Eine Diskographie stellt einen kleinen chirurgischen Eingriff dar, der lediglich in lokaler Betäubung des Patienten durchgeführt wird. Es handelt sich um ein diagnostisches Verfahren bei v.a. bandscheibenbedingten Rückenschmerzen (Diskopathie).
Diskografie, Spondylodiscitis, Spondylitis, Diszitis, Bandscheibenentzündung, Wirbelkörperentzündung
Englisch: discography
Eine Diskographie stellt einen kleinen chirurgischen Eingriff dar, der lediglich in lokaler Betäubung des Patienten durchgeführt wird. Es handelt sich um ein diagnostisches Verfahren bei v.a. bandscheibenbedingten Rückenschmerzen (Diskopathie) (lesen Sie hierzu auch: Bandscheibenvorfall)
Eine Diskopathie beschreibt das Krankheitsbild einer Rückenschmerz verursachenden Bandscheibe im Rahmen ihres Alterungsprozesses. Durch Einwachsen von Schmerz übertragenden Nervenfasern in das Bandscheibengewebe, werden Schmerzen aus dem inneren der Bandscheibe übertragen. In gesundem Zustand befinden sie ansonsten keine Nerverfasern im Kern einer Bandscheibe. Zu einer Diskopathie kommt es am häufigsten im Bereich der Lendenwirbelsäule. Auch ein Bandscheibenvorfall gehört im weiteren Sinne zu den Diskopathien. Der in der Klinik tätige Orthopäde unterscheidet jedoch diese Krankheitsbilder.
Die Indikation (Anzeige) zur Durchführung der Diskographie wird im Rahmen einer abzuklärenden Rückenschmerzursache gestellt. Hinweise für bandscheibenbedingte Rückenschmerzen kann schon die Krankengeschichte (Anamnese) der Patienten liefern. Ein Charakteristikum des bandscheibenbedingten Rückenschmerzes ist, dass Patienten häufig angeben morgens durch ihre Rückenschmerzen aus dem Bett getrieben zu werden. Langes liegen verschlimmert also die Beschwerden. Durch Aufstehen und Bewegen bessern sich die Beschwerden zunächst. Bei einer Überlastung des Rückens kommt es hingegen zu einer erneuten Schmerzzunahme. Diese Beschwerdebeschreibung soll nur als Anhaltspunkt dienen. Die tatsächlichen Beschwerden der Patienten sind individuell unterschiedlich. Dabei spielt sicherlich das Vorliegen von Begleiterkrankungen, wie der Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke (Facettensyndrom) eine bedeutende Rolle, da die Krankheitszeichen (Symptome) des Facettensyndroms sich sehr von den Beschwerden der Diskopathie unterscheiden können.
Ein weiteres Anzeichen für eine kranke Bandscheibe liefert die Kernspintomographie der Wirbelsäule (MRT). Hier ist der Alterungsprozess einer Bandscheibe direkt nachvollziehbar. Diskopathie verdächtige Bandscheiben stellen sich im MRT in der T2 Wichtung schwarz dar (black disc), d.h. sie besitzen keinen Flüssigkeitskern mehr (Bandscheibe), der sich bei einer gesunden Bandscheibe, auf den üblicherweise angefertigten MRT-Bildern, hell darstellt. Der Wasserverlust einer Bandscheibe ist ein Hinweis für ihren Alterungsprozess. Da der Bandscheibenverschleiß an sich noch keine Rückenschmerzen verursachen muss, ist in manchen Fällen die weitere Untersuchung durch eine Diskographie notwendig.
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Die Notwendigkeit einer Diskographie liegt meistens im Rahmen einer Operationsplanung vor, wenn geklärt werden soll, welche Bandscheiben in die Operation mit einbezogen werden müssen (Bandscheibenprothese, Spondylodese).
Eine Diskographie wird unter stationären Bedingungen im Operationssaal durchgeführt. Es handelt sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff. Der Patient wird tags zuvor über das Operationsverfahren und die allgemeinen und eingriffspezifischen Komplikationen durch den Arzt aufgeklärt und muss schriftlich sein Einverständnis zum Eingriff geben. Wichtig ist die Abklärung von Kontrastmittelallergien in der Vorgeschichte des Patienten, da es durch die Anwendung von Röntgenkontrastmittel, bei vorhandener Allergie, zu schweren allergischen Reaktionen, bis hin zum allergischen Schock (Kreislaufstillstand) kommen kann.
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Eine Narkose ist weder notwendig noch erwünscht. Der Patient wird im Operationssaal auf dem Bauch gelagert, das Operationsfeld desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Zunächst erfolgt dann das Aufsuchen der verdächtigen Bandscheibe mit einem mobilen Röntgengerät (Bildwandler). Nach der Identifikation der Bandscheibe wird der Stichkanal für die Kontrastmitteleinspritzung mit einem Lokalanästhetikum betäubt. Anschließend erfolgt der Zugang zum Bandscheibenraum mit einer dünnen Nadel (Kanüle). Der Stichkanal zur Punktion der Bandscheiben an der Lendenwirbelsäule verläuft schräg vom hinteren Beckenkamm aus. Dies wird trotz lokaler Betäubung von vielen Patienten als unangenehm erfahren. Der Narkosearzt (Anästhesist) kann in diesem Fall über die Vene ein Schmerzmittel verabreichen. Die Platzierung der Nadel im Bandscheibenraum erfolgt wiederum unter Röntgenkontrolle. Dann wird das Röntgenkontrastmittel in die Bandscheibe gespritzt.
Problematisch an der Diskographie ist die Subjektivität der Schmerzdifferenzierung durch den Patienten. Der Arzt kann die Angabe des Patienten nicht objektiv überprüfen und muss sich auf dessen Beurteilungsvermögen verlassen. Aus diesem Grund wird von einigen Ärzten die Bedeutung dieses Verfahrens angezweifelt.
Komplikationen nach einer Diskographie treten sehr selten auf. Theoretisch sind Nachblutungen möglich durch die Verletzung von Blutgefäßen im Verlauf der Punktionsrichtung. Auch die Verletzung einer Nervenwurzel durch die Nadel ist theoretisch möglich. Durch anatomische Kenntnisse des Arztes und aufgrund der kontinuierlichen Positionskontrolle der Nadel während der Punktion ist das Risiko aber sehr gering. Trotz sorgfältiger Desinfektion können Keimverschleppungen (Bakterien) in den Bandscheibenraum nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Eine unbekannte Kontrastmittelallergie kann, wie bereits erwähnt, zum allergischen Schock führen.
Eine Übersicht aller Untersuchungsmethoden, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter: Diagnostik A - Z