Bei Kindern tritt das Schielen als Sehstörung sehr oft auf. Dabei weicht ein Auge von der Parallelstellung ab, sodass beide Augen nicht in die gleiche Richtung schauen.
Das Schielen als Sehstörung tritt bei Kindern sehr oft auf. Ein Auge (oder auch beide) weicht von der Parallelstellung ab, sodass beide Augen nicht in die gleiche Richtung schauen. In alle vier Richtungen kann das schielende Auge von der „Normalstelltung“ abweichen:
Schon Kleinkinder können von dieser Sehstörung betroffen sein, jedoch ist auch eine spätere Entwicklung hin zum Schielen möglich. Etwa 5-7 von 100 Menschen in Deutschland sind von der Erkrankung betroffen.
Das Schielen bei Kindern kann verschiedene Ursachen haben, meist spielt jedoch eine familiäre Veranlagung eine Rolle spielen. Ebenfalls möglich ist ein Schielen aufgrund unterschiedlich stark ziehender Augenmuskeln. Teilweise besteht auch bei einem Auge eine Sehschwäche.
Weit verbreitet ist das sogenannte Begleitschielen. Das schielende Auge macht dabei die Bewegungen des gesunden Auges mit und begleitet somit das gesunde Auge. Speziell bei Kindern im Alter bis 4 Jahren tritt diese Form des Schielens auf und die Ursache dafür bleibt meist ungeklärt. Weitsichtigkeit und eine unterschiedlich starke Brechkraft der Augen werden jedoch für das Begleitschielen verantwortlich gemacht.
Das Lähmungsschielen ist durch Lähmung eines oder mehrerer Augenmuskeln verursacht und der Blick in bestimmte Richtungen damit nicht möglich. Diese Form es Schielens ist in jedem Alter möglich und es sind viele Ursachen, wie Verletzungen der Augenmuskeln oder auch Durchblutungsstörungen bekannt.
Darüber hinaus gibt es noch das latente Schielen. Dieses entsteht durch ein Ungleichgewicht der Augenmuskeln.
In der Regel kann das Ungleichgewicht ausgeglichen werden und die Kinder sind nicht vom Schielen betroffen. Sind die Betroffenen aber zum Bespiel sehr müde, kann das Ungleichgewicht der Augenmuskeln nicht mehr kompensiert werden und es kommt zum Schielen.
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Das Schielen nach innen tritt bei Kindern viel häufiger auf, als das Schielen nach außen.
Ein Objekt, dass man aus der Ferne wahrnehmen möchte, wird in der Regel mit beiden Augen in paralleler Blickrichtung fixiert. Weicht bei der Fixierung ein Auge nach innen in Richtung Nase ab, dann handelt es sich um ein sogenanntes Innenschielen. Die häufigste Form des Einwärtsschielens ist das frühkindliche Schielsyndrom. Es ist bereits bei Geburt vorhanden und wird in den ersten 6 Lebensmonaten diagnostiziert. Häufig werden eine Schiefhaltung des Kopfes in Richtung des führenden Auges und ein großer, wechselnder Schielwinkel beobachtet.
Das Schielen nach außen ist deutlich seltener, als das Einwärtsschielen und tritt häufiger bei Erwachsenen als bei Kindern auf. Die häufigste Form stellt das intermittierende Auswärtsschielen dar. Dabei weichen die Augenachsen nur in der Ferne nach außen ab. Bei Betrachtung von Gegenständen, die in der Nähe liegen, liegt ein normales Sehen vor. In leichten Fällen kommt es nur periodisch vor und kann durch Müdigkeit oder psychische Belastung verstärkt werden.
Damit Kinder Dinge und Objekte richtig räumlich wahrnehmen können, müssen beide Augen direkt parallel auf dasselbe Objekt gerichtet werden. In beiden Augen kann dann ein Bild generiert werden, welches sich von dem des anderen leicht unterscheidet. Diese leichte Abweichung wird anschließend im Gehirn weiter zu einem einzigen Seheindruck verarbeitet.
Wenn ein Kind schielt, weicht die Sehachse des betroffenen Auges zeitweise oder immer von dem zu fixierenden Objekt ab, sodass die Information, die von diesem Auge an das Gehirn geleitet wird zu unterschiedlich zum anderen Auge ist. Eine Verarbeitung der Eindrücke kann nicht erfolgen.
Bei Kindern wird die Bildwahrnehmung des schielenden Auges unterdrückt und es entwickelt sich oftmals unbemerkt eine Schwachsichtigkeit des Auges. Es ist wichtig ein manifestes von einem latenten Schielen zu unterscheiden. Beim manifesten Schielen weicht das betroffenen Auge ständig von der gemeinsame Blickrichtung ab. Ursächlich sind in den meisten Fällen angeborenen Sehstörungen oder neu aufgetreten Lähmungen der Augenmuskeln.
