In diesem Artikel geht es um die Therapie eines Innenbandrisses am Knie. Es wird die Operation als Option vorgestellt inklusive Vor- und Nachteilen. Ebenso werden unterschiedliche Methoden der konservativen Therapie behandelt und die Therapie der Schmerzen.
Die Therapie eines Innenbandrisses im Knie kann je nach Schweregrad konservativ oder operativ erfolgen. Dabei hängt die Wahl der Therapie vor allem davon ab, wie stark die Aufklappbarkeit durch die Ruptur des Innenbandes ausgeprägt ist und inwieweit eine Instabilität vorliegt.
Die Indikationsstellung einer Operation als Therapie eines Innenbandrisses im Knie ist sehr viel seltener als die konservative Behandlung in Form von Ruhigstellung, Schonung und Physiotherapie. Nichtsdestotrotz gibt es Gründe, die eine operative Versorgung des Innenbandrisses notwendig machen.
Wichtige Indikation für die Operation ist eine ausgeprägte Aufklappbarkeit. Diese wird geprüft indem das Knie 30° gebeugt und einem Valgusstress (laterale abwinkelnde Bewegung des Unterschenkels zum Oberschenkel) ausgesetzt wird. Liegt gleichzeitig eine enorme Instabilität vor, ist eine Operation unumgänglich.
Weitere Kriterien, die für eine Operation sprechen, sind die Tatsache der kompletten Ruptur des Innenbandes, die Beteiligung weiterer Strukturen und das Alter. Wenn das Innenband komplett durchgerissen ist, handelt es sich um eine schwerwiegendere Läsion, als wenn es nur zum Teil rupturiert oder angerissen ist.
Operationspflichtig ist die Verletzung zudem dann, wenn eine knöcherne Beteiligung vorliegt. In diesem Fall muss intraoperativ eine Rekonstruktion der knöchernen Frakturteile erfolgen, sodass die anatomische korrekte Position wieder hergestellt ist. Hierzu stehen verschiedene Osteosynthese-Verfahren zur Verfügung, zum Beispiel die Versorgung mit Schrauben, um ein abgesplittertes Knochenfragment zu refixieren.
Der Altersaspekt ist deshalb wichtig, da jüngere Patienten häufiger operiert werden als Ältere. Es gibt zwar keine Grenze, ab welchem Alter nicht mehr operiert werden sollte, jedoch werden Patienten ab 50 Jahren seltener operiert als Jüngere. Allgemein ist aber eine individuelle Abklärung sinnvoll, da es darauf ankommt, inwieweit das Gelenk aktuell beansprucht wird/wurde und wie lange es der Belastung noch ausgesetzt sein wird. Jüngere Patienten beanspruchen aufgrund von sportlichen Aktivitäten ihre Kniegelenke und damit die Seitenbänder mehr als ältere Patienten. Außerdem haben junge Patienten eine höhere Lebenserwartung, was mit einer längeren Beanspruchungszeit der Innenbänder einhergeht.
Ist die Entscheidung für eine Operation getroffen, wird das Innenband über einen minimal-invasiven Eingriff versorgt. Voraussetzung dafür, den arthroskopischen Eingriff (Arthroskopie = Gelenkspiegelung) durchführen zu können, ist die Tatsache, dass die Region in der Nähe des Innenbandrisses abgeschwollen ist und keine nennenswerten Bewegungseinschränkungen mehr vorliegt. Das heißt, dass unmittelbar nach einem Innenbandriss nicht immer sofort operiert werden kann. Solange sollte der Innenbandriss durch Ruhigstellung und Schonung mit gegebenenfalls heilungsfördernder Physiotherapie behandelt werden.
Bei frischen Innenbandrissen wird intraoperativ das Band wiederhergestellt beziehungsweise refixiert. Entweder näht man die beiden Enden des Innenbandes wieder aneinander oder fixiert die ausgerissene Ansatz –oder Ursprungsstelle des Bandes wieder am Knochen.
Ältere Innenbandrisse werden hingegen mit einem Bandersatz versorgt. Hierbei bieten sich zwei Möglichkeiten, entweder verwendet man als Transplantat körpereigenes –oder körperfremdes Material. Erst genanntes hat sich in der Vergangenheit hinsichtlich der Heilung und Prognose als bessere Option erwiesen.
Eine letzte typische Indiktion für die operative Versorgung des Innenbandrisses ist das sogenannte Krankheitsbild „Unhappy Triad“. Dabei kommt es zur gleichzeitigen Verletzung von den drei Strukturen: Innenband, Innenmeniskus und vorderes Kreuzband. In diesem Fall müssen natürlich zusätzlich zum rupturierten Innenband auch die anderen beiden Strukturen operativ versorgt werden.
Eine Innenbandruptur wird nur operiert, wenn die Schäden am Band komplex sind und zum Beispiel zusätzlich ein Stück vom Knochen mitausgerissen ist. Dann ist eine konservative (also nicht operative) Therapie nicht möglich und die Operation die einzige Möglichkeit, eine Heilung bzw. ausreichende Stabilisierung des Knies zu erlangen.
Ein Vorteil einer Operation am Kniegelenk ist natürlich, dass eine direkte Refixation des Bandes am Knie erfolgen kann und somit die Verletzung wieder korrigiert wird. Dadurch ist die Stabilität im Knie eher wiederhergestellt. Außerdem sollen nach einer Operation Schmerzen weniger häufig chronifizieren (dauerhaft) auftreten.
Jeder Eingriff birgt die Gefahr, dass Komplikationen auftreten können. Dazu zählt zum Beispiel die Möglichkeit der Verletzung von Strukturen wie Nerven oder Blutgefäßen während der Operation. Eine weitere Komplikation ist eine Entzündung des Kniegelenks, die dann eine längere Behandlungsdauer nach sich ziehen würde.
Auch ist die Zeit bis zur vollständigen Belastung des Kniegelenks nicht unbedingt kürzer als mit einer konservativen Therapie. Daher sollte eine Operation bei einem Innenbandriss nur durchgeführt werden, wenn die Heilungsaussichten mittels konservativer Therapie nicht vielversprechend sind.
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Eine Bandage dient der Stabilisierung und dem Schutz des Knies sowie der Linderung von Knieschmerzen.
Da die Stabilität nach einer Innenbandruptur eingeschränkt sein kann bzw. um ein Fortschreiten des Risses zu verhindern, sollte eine Bandage bei Belastung des Knies getragen werden. Auch nach einer operativen Therapie wird eine Bandage zur Stabilisierung und Ruhigstellung des Knies eingesetzt. Durch den Druck, den die Bandage auf das Kniegelenk auswirkt, wird die Durchblutung im Knie gefördert, was ebenfalls die Heilung unterstützt. Wichtig ist es, dass die Bandage gut am Knie sitzt und passt, da sonst die stabilisierende Wirkung der Bandage nicht gegeben ist.
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Eine Orthese ist ein Hilfsmittel, das zur Stabilisierung, Ruhigstellung und Entlastung bei Kniegelenksverletzungen eingesetzt wird.
Dabei kann die Orthese bei der konservativen Therapie eingesetzt werden, um den Heilungsvorgang zu unterstützen oder aber auch nach einer Operation, um zu verhindern, dass das Kniegelenk nach der OP nicht zu stark belastet wird. Orthesen können besonders aktiven Menschen während der Heilungsphase eine Möglichkeit bieten, sich unbeschwerter zu bewegen. Die Orthese wird von einem Arzt verschrieben und dann durch einen Orthopädietechniker angefertigt. Wichtig ist auch – wie bei einer Kniebandage -, dass die Orthese passt, damit die Stabilität im Knie gewährleistet ist.
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Auch das Tapen des Knies mit Kinesiotapes bei Innenbandriss kann zur Unterstützung der konservativen (nicht-operativen) oder operativen Therapie angewandt werden.
Hierbei dient das Tape ebenso wie Bandagen oder Orthesen zur Stabilisierung des Knies. Weiterhin kann die Durchblutung im Knie angeregt werden, sodass eine Heilung gefördert wird. Wichtig ist, dass das Tapen nach einer korrekten Anleitung erfolgt und diese auch befolgt wird.
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Die Physiotherapie gilt als konservative Therapie in der Behandlung des Innenbandrisses im Knie. Da dieser im Vergleich zum Außenbandriss im Knie in den meisten Fällen nicht operativ versorgt wird, kommt der Physiotherapie eine hohe Bedeutung zu und kann als Standardtherapie angesehen werden. Muss ein Innenbandriss jedoch operiert werden, schließt sich an die Rehabilitation postoperativ ebenfalls eine Physiotherapie an, sodass die Physiotherapie nicht nur als rein alleinstehender Therapieansatz zur Anwendung kommt, sondern eben auch in Kombination mit der operativen Versorgung.
Primäres Ziel der Physiotherapie ist in beiden Fällen die Stabilisierung des Kniegelenks und die positive Beeinflussung auf den Heilungsprozess. Mit dem Schweregrad der Innenbandverletzung steigt auch die Instabilität im Knie. Daher muss je nach Ausprägung des Innenbandrisses besonders auf die Wiederherstellung der Stabilität eingegangen werden.
Dazu eignet sich besonders gut ein Training der Beinmuskulatur. Durch die Kräftigung der Muskulatur kann das Kniegelenk stabilisiert und Bandführung unterstützt werden. Der Aspekt des Muskelaufbaus ist gerade auch dann wichtig, wenn vorher eine Operation erfolgt ist und durch längere Ruhigstellung des Kniegelenks die umliegende Beinmuskulatur atrophiert ist, sich also zurückgebildet hat. Um eine ausreichende Stabilität gewährleisten zu können, muss der Muskelapparat erst wieder durch Training aufgebaut werden. Zudem ist das Beinmuskeltraining unter der präventiven Hinsicht wichtig.
Nachdem es einmal zu einem Innenbandriss gekommen ist, ist das erneute Verletzungsrisiko erhöht. Daher soll die Muskulatur gestärkt werden, um Belastungen oder starke Krafteinwirkungen auf das Kniegelenk, genauer gesagt auf das Innenband abfangen und kompensieren zu können. Neben dem Muskelaufbautraining sind Übungen zum Bewegungsablauf und zur Koordination Inhalte der Physiotherapie. Außerdem erhalten die Patienten eine Art Schulung um das Bewusstsein für gefährdende Bewegungen zu erzielen und ungünstige Bewegungsmuster zu vermeiden.
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Schmerzen treten sofort nach der Verletzung auf und werden oftmals durch weitere Symptome begleitet.
Daher sollte direkt nach der Verletzung das sogenannte PECH-Schema (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) angewendet werden. Hierbei hilft besonders das Kühlen des Knies gegen die Schmerzen. Weiterhin können Schmerzmittel, sogenannte NSAR (Nicht-steroidale Antirheumatika), für einen kurzen Zeitraum eingenommen werden. Hierzu zählen Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac. Diese Medikamente wirken auch gleichzeitig gegen eine Entzündung im Kniegelenk. Des Weiteren sind Salben mit schmerzlindernden Wirkstoffen wie Diclofenac, die auf das Knie aufgetragen werden, eine Möglichkeit, den Schmerzen entgegenzuwirken.
Auch homöopathische Mittel können gegen die Schmerzen zur Unterstützung eingenommen werden. Gegen die Schmerzen wirken hierbei Globuli mit den Inhalten Arnica, Calendula, Apis mellifica oder Ruta graveolens. Eine physiotherapeutische Behandlung ist wichtig ebenfalls wichtig und kann Schmerzen lindern. Treten die Schmerzen bei Belastung auf, können Bandagen das Kniegelenk stabilisieren und Schmerzen verringern. Auch das Tapen des Knies kann Schmerzen entgegenwirken.
Die Therapiedauer hängt natürlich davon ab, wie stark der Innenbandriss ausgeprägt ist und welche Behandlung daraufhin indiziert ist. Ein relevanter Aspekt ist auch der, ob weitere Strukturen in Mitleidenschaft gezogen sind. Sobald neben dem Innenband auch Menisken, Kreuzbänder oder sogar knöcherne Anteil geschädigt sind, verlängert sich der Heilungszeitraum um mehrere Wochen.
Ganz allgemein bedarf die Heilung mindestens ein paar Wochen, sollte jedoch maximal 12 Monate dauern. Leichte Verletzungen, bei denen das Innenband nicht komplett gerissen ist, werden in der Regel konservativ behandelt, sodass Belastung bzw. leichte sportliche Betätigung bereits nach 2-8 Wochen wieder möglich ist. Eine völlige Genesung tritt dann meistens nach etwa 3-4 Monaten ein.
Natürlich ist der Heilungsprozess sehr individuell, sodass manche Patienten das Knie erst nach 6-9 Monaten wieder beschwerdefrei belasten können. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Nachsorge unter ärztlicher Kontrolle steht. Die Rehabilitation sollte zudem ausreichend lang sein, damit das einst verletzte Innenband genug Zeit zum Ausheilen hat, da sonst das Risiko einer chronischen Bandinstabilität oder einer erneuten Bandläsion erhöht ist.
Generell zählt der Innenbandriss jedoch zu einer komplikationslos heilenden Verletzung mit guter Prognose. Um das Knie für den Zeitraum unmittelbar nach der Verletzung zu schonen, ist es vor allem je nach beruflicher Tätigkeit sinnvoll, sich für einen gewissen Zeitraum krankschreiben zu lassen. Die Krankschreibung wird in der Regel vom Hausarzt ausgestellt. Dabei hängt die Dauer der Krankschreibung von bestimmten Faktoren wie Schweregrad, Therapiewahl und berufliche Belastung der Innenbänder ab.