In diesem Artikel geht es um die Zahnhalsentzündung. Es werden zunächst die Ursachen, Diagnose sowie Symptome besprochen. Daraufhin werden verschiedene Behandlungsansätze vorgestellt und die Dauer der Erkrankung.
Eine Zahnhalsentzündung beschreibt den Zustand, wenn sich primär auf der Außenseite der Zähne das Zahnfleisch zurückzieht, sodass Teile der Zahnwurzel sichtbar werden.
Mit diesem Zustand geht eine Kälte- und Schmerzempfindlichkeit einher, da die sensiblen Bereiche, die unter dem Zahnfleisch liegen, nun ungeschützt sind. Die Ursachen für diese Symptomatik sind multipel, weshalb die Diagnose schwierig ist.
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Der Mechanismus, der einer Zahnhalsentzündung zugrunde liegt, ist durch den im Volksmund genannten freiliegenden Zahnhals bedingt. Das Zahnfleisch liegt normalerweise der Zahnkrone an.
Durch den Zahnfleischrückgang nach oben über die Schmelz-Zement Grenze liegt der Zement oder das Dentin an der Oberfläche. Diese Substanzen sind nicht so robust aufgebaut wie der Schmelz. An der Oberfläche liegen Dentin Kanälchen, die Reize jeglicher Art sofort an das Zahnbein mit den Nerv- und Blutgefäßen weitergeben. Die Reize, die nun direkt an die Kanäle gelangen, werden normalerweise durch Zahnfleisch oder Schmelz abgeschwächt. Daher treten die stark schmerzempfindlichen Reaktionen auf Kälte oder Hitze auf, die sehr unangenehm sind.
Für diesen Zustand gibt es verschiedene Ursachen. Die häufigste ist dabei ein zu druckvolles Zähneputzen. Die Patienten Schrubben dabei seitlich mit den Borsten zu stark, sodass das Zahnfleisch sich auf diesen Reiz hin zurückzieht. Bei Rechtshändern ist dabei meist die linke Seite betroffen, bei Linkshändern die rechte, da dort das Putzen am leichtesten fällt.
Eine weitere Ursache ist eine Zahnfleischentzündung, durch die das Zahnfleisch anschwillt und sich dadurch über die Schmelz- Zement- Grenze nach oben zieht.
Die Erkrankung Bruxismus, das so genannte Knirschen, das heutzutage jeden zweiten Deutschen betrifft, ist ebenfalls ein Grund für die Symptomatik. Durch den übermäßigen Druck und das Pressen sprengen die dünnen Zahnhälse ab und es bilden sich keilförmige Zahnhalsdefekte . Dabei liegt das Dentin frei und gibt die Reize ungehindert und in voller Stärke an die Pulpa, was zu Schmerzen führt.
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Bereits für den Betroffenen selbst sind die Veränderungen am Zahn im Spiegelbild sichtbar. An der Außenseite der Zähne findet sich bei der Ursache des Knirschens keilförmige Kerben, die das Dentin freilegen. Das Dentin wirkt gelblicher als der Schmelz, weshalb er sich farblich gut abhebt.
Weiterhin leidet der Patient besonders morgens nach dem Aufwachen an Schmerzen des Kiefergelenks, oder starken Verspannungen der Kaumuskulatur im Gesicht, die sich hart anfühlen. Auch ein Knacken des Kiefergelenks kann ein Hinweis für die Ursache der Schmerzen sein. Das passiert überwiegend bei Patienten, die im Moment eine anstrengende Alltagssituation haben oder unter Problemen leiden, denn Stress begünstigt Knirschen.
Bei Zahnhalsentzündungen durch eine falsche Putztechnik tritt der Schmerz überwiegend beim Putzen auf. Die betroffene Region ist bei Berühren mit den Borsten der Zahnbürste bereits schmerzhaft. Weiterhin ist das Zahnfleisch nicht blassrosa, sondern errötet und nach oben gewandert. Kalte und warme Speisen sind für den Betroffenen an der Stelle nur kaum tolerierbar.
Bei generalisierten Zahnfleischentzündungen, die die Problematik auslösen, ist das gesamte Zahnfleisch wulstig geschwollen und feuerrot. Das Berühren mit einer Zahnbürste erzeugt überall Beschwerden. Weiterhin wird durch die Nutzung von Zahnseide und Interdentalbürsten sofort eine Irritation und vermehrte Blutungen ausgelöst.
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Die Schmerzen bei einer Zahnhalsentzündung sind dabei je nach Ursache unterschiedlich. Gemeinsam haben jedoch alle Ursachen, dass die Empfindlichkeit auf thermische Reize, primär auf Kälte, stark erhöht ist, sodass kalte Speisen und Getränke kaum erträglich sind, da regelrecht ein ziehender Kälteschmerz ausgelöst wird.
Säurehaltige Lebensmittel wie Säfte und verschiedene Gemüsesorten begünstigen das Auftreten von Schmerzen, da sie direkt das Dentin angreifen.
Bei Bruxismus als Leitursache treten darüber hinaus morgens Verspannungen, Kiefergelenksbeschwerden und Knacken auf.
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Diagnostisch ist das Zahnfleisch an den betroffenen Stellen errötet und beim Betasten stark empfindlich. Zähneputzen ist an den Stellen aufgrund der Symptomatik kaum möglich.
Der Zahnarzt überprüft an den Zähnen die Vitalität mit einem Kältetest. Dabei wird Kältespray auf einen Watteträger gegeben und an den Zahn gehalten. Bei Zahnhalsentzündung reagiert der Zahn verstärkt auf die Kälte. Für den Patienten kommt es einem schmerzhaften ziehenden Schmerz nah. Röntgenologisch ist dabei nichts Auffälliges zu sehen, weshalb kein Röntgenbild für diese Diagnostik hinzugezogen wird.
Bei Bruxismus als Ursache sind überall an der Außenseite der Zähne keilförmige Defekte vorhanden und starke Schlifffacetten auf den Kauflächen vorhanden.
Bei Putzdefekten ist die Symptomatik nur auf einer Seite sichtbar.
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Bei Putzdefekten kann es bereits helfen eine neue Zahnbürste zu kaufen, da die alte bereits ausgefranst ist, oder auf eine weiche Zahnbürste umzusteigen. Weiterhin ist auch eine elektrische Zahnbürste mit Drucksensor oder eine Ultraschallzahnbürste ratsam, da hier entweder gar kein Druck verwendet wird, oder der Patient genau erlernen kann, wie viel Druck noch gesund für die Zähne ist.
Als Soforthilfe gibt es auch schmerzlindernde Zahncremes, die die Dentinkanäle kurzweilig verschließen und dadurch die Beschwerden temporär lindern.
Langfristig kann dabei nur der Gang zum Zahnarzt helfen, der durch Füllungstherapien oder Bindegewebstransplantate den „nackten“ Teil des Zahnes wieder abdeckt und die Beschwerden so dauerhaft lindert. Füllungen an den Zahnhälsen halten allerdings in der Regel schlecht und werden durch die ständige Belastung mit der Nutzung von der Zahnbürste oft schnell abgeschrubbt. Daher ist das Bindegewebstransplantat die langlebigere Therapieform.
Bei Beschwerden durch Bruxismus kann der Patient selbstständig kaum eine Besserung erzielen. Das Massieren von der angespannten Kaumuskulatur kann Verspannungen lösen und geringfügig helfen, allerdings können die Kiefergelenksbeschwerden nur durch eine professionelle Schienentherapie langfristig gelindert werden.
Bei Zahnhalsentzündungen, die generalisiert sind, hilft eine gründliche Mundhygiene und eine konzentrierte Therapie mit Chlorhexidindigluconat, um die Bakterien in der Mundhöhle zu bekämpfen.
Lesen Sie mehr hierzu: Knirscherschiene
Der Zahnarzt agiert je nach Ursache und Größe des Defektes anders. Generalisierte Zahnfleischprobleme werden mit einer professionellen Zahnreinigung und einer Intensivtherapie mit Chlorhexidindigluconat behandelt, bei der zwei Wochen lang morgens und abends mit dem 0,2% haltigen Präparat gespült wird und so schnell eine Linderung einsetzt.
Bei Beschwerden durch Bruxismus wird eine Knirscherschiene angefertigt, um die keilförmigen Defekte nicht weiter zu vergrößern. Diese werden mit einer Füllungstherapie gedeckt. Bei Muskel- und Gelenkproblemen kann zusätzlich noch spezielle Physiotherapie helfen.
Bei kleinflächigen Putzdefekten agiert der Zahnarzt meist passiv. Zum Verschluss der Dentinkanäle wird eine Versiegelung aufgetragen, die etwa alle drei bis sechs Monate wiederholt wird. Bei größeren Defekten wird ebenfalls versucht eine Füllung zu legen und den Defekt damit abzudecken.
Sollte die Problematik immer wiederkehren, setzt der Zahnarzt ein Bindegewebstransplantat ein, bei dem mit dem Gewebe aus dem Gaumen der Zahnhalsdefekt abgedeckt wird und das Zahnfleisch miteinander vernäht wird. Das Transplantat wächst im Idealfall so ein, dass der empfindliche Bereich nicht mehr zu sehen ist.
Weitere Informationen finden Sie hier: Wann brauche ich eine Zahnhalsfüllung?
Hausmittel können bei Zahnhalsentzündungen nur helfen, wenn eine Zahnfleischentzündung oder ein Zahnputzdefekt zugrunde liegt.
In diesem Fall kann mit Kräuter Spülungen wie Kamille oder Salbei eine temporäre Linderung durch die antibakterielle Wirkung erzielt werden. Auch das Einlegen eines Wattebauschs eingetränkt mit Nelkenöl oder Myrrhetinktur kann zeitweise Beschwerden verbessern.
Langfristig kann allerdings kein Hausmittel helfen und nur die zahnärztliche Behandlung lindert langfristig die Beschwerden. Generell sollte versucht werden auf reizende Speisen mit viel Säure oder Schärfe zu verzichten, um die betroffenen Stellen nicht zusätzlich zu beanspruchen. Auch aufhellende Zahnpasta mit grobkörnigen Partikeln sind durch den abtragenden Effekt zu vermeiden.
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Die Dauer einer Zahnhalsentzündung variiert.
Bei Putzdefekten kann mit dem Wechsel einer neuen Zahnbürste oder dem Umstieg auf eine weichere Bürste bereits eine Linderung erzielt werden, während bei Beschwerden durch Bruxismus auf Dauer eine Knirscherschiene getragen werden muss, damit die Problematik nicht immer wieder zurückkehrt.
Bei starken Sensibilitätssteigerungen helfen Schutzlacke und Füllungen meist nur temporär, sodass langfristig nur durch ein Bindegewebstransplantat Heilung erzielt werden kann.
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