Kommt es zu einer Azidose so werden zunächst zahlreiche Puffersysteme aktiv bevor es zu schwerwiegenden Symptomen kommt. Symptome können unter anderem eine vertiefte Atmung, Luftnot, gesteigerter Harndrang, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, sowie Herzrhythmusstörungen sein.
Bei einer Azidose handelt es sich um eine Verschiebung des pH-Wertes im menschlichen Blut. Der pH-Wert gibt das Gleichgewicht von Säuren und Basen im Körper an. Im Regelfall ist der Säure-Basen-Haushalt des Körpers relativ ausgeglichen, nur leicht basisch. Ein absolut neutraler pH-Wert liegt bei 7, der des menschlichen Blutes im Regelfall bei 7,35-7,45. Azidose bedeutet hierbei eine Verschiebung in den sauren Bereich, also eine Erniedrigung des pH-Wertes. Schon leichte Verschiebungen der Nachkommastelle können erhebliche Auswirkungen auf den Körper haben. Der Säure-Basen-Haushalt muss deshalb vom Körper konstant ausgeglichen und angepasst werden mithilfe der Atmung, des Stoffwechsels, der Verdauung und der Ausscheidung. Entstehen kann die Azidose auf dem gleichen Weg, wenn eines der Regulationsmechanismen des Körpers, zum Beispiel die Atmung, ausfällt.
Die Symptome hängen vom Schweregrad der Azidose ab. Eine minimale Verschiebung zum sauren Bereich kann der Körper über seine zahlreichen Puffersysteme und Regulationsmechanismen ausgleichen. Erst schwerwiegendere Verschiebungen können sich im Stoffwechsel und als körperliche Symptome bemerkbar machen. Dazu gehören:
Blaue Lippen sind ein Zeichen für einen Sauerstoffmangel. Ist eine Versorgung des Körpers mit Sauerstoff nicht ausreichend gewährleistet, nimmt das Blut eine deutlich dunklere Farbe an. Dies macht sich insbesondere an den Lippen aber auch an Fingern und Füßen in Form von einer bläulichen Färbung der Haut bemerkbar. Der Sauerstoffmangel ist eine mögliche Ursache der Azidose. Dahinter kann ein Problem der Atmung stecken. Ist die normale Atmung verhindert, kommt es nicht nur zu einem Sauerstoffmangel sondern auch zu einer Anreicherung schädlicher Stoffe, die über die Ausatemluft ausgeschieden werden. Dadurch kann sich im Blut CO2 ansammeln, welches sauer ist und den pH-Wert des Blutes verschieben kann.
Atemnot ist ein typisches Symptom einer nicht kompensierten Azidose. Dabei muss nicht zwingend ein Sauerstoffmangel vorliegen. Sowohl bei einer metabolischen Ursache, als auch einem Problem der Atmung als Grund für die Azidose im Blut kann es zur Atemnot kommen. Typischerweise kommt es zur sogenannten „Kussmaul-Atmung“, einer geräuschvollen und tiefen Atmung, die bewirkt, dass vermehrt CO2 abgeatmet wird, um den pH-Wert im Blut zu erhöhen. Deutlich verringerte CO2-Werte bei normalem Sauerstoffgehalt im Blut sprechen für diese Form der Hyperventilation.
Eine Möglichkeit des Körpers, die überschüssige Säure im Körper auszuscheiden, findet über die Niere statt. Über das Nierensystem können gezielt saure Moleküle gebunden und ausgeschieden werden. Dadurch kann sich auch das gesamte Harnvolumen erhöhen. Der gesteigerte Harndrang spricht in diesem Fall für ein gesteigertes Harnvolumen als akute Reaktion auf die Übersäuerung des Körpers.
Eine Bewusstseinsstörung stellt ein absolutes Warnsignal bei Vorliegen einer Azidose dar. Die Azidose verursacht im gesamten Körper metabolische Prozesse zum Ausgleich des Säureüberschusses. Dazu gehören zahlreiche Puffersysteme und eine gesteigerte Ausscheidung potentiell saurer Substanzen über die Atmung und die Niere. Diese Stoffwechselprozesse können mit einem erheblichen Flüssigkeitsmangel einhergehen. Im schlimmsten Fall entsteht durch die erhöhte Wasserausscheidung und die Verschiebungen des Säure-Basen-Haushaltes ein Volumenmangelschock mit Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. Wichtig zur Behandlung der Bewusstseinsstörung ist, zunächst die Ursache zu ermitteln. Auch ein Problem der Atmung kann hinter der Bewusstseinsstörung stecken und gleichzeitig die Azidose auslösen. Die Bewusstseinsstörung entsteht in diesem Fall durch einen Sauerstoffmangel.
Auch Müdigkeit kann auf eine Bewusstseinsstörung hindeuten und ein Warnsymptom bei einer akuten Azidose sein. Die zahlreichen körperlichen Reaktionen auf die Verschiebung des Säure-Basen-Haushaltes gehen weiterhin mit einem erheblichen Energieaufwand einher. Der zusätzliche Flüssigkeitsmangel kann bei dem Patienten eine starke Müdigkeit verursachen. Durch die Stoffwechselprozesse, die im Körper zur Pufferung der Azidose einsetzen, fallen mitunter giftige Stoffwechselprodukte an, die im Körper weitere Symptome wie Übelkeit, Müdigkeit und Erbrechen auslösen können. Insgesamt spricht die Müdigkeit für ein akut behandlungsbedürftiges Geschehen.
Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom einer Azidose und typisch für ein Problem der Atmung. Eine eingeschränkte Atemfunktion führt zunächst zu einem Sauerstoffmangel mit neurologischen Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen. Der Sauerstoffmangel kann im gesamten Körper zu Fehlfunktionen und Müdigkeitserscheinungen führen. Weiterhin entsteht durch die reduzierte Atmung ein CO2-Überschuss, welcher nicht ausreichend abgeatmet werden kann.
Das Koma ist die Extremvariante der Azidose und stellt ein lebensgefährliches Symptom dar. Leichte Azidosen können vom Körper gut ausgeglichen und gepuffert werden. Erst wenn die Regulationsmechanismen des Körpers versagen, kommt es zur Ausbildung von Symptomen. Eine Bewusstseinsstörung mit Koma zeigt an, dass die körpereigenen Mechanismen die schwere Azidose nicht ausgleichen können. In der Folge kommt es zu schweren Flüssigkeitsverlusten mit Schock und zur Anreicherung giftiger Stoffwechselprodukte, die nicht rechtzeitig ausgeschieden werden können. Ein azidotisches Koma ist häufig im Rahmen einer Diabeteserkrankung vom Typ I vorzufinden.
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Ein Mundgeruch ist sehr typisch bei einer fortgeschrittenen Azidose, die mit schweren Stoffwechselentgleisungen einhergeht. Typischerweise riecht die Ausatemluft dabei nach Aceton, wie in Nagellackentfernen enthalten. Oft wird der Geruch auch mit vergorenem Obst assoziiert. Typischerweise entsteht der Mundgeruch auch bei diabetischen Entgleisungen. Zugrunde liegt ein Energiemangel des Körpers in Folge von Insulinmangel oder Hunger- und Fastenzuständen. Der Mundgeruch ist ein wichtiges Warnsignal, welches mit schweren Bewusstseinsstörungen und Koma einhergehen kann.
Bluthochdruck ist im Rahmen einer Azidose sehr untypisch. Im Allgemeinen kommt es über verschiedene Stoffwechselprozesse zu einer Reduktion der Herzleistung. Die Herzaktivität wird heruntergefahren, was sich in einem erniedrigten Puls und einem niedrigen Blutdruck äußert. Durch die reduzierte Herzaktivität kann es am Herz sogar zu gefährlichen Überleitungsstörungen mit Herzrhythmusstörungen kommen.
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Auch auf das Herz wirkt sich die Azidose erheblich aus. Die veränderte Stoffwechsellage bewirkt an den Kanälen der Herzmuskelzellen Veränderungen, die zu einer Abnahme der Herzaktivität führen. Ihre genauen Wirkungen am Herzen sind negativ „dromotrop“ und negativ „inotrop“. Das bedeutet, dass sowohl die Herzkraft, als auch die Erregungsüberleitung gesenkt wird. Das kann mitunter gefährliche Ausmaße annehmen, wenn es durch die gesunkene Überleitung zu einer starken Verlangsamung des Herzschlags kommt. Eine langsame Herzrhythmusstörung kann die Folge sein.
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