Das latente Schielen tritt häufiger bei Kindern auf. Hierbei weicht das schielende Auge nur zeitweise von der gemeinsamen Blickrichtung ab. Die ursächliche Störung liegt in einem Ungleichgewicht der Augenmuskeln, welches aber zeitweise immer wieder ausgeglichen werden kann.
Bei den betroffenen Kindern wird das Schielen nur manchmal bemerkt und es bleibt versteckt. Dadurch besteht die Gefahr, dass das Schielen oftmals erst sehr spät bemerkt wird, wenn das betroffene Auge schon eine Schwachsichtigkeit aufweist. Das latente Schielen wird oftmals durch Stress, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch vermehrte Müdigkeit verstärkt.
Typisches für das Schielen ist die ungewöhnliche Blickrichtung, die oft bereits von den Eltern bemerkt wird. Meist kneifen schielende Kinder die Augen zusammen oder decken sogar mit einer Hand ein Auge ab, um Doppelbilder zu minimieren.
Wenn das Kind den Kopf immer wieder schräg hält, gereizt reagiert oder sich ungeschickt bewegt, kann das auch auf ein Schielen hinweisen, da das Schielen die dreidimensionale Wahrnehmung des Kindes stark beeinträchtigt. Dies liegt daran, dass beide Augen in die gleiche Richtung schauen müssen, damit die Umgebung als Raum erkannt werden kann. Die zwei Bilder, die das rechte und das linke Auge sehen, werden im Gehirn zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Bei einem schielenden Menschen weichen diese beiden Bilder derart voneinander ab, dass sie nicht mehr zueinander passen und das Gehirn sie nicht zu einem einzigen Bild zusammenbringen kann. Stattdessen sieht das Kind Doppelbilder. Wenn dieser Zustand länger andauert, „schaltet“ das Gehirn die Seheindrücke des schielenden Auges „aus“ und das Kind sieht dann nur noch mit dem gesunden Auge, allerdings nach wie vor nicht in 3D.
Beim vorübergehenden Schielen, dem latenten Schielen, kommt es aufgrund eines Ungleichgewichts der Augenmuskeln.
In den meisten Fällen kann das kindliche Gehirn diese Störung ausgleichen, sodass das Kind keine Beschwerden wahrnimmt. Leiden Kinder unter einer starken Müdigkeit wird das eh schon bestehende Ungleichgewicht der Augenmuskeln weiterhin verstärkt. Durch die zusätzliche Belastung ist das Gehirn irgendwann nicht mehr in der Lage diese verschiedenen Eindrücke in einen Einklang zu bringen. Die von beiden Augen gewonnenen Seheindrücke können nicht zusammen verarbeitet werden und nicht fusionieren. In diesen Fällen entstehen als Folge dessen verschwommene Bilder und Kopfschmerzen. Das Schielen wird zusätzlich verstärkt und erschwert die Sehfähigkeit zusätzlich.
In vielen Fällen wird ein latentes Schielen bei kleinen Kindern oftmals erst in solchen Phasen mit viel Stress und vermehrter Müdigkeit erkannt. Weitere Faktoren, die mit einer Zunahme des Schielens einhergehen können sind Konzentrationsschwächen, Überanstrengung oder auch psychische Belastungen.
Wenn ein Kind stark schielt, so fällt die ungewöhnliche Blickrichtung meist den Eltern auf und eine Untersuchung des Kindes beim Augenarzt ist notwendig.
Mit einer Lampe strahlt der Arzt während der Augenuntersuchung in das Auge des Kindes. Hierdurch wird getestet, ob das Licht in beiden Augen von der gleichen Stelle auf der Pupille zurückgespiegelt wird. Ist das Kind schon älter, so umfasst die Untersuchung mehr. Das Kind wird beispielsweise dazu aufgefordert, Gegenstände mit den Augen zu fixieren, wobei manchmal ein Auge abgedeckt wird. Sogar leichtes Schielen lässt sich mit den Ergebnissen einer gründlichen Augenuntersuchung feststellen.
Je eher die Therapie des Schielens begonnen wird, desto besser ist es für die Entwicklung des Kindes. Bis zum Alter von etwa drei Jahren ist die Entwicklung des Sehens noch beeinflussbar, da das Gehirn bis zu dem Zeitpunkt noch nicht ausgereift ist.
Zuerst bestimmt der Arzt, welche Art des Schielens im individuellen Fall vorliegt. Mit einer Brille kann der Sehfehler dann häufig behoben werden. Im Verlauf der Behandlung ist die Brillenstärke immer wieder zu überprüfen, da es möglich ist, dass sie sich durch das fortschreitende Wachstum des Kindes zum Positiven oder Negativen hin verändert.
Meist ist es notwendig, das durch das Schielen geschwächte Auge zu trainieren, damit es vom Gehirn nicht abgeschaltet wird. Um das schwache Auge besonders zu fordern und zu fördern wird in regelmäßigen Abständen das gesunde Auge abgeklebt. Diese Behandlungsform macht sowohl von den Eltern als auch vom Kind ein hohes Maß an Disziplin und Geduld erforderlich, bringt jedoch sehr gute Ergebnisse.
In einigen Fällen ist das Schielen des Kindes nur mittels Operation zu behandeln ( OP bei Schielen). Der Arzt öffnet dabei operativ die Bindehaut, um die Augenmuskeln anzupassen. Die Bindehaut verheilt in den meisten Fällen völlig komplikationslos. Allerdings ist oft auch nach einer Operation noch kein dreidimensionales Sehen möglich.
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Bei den meisten Kindern wird das Schielen durch eine länger bestehende Fehlsichtigkeit ausgelöst.
Deshalb kann der Augenarzt zunächst bei den betroffenen Kindern die Stärke des vorliegenden Sehfehlers ausmessen. Bei der Bestimmung dieser Fehlsichtigkeit (Refraktionsbestimmung) ermittelt man die Abweichung der gemessenen Brechkraft zum Idealwert. Diese Abweichung wird als Refraktionsfehler bezeichnet und in Dioptrien angegeben. Die Dioptrien sind eine Messgröße für die vorliegende Stärke einer Weitsichtigkeit (plus Dioptrie), einer Kurzsichtigkeit (minus Dioptrie) oder einer Verkrümmung der Hornhaut.
Um diese Fehlsichtigkeit bei schielenden Kindern auszugleichen, werden Brillen oder Kontaktlinsen angefertigt. Sie können direkt an die gemessenen Werte angepasst werden und dadurch die Abweichungen in der Brechkraft ausgleichen. Durch das regelmäßige Tragen der Brille wird ein korrektes und für die Augen entspanntes Sehen ermöglicht. Im Laufe der Zeit verringert sich durch die abfallende Anspannung der Schielwinkel oder er bildet sich sogar ganz zurück.
Wenn der Unterschied der Brechkraft des gesunden und des schielenden Auges zu groß ist, kann man auch erwägen, das gesunde Auge und das schielende Auge in wechselnden Abständen mit einem Pflasterverband abzudecken. Wird das gesunde Auge abgedeckt, soll das schwächere Auge trainiert werden und ein Ausgleich der Fehlsichtigkeit erfolgen. Damit das gesunde Auge allerdings nicht seine Sehkraft verliert, muss die Abdeckung in regelmäßig gewechselt werden.
Die Anwendung der Osteopathie stellt eine erweiterte Möglichkeit im Rahmen der therapeutischen Behandlung des kindlichen Schielens dar.
Man geht davon aus, dass das Schielen durch Müdigkeit, Verspannungen, Stress oder psychische Anspannungen verschlimmert werden kann.
In der Lehre der Osteopathie sieht man die Fehlsichtigkeit oftmals in Zusammenhang mit bestehenden Blockaden im Körper. Stress, Angst und schlechte Erlebnisse sind in der Muskulatur des kindlichen Körpers verankert. Bei schielenden Kindern sind die Muskeln, auf der Seite zu der das Kind schielt angespannter, als auf der anderen Seite.
Ursächlich dafür kann beispielsweise eine Verschiebung der Schädelknochen oder auch eine Verletzung während der Geburt sein. Durch gezielte Massagen, Lockerungs - und Entspannungsübungen, können die Muskelblockaden gelöst und dadurch die Fehlsichtigkeit verbessert werden.
Wenn das Schielen nicht rechtzeitig behandelt wird, kann es möglicherweise ein Leben lang nicht mehr korrigiert werden. Das Kind lernt das Sehen mit beiden Augen nicht und kann somit auch nicht räumlich sehen. Oft treten als Folge des Schielens Kopfschmerzen auf, da das Gehirn mit dem ständigen Abgleich zweier inkongruenter Bilder, die durch die Augen ins Hirn geleitet werden, überfordert ist.
Trotz Behandlung kann das Schielen teilweise nicht vollständig behoben werden und die betroffenen Kinder müssen im späteren Leben mit Einschränkungen rechnen. Ein Beruf oder eine Sportart, die räumliches Sehen erfordert, wird ihnen unmöglich sein.
Der Kinderarzt sollte bereits im ersten halben Lebensjahr das kleine Kind regelmäßig auf ein Schielen hin untersuchen. Gerade wenn bei anderen Familienmitgliedern bereits Sehfehler vorliegen, sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Kinder bemerken ihre eigene Sehstörung nicht und lernen, sie als Normalzustand hinzunehmen, weshalb das Schielen unbedingt innerhalb der ersten zwei bis drei Lebensjahre erkannt und behandelt werden muss.
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