Tests für das Piriformis-Syndrom - welche gibt es?

Um das Piriformis-Syndrom zu diagnostizieren, oder zumindest der Ursache bei passenden Beschwerden näher zu kommen, gibt es zahlreiche Tests. Werden diese durchgeführt, kann es Hinweise auf das Vorliegen eines Piriformis-Syndroms geben.

Tests für das Piriformis-Syndrom - welche gibt es?

Einleitung

Beim Piriformis-Syndrom kommt es durch die Kompression des Ischiasnerven unter dem Piriformis-Muskel zu starken Schmerzen in der Gesäßregion, die in den Lendenbereich und den hinteren Oberschenkel bis hin zum Knie ausstrahlen können. Aufgrund dieser Symptomatik kann ein Piriformis-Syndrom häufiger mit einem Bandscheibenvorfall der LWS verwechselt werden.
Für die Behandlung dieser Erkrankung, eignen sich vor allem konservative Methoden, wie beispielsweise eine Krankengymnastik speziell für das Piriformis-Syndrom.
Zur Diagnosestellung eines Piriformis-Syndroms haben sich mehrere Tests etabliert, die auf die Funktion des Piriformismuskels abzielen.

Weiterführende Informationen finden Sie unter:

Piriformis-Muskel (Musculus piriformis)

Der Piriformis-Muskel (lat. birnenförmiger Muskel) gehört zur inneren Schicht der Hüftmuskulatur und verläuft von der Innenseite des Beckens zum Oberschenkelknochen. Dabei hat der Muskel die Aufgabe den Oberschenkel im Stehen außwärts zu drehen, streckt ihn und ist für die Abspreizung verantwortlich.

Lesen Sie hierzu auch unser Thema Musculus piriformis.

Musculus piriformis

  1. Birnförmiger Muskel -
    Musculus piriformis
  2. Darmbeinschaufel -
    Ala ossis ilii
  3. Hintere Kreuzbeinlöcher -
    Foramina sacralia posteriora
  4. Kreuzbein -
    Os sacrum
  5. Großer Rollhügel -
    Trochanter major
  6. Kleiner Rollhügel -
    Trochanter minor
  7. Oberschenkelschaft -
    Corpus femoris
  8. Sitzbein -
    Os ischii (Ischium)
  9. Fünfter Lendenwirbel -
    Vertebra lumbalis V
  10. Alle medizinischen Abbildungen

FAIR-Test

Der FAIR-Test ist ein wichtiger und relativ zuverlässiger Test zur Diagnose oder zum Ausschluss eines Piriformis-Syndroms.
FAIR steht hierbei für Flexion (Beugung), Adduktion (Heranführen einer Extremität an die Körpermitte) und Innenrotation (nach innen Drehen), also den Bewegungen, aus denen die Untersuchung besteht. Mithilfe des FAIR-Tests kann nicht mit 100%-iger Sicherheit bestimmt werden, ob die Beschwerden in einem Piriformis-Syndrom begründet liegen, er liefert jedoch einen wichtigen Anhaltspunkt in der Diagnostik eines solchen Syndroms.

Zur Durchführung liegt der Patient auf der gesunden Seite, wobei das unten liegende Bein gerade ausgestreckt wird und der Oberkörper möglichst flach auf der Untersuchungsliege aufliegen sollte. Das Bein der kranken Seite wird im Knie gebeugt und an den Körper gezogen, sodass die Beugung (Flexion) im Hüftgelenk 60° beträgt. Dasselbe Bein wird gleichzeitig im Hüftgelenk zum Körper geführt (Adduktion) und nach innen gedreht (Innenrotation). Der Untersucher verursacht nun eine Dehnung des Piriformis-Muskels, indem er das obenliegende Bein nach unten Richtung Liege drückt.

Der FAIR-Test ist positiv, wenn während der Untersuchung Schmerzen im Gesäß auftreten. Wie bereits erwähnt, kann der Test auch bei anderen Erkrankungen des Gesäßes oder des Lendenbereiches positiv ausfallen, ebenso schließt ein negatives Testergebnis ein Piriformis-Syndrom nicht mit Sicherheit aus .

Freiberg-Test

Auch ein positives Freiberg-Zeichen ist ein Hinweis auf ein Piriformis-Syndrom und kann somit als Test dienen.

Dabei liegt der Patient in Rückenlage auf einer Untersuchungsliege und lässt den Unterschenkel der betroffenen Seite über die Kante der Liege in der Luft nach unten hängen. Durch eine Außendrehung des Unterschenkels wird eine passive Innendrehung des Oberschenkels erreicht. Treten hierbei Schmerzen in der Gesäßregion auf, so ist der Freiberg-Test positiv, da der Test eine Annäherung des Piriformis-Muskels an den Ischiasnerven provoziert.

Beatty-Test

Der Beatty-Test kann bei entsprechenden Beschwerden Aufschluss über das Vorliegen eines Piriformis-Syndroms geben. Bei diesem klinischen Test liegt der Patient auf der gesunden Seite und hebt das obenliegende angewinkelte Knie ca. 10cm weit (Abduktion) gegen den Widerstand des Untersuchers an. Treten Schmerzen im Bereich des Gesäßes auf, so gilt der Beatty-Test als positiv und es besteht die Möglichkeit, dass ein Piriformis-Syndrom vorliegt.

Pace-Test

Beim Pace-Manöver wird das betroffene Bein beim sitzenden Patienten abgespreizt (außenrotiert). Dadurch kommt es durch die Kontraktion des Piriformis-Muskels und der daraus folgenden Reizung des Ischiasnerven zu Schmerzen in der Gesäßregion und ein Piriformis-Syndrom könnte vorliegen.

Außenrotation und Abduktion

Im Stand (bei gestreckter Hüfte) hat der Piriformis-Muskel die Funktion eines Außenrotators, bei gebeugter Hüfte die eines Abduktors (Abspreiz-Funktion). Das Durchführen dieser Bewegungen gegen Widerstand kann zu Schmerzen im Gesäß führen, was neben den genannten Tests ebenfalls als Hinweis für ein Piriformis-Syndrom gilt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.12.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024