Bänder der Wirbelsäule

Die Wirbel sind durch eine Vielzahl von Bändern verbunden, welche zum einen der Stabilisierung und zum anderem der Bewegung dienen.

Die Bänder der Wirbelsäule

Einleitung

Die Gesamtheit der Bänder der Wirbelsäule wird Bandapparat genannt. Auf Grund der hohen Anzahl an Wirbeln existieren zahlreiche Bänder der Wirbelsäule. Der Bandapparat hat speziell an der Wirbelsäule zahlreiche Aufgaben zu erfüllen, da die Bewegungsmöglichkeiten des Körpers unter keinen Umständen vermindert werden sollen. Zu diesen Bewegungen zählt die Rotation, eine seitliche Neigung in beide Richtungen und die Neigung nach vorne und hinten.
Gleichzeitig soll der Bandapparat der Wirbelsäule allerdings auch Stabilität verleihen, den aufrechten Stand ermöglichen und vor unnatürlichen Bewegungen schützen.
Außerdem muss man bei der Wirbelsäule zwischen den Bändern der Halswirbelsäule, des Steißbeins und der restlichen Wirbelsäule unterscheiden. Denn im Kopf-Hals-Bereich werden weitere Anforderungen an den Bandapparat gestellt und im Bereich des Steißbeins liegt ein sehr starker Bandapparat vor, der nahezu jede Bewegung unterdrückt.

Ein Überblick über die Bänder der Wirbelsäule

Ein bekannter Anteil der Bänder der Wirbelsäule ist der Discus intervertebralis, die so genannte Bandscheibe. Diese befindet sich zwischen allen Wirbelkörpern und dient als Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Den restlichen Bandapparat teilt man in Wirbelkörperbänder und Wirbelbogenbänder ein. Die Einteilung erfolgt anhand des anatomischem Aufbaus der einzelnen Wirbel.

Die Wirbelbögen schließen sich hinten an die Wirbelkörper an und bilden mit diesen einen Hohlraum, der das Rückenmark enthält. An den Wirbelbögen befinden sich zwei Querfortsätze und ein Dornfortsatz, der nach hinten herausragt. Insgesamt existieren zwei Wirbelkörperbänder: das Ligamentum longitudinale anterius (vorne am Wirbelkörper) und das Ligamentum longitudinale posterius (hinten am Wirbelkörper). Diese verlaufen grob gesagt von der Schädelbasis bis zum Steißbein und verstärken die Wirbelsäule vorne und hinten. Zu den Wirbelbogenbändern zählen die Ligamenta flava, die Ligamenta interspinalia, das Ligamentum supraspinale, das Ligamentum nuchae und die Ligamenta intertransversaria.

  • Ligamenta flava: bestehen aus elastischen Fasern und verlaufen zwischen allen Wirbelbögen her; sie stellen die Wand des Wirbelkanals dar
  • Ligamenta interspinalia: verlaufen zwischen allen Dornfortsätzen der Wirbelbögen und verbinden diese miteinander
  • Ligamentum supraspinale: zieht als einzelnes Band vom Steißbein bis zum siebten Halswirbel und geht von dort in das Ligamentum nuchae über
  • Ligamentum nuchae: stellt einen fließenden, verbreiterten Übergang dar und endet am Hinterhaupt
  • Ligamenta intertransversaria: verlaufen einzeln zwischen den Querfortsätzen der Wirbel und stabilisieren die Wirbelsäule in seitlicher Richtung sowie bei Rotation

Der Bandapparat der Halswirbelsäule umfasst weiterhin die Membrana atlantooccipitalis posterior, die Membrana tectoria, das Ligamentum crucifome atlantis, die Ligamenti alaria, das Ligamentum atlantooccipitale laterale und das Ligamentum apicis dentis. Diese Bänder verlaufen alle jedoch sehr komplex.

Weitere Informationen finden Sie hier: Anatomie der Wirbelsäule

Überdehnte Bänder der Wirbelsäule

Eine Überdehnung der Bänder der Wirbelsäule entsteht durch übermäßige Bewegungen, zum Beispiel in Folge eines Unfalls oder als Folge unnatürlicher Bewegungen. In jedem Fall ist hierfür eine große Kraft notwendig, da die Bänder in der Regel sehr stabil sind und nicht so leicht zu verlängern sind.
Die häufigsten Ursachen für eine Überdehnung ist eine ruckartige Bewegung bei einem Verkehrsunfall oder einem Sturz oder das falsche Durchführen von Sportübungen. Die Symptome, die damit einher gehen, reichen von einem generellen Gefühl der Instabilität über eine vermehrte Beweglichkeit bis zu andauernden Rückenschmerzen.

Um schwerwiegenden Spätfolgen wie einer Beteiligung des Rückenmarkes vorzubeugen, sollte man sich in ärztliche Behandlung begeben. Ist dies nicht möglich, sollte man sich zumindest eine Zeit lang schonen. Dies können mehrere Tage oder auch wenige Wochen sein. Dadurch kann sich der Bandapparat regenerieren und die Stabilität wird verbessert.

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Entzündung der Bänder der Wirbelsäule

Die Bänder der Wirbelsäule können ebenfalls von einer Entzündung betroffen sein. Solch eine Entzündung kommt jedoch vergleichsweise selten vor. Anders als bei einer Überdehnung der Bänder kommt es bei einer Entzündung allerdings als Spätfolge zu einer Versteifung der Wirbelsäule. Hierfür kommen im Allgemeinen zwei Ursachen in Frage.

  • Auf der einen Seite kann ein so genannter Morbus Bechterew der Auslöser sein. Dies ist eine Autoimmunerkrankung, welche dem rheumatischen Formenkreis angehört. Bei dieser Erkrankung sind vor allem die unteren Anteile der Wirbelsäule und das Gelenk zwischen Becken und Wirbelsäule, das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk, betroffen. Mit zunehmender Krankheitsdauer kommt es zu einer Beugung der Wirbelsäule. Durch entzündliche Prozesse in den Wirbelgelenken und auch den umliegenden Bändern der Wirbelsäule kommt es zu einer kompletten Versteifung der gesamten Wirbelsäule. Die Erkrankung äußert sich in frühen Stadien meist durch nächtliche Rückenschmerzen und verläuft schubweise und kann in späten Stadien zu Atemproblemen führen. Der Arzt behandelt einen Morbus Bechterew mit entzündungshemmenden Medikamenten.
  • Auf der anderen Seite kann eine Entzündung der Wirbelkörper, die sich zuerst auf die Bandscheiben und später auf den Bandapparat ausbreitet, der Grund sein. Diese Entzündung der Wirbelkörper und der Bandscheibe wird Spondylodiscitis genannt. Diese Erkrankung hat meist einen lokalen Ursprung.

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Rückenschmerzen

Rückenschmerzen treten bei einem Großteil der Bevölkerung in Industriestaaten auf. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind jedoch zahlreich und können von sehr banalen bis hin zu schwerwiegenden Gründen reichen. Die Bänder können ebenfalls Ursache dieser Schmerzen sein. Wie bereits erwähnt, kann eine Überdehnung im Zusammenhang mit Schmerzen stehen.

Eine akute oder chronische Entzündung kommt dafür ebenso in Frage. Die häufigste Ursache für Rückenschmerzen liegt jedoch in der falschen Belastung der Muskulatur und ungenügendem Training dieser.

Dadurch kommt es unter Anderem zu einer Verkürzung von Muskeln und Bändern des Rückens und der Brust- und Bauchmuskulatur. Vor allem Menschen, die tagsüber lange Zeit sitzen oder mit gebeugtem Oberkörper ihrer Arbeit nachgehen, sind für Rückenschmerzen prädestiniert. Dem kann man mit ausreichendem und abwechslungsreichen sowie gezieltem Training vorbeugen. Außerdem sollte tagsüber auf die Haltung geachtet werden und genügend Bewegung in den Tagesablauf eingeplant werden. Dadurch gelangen Bänder und Muskulatur zurück zu Normallänge und die Schmerzen werden gelindert oder verschwinden komplett. Neben diesem Grund können auch andere Vorgänge Rückenschmerzen verursachen. Dazu zählen Muskelverspannungen nach dem Heben schwerer Gegenstände, Bandscheibenvorfälle, altersbedingte Brüche von Wirbelkörpern, Osteoporose oder Verschleißerscheinungen, aber auch eine Einklemmung eines Nervs, ein Tumor und vieles mehr. Sollten die Schmerzen länger bestehen und nicht von Bewegung abhängig sein, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.06.2018 - Letzte Änderung: 25.07.2023