Die Stinknase (Ozaena) ist durch eine Degeneration der Nasenschleimhaut mit Verlust des Riechvermögens (Anosmie) geprägt. In der Nase finden sich zäher, stinkender Schleim und zahlreiche Verkrustungen und Borken.
Medizinisch: Ozaena; Rhinitis atrophicans cum foetore
Englisch: ozena
Die Stinknase (Ozaena) ist durch eine Degeneration der Nasenschleimhaut mit Verlust des Riechvermögens (Anosmie) geprägt. In der Nase finden sich zäher, stinkender Schleim und zahlreiche Verkrustungen und Borken.
Beim Gesunden erfüllt die Nasenschleimhaut viele wichtige Funktionen. Sie erwärmt die durch die Nase eingeatmete Luft und feuchtet sie an. Eingeatmete Staubpartikel bleiben auf der feuchten Schleimhaut haften und werden gemeinsam mit dem Nasensekret über den Nasenrachenraum abtransportiert und in aller Regel geschluckt. Auch Bakterien und Viren, welche über den Luftstrom permanent in den Körper eindringen, treffen an der Nasenschleimhaut auf eine erste Abwehrbarriere. Das feuchte Milieu hindert sie daran, tiefer in die Atmungsorgane vorzudringen. Immunzellen des Körpers, die in großer Zahl in den Schleimhäuten angesiedelt sind, können die Krankheitserreger unschädlich machen.
Damit die empfindliche Schleimhaut nicht austrocknet, schwillt sie im Laufe des Tages wechselseitig stark an, sodass sich die feuchte Oberfläche regenerieren kann. In manchen Fällen kann die Schutzfunktion der Nasenschleimhaut jedoch stark eingeschränkt sein. Es gibt Erkrankungen, bei denen die Schleimhaut ihre Fähigkeit der Feuchthaltung und Selbstreinigung verliert. Daraus resultiert ein schleichender Rückgang des Gewebes, in der medizinischen Fachsprache Atrophie genannt. Es kommt zur Erweiterung der Nasenhöhle, in der nun, nach dem Schrumpfen der Nasenschleimhaut, mehr Platz ist. Infolge des vergrößerten Platzangebotes treten Verwirbelungen des Luftstroms auf, die die Nase weiter austrocknen, was es schädlichen Bakterien ermöglicht, sich auf der angegriffenen Schleimhaut auszubreiten und diese zersetzen.
Dabei kann ein unangenehmer, auch für die Umwelt wahrnehmbarer Geruch, eine Stinknase, entstehen. Man unterscheidet in der Medizin eine primäre und eine sekundäre Stinknase (Ozäna). Bei der primären Stinknase lässt sich kein Auslöser für den Rückgang der Nasenschleimhaut ausmachen. Diese entwickelt sich aus bislang noch ungeklärten Ursachen mitsamt der versorgenden Gefäße und teilweise sogar umliegenden knöchernen Strukturen zurück. Bei der sekundären Form ist in der Regel ein Auslöser auszumachen. Meist ist dieser bei medizinischen Eingriffen oder Anwendungen zu suchen. Welche Operationen das Auftreten einer Stinknase begünstigen, wird in den folgenden Absätzen behandelt.
Die Stinknase tritt häufiger bei der Frau auf und ist oft anlagebedingt. Operationen und Verletzungen an der Nase können eine spätere Zerstörung der Nasenschleimhaut fördern.
Auch der jahrelange Missbrauch von abschwellenden Nasentropfen und –Sprays (Privinismus) kann eine Stinknase bedingen.
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Wenn Patienten wegen eines Tumors im Bereich des Gesichtes mit Röntgenstrahlung behandelt wurden, kann es später zu einer Degeneration der Nasenschleimhaut mit nachfolgender Entwicklung einer Stinknase kommen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Ursachen einer Stinknase
Operationen, bei denen großzügig Gewebe innerhalb der Nasenhöhle entfernt wird, können einen großen Hohlraum zurücklassen. Dies ist beispielsweise bei Tumoroperationen oder bei Entfernung ganzer Nasenmuscheln bei behinderter Nasenatmung möglich. Verwirbelungen des Luftstroms können nach der OP das Austrocknen und die bakterielle Besiedelung der Nasenschleimhaut begünstigen. Auch der Schleimhautrückgang nach Schädigung von Blutgefäßen ist denkbar.
Nasenpolypen sind gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut, die gehäuft bei chronischen Entzündungszuständen und geschwollenen Schleimhäuten auftreten. Bei gehäuftem Auftreten der Polypen kann die Nasenatmung stark eingeschränkt werden, wodurch sich das Allgemeinempfinden der Betroffenen reduziert. Verlegen Nasenpolypen den Abfluss des Nasensekrets, kann es zum Sekretverhalt und dadurch zu immer wiederkehrenden Entzündungen der Nasennebenhöhlen kommen.
Wenn die Krankheit durch Medikamente, wie zum Beispiel durch die Verwendung abschwellender Nasentropfen nicht mehr ausreichend behandelt werden kann, muss gelegentlich eine Operation erfolgen. Wie bei der Tumoroperation entsteht nach der Entfernung von Nasenpolypen eine Wundfläche auf der Nasenschleimhaut oder auf der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen. Wird diese nach der Operation nicht ausreichend versorgt, kann sich durch bakterielle Besiedlung und Zersetzungsprozesse eine Stinknase entwickeln. Bei behinderter Nasenatmung wurde früher häufig eine Nasenmuschel samt der sie überwachsenden Schleimhaut entfernt, um dem Luftstrom dadurch mehr Platz zu schaffen. Da es infolgedessen gelegentlich zum Austrocknen der verbliebenden Schleimhaut und zur Entwicklung einer Stinknase kam, wird dieses Verfahren heute immer mehr verlassen.
Die Entwicklung einer Stinknase nach Zahn-OP ist äußerst selten. Denkbar ist dies bei einer Operation am Oberkiefer, wenn sich das Operationsgebiet bis in die Nasennebenhöhle des Oberkiefers (Sinus maxillaris) erstreckt. Bei großzügigen Zahnentfernungen oder bei vereiterten Zahnwurzeln kann dies der Fall sein.
Das Auftreten einer Stinknase ist auch bei intensiver Verwendung von abschwellenden Nasensprays beschrieben. Diese Sprays beinhalten einen Wirkstoff, der zum Zusammenziehen der Blutgefäße führt, die die Nasenschleimhaut versorgen. Dadurch kommt es zu einem Abschwellen derselben und der Anwender hat das Gefühl, besser durch die Nase atmen zu können. Dauerhafte Anwendung dieser Sprays kann jedoch auch zur Rückbildung der Schleimhaut führen, die dadurch ihre Schutzfunktion verliert und im Einzelfall bakteriell besiedelt wird. Nasensprays sollten von daher niemals über einen längeren Zeitraum hinweg angewendet werden.
Gerade Personen, die an Allergien leiden neigen dazu, über Monate und teilweise Jahre hinweg täglich Nasensprays zu verwenden, um die durch allergisch geschwollene Schleimhaut eingeschränkte Nasenatmung zu erleichtern. Da die Schleimhaut nach Absetzen des Sprays sofort stark anschwillt, um ihrer Austrocknung zu entgegenzuwirken, entsteht bei den Betroffenen eine regelrechte Abhängigkeit von der Substanz. Sie sollten deshalb ihren Arzt oder Apotheker fragen, wie sich die Zufuhr des Sprays dauerhaft reduzieren lässt. Kochsalzsprays, die keinen Wirkstoff enthalten, können eine Alternative darstellen.
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Bei der Stinknase entsteht durch bakterielle Besiedelung der Nasenschleimhaut und deren Zersetzung ein unangenehmer Geruch, der durch die Betroffenen in aller Regel selbst nicht wahrnehmbar ist. Häufig werden deshalb zunächst Angehörige und andere enge Kontaktpersonen auf die Krankheit aufmerksam.
Bei einem starken Rückgang der Schleimhaut und einer daraus resultierenden starken Vergrößerung der Nasenhöhle haben die Erkrankten paradoxerweise das Gefühl, die Nasenatmung sei behindert. Dies erklärt sich durch die Umwandlung des linearen Luftstroms, der bei intakter Nasenhöhle vorherrscht, in einen verwirbelten Luftstrom, der bei ihrer krankheitsbedingten Vergrößerung auftritt. Bei der Stinknase können aufgrund der angegriffenen Nasenschleimhaut auch häufiges Nasenbluten und eitriges Nasensekret auftreten. Begleitet wird der Symptomenkomplex gelegentlich von krustigen und borkigen Belägen.
Patienten mit einer Stinknase haben einen großen Leidensdruck. Die Nase selbst macht ihnen eigentlich nicht mehr Probleme als ein Schnupfen. Ihre Mitmenschen können jedoch den aashaften Gestank, den ihre Nase durch die Zersetzung der Nasenschleimhaut produziert, sie selbst aber nicht riechen können (Anosmie), kaum ertragen. Solche Patienten können erhebliche gesellschaftliche und berufliche Probleme erfahren.
Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome einer Stinknase
Es ist besonders wichtig, die Schleimhaut der Stinknase feucht und geschmeidig zu halten, da jede Bildung von Krusten und Borken zur Zersetzung von Geweben und damit Bildung von aashaften Gestank führt.
Ölige Nasentropfen (Coldastop®) oder Bromhexin (Lubrirhin®) und die Inhalation von Salzwasser (Emser Sole®) sowie regelmäßiges Feuchthalten mit Meerwasser-Nasensprays können dazu beitragen.
Mit Nasensalben (Bepanthen® -Nasensalbe) kann ein annähernder Heilungsversuch angestrebt werden. Eine Einnahme von Vitamin A und E soll eine fortschreitende Zerstörung der Nasenschleimhaut verhindern. In keinem Fall sollten noch einmal abschwellende Nasentropfen mit Xylometazolin oder Oxymetazolin verwendet werden, weil sie die Krankheit nur begünstigen würden.
Der Arzt (in der Regen HNO - Arzt) wird dem Patienten in schweren Fällen dabei behilflich sein, die Borken und Krusten zu entfernen.
In manchen Fällen kann eine Operation Erleichterung bringen. Dabei werden Knorpelteile verpflanzt oder ein künstlicher Gang zur Mundhöhle geschaffen, der Speichel zur Befeuchtung der Nase herbeiführen soll.
Lesen Sie mehr zum Thema: Stinknase Heilung
Eine Stinknase ist in den meisten Fällen leider nicht vollständig heilbar. Dennoch kann die Symptomatik und damit auch der unangenehme Geruch durch einige Maßnahmen effektiv reduziert werden.
Wie aus den vorangehenden Abschnitten bereits hervorgegangen ist, beruht das Auftreten einer Stinknase zum größten Teil auf der Austrocknung der Nasenschleimhaut und ihrer damit verlorengegangenen Schutzfunktion. Ziel der symptomatischen Therapie muss es daher sein, die Nase feucht zu halten. Gerade in den Wintermonaten muss trockene Raumluft vermieden werden. Wasserschälchen auf den Heizkörpern können durch Verdunstung Abhilfe schaffen und das Raumklima verbessern. Betroffene sollten auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßte Getränke lautet die Empfehlung für einen gesunden Erwachsenen.
In der Apotheke sind verschiedene Nasensalben erhältlich, die das Schleimhautmilieu feucht halten. Kochsalzhaltige Inhalationslösungen unterstützen die Selbstreinigungsfunktion der Nase. Beim HNO-Arzt sollte in regelmäßigen Abständen eine professionelle Nasenreinigung durchgeführt werden, um Beläge und Verkrustungen zu lösen. All diese Maßnahmen helfen, sofern sie diszipliniert angewendet werden, die Symptomatik einer Stinknase zu reduzieren. Die Erkrankung lässt sich dadurch zwar effektiv am Fortschreiten hindern jedoch nicht gänzlich heilen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Heilung einer Stinknase
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