es zudem schwieriger festzustellen, ob die Anwendung unangenehm für den kleinen Patienten ist. Eltern sollten ihr Baby oder Kleinkind während der Therapie mit Wadenwickeln beobachten und die Wickel oder Socken bei Unbehagen ihres Babys wieder abnehmen.
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Bei Kindern gibt es vor der Anwendung von Wadenwickeln noch einiges zu beachten. Da Fieber ein häufiges Zeichen von Infektionskrankheiten ist, sollte besonders bei kleinen Kindern aber auch generell zur Sicherheit erst ein Kinderarzt aufgesucht werden. Dieser kann dann die Ursache des Fiebers klären und gegebenenfalls einer Behandlung mit Wadenwickeln zustimmen.
Bei der eigentlichen Anwendung spielt die Temperatur der Wickel eine große Rolle. Bei Kindern dürfen die Wickel nicht zu kalt sein, hier empfehlen sich, wie schon erwähnt, handwarme oder zumindest lauwarme Wickel. Häufig reicht bei Kindern ein einmaliger Wechsel der Wickel aus. Nach weiteren ca. 20 Minuten sollte der Wickel abgenommen und das Fieber erneut gemessen werden. Es ist bei Kindern besonders darauf zu achten, dass das Fieber nicht um mehr als ein Grad Celsius gesenkt wird. Während der Behandlung mit Wadenwickeln muss das Kind genau beobachtet werden. Ein Elternteil sollte die gesamte Zeit über anwesend sein, um eventuelle Symptome wie Unwohlsein oder Frieren unter der Behandlung zu erkennen. Dann müssen die Wadenwickel abgenommen werden.
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In der Schwangerschaft stellen Wadenwickel eine besondere Alternative zur Fiebersenkung dar, da viele fiebersenkende Medikamente entweder nicht zulässig sind oder nicht genügend an Schwangeren erforscht wurden. Neben den schon erwähnten Vorsichtsmaßnahmen vor der Anwendung, wie Fieber messen und Temperatur der Hände und Füße feststellen, ist bei Schwangeren besonders auf den Kreislauf zu achten.
Vorsicht geboten ist bei Fieber in und um Schwangerschaften, wenn dieses plötzlich auftritt oder sehr hoch ansteigt, wenn Fieber nach einer Ausschabung auftritt und wenn Fieber in Verbindung mit einem Milchstau auftritt. In diesen Fällen und generell bei Unsicherheit sollte in jedem Fall ein Arzt zu Rate gezogen werden.
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Auch Essig zeigt unter anderem fiebersenkende Eigenschaften. Ähnlich wie mit Wasser können auch mit verdünntem Essig Wadenwickel oder sogenannte Essigsocken zur schonenden Fiebersenkung angewendet werden. Dazu werden etwa vier bis fünf Teile handwarmes Wasser mit einem Teil (Apfel-)Essig angerührt. In die Mischung können entweder analog zur Anwendung mit Wasser Leinentücher oder andere dünne Tücher getaucht werden. Weiter vorgegangen wird wie bei den normalen Wadenwickeln.
Außerdem ist es möglich, ein Paar Baumwollsocken in das Essig-Wasser-Gemisch zu tauchen. Diese werden anschließend ebenfalls ausgewrungen bis sie nicht mehr tropfen und dem Patienten bis über die Waden angezogen. Darüber wird ein Paar trockene Baumwollsocken gezogen. Diese Methode eignet sich aufgrund der etwas einfacheren Handhabung besonders gut bei Babys und Kleinkindern.
Natürlich muss trotzdem besonders darauf geachtet werden, dass der Patient warme Hände und Füße hat und dass die Wickel bzw. Socken auch ausreichend weit über die Waden, möglichst bis zu den Kniekehlen reichen.
Auch mit Retterspitz können Wadenwickel angewandt werden. Retterspitz beinhaltet eine Mischung aus ätherischen Ölen, wie Bergamott- oder Orangenblütenöl, und verschiedensten Heilpflanzen, wie zum Beispiel Arnika, welches sich als hilfreich bei stumpfen Verletzungen erwiesen hat oder Rosmarin, welches bei rheumatischen Beschwerden Anwendung findet.
Diese Kombination zeigt neben allerlei anderen Wirkungen auch fiebersenkende Eigenschaften. Wickel mit Retterspitz eignen sich beispielsweise auch bei Prellungen, Zerrungen und sonstigen Sportverletzungen oder aber zur Behandlung von Entzündungen. Die Wickel werden ähnlich wie bei Essigwickeln, verdünnt mit Wasser, angewendet. Die sonstige Handhabung entspricht der der klassischen Wadenwickel.
Quarkwickel sind ein weiteres Hausmittel, welches gerne zur Fiebersenkung und auch zur Behandlung von leichten Sportverletzungen angewandt wird. Dazu wird auf ein dünnes Leinen- oder Baumwolltuch ein Gemisch aus Quark und etwas Essig aufgetragen. Der Quark wird durch den Essig streichfähiger; zudem ist auch Essig, wie schon erwähnt, für die fiebersenkende Eigenschaft des Quarkwickels mitverantwortlich. Die fertigen Wickel werden dann, wie oben bei den normalen Wadenwickeln beschrieben, an beiden Unterschenkeln angebracht; bei Sportverletzungen, wie Prellungen und Verstauchungen, entsprechend nur am betroffenen Bein oder Arm. Der Wickel kann anschließend etwa eine halbe Stunde an Ort und Stelle verbleiben, bevor er abgenommen wird und die Haut mit einem feuchten Tuch gereinigt wird. Auch hier ist natürlich zu beachten, dass Quarkwickel zur Fiebersenkung nicht im Fieberanstieg angewandt werden dürfen.
Wadenwickelhaken haben eher weniger mit den uns bekannten Wadenwickeln zur Fiebersenkung zu tun. Sie stammen aus dem Mittelalter und sollten die zu dieser Zeit häufig von Männern getragenen Wickelgamaschen stabilisieren, bzw. deren Enden befestigen. Heute findet man sie nur noch selten. Lediglich als Dekoration oder Accessoire sind Wadenwickelhaken auf Mittelaltermärkten oder –festen anzutreffen